Montag, 22. Dezember 2025

23 Zwurrli feiert Weihnachten


Nur noch ein Tag, dann ist er da, der besonders von den Kindern heiß ersehnte Heilige Abend.

Ich kann mich noch erinnern, wie langsam die Zeit verging und besonders als meine Schwester alt genug war, um im verschlossenen Wohnzimmer den Engeln beim Schmücken des Baumes zu helfen.

Jedes Mal wenn sie die Tür öffnete klang eine herrliche Musik zu mir, die ich auf dem Gang lauerte, um vielleicht doch ein Zipfelchen von einem Engel zu sehen.

Meine Schwester grinste und erzählte mir, wie schön die Engel wären und ich konnte ja ihre herrlichen Stimmen hören.

Dass die schöne Musik aus dem Radio kam, wusste ich ja damals nicht.

Als meine Schwester dann wieder im Zimmer verschwand schlich ich zur Tür und wollte durch das Schlüsselloch spähen, doch sie hatte es wohl geahnt und ein Tuch davor gehängt.


 





Zwurrli feiert Weihnachten





Der Wichtel Zwurrli setzte sich laut gähnend im Bett auf und wusste im ersten Moment nicht wo er war.

Dann fiel es ihm wieder ein.

Es hatte seit Tagen so heftig geschneit, dass sie ihre Wohnung unter der Wurzel des Birnbaums nicht mehr verlassen konnten.

Biggi hatte den Schnee vor der Tür weg gefegt und ihnen dann vorgeschlagen, die Wintertage doch im Schuppen zu verbringen.

Der lange Kerl hatte schon vor einigen Wochen die Wände des Schuppens isoliert, wie Biggi das nannte, damit es Susi mit ihren Kindern Annabell und Gustav schön warm hatte.

Kaspar, der ja eigentlich während des Winters im Haus schlafen durfte, war zu seiner Adoptivfamilie in den Schuppen gezogen.

Der lange Kerl hatte auch für Orlando, den Igel eine Kiste gezimmert, in der er seinen Winterschlaf halten konnte.

Als Biggi nun vorschlug, dass sie zu ihren Freunden in den Schuppen ziehen sollten, waren sie sofort einverstanden.

 

 



Nur Großvater Knorrwurzel, der seit kurzem bei ihnen wohnte, war dagegen.

„ Ein echter Wurzelwichtel wohnt unter den Wurzeln eines Baumes und nicht bei den Menschen!“ hatte er gewettert.

Donar hatte wie immer den Kopf eingezogen, wenn sein Vater schimpfte, doch Fuchsia hatte die Hände in die Seiten gestemmt und gefaucht:

„Deshalb wohnst du jetzt ja auch bei uns, weil du allein in deiner Wohnung im Wald nicht mehr zurecht kommst.

Wir werden in den Schuppen ziehen, solange das Wetter so schlecht ist, pasta! Du kannst ja hier bleiben und dich einschneien lassen!“

Donar hatte seine Frau bewundernd angesehen, er hätte niemals den Mut gehabt seinem Vater zu widersprechen.

So hatten sie also gestern ihre Sachen zusammengepackt und waren in den Schuppen gezogen und der Opa war, wenn auch murrend mitgekommen.

Biggi hatte in einem Spielwarengeschäft hübsche kleine Möbel besorgt und ihnen eine kleine Wohnung in der Ecke gebaut.

Opa Knorrwurzel hatte wieder gegrummelt, dass ein echter Wurzelwichtel unten zu den Wurzeln gehört, hatte es sich aber sofort in dem bequemen Ohrensessel gemütlich gemacht.

Zwurrli schlüpfte leise aus dem Bett, denn selbst die kleinen Katzen schliefen noch.

Nachdem er sich warm angezogen hatte verließ er den Schuppen durch die kleine Tür, die Biggi „Katzenklappe“ genannt hatte.

