Sonntag, 21. Dezember 2025

21 Herr Oskar und der traurige Weihnachtsbaum


 

Theodor Storms Tipp für einen prächtigen Weihnachtsbaum:

Man gehe an einem schönen Dezembertag ins Freie und suche sich einen Lärchentannenzweig, der wohl mit feinen Knötchen und etlichen Zapfen besetzt ist, kaufe sich Schaumgold, setze sich mit guten Weihnachtsgedanken und entsprechender Zeit und Geduld dazu und vergülde ihn überall und in allen seinen Ausläufen, und stecke ihn dann in das dichte Tannengrün des Weihnachtsbaumes, und man wird geheimnisvolle Märchenstimmung fühlen.“

(Brief von Theodor Storm an Erich Schmidt vom 29.12.1877)

 

 


(c) L.P


 

Herr Oskar und der traurige Weihnachtsbaum


Herr Oskar sieht sich vergnügt um.

Seit Tagen schon lässt Frau Holle die Schneeflocken auf die Erde rieseln und hat den Wald in eine weiße flauschige Decke gehüllt.

Klein Oskar, Bruno und Bellinda toben jauchzend durch den Schnee und bewerfen sich mit Schneebällen.

Katrin klettert nach vorn und sieht stillvergnügt ihren Kindern zu.

Danke auch Herr Oskar, dass sie Frau Eule das Versprechen abgenommen haben uns in Ruhe zu lassen.“

Gerne doch Frau Katrin, möchte ja meine Familie nicht verlieren,“ schmunzelt Oskar, „ aber trotzdem wäre es geraten nachts hier drinnen zu bleiben, denn die Augen von Frau Eule sind sehr schlecht.“

Frau Katrin lacht: „Schön, dass sie uns zu ihrer Familie zählen, überhaupt ist mein Leben nur noch wunderbar seit ich sie getroffen habe.“

Herr Oskar schmunzelt, „ aber meines auch und die Kinder machen mir große Freude, aber wo ist denn Max?“

Frau Blaumeise hat ihm eine Nachricht von seinem Vetter, der Kirchenmaus gebracht.“

Ach ja die Vögel sind schon einige Zeit nicht mehr hier, sind doch nicht alle in den Süden geflogen?“

Nein, aber diejenigen, die hier überwintern sind näher zur Stadt gezogen, denn dort stellen die Menschen Vogelhäuschen mit Futter auf.“

Das ist aber nett! Herr Armin ist heute Morgen mit seinen Damen in den Wald gegenüber gegangen, da dort die Menschen Futterkrippen aufgestellt haben.“

 Miranda, das Eichkätzchen schlüpft durch das Fenster und seufzt:

Bin vor Hunger aufgewacht und wollte an meine Vorräte, habe aber wieder einmal vergessen wo ich sie vergraben habe.“

Herr Oskar lacht: „ Welch ein Glück, dass ich aufgepasst habe. Sehen sie da vorne die große alte Tanne? Darunter liegen ihre Nüsse.“

Danke, sie sind ein Schatz!“

Schmunzelnd beobachten sie wie Miranda zu graben beginnt, der Schnee fliegt nur so nach allen Seiten.

Neugierig sehen die drei Mäusekinder zu, wie nun eine Nuss nach der anderen zum Vorschein kommt.

Das Wasser läuft ihnen im Mund zusammen.

Miranda beginnt nun eine Nuss nach der anderen in ihren Kobel hoch oben im Baum zu tragen.

Die letzten zwei Nüsse aber knackt sie, sagt etwas zu den Kindern und verschwindet.

Das ist aber nett, sie hat den Kindern die letzten Nüsse geschenkt, ich werde mal nachsehen.“

Bald erscheinen die vier Mäuse gesättigt und zufrieden und klettern ins Auto.

Katrin trägt ein Stück der Nuss und meint:

Ich habe für Max ein Stück aufgehoben, der wird sicher Hunger haben nach der langen Reise.“

Gegen Abend kommt der Mäuserich dann nach Hause und verkündet freudestrahlend, dass Vetter Heinrich sie alle über Weihnachten eingeladen hat, denn nirgends wird dieses Fest so schön gefeiert wie in der Kirche.Auch er hat etwas für die Speisekammer mitgebracht, einen großen runden Keks, den er vor der Kirche gefunden hat.

Bald liegt die kleine Familie gesättigt und müde in der Höhle von Wolle unter dem Rücksitz und Herr Oskar träumt von früher. Der Duft des Weihnachtskeks erinnert ihn an seine erste Besitzerin, die mit Geschenken auf dem Rücksitz und einer Tüte dieser duftenden Kekse zu ihren Eltern gefahren ist.

Überall waren die Straßen geschmückt und auf dem Marktplatz stand ein leuchtender großer Tannenbaum und seine Besitzerin sang fröhlich die Lieder, die aus dem Radio erklangen mit.Das war schön!Mit einem Lächeln schläft Herr Oskar ein.

Ein bitterliches Weinen schreckt ihn aus seinem tiefen Schlummer.

Herr Oskar lässt seine vorderen Scheinwerfer leuchten, doch kann er niemand entdecken. Auch der frisch gefallene Schnee zeigt keine Spuren.

Da sieht er, dass an dem alten Tannenbaum, unter dem Miranda ihre Nüsse vergraben hatte, dicke große harzige Tränen den Stamm herunterrollen.

Herr Tannenbaum, warum weinen sei denn so schrecklich!“

Entschuldigen sie Herr Oskar, habe ich sie geweckt?

