vor ein paar Tagem kam eine Freundin von einer Reise mit ihrem Lebensgefährten, anlässich ihres 50zigsten Geburtstag zurück und meinte." weißt du hier hört man nur jammern und klagen und dabei geht es uns immer noch besser, als in dem Land aus dem ich gerade herkomme. Die Menschen dort, sind fröhlich und zufrieden."
Viel Spaß beim Lesen!
Reichtum:
Fluch oder Segen ?
Diese Geschichte kann in jedem
Land spielen, in dem die Schere zwischen arm und reich sehr groß
ist.
Leise betrat die Dame die
Kirche setzte sich ganz vorne in die erste Bank. Sie war nicht mehr
ganz jung, denn durch ihr volles kastanienbraunes Haar zogen sich
schon einige graue Strähnen.
Obwohl sie den Zenit ihres
Lebens bereits überschritten hatte war ihr Gesicht faltenlos. Die
elegante Kleidung und die kostbaren Ringe an ihren gepflegten Hände
ließen auf Reichtum schließen.
Doch ihre Augen, die durch die
Kirche wanderten, waren traurig.
Ein alter weißhaariger Mann
kam aus der Sakristei und direkt auf sie zu.
“Darf ich mich zu ihnen
setzen?“
Die
Dame sah in die gütigen blauen
Augen und nickte.
Eine Weile saßen sie
schweigend nebeneinander. „Wollen sie mir nicht anvertrauen, was
sie bedrückt? Manchmal tut es gut, wenn man sich seinen Kummer von
der Seele redet.“
Ludwina, die schon lange das
Vertrauen zu den Menschen verloren hatte, schüttete diesem
freundlichen alten Mann ihr Herz aus. Erzählte ihm von ihrer
einsamen Kindheit reicher Eltern, die ihr zwar alles schenkten was
sie wollte, Dinge die oft überflüssig waren. Doch niemals
hatten sie Zeit für sie. Als sie schulpflichtig wurde schickten ihre
Eltern sie in ein teures Internat und nach dem Abitur wurde sie in
die Gesellschaft eingeführt. Ausgehungert nach Liebe wie sie war,
fiel sie auf den ersten Heiratsschwindler herein. Nach der Trennung
begann sie zu reisen und stürzte sich in das oberflächliche
Gesellschaftsleben.
Und nun saß sie hier und
dachte über ihr leeres verpfuschtes Leben nach. Und sie hatte
festgestellt, dass Reichtum ein Fluch ist.
Der alte Mann schüttelte
lächelnd den Kopf. „Niemand kann bestimmen in welche Verhältnisse
er hineingeboren wird.
Aber wir alle können
bestimmen welchen Weg wir gehen. Reichtum kann auch ein Segen sein.
Kommt mit!“
Er nahm sie an der Hand und
führte sie aus der Kirche, vorbei an den wunderschönen Hotels und
Anlagen, die für die Touristen gebaut sind. Je weiter sie gingen
umso grauer wurden die Häuser bis sie eine Gasse betraten und
Ludwina unwillkürlich stehen blieb. Was sie sah kam ihr vor wie der
Vorhof zur Hölle. „Wo sind wir hier?“ flüsterte sie.
„Das ist das Elendsviertel,
gut versteckt vor den Touristen. Ein Schandfleck des Ortes. Wie viel
Segen könnten sie hier mit ein wenig Geld schon bringen.“
Erschüttert sah die Dame
sich um. Not und Elend waren hier spürbar und der entsetzliche Geruch,
den sie wahrnahm, raubte ihr fast den Atem
Nun hatten die Kinder die
schöne reiche Dame entdeckt. Mit ausgestreckten Händen kamen sie
bittend auf sie zu. Das Gemurmel wurde
immer lauter und Ludwinda stieß einen Schrei aus.
Eine Hand rüttelte an ihrer
Schulter. „Entschuldigen sie, ich wollte sie nicht erschrecken,
aber sie sind eingeschlafen und gleich beginnt die Messe.“
Verwirrt sah die Dame den
jungen Priester, der vor ihr stand, an. “Wo ist der alte
weißhaarige Priester?“
„Ich bin der einzige
Priester hier, mein Vorgänger hatte weiße Haare, aber er ist
letztes Jahr verstorben.“
„Dann habe ich wohl
geträumt,“ murmelte Ludwina.
„Oft schickt uns Gott
Träume, um uns den Weg zu weisen.“
„Da
haben sie wohl Recht!“ Die Augen der Dame blitzten, die Traurigkeit
ist verschwunden. Sie öffnete ihre Tasche und holt das Scheckbuch
heraus. Mit einem fröhlichem Lächeln füllte sie einen Scheck aus
und drückt ihn dem jungen Mann in die Hand. „Kümmern sie sich um
das Elendsviertel!“ Dann verließt
sie mit beschwingten Schritten die Kirche.
Zwei
Kinder gingen
mit langsamen müden Schritten den mit Bäumen gesäumten Weg
entlang.
Das
etwa vierjährige Mädchen jammerte.
„Konrad
, ist es noch weit, ich bin soooo müde und meine Füße tun mir
weh.“
„Nein
Veverl, siehst du da vorne ist schon das Haus zu sehen“ tröstete
sie ihr zehnjähriger Bruder.
Die
letzten Schritte mehr stolpernd als gehend
erreichten
sie die schöne weiße Villa.
Der
Junge klingelt.
Eine Frau mit kastanienbraunen Haaren, die von
einigen grauen Strähnen durchzogen sind, öffnete
die Tür, im Hintergrund war
das fröhliche Lachen von Kindern zu hören. „Guten Tag, ist das
hier das Haus Sonnenschein?“ fragte
Konrad. Die Dame lächelte
sie liebevoll an.
„Ja
kommt herein, hier seid ihr richtig.“
Haus
Sonnenschein, ist das erste Gebäude eines großen Projekts, das es
sich zur Aufgabe gemacht hat, die Not in der Welt, besonders die der
Kinder, zu lindern.
©
Lore Platz (2021)