Über Nacht war wieder Schnee gefallen, aber Zwurrli liebte es, durch den Schnee zu laufen, wenn er auch manchmal einsank.

Gerade ging der lange Kerl pfeifend zur Straße. Im Winter fuhr er mit dem Zug zur Arbeit.

Zwurrli huschte schnell zum Haus und kratzte an der Tür.

Gleich darauf ließ seine Menschenfreundin ihn herein und wohlige Wärme umfing ihn.

Er folgte ihr in die Küche, in der es herrlich duftete.

Auf dem Tisch lagen viele Blätter und der Wichtel kletterte hurtig am Stuhlbein hinauf und sprang dann auf den Tisch.

Aufmerksam betrachtete er die bunt bemalten Blätter.

„Aber das bin ja ich!“

Biggi, die gerade ein Marmeladenbrot in ganz kleine Stück schnitt und in eine Puppentasse Milch goss, kam an den Tisch.

Sie räumte die Blätter beiseite und stellt das Frühstück vor den Wichtel, der es sich schmecken ließ.

Ich arbeite gerade an einem Bilderbuch. Morgen habe ich Abgabetermin, damit es bis Weihnachten noch fertig wird.“

„Und in dem Buch komme ich vor?“

„Ja, du und deine Familie feiert Weihnachten bei mir und Ricky in dem Buch, ach und auch der Onkel Theobald feiert mit.“

Die junge Frau zog ein Blatt hervor, auf dem der Professor zu sehen war.

Zwurrli kicherte als er seinen Freund sah.

„Was ist eigentlich Weihnachten?“

„Nun am 24. Dezember feiern wir die Geburt von Jesus Christus, der einst auf die Erde kam, um die Welt zu retten.

Und da wir deshalb so glücklich sind, stellen wir an diesem Tag einen schönen leuchtenden Tannenbaum in unser Zimmer und die Kinder werden von dem Christkind beschenkt, denn das freut sich, dass wir seinen Geburtstag so schön und festlich feiern.

Und die Erwachsenen beschenken sich gegenseitig, da sie besonders an diesem Tag daran erinnern wollen wie lieb sie sich haben.

Zwurrli hat den letzten Krümmel gegessen und trank nun einen großen Schluck seiner Milch.

Biggi fuhr flink mit dem Stift über ein weißes Blatt Papier und der Wichtel staunte, als er einen großen geschmückten Baum sah und darunter waren er und seine Familie zu sehen und selbst Opa Knorrwurzel stand mit grimmigen Gesicht etwas abseits.

Seine Menschenfreundin malte nun alles mit Buntstiften aus, dann hob sie es hoch, damit der Wichtel es besser sehen konnte.

„Denkst du, dass ihr gemeinsam mit uns Weihnachten feiern könntet?

Außerdem würde ich mich freuen, wenn Ricky euch endlich auch kennen lernen würde.“

Zwurrli besah sich das hübsche Bild und nickte.

Ehe er sich versah hatte Biggi ihm einen Kuss gegeben und jubelte:

„Dann weiß ich auch schon das Ende meiner Geschichte und kann sie morgen zum Verlag bringen!“

Sie sammelte die Blätter und legte sie beiseite.

„Hilfst du mir das Frühstück für deine Familie zu bereiten? Denkst du deinem Opa würde ein Grießbrei schmecken?“

Zwurrli kicherte und meinte listig, wenn du einen Klecks deiner leckeren Erdbeermarmelade darauf gibst.“

„Leckermaul!“ grinste Biggi.

Später dann brachten sie die Mahlzeit zum Schuppen. Fuchsia hatte bereits den Tisch gedeckt und der Großvater hatte als erstes seinen Teller leer, was ihn aber nicht hinderte immer wieder einen zornigen unfreundlichen Blick zu Biggi hinüber zu werfen, die gerade die Katzen fütterte.

Nachdem die junge Frau noch nach dem schlafenden Igel gesehen hatte verließ sie den Schuppen.