Aber diesen ganze Gerede über Weihnachten hat mich so traurig gemacht.Meine Großmutter hat mir einst erzählt, dass wir Tannenbäume eine große Bedeutung haben.

Wir werden auserwählt in den Stuben der Menschen zu leuchten am Geburtstag des Herrn Jesus.Kurze Zeit später wurde sie abgeholt und auch Jahre darauf mein Vater.

Doch dann starb der alte Herr, dem Wald gehört und seine Erben sind in alle Winde verstreut. Seitdem kümmert sich niemand mehr um diesen Wald und die Weihnachtsbäume werden gegenüber geholt.

Und ich bin der Einzige aus meiner Familie, der niemals zu Ehren des Christkindes leuchten wird. Es ist schon traurig!“

Wieder laufen die Tränen den Stamm hinunter.

Herr Oskar ist traurig und weiß nicht was er sagen soll. Gerade ist er wieder eingeschlafen, da klopft es an die Scheibe.

Herr Oskar öffnet das Fenster und Frau Eule schlüpft herein.

Schließen sie das Fenster,“ befiehlt sie.

Gehorsam lässt Herr Oskar die Scheiben nach oben gleiten. Frau Eule hat es sich inzwischen auf dem Sitz bequem gemacht.

Sehr gemütlich hier.

Ich habe das Gespräch zwischen ihnen und dem alten Tannenbaum mit angehört. Er steht schon seit vielen Jahrzehnten hier. Meine Großmutter kannte ihn schon und wusste nur Gutes zu berichten.

Und darum dachte ich, wir sollten ihm etwas schenken und seinen Wunsch erfüllen und aus ihm einen Weihnachtsbaum machen.“

Aber wie soll das denn gehen? Ach vielleicht die Elfen?“ Nein die schlafen doch im Winter unter der Erde bei den Wurzeln ihrer Blumen.

Aber in der Nähe ist das Wichteldorf und vor vielen Jahren hat der Tannenbaum den Sohn des Königs gerettet, als er von einem Fuchs gejagt wurde.

Das hättet ihr sehen sollen.

Mit seinem untersten Zweig hat er dem Fuchs so einen Schlag versetzt, dass der rückwärts einen Salto geschlagen hat und mit eingezogenem Schwanz davon schlich.“

Sie meinen also, dass die Wichtel den Baum schmücken können, aber ist er nicht zu hoch für sie?“

Die Wichtel sollen nur die Girlanden basteln und die Vögel werden sie dann um den Baum winden.“

Und ich will das Christkind überreden, dass es hier vorbeikommt!“

Max, der der Unterhaltung gelauscht hat kommt nun nach vorn, bleibt aber in sicherer Entfernung zu der Eule.

Kennst du denn das Christkind?“ fragt diese erstaunt.

Nein, aber mein Vetter, denn es kommt jedes Jahr zur Christmette in die Kirche, wo er wohnt.“

Gut dann werde ich morgen zu den Wichtel fliegen, lass mich bitte hinaus Oskar, bevor dein kleiner Freund noch vor Angst in die Hosen macht!“

Max schnaubt empört, die Eule grinst und verlässt mit rauschenden Flügel das Auto.

Und nun beginnt ein heimliches Wirken.

Alle Tiere sind inzwischen eingeweiht und freuen sich schon auf Hl.Abend und die große Überraschung für die Tanne.

Am Morgen des lang ersehnten Tages kommt Armin von Hohenwalde durch den Wald geschritten und trägt auf seinem Geweih viele bunte glitzernde Girlanden.

Neben ihm trippeln kichernd und schwatzend viele kleine Wichtel.

Vor dem alten Tannenbaum bleiben sie stehen.

Armin neigt sein Haupt und die Girlanden fallen in den Schnee.

Nachdem die Wichtel sie entwirrt haben kommen aus den umliegenden Bäumen die Vögel und winden sie um den alten Tannenbaum, der aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt.

Danke, danke!“ stammelt er nur immer wieder.

Armin von Hohenwalde aber erklärte ihm, dass sie heute Nacht sich alle hier zusammen finden werden, um gemeinsam den Geburtstag des Christkinds zu feiern.

Und so war es dann auch.

Sie versammeln sich unter dem Baum, der voller Stolz seinen schönen Schmuck trägt und der König des Waldes Armin erzählt die Weihnachtsgeschichte, wie er sie schon von seiner Mutter gehört hatte.

Dann singen sie Weihnachtslieder und auch Herr Oskar brummt mit.

Auf einmal erklingt ein liebliches klingeln und ein goldener Schlitten kommt herunter geschwebt.

Grinsend springen Max und seine Familie in den Schnee und das Christkind im goldenem Gewand tritt zu dem Tannenbaum und sagt mit lieblicher Stimme.

Ich habe gehört, dass es dein größter Wunsch war für mich an meinem Geburtstag zu leuchten. Dafür danke ich dir aus vollem Herzen.Und damit du auch wirklich leuchtest schicke ich dir meine Sterne vom Himmel:“

Es hebt die Hand und die Sterne fallen vom Himmel und setzen sich auf die Zweige und der Baum erstrahlt in einem hellen Licht.

Der alte Tannenbaum ist überwältigt vor Glück und stammelt nur immer wieder: „ Danke, danke!“

Das Christkind lächelt freundlich und meint:

Die Sterne werden bis zum Dreikönigstag bei dir bleiben, dann kehren sie zurück an den Himmel. Nun lebt wohl meine lieben Freunde.“

Der Schlitten erhebt sich und fährt zu den Wolken.

Unter dem Baum aber türmen sich Säcke voll mit den herrlichsten Dingen. Äpfel und Birnen, Heu und Hafer, Nüsse, Kastanien und Karotten, selbst an Speck und Käse für die Mäuse hat das Christkind gedacht.

Der alte Tannenbaum aber träumte noch viel Jahre davon, wie er einmal ein Weihnachtbaum sein durfte.

 

© Lore Platz 2.12.2014




Samstag, 20. Dezember 2025

20 Lila-Luna, Anneliese und der Schmetterling im Weihnachtsbaum

Denkt daran je kälter die Welt wird, umso mehr Liebe braucht sie, also fangt in eurer Umgebung an.
Liebe die man gibt, ist niemals verschwendet.

 

 


Lila-Luna, Anneliese und der Schmetterling 

im Weihnachtsbaum

 

Anneliese kehrt die letzten mit Reif überzogenen Blätter auf die Schaufel und leert sie in die Biotonne.

„Bi-bi bist du endlich fertig?“

Anneliese sieht sich um und entdeckt Lila-Luna die beide Arme um sich geschlungen auf dem untersten Ast des Kirschbaumes sitzt.

„Was machst du denn hier? Solltest du nicht schon längst unter der Erde zum Überwintern sein?

„Ja, aber ich möchte diesmal bei dir überwintern, aber nun lass uns schnell hingehen, bevor ich erfriere.“

Wenig später sitzt die kleine Elfe neben dem Ofen und allmählich hört sie auf zu zittern.

„Du hast mir soviel letztes Jahr von dem Weihnachtsfest erzählt, dass ich auch einmal eines erleben möchte.

Die Elfenkönigin hat es erlaubt, besonders weil du ihr letztes Jahr das Leben gerettet hast. Nur meinen Zauberstab durfte ich nicht mitnehmen, da sie nicht eingreifen kann, wenn ich mal wieder einen Fehler mache.“

Anneliese lacht. „Ist auch besser so, du würdest uns bestimmt in eine Klemme bringen.“

„Naja,“ dann muss die kleine Elfe aber auch lachen.

Das Telefon klingelt.

„Hallo Süße,“ hört sie ihre Mutter. „Bei uns ist der Teufel los, wir haben einige Notfälle herein bekommen und ich kann nicht früher nach Hause gehen.“

„Aber wir wollten doch heute zusammen in die Stadt fahren,“ meint Anneliese traurig.

„Morgen habe ich frei, dann holen wir es nach.“ „Wann kommst du nach 

Hause.“„Es kann spät werden.“ „Okay, dann bis heute Abend.“ 

Anneliese legt den Hörer auf.

 „Was ist los?“ fragt Lila-Luna, als sie das traurige Gesicht ihrer Freundin sieht.

„Mama kommt erst heute Abend nach Hause und wir wollten doch in die Stadt.“

„Warum gehen wir nicht zusammen.“

„Das ist eine gute Idee, dann kann ich auch gleich Mamas Weihnachtsgeschenk besorgen.“

„Was willst du denn deiner Mama schenken?“

„Den neuesten Krimi von J.D.Robb.“

„Hast du denn Geld?“ fragte die kleine Elfe, die wusste, dass ihre Freundin und deren Mutter nicht sehr reich waren.

„Ja, in den Sommerferien war ich doch bei meinem Papa und der hat mir zum Abschied 50 € gegeben und die habe ich aufgehoben.“

„Magst du jetzt deinen Papa wieder?“

„Ja, am Anfang war ich ja schrecklich wütend auf ihn, weil er uns verlassen hat, aber nun ist soviel Zeit vergangen. Seine neue Frau ist eigentlich ganz nett und ich habe zwei Halbgeschwister, Zwillinge Paul und Paula.“

„Und deine Mama?“

Die ist auch darüber hinweg. Sie hat mir mal erzählt. Papa und sie hätten viel zu jung geheiratet und dann sich auseinander gelebt. Mama liebt ihren Beruf als Krankenschwester und ist zufrieden,doch nun lass uns in die Stadt fahren.“

 

 

(c) Monika Mandelik

Anneliese zieht sich warm an und lässt die kleine Elfe unter ihre Wollmütze schlüpfen.

Anfangs hielt sie das für eine gute Idee, doch schnell bereute sie es. Während der Busfahrt war es noch ruhig unter ihrer Mütze, aber sobald sie in der Stadt waren, krabbelte Lila-Luna von einer Seite auf die andere, denn es gab soviel zu sehen.

„Gib endlich Ruhe!“ zischt Anneliese und geht mit schnellen Schritten in das nächste Kaufhaus direkt in die Spielzugabteilung.

Bald hat sie gefunden was sie gesucht hat. Sie bezahlt an der Kasse und geht zu den Damentoiletten.
Nachdem sie sich vergewissert hat, dass die Kabinen leer sind, zieht sie die Mütze vom Kopf und die Elfe setzt sich auf das Waschbecken.
Anneliese fährt mit der Bürste kräftig durch ihre Haare.

„Ich fühle mich, als wäre eine Kompanie Ameisen über meinen Kopf gewandert.“ brummt sie.

Dann öffnet sie die kleine Geschenkschachtel und hilft der Elfe in den roten warmen Mantel.

Entzückend sah sie aus in dem bodenlangen Mantel mit Kapuze. Wie eine kleine Puppe.