Zwurrli aber berichtete seiner Familie, dass sie zum Weihnachtsfest bei den Menschen drüben im Haus eingeladen waren.

Alle freuten sich, nur der Opa maulte wieder:

„Unfug, Wurzelwichtel habe bei den Menschen nichts verloren!“

Doch niemand achtet auf ihn, so zog er sich schmollend auf seinen Sessel zurück und paffte sein Pfeifchen.

Biggi hatte das fertige Bilderbuch zum Verlag gebracht und die versprachen es pünktlich zum Weihnachtsverkauf in die Geschäfte zu liefern.

Nun konnte die junge Frau mit den Vorbereitungen zu dem ungewöhnlichen Weihnachtsfest beginnen.

Ricky erzählte sie natürlich nicht, dass außer Onkel Theobald auch die Wichtelfamilie kommen würde.

Wie sie sich auf sein Gesicht freute, denn oft genug hatte er sie wegen den Wichteln verspottet.

Zuerst galt es Geschenke zu besorgen, dass erledigte sie immer schon vor dem ersten Samstag zum Advent, denn da konnte man noch durch die Geschäfte schlendern ohne erdrückt werden.

Für Onkel Theobald fand sie einen großen Bildband über Botanik. Dazu noch einen warmen weichen Kaschmirschal und passende Handschuhe.

Ricky bekam eine neue Aktentasche, denn seine sah schon recht schäbig aus, dazu einige Romane seines Lieblingsschriftstellers.

Und dann betrat sie freudig erregt das große Spielwarenhaus.

Die Verkäuferin, die sie das letzte Mal bedient hatte erkannte sie sofort wieder und kam freudestrahlend auf sie zu.

„Guten Tag, haben ihrer Tochter die Puppenmöbel gefallen?“

Biggi wurde etwas rot.

„Haben sie auch Puppenkleider?“

„Welche Größe?“

Biggi zeigte mit beiden Händen die Größe der Wichtel an.

Bald stand sie an einem Stand mit einem riesigen Sortiment von Kleidungsstücken, von Unterwäsche bis Schuhe gab es alles.

Der Einkaufskorb wurde immer voller.

Selbst ein Pelzmantel für Fuchsia war dabei und für jeden ein paar pelzgefüttert Stiefel und für den Opa noch ein paar flauschige Pantoffel.

Zuhause wurden die Geschenke gut versteckt.

In der Adventszeit durften Zwurrli und seine Geschwister beim Plätzchen backen helfen. War das ein Gekicher und Vergnügen und ein Chaos in der Küche.

Aber alle hatten eine Menge Spaß.

Ihre Menschenfreundin hatte jedem einen Fingerhut zum Ausstechen gegeben und so entstanden ganz kleine Plätzchen.

Natürlich durften sie auch beim Verzieren der großen Plätzchen helfen und dabei kamen die lustigsten Kreationen zustande.

Anschließend bekamen sie für jeden Wichtel ein Plätzchen mit, der Rest kam in großen Dosen.

Klein und Groß schön getrennt.

Der Opa freute sich ganz besonders immer, wenn seine Enkel mit einem der leckeren Kekse für ihn zurückkamen, aber das hätte er um nichts in der Welt zugegeben.

Am heiligen Abend saß Biggi im Schneidersitz neben dem Christbaum und ließ ihren Blick liebevoll durch das Zimmer gleiten.

Neben ihr lag Susi und schnurrte behaglich unter ihrer streichelnden Hand.

Kasper lag vor dem Kamin und beobachtete seine beiden Adoptivkinder, die versuchten das Wollknäuel zu erhaschen, das Onkel Theobald vor ihnen baumeln ließ. Fuchsia bewunderte immer wieder ihren Pelzmantel, während Donar mit Trollo und Tauperle das Kricketspiel ausprobierte.