Lila-Luna schlägt begeistert die Hände zusammen, als Anneliese sie hochhebt und sie sich im Spiegel sieht.

„So nun kannst du in meine Manteltasche kriechen und viel besser sehen.“

In der Buchabteilung hat Anneliese bald das Buch für ihre Mutter gefunden, das auf demTisch für Neuerscheinungen lag.

 


 

Auch ein dickes Geschichtenbuch, hübsch illustriert, liegt auf dem Tisch und Anneliese blättert darin.

„Gefällt es dir, ich könnte es dir in deine Tasche zaubern?“

„Welch ein Glück, dass du deinen Zauberstab nicht hast, du würdest mich ganz schön in die Klemme bringen, denn sie würden mich als Dieb verhaften.“

„Ach ja, habe ich ja ganz vergessen,“ seufzt die Elfe, „ Dabei wollte ich dir doch eine Freude machen.“

Anneliese grinst nur und geht an die Kasse.

Sie bummelt nun durch die Stadt und beantwortet Lila-Lunas unermüdliche Fragen.

 


Erklärt ihr, warum der Weihnachtsbaum aufgestellt war und was die vielen Holzbuden darum bedeuten.

Die kleine Elfe quiekt vor Freude, als ihr Anneliese berichtet, dass sie Morgen Abend mit ihrer Mutter auf den Weihnachtsmarkt gehen.

Zuhause macht Anneliese für sie beide einen Kakao den Lila -Luna aus einen Fingerhut trinkt und gar nicht genug bekommen kann.

Später kommt die Mutter nach Hause, todmüde und Anneliese umsorgt sie. Die Elfe aber versteckt sich ganz oben auf dem Schrank. Später schläft sie dann mit Anneliese im Bett, auf dem Kopfkissen.

Am nächsten Tag ist Samstag und die Mutter hat frei.

Sie schläft sehr lange und Anneliese und ihre kleine Freundin bereiten das Frühstück. Als die Mutter noch etwas verschlafen in die Küche taumelt verschwindet die Elfe schnell wieder auf den Schrank.

Abends darf sie dann wieder in ihr hübsches Mäntelchen schlüpfen und die drei machen sich auf den Weg in die Stadt zum Weihnachtsmarkt.

Lila-Luna kommt aus dem Staunen nicht heraus. All diese Lichter und Sterne. Was gab es auch alles zu sehen. Lebkuchen und alle Arten von Süßigkeiten, Kugeln in allen Farben, Glöckchen, Krippenfiguren und vieles mehr.

 Plötzlich bleibt die Mutter stehen und hebt eine Schneekugel hoch. „Genauso eine hatte ich als Kind, dass es die heute noch gibt.“

„Was wurde aus deiner Kugel?“ will Anneliese wissen.

„Ich weiß nicht, aber irgendwie ist sie verloren gegangen.“Bedauernd legt ihre Mutter die Kugel zurück, für sie war dies Luxus.

Sie gehen weiter, dann ruft Anneliese. „Ich habe meinen Handschuh verloren.“

„Gut wir treffen uns am Würstelstand.“

Das Mädchen läuft zurück.„Da hast doch deinen Handschuh eben in die Manteltasche gesteckt.?“

„Ja aber ich brauchte doch eine Ausrede, denn ich möchte die Schneekugel für meine Mama kaufen.“

„Oh, noch ein Weihnachtsgeschenk.“

Anneliese gibt keine Antwort, denn sie haben nun den Stand erreicht. Bald ist die Kugel hübsch verpackt in ihrer Tasche.

Ihre Mutter wartet an der Imbissbude und nachdem sie genüsslich eine Bratwurst verspeist haben und einen alkoholfreien Glühwein getrunken, gehen sie zum Bus.

 


Am nächsten Tag ist der zweite Advent und Lila-Luna staunt, als Anneliese mitten auf den Tisch einen Adventskranz stellt und zwei Kerzen anzündet.

Als die Mutter in die Küche kommt verschwindet die kleine Elfe wieder auf dem Schrank und sieht mit glücklichen Augen hinunter. Nein sie hat es nicht bereut, dass sie diesen Winter bei ihrer Freundin verbringt. So viel schönes hat sie nun schon erlebt.

Später backen Anneliese und ihre Mutter und ein herrlicher Duft zieht durch die Küche. Abends als die beiden Freundinnen in Annelieses Zimmer sind darf Lila-Luna ein Plätzchen probieren.

Die Elfe ist etwas traurig, sie wollte doch auch so gerne Plätzchen backen. Doch Anneliese verspricht ihr morgen wenn die Mutter in der Arbeit ist, mit ihr zu backen.

Vor Aufregung kann Lila-Luna kaum schlafen und sobald Anneliese aus der Schule komm drängt sie ihre Freundin nun endlich mit dem Backen anzufangen.

Gutmütig holt diese die Schüssel aus dem Schrank und was sie sonst noch brauchen.

 

(c) Monika Mandelik

Die Beiden haben viel Spaß zusammen und albern und kichern.
Die Elfe wäre beinahe einmal in den Teig geplumpst, wenn Anneliese sie nicht geistesgegenwärtig davor bewahrt hätte.

Aber trotzdem füllten sie eine Dose nach der anderen mit Plätzchen.

Eine davon ist für die alte Kräuterfrau bestimmt, die damals der Elfenkönigin geholfen hatte und die Anneliese seitdem immer wieder einmal besucht.