Opa Knorrwurzel betrachtete glückselig seine neuen Pantoffel und wendete die Füße hin und her vor Behagen.

Als er ihren Blick spürte verfinsterte sich sein Gesicht.

Biggi schmunzelte und sah hinüber zu ihrem Mann, der mit Zwurrli auf dem Sofa saß, scheinbar in eine ernsthafte Unterhaltung verstrickt.

Sie musste grinsen, als sie an den entsetzten Blick ihres Mannes dachte, wie sie mit der Wichtelfamilie ins Wohnzimmer marschierte.

Zärtliche umfasste ihr Blick alle ihre Lieben und dann strich sie leicht über ihren Bauch.

Nächstes Weihnachten würde ihr kleine Familie sich um ein

Mitglied vergrößern.

Ja Ricky würde heute noch eine Überraschung bevorstehen.


© Lore Platz 13.12.2014

 

22 Der Nussknacker



 

Glücklich die Menschen, die im Alter eine liebe Familie um sich haben. Leider aber gibt es auch viele Senioren, die von ihren Verwandten am liebsten abgeschoben werden.
Davon erzählt meine heutige Geschichte.
Viel Spaß beim Lesen!



Der Nussknacker

Zwei Männer springen aus dem Wagen und bald stehen zwei große Container auf dem Rasen.
Ein junger Mann lehnt lässig am Treppengeländer und beobachtet alles ganz genau.
Hinter ihm öffnet sich die Tür und eine alte Dame tritt heraus.
Kurz streift ihr Blick die Container, dann presst sie die Lippen zusammen und sich am Geländer festhaltend geht sie die Stufen hinunter.
Der junge Mann hatte ihren Koffer genommen und war mit schnellen Schritten zu seinem Auto geeilt.
Unten angekommen dreht sich die alte Dame noch einmal um und betrachtet mit wehmütigen Blicken das alte Haus.
Tränen steigen in ihre Augen.
Über den Hof kommt ein alter Mann.
Es ist ihr Nachbar August Weinberger.
Er und Sieglinde Neumann kennen sich seit Kindesbeinen.
„Hallo Linde, nun geht es also los?“ lächelt er etwas verlegen.
Die alte Frau nickt traurig.
„Ach Gustl, ich habe solche Angst, ich kenne doch niemanden im Altersheim.“

Ein riesiger Lastwagen donnert die Straße herunter und fährt in die Auffahrt eines alten Anwesens.

„Ach Lindchen, es ist ein schönes Heim und du wirst bestimmt bald Anschluss finden und ich werde dich so oft es geht besuchen.“

 Das Gesicht von Sieglinde hellt sich auf.

„Das wäre schön, Gustl.“

„Oma, nun komm schon, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“ ruft der Enkel ungeduldig.

Sieglinde hebt den Kopf, strafft die Schulter und geht hinüber zu ihrem Enkel Hans.

Lange noch sieht der alte Mann dem Auto hinterher, dann geht er über die Straße und betritt das schmucke Einfamilienhaus, das sein Sohn gebaut hat und in dem es auch ein kleine Wohnung für ihn gab.

Seine Schwiegertochter Rosemarie steht in der Küche und schneidet Gemüse.

Einen Moment sieht der alte Mann ihr versonnen zu, dann tritt er auf sie zu, umarmt sie und gibt ihr einen Kuss.

„Nanu, wofür war das denn?“ lacht die junge Frau.

„Ich bin so froh, dass mein Sohn dich geheiratet hat und ihr mich nicht in ein Altersheim abschiebt.“

Seine Schwiegertochter lächelt.

 




Es ist dunkel und nur der Mond wirft sein fahles Licht durch die Luke in den alten Speicher, in dem es recht lebendig ist.

Mäuse huschen über den Boden und eine dicke fette schwarze Spinne krabbelt eifrig über die Wand, um ein weiteres ihrer kunstvollen Netze zu spinnen, mit dem schon fast der ganze Speicher bedeckt ist.