Die alte Frau lebt ganz allein in einem Häuschen am Rande des Waldes und würde auch Weihnachten allen sein.
Anneliese will sie am HL. Abend besuchen und ihr ein Geschenk und die Plätzchen vorbei bringen.

Die Tage vergehen sehr schnell und die beiden Freundinnen haben viel Spaß zusammen.

Während das Mädchen in der Schule ist, sitzt die Elfe meistens am Fenster und beobachtet wie der Schnee in dicken Flocken vom Himmel fällt.

Auch den Vögeln, die sich am Futterhäuschen tummeln sieht sie so gern zu.

Trotzdem freut sie sich, wenn Anneliese endlich von der Schule nach Hause kommt.

Einmal fahren sie noch miteinander in die Stadt und das Mädchen kauft in der besten Konditorei Pralinen für ihre Mutter, die diese so gerne aß.

Dann entdeckt sie in einem Schaufenster kleine Jutesäckchen.

„Sie nur, das wäre ein Geschenk für die Kräuterfrau.“

Anneliese kauft fünf Stück und noch einen Bogen mit leeren Aufklebern.

„Nun habe ich alle Geschenke.“

„Dann kannst du doch für dich das Buch kaufen.“

„Nein, dazu reicht das Geld nicht mehr.“

Zwei Tage vor Weihnachten wird von der Gärtnerei der Baum geliefert und der Gärtner ist sogar so nett, ihn aufzustellen.

Lila-Luna fühlt sich als wäre sie im Wald.

Sie ist ein bisschen traurig, weil Anneliese mit ihrer Mutter am Abend den Baum schmücken will. Doch das Mädchen verspricht ihr, dass sie dafür am nächsten das Lametta aufhängen darf.

Bei fröhlicher Weihnachtsmusik, bei der sie vergnügt mitsingen schmücken Anneliese und ihre Mutter den Baum.

Lila-Luna hat sich auf die Vorhangstange gesetzt und betrachtet fasziniert das Geschehen. Dabei kann sie keinen Moment stillsitzen und fliegt immer wieder von der Vorhangstange zum Schrank und zurück.

Plötzlich schüttelt die Mutter den Kopf und sieht sich im Zimmer um.

„Hast du das auch gesehen. Ich glaube wir haben einen Schmetterling im Zimmer.“

Anneliese lacht etwas gekünstelt.

„Ach Mama, da hast du dich getäuscht.“

Achselzuckend nimmt die Mutter die nächste Kugel und hängt sie an den Baum.

Als sie dann das Lametta im Karton sucht, nimmt Anneliese sie am Arm und führt sie zum Sofa.

„Das mache ich Morgen, gleich fängt auch der Weihnachtsfilm an. Ich mache uns nur schnell einen Kakao.“

Am nächsten Tag, während Anneliese in der Schule und die Mutter im Krankenhaus, fliegt die kleine Elfe immer wieder staunend um den geschmückten Baum herum.

Dann setzt sie sich neben die Krippe und betrachtet das kleine Kind, das so lieblich lächelt und von dem ihr Anneliese soviel erzählt hat.

Weihnachten hat viel mit Liebe zu tun, das durch die Geburt diesen Kindes wieder in die Welt gekommen ist.
Und deshalb beschenken sich auch die Menschen um einander zu zeigen, wie lieb sie sich haben.

Auch Lila-Luna hat sich ein Geschenk für ihre Freundin ausgedacht und hofft so sehr, dass es geklappt hat.

Als Anneliese aus der Schule kommt ruft sie überglücklich.

„Wir haben Ferien!“

„Wollen wir jetzt das Lametta auf dem Baum verteilen.“

Anneliese lacht.

„Nun lass uns erst mal essen.“

In dem Moment klingelt es.

Der Postbote drückt ihr ein großes Paket in die Hand.

„Von Papa,“ ruft das Mädchen überrascht.
Sie unterschreibt den Zettel und stellt das Paket in den Flur.

„Willst du es denn nicht aufmachen!“

Lila-Luna ist aufgeregter als ihr Freundin.

Diese lacht. „Das macht Mama heute Abend. Sie legt die Geschenke unter den Weihnachtsbaum.“

„Ach das dauert doch soooo lange!“

Am nächsten Morgen weckt die Elfe das Mädchen schon ziemlich früh, sie selbst hat vor Aufregung kaum geschlafen.

Obwohl Anneliese noch müde ist steht sie doch auf, denn sie versteht die kleine Freundin und deren Aufregung.

Ist es doch Lila - Lunas erstes Weihnachtsfest.

Leise schleichen sie in die Küche, um die Mutter nicht zu wecken und bei Kakao und Plätzchen erzählt Anneliese von vergangenen Weihnachten, als sie noch ein kleines Kind war und ihr Vater noch bei ihnen war.

Die Elfe fliegt schnell auf den Schrank als die Mutter in die Küche kommt.

Diese schüttelt den Kopf.

„Ich glaube ich habe schon wieder den Schmetterling gesehen.“

Anneliese senkt den Kopf und grinst.

Später gehen die beiden Freundinnen zu der alten Kräuterfrau.

Über Nacht hat es geschneit und es ist wunderschön durch den schneebedeckten Wald zu wandern.

Noch schöner aber ist die Freude der alten Frau über die Geschenke.

Und dann ist es endlich soweit!

Lila-Luna kann sich gar nicht sattsehen an dem leuchtendem Baum. Im Hintergrund ist leise Weihnachtsmusik zu hören.