Nun hat sie den Boden erreicht und krabbelt vorsichtig auf eine Kiste mit Weihnachtsdekorationen zu.

Fast hat sie den Rand der Holzkiste erreicht, da taucht der Kopf eines Nussknackers auf. Zornig fletscht er seine kräftigen Zähne.

„Wage es nicht, alte Vettel, mich mit deinen klebrigen Fäden zu bedecken!“

Die Spinne wendet sich um und krabbelt eilig davon.

Der Nussknacker aber stützt sich mit dem einem ihm noch verbliebenen Arm ab, um sich aufrecht hinzusetzen.

Traurig betrachtet er seine zerschmetterten Beine und eine Träne läuft aus seinen Augenwinkel.

Es raschelt und Madam Maus mit ihren fünf Kindern trippelt über den Boden.

„Guten Abend, Herr Nussknacker, wir möchten uns verabschieden.“

Der Nussknacker nickt traurig.

Madam Maus hatte ihm vor einigen Tagen erzählt, dass seine Sieglinde von ihren Kindern ins Altersheim abgeschoben wurde, weil der Enkel Hans das alte Haus abreißen und ein neues bauen will.

„Herr Nussknacker?“ reißt ihn die Stimme von Madam Maus aus seinen Gedanken.

„Wären sie so liebenswürdig und würden uns zum Abschied noch eine ihrer wundervollen Geschichten erzählen?“

 

 (c) Monika Mandelik
                                                           

Dieser nickt, setzt sich etwas bequemer hin und erzählt der Maus und ihren verzückt lauschenden Kindern wie er zum ersten Mal in dieses Haus gekommen war.

Der Vater der damals fünfjährigen Sieglinde hatte ihn ihr geschenkt. Es war sein letztes Geschenk, denn wenige Monate später ist er im Krieg gefallen.

Seitdem war er für die kleine Sieglinde etwas ganz besonders. Das ganze Jahr über durfte er in ihrem Zimmer auf dem Regal stehen.

Und wenn der alte große Baum hinter dem Haus verschwenderisch seine Walnüsse spendete, dann kam er in die gute Stube stand dann neben einer großen Schüssel mit Nüssen und konnte fröhlich für die Bewohner diese knacken.

Doch dann eines Tages, der Krieg war schon eine Zeitlang vorbei, da wurde in die Stube ein großer bis zur Decke reichender Tannenbaum gebracht und mit allerlei bunten Kugeln, Sternen und Engelhaar geschmückt.

Echte Wachskerzen wurden aufgesteckt und ihr Licht strahlte mit Sieglindes Augen um die Wette, als sie das Zimmer betreten durfte.

Seitdem hatte er noch viele viele Weihnachten in diesem Haus erleben dürfen, bis zu dem verhängnisvollen Tag, an dem der Enkel Hans ihn in einem Wutanfall quer durch das Zimmer an die Wand geworfen hatte.

An dieser Stelle schluchzten die Mäusekinder laut auf. Seitdem verbrachte er seine Tage vergessen hier oben auf dem Speicher.

Madam Maus aber sieht hinauf zur Luke.

„Es beginnt hell zu werden, wir müssen los.“

„Haben sie denn schon eine Bleibe?“

„Ja, wir ziehen aufs Land zu meinem Vetter.“

„Dann passen sie gut auf, wenn sie die Stadt verlassen, es streifen viele Katzen durch die Gegend.“

„Keine Bange, wir nehmen den Weg durch die Abwasserkanäle.“

Nun bekommt der Nussknacker noch von jedem Mäuschen einen Kuss und mit einem mehrstimmigen

„Auf Wiedersehen!“ verschwinden sie in einem Loch in der Mauer.

Wieder allein sinniert der Nussknacker traurig. Was wohl aus ihm werden wird?

Kaum geht die Sonne auf, fährt ein Wagen in die Einfahrt und mehrere Männer die auf der Ladefläche sitzen springen herab und verschwinden lachend und schwatzend im Haus.

Bald füllt sich ein Container nach dem anderen.

Gustl steht am Fenster seines Zimmers und guckt traurig zu, wie ein Stück nach dem anderen lieblos weg geworfen wird.

Plötzlich sieht er etwas oranges aufblitzen. Ist das nicht der Nussknacker, den Sieglinde von ihrem Vater bekommen hatte und an dem sie so hing.

Mit schnellen Schritten eilt er hinüber und zu dem Container.

Ein Mann brüllt ihn an:

„Hey, Alter verschwinde hier gibt es nichts zu gaffen!“

Eben kommt ein baumlanger kräftiger junger Mann mit dem alten Schaukelstuhl aus dem Haus.

„Halt den Schnabel, Max und kümmere dich um deine Arbeit.“

Er legt den Schaukelstuhl in dem Container ab, dann kommt er herüber zu Gustl.

Mit einem verlegenen Lächeln meint er:

„Entschuldigen sie Herr Rektor, meine Leute sind manchmal etwas 

ungehobelt.“

Über das Gesicht des Lehrers gleitet ein feines Lächeln.

„Bist du nicht der Toni Ungemach, der immer so viel Probleme in der Mathematik hatte?“

„Ja und auch ihre Nachhilfe hat nicht viel gebracht, aber die selbst gebackenen Kekse ihrer Frau waren prima.“

„Ach und du räumst jetzt Häuser aus?“

„Ja unter anderem, ich habe doch die Spedition meines Vaters geerbt, keine Angst meine Frau macht die Buchführung!“

Beide lachen vergnügt.

Dann räuspert sich Gustl und fragt bittend.

„Meinst du, dass ich mir den alten Nussknacker da nehmen darf, die Frau Neumann hing doch so an ihm. Vielleicht kann ich ihn reparieren und ihr ins Altersheim bringen.“

„Ja, nehmen sie nur, Herr Rektor. Es ist eine Schande wie der Enkel mit der alten Frau umgeht, sagen sie ihr einen schönen Gruß von mir, wenn sie sie besuchen.“

Mit dem Nussknacker in der Hand verschwindet Gustl in dem Gartenhaus, in dem ihm sein Sohn eine kleine Werkstatt eingerichtet hat.

Und nun wird geschnitzt, gehobelt, geschliffen und gemalt und dann steht der Nussknacker in voller Pracht mit zwei Beinen und Armen auf dem Regal zum Trocknen.

Mit einem versonnen Lächeln betrachtet der alte Mann sein Werk. Wie würde sich Sieglinde freuen.

In zwei Monaten war doch Weihnachten. Ja er würde ihn ihr zu Weihnachten schenken.

Vergnügt pfeifend verlässt er die Werkstatt.

Die nächsten Wochen besucht er seine Freundin nun so oft er kann im Seniorenheim.

Sieglinde kann sich nur langsam dort eingewöhnen und von ihrer Familie lässt sich keiner blicken.

So freut sie sich immer ganz besonders wenn Gustl vorbei kommt.

Manchmal holt sie auch sein Sohn Martin sonntags zu Kaffee und Kuchen nach Hause.

Und dann kommt der Hl. Abend.

Bereits am Vormittag wird Sieglinde geholt und während sie und Gustl die Kinder beschäftigen, schmücken die Eltern die Weihnachtsstube.

Nach einem leckeren Festmahl wird diese dann geöffnet.

Mit leuchtenden Augen blickt Sieglinde auf den strahlenden Weihnachtsbaum.

Dann werden die Geschenke verteilt.

Rosemarie reicht ihr ein Päckchen , in dem warme Handschuhe und ein schöner Schal sind und Sieglinde bedankt sich mit leuchtenden Augen.