Die Mutter freut sich so sehr über die Geschenke, besonders über die Schneekugel und immer wieder umarmt sie ihre Tochter.

Doch Anneliese staunt als sie die Geschenke ihres Vaters aufmacht. Neben Winterstiefeln, einem Mantel, sogar einem Muff, ist auch das von ihr so sehr gewünschte Geschichtenbuch.

Sie wirft einen fragenden Blick zu Lila-Luna, die vergnügt grinst und dann ganz nach oben auf den Weihnachtsbaum fliegt und sich direkt neben den Engel sitzt.

Die Mutter ruft.

„Ich hatte doch Recht, sieh mal da oben auf dem Weihnachtsbaum sitzt ein Schmetterling.

Später als die beiden Freundinnen in Annelieses Zimmer sind fragt diese:

„Hast du etwas mit dem Buch zu tun?“

Die Elfe nickt heftig.

„ Ich habe einen der Vögel, die am Futterhäuschen sind zur Elfenkönigin geschickt und sie gebeten einen Telepathie -zauber zu deinem Vater zu schicken.“

Anneliese schüttelt staunend den Kopf.

„Dann ist das Buch eigentlich ein Geschenk von dir und ich habe gar nichts für dich.“

„Du hast mir doch den schönen Mantel und die wunderbare Zeit die wir zusammen verbringen geschenkt.

Hast du nicht gesagt :

Weihnachten bedeutet Liebe und füreinander da zu sein?“



© Lore Platz 17. November 2021


Freitag, 19. Dezember 2025

19 Hexe Liliput erlebt Weihnachten


 

 

Liebe Monika und lieber Peter, diese Geschichte ist euch 

gewidmet. 

 

 

 

Hexe Liliput erlebt Weihnachten



Tinchen saß auf der Fensterbank und beobachtete die dicken Schneeflocken. Waldprinz, der am Tisch saß ,betrachtete schmunzelnd die Schildkröte. „mach dir keine Sorgen, sie kommt schon durch den Schneesturm. „Zu Fuß bestimmt, aber ich fürchte, sie wird den Besen nehmen.“ 

In diesem Moment geht die Tür auf und eine strahlende Liliput stürmt herein.“Puh war das ein Flug, herrlich!“ 

Tinchen und Waldprinz sehen sich an. Tinchen Kopfschüttelnd, Waldprinz grinsend. 

Liliput wirft den Besen in die Ecke und setzt sich neben Waldprinz. 

 Neugierig betrachtet sie die Zahlen in seinem Heft. 

„Was ist das?“

„Das ist eine Zahlungsart, man nennt sie Wurzel 

ziehen."

 Einen Moment sieht Liliput ihn verblüfft an, dann beginnt sie schallend zu Lachen. „Ihr Menschen seid schon komische Geschöpfe, wir gehen zum Wurzel ziehen in den Wald.“ 

Doch dann wird sie wieder ernst. „Frau Kassandra hat uns erklärt, dass in einigen Tagen die Menschen unten im Dorf Weihnachten feiern und wir uns fernhalten sollen.

 “Aha und jetzt willst du hinunter, weil es verboten ist,“ brummt Tinchen. „Nein Tinchen, du weißt, dass meine Mutter eine Hexe und mein Vater ein Mensch war und ich will beide Seiten kennen lernen. Und ich habe schon einen Plan.

Ich werde mich wie ein Menschenmädchen kleiden und als Mariannes Kusine mit ihrer Familie Weihnachten feiern und du kommst mit.“ 

Waldprinz sieht sie entsetzt an. „Niemals!“

 „Ein guter Plan.“ 

 

 




Frau Kassandra steht an der Tür. Tolpatsch läuft ihr entgegen kleine Rauchwölkchen ausstoßend. Lächelnd betrachtet die Hexe den Drachen, den sie in die Größe einer Eidechse verwandelt hatte, damit er keinen Schaden mehr anrichten konnte und krault ihn hinter den Ohren.

 „Nun Liliput, da du zur Hälfte Mensch bist solltest du auch deren Bräuche kennen lernen und endlich auch den Hass auf die Menschen vergessen. Und du Waldprinz musst dich den Dorfbewohnern stellen. sechs Jahre ist es nun her, seit Marianne und Lukas dich gerettet haben, als dein Vater dich fast zu Tode geprügelt hat, du bist jetzt vierzehn. 

Groß, selbstbewusst und sehr klug, doch erst wenn du dich der Vergangenheit stellst bist frei.“ 

Waldprinz strafft die Schultern. „Ich begleite Liliput!“ 

Doch nun war Liliput dagegen.“Nein, die Menschen da unten sind böse, es ist zu gefährlich!“

 „Frau Kassandra hat recht, ich bin kein hilfloses Kind mehr und nicht alle im Dorfe sind böse, denk nur an deine Freundin Marianne und ihre Familie. Weißt du was meine Mutter immer gesagt hat, wenn ich mich weinend zu ihr geflüchtet habe und geklagt habe, alle Menschen wären böse: Nicht alle Menschen sind böse, fünf bösen Menschen stehen fünf guten Menschen gegenüber, das ist Gottes Ausgleich.“ 

 Frau Kassandra legt beiden die Hand auf die Schulter. 

„Viele Leute im Dorf waren nicht einverstanden, wie dein Vater nach dem Tod deiner Mutter mit dir umging, doch was sollten sie gegen den reichsten Bauern des Dorfes und den ketzerischen Pfarrer tun.“

 „Lebt er noch?“ will Waldprinz wissen. „Nein, es ist jetzt ein junger netter freundlicher Pfarrer im Ort. Aber nun macht euch bereit. 

 




Sie hebt den Zauberstab und Liliput steht in einem warmen Pelzmantel, eleganten Winterstiefeln,und einer schicken Pelzmütze, da. Sie dreht sich jubelnd im Kreis und bleibt überrascht stehen, als sie ihren Bruder entdeckt. „Nun siehst du wirklich wie ein Prinz aus.“ 

Neben Liliput steht ein Koffer und als diese ihn aufhebt, schüttelt sie den Kopf, „der ist ja ganz leicht.“ 

 Frau Kassandra lacht „der ist ja auch leer.“ 

Waldprinz schaut sie verwirrt an. „Was sollen wir mit einem leeren Koffer?“ Das ist ein Zauberkoffer, da ihr einige Tage bleiben werdet, braucht ihr Kleider zum wechseln und auch Weihnachtsgeschenke. Der Koffer wird euch jeden Wunsch erfüllen, wenn er es erlaubt. 

Und du Waldprinz bekommst eine Geldbörse, schließlich sollst du als reicher junger Mann auftreten. Du kannst jede Summe bekommen. 

Und du Liliput zügle dein Temperament keinen Zauber, du würdest deiner Freundin Marianne und ihrer Familie damit sehr schaden. Und nun kommt, ich setzte euch direkt vor der Tür von Marianne und Lukas ab. 

Sie schnippt mit den Fingern und ein Umhang schwebt durch die Luft, umhüllt die drei und sie sind unsichtbar. Die Tür öffnet sich und schließt sich. Tinchen seufzt kummervoll. Ob das gut geht.  

 




 

Waldprinz klopft und Josef Waller öffnet und sieht die beiden fein gekleideten jungen Leute fragend an. „Sie wünschen?“ Liliput kichert, “Josef wir sind es Liliput und Waldprinz. 

Josef zerrt sie ins Haus, lässt ihnen kaum Zeit die Mäntel abzulegen und führt sie in die gute Stube. Marianne springt auf, „ Liliput, Waldprinz!“ und umarmt sie stürmisch. 

Bald sitzen sie alle am Tisch und lassen sich die selbst gebackenen Plätzchen und den Tee schmecken. Liliput hat sich staunend umgesehen, nun bleibt ihr Blick verträumt an dem Adventskranz hängen, auf dem drei Kerzen brennen. Die anderen sehen sich lächelnd an. 

Waldprinz nippt an seinem Tee und bittet,“könnten wir bei euch wohnen. Frau Kassandra hat gemeint, wenn ich glücklich werden will in der Zukunft, muss ich mich der Vergangenheit stellen und mit ihr abschließen.“

Eine kluge Frau,“brummt Josef. „Und deshalb hat sie mich auch so vornehm ausgestattet und auch genügend Geld mit gegeben, um die ärgste Armut im Dorf zu lindern. Und dazu brauche ich deine Hilfe Josef. 

Bei meinen nächtlichen Besuchen bei euch bin ich oft am Armenhaus vorbeigekommen, es sieht schrecklich aus und hält sicher auch die Kälte nicht ab. Kennst du einen guten Schreiner, der ehrlich ist?“ 

„ja den Angerer Karl, ein armer Kerl, der seine Familie kaum ernähren kann, weil seine Auftraggeber nicht zahlen. Natürlich kann er deshalb auch den Holzhändler nicht bezahlen, der will ihn nach Weihnachten pfänden und ihn und seine Familie von Haus und Hof jagen.“ „Das müssen wir natürlich verhindern. Wer sind die Schuldner?“

 Naja die Großkopferden, dein Vater ist auch dabei.“Kurz blitzt es in Waldprinz Augen auf.“ „Josef willst du einmal Nikolaus spielen?“ „Der 6. Dezember ist zwar vorbei doch um jemanden Freude zu bereiten zählt nicht das Datum," " ich soll zum Angerer?“

  „ Ja lass dir die nicht bezahlten Rechnungen geben, dann bezahle sie und wirf sie ins Feuer. Dann sagst du ihm, dass im Frühjahr das Armenhaus abgerissen und ein neues gebaut und er den Auftrag erhält. Er soll einen Kostenvoranschlag machen. 

Und lass dir die Rechnung vom Holzhändler geben, bezahle sie und verlange eine Quittung."

 „Was soll ich sagen, wenn der Angerer fragt wer der großzügige Auftraggeber ist.“ „Die Wahrheit und dem Holzhändler sagst, der Angerer hat einen sehr guten Auftrag bekommen und sein Auftraggeber zahlte einen großzügigen Vorschuss. 

Ach und sag dem Angerer, am Samstag findet beim Sonnenwirt im großen Saal eine Weihnachtsfeier statt.“  

Waldprinz zieht aus dem Beutel ein Bündel Geld und reicht es Sepp. Anamirl, die den Raum vor einiger Zeit verlassen hat, kommt herein mit Sepps Rucksack. „Hier ich hab etwas zu Essen und  ein Päckchen Tee. Die Angerer werden nicht viel zu Hause haben.“ 

Die beiden verlassen das Zimmer. 

Liliput hat den Kopf in die Arme gestützt und sieht Waldprinz an. „Was ist?“ Die kleine Hexe grinst. „In all den vier Jahren die du nun bei uns auf dem Berg oben wohnst hast du noch nicht soviel gesprochen.“ 

Marianne kichert. „Du wirst ihn schon nicht zu Wort kommen lassen. „Wenn es nur das wäre, aber ich muss ständig aufpassen, dass sie nicht in die Klemme gerät.“ „Paah!“ Alle drei fingen zu lachen an. 