Nun aber kommt Gustl verschmitzt lächelnd auf sie zu, in den Händen einen länglichen Geschenkkarton.

Vorsichtig hebt sie den Deckel und jubelt.

„Das ist ja mein Nussknacker!“

Behutsam hebt sie ihn aus der Schachtel und betrachtet ihn staunend von allen Seiten.

Dann blickt sie in die strahlenden Gesichter ringsum und haucht mit Tränen in den Augen

 „Danke!“

Später im Heim bekommt der Nussknacker seinen Platz auf ihrem Nachtschränkchen und wie in Kindertagen vertraut sie ihm ihre Nöte und Sorgen an und wie bereits damals hört er ruhig und verständnisvoll zu.

Als Sieglinde nach einigen Jahren starb, wurde der Nussknacker mit ins Grab gelegt und sie nahm in mit hinauf in den Himmel.


© Lore Platz 2013


Sonntag, 21. Dezember 2025

21 Herr Oskar und der traurige Weihnachtsbaum


 

Theodor Storms Tipp für einen prächtigen Weihnachtsbaum:

Man gehe an einem schönen Dezembertag ins Freie und suche sich einen Lärchentannenzweig, der wohl mit feinen Knötchen und etlichen Zapfen besetzt ist, kaufe sich Schaumgold, setze sich mit guten Weihnachtsgedanken und entsprechender Zeit und Geduld dazu und vergülde ihn überall und in allen seinen Ausläufen, und stecke ihn dann in das dichte Tannengrün des Weihnachtsbaumes, und man wird geheimnisvolle Märchenstimmung fühlen.“

(Brief von Theodor Storm an Erich Schmidt vom 29.12.1877)

 

 


(c) L.P


 

Herr Oskar und der traurige Weihnachtsbaum


Herr Oskar sieht sich vergnügt um.

Seit Tagen schon lässt Frau Holle die Schneeflocken auf die Erde rieseln und hat den Wald in eine weiße flauschige Decke gehüllt.

Klein Oskar, Bruno und Bellinda toben jauchzend durch den Schnee und bewerfen sich mit Schneebällen.

Katrin klettert nach vorn und sieht stillvergnügt ihren Kindern zu.

Danke auch Herr Oskar, dass sie Frau Eule das Versprechen abgenommen haben uns in Ruhe zu lassen.“

Gerne doch Frau Katrin, möchte ja meine Familie nicht verlieren,“ schmunzelt Oskar, „ aber trotzdem wäre es geraten nachts hier drinnen zu bleiben, denn die Augen von Frau Eule sind sehr schlecht.“

Frau Katrin lacht: „Schön, dass sie uns zu ihrer Familie zählen, überhaupt ist mein Leben nur noch wunderbar seit ich sie getroffen habe.“

Herr Oskar schmunzelt, „ aber meines auch und die Kinder machen mir große Freude, aber wo ist denn Max?“

Frau Blaumeise hat ihm eine Nachricht von seinem Vetter, der Kirchenmaus gebracht.“

Ach ja die Vögel sind schon einige Zeit nicht mehr hier, sind doch nicht alle in den Süden geflogen?“

Nein, aber diejenigen, die hier überwintern sind näher zur Stadt gezogen, denn dort stellen die Menschen Vogelhäuschen mit Futter auf.“

Das ist aber nett! Herr Armin ist heute Morgen mit seinen Damen in den Wald gegenüber gegangen, da dort die Menschen Futterkrippen aufgestellt haben.“

 Miranda, das Eichkätzchen schlüpft durch das Fenster und seufzt:

Bin vor Hunger aufgewacht und wollte an meine Vorräte, habe aber wieder einmal vergessen wo ich sie vergraben habe.“

Herr Oskar lacht: „ Welch ein Glück, dass ich aufgepasst habe. Sehen sie da vorne die große alte Tanne? Darunter liegen ihre Nüsse.“

Danke, sie sind ein Schatz!