Anamirl kommt herein. „Na hier geht es aber lustig zu.“ Als sie es ihr erzählten musste auch sie lachen. 

Doch dann wurde Waldprinz ernst. „In fünf Tagen ist Heilig Abend und es gibt noch viel zu tun. „Wie können wir helfen?“ „Erstellt eine Liste wer und wie viel Menschen bedürftig sind und du Lukas gehst zum Sonnenwirt mietest den großen Saal. Er soll ihn weihnachtlich schmücken und ein großes Weihnachtsessen vorbereiten. 

Und ihr beide wendet er sich an die Frauen, „werdet die geladenen Gäste aufsuchen, bringt etwas zu essen mit und in Gesprächen versucht ihr herauszufinden was sie sich vom Christkind wünschen.“ „Das wird eine lange Liste.“ „Das schafft ihr schon,“ tröstet Waldprinz.“ 

„Ach ja und was macht ihr?“ „Wir ziehen uns schick an und mischen uns unter das Volk. Das ist der zweite Grund warum wir da sind, denn Liliput will die Welt ihres Vaters kennen lernen.“


(c) Werner Borgfeldt



Wenig später schlendern sie durch das Dorf, bewundern den großen geschmückten Weihnachtsbaum und wandern dann an den Ständen vorbei, um die geschnitzten Figuren zu betrachten. 

„Dein Vater,“ flüstert Liliput. Waldprinz versteift sich, und dreht sich um. Sein Vater bleibt vor ihm stehen und betrachtet ihn von Kopf bis Fuß. 

„ Es stimmt also, du bist nach sechs Jahren als reicher Junge zurück gekommen und wirfst nur so mit dem Geld um dich. Wie kommt ein vierzehnjähriger Junge innerhalb von sechs Jahren zu so viel Geld. Oder bist du doch eine Teufelsbrut und hast das Geld vom Teufel,“ sagt er gehässig. 

Inzwischen haben sich eine Menge Leute hinter den beiden eingefunden. Waldprinz sieht seinen Vater spöttisch an . „Glaubst du der Teufel würde mir erlauben, dass ich mit seinem Geld Gutes tue.“

 „Da hat er Recht.“ rief einer. Ein anderer schrie. „Er hat den Angerer vor der Pfändung gerettet und ihm auch die Schulden der drei bezahlt, die ihn erst ins Unglück stürzten.“ 

Eine Frauenstimme rief, „Und er hat alle Armen am heiligen Abend zum Sonnenwirt eingeladen!“ Waldprinz verbeugt sich vor seinem Vater, der immer stiller geworden ist, nimmt Liliputs Arm und schlendert davon.

War es schwer?“ „ja, aber auch befreiend.“ Schweigend gehen sie weiter.





Beim Sonnenwirt herrscht eine tolle Stimmung, es wird gegessen gelacht Weihnachtlieder gesungen und überall sieht man glückliche Gesichter. Waldprinz erhebt sich und sofort sind alle still. „Meine lieben Gäste ich hoffe es hat euch allen geschmeckt und auch die Geschenke, die das Christkind gebracht hat.“

Ja und wir danken auch dem edlem Spendern Waldprinz und dem Christkind!“ 

Jemand zupft ihn am Arm und als er hinunter sieht, steht ein kleines Mädchen mit einer Puppe vor ihm. „ Die Puppe hat mir das  Christkind gebracht.“

 




„Dann bist du aber sehr brav gewesen.“ „Nicht immer,“ gibt sie ehrlich zu. „Ich habe gehört, du bist früher sehr gemein behandelt worden, weil dein rechtes Gesicht anders aussieht als dein linkes. Das waren doch nur dumme böse Menschen. Meine Mutter sagt, man braucht kein schönes Gesicht, um hübsch zu sein, man braucht ein schönes Herz. Dein Herz ist wunderschön, deshalb bist du wunderschön.“ Sie winkt mit dem Zeigefinger.

Du bist so groß, bück dich mal.“ Zart streicht sie über seine rechte Wange und drückt ein Küsschen drauf, dann dreht sie sich um stapft zu ihren Eltern. Nicht nur Waldprinz hat Tränen in den Augen. Und dann sagt jemand.


Kindermund tut Wahrheit kund



© Lore Platz 1.10.2024



Dieses Bild hat der Sohn meiner Freundin und Malerin meines Blogs angefangen zu malen und Monika hat es nach seinem Tod fertig gemalt und mich gebeten es als Waldprinz einzusetzen.

Er war wirklich ein Prinz, er hat zehn Jahre gegen den Krebs gekämpft, musste viele, viele Schmerzen ertragen, hat nie geklagt oder gejammert und als er dann fühlte, dass es zu Ende ging zog er trotz der Schmerzen nach Dresden, um in der Nähe seiner Eltern zu sein, die den weiten Weg nach München nicht mehr schafften. So konnten sie noch einige Wochen zusammen verbringen und als er im Hospitzl lag kamen alle seine Freunde aus Bayern und waren dabei als er friedlich starb.

Es ist nicht wichtig ob man jung oder alt ist, wenn man stirbt. Es ist wichtig was man aus dieser Zeit macht und Ralph hat eine große Spur von Liebe hinterlassen. 

(c) Lore Platz  4.12. 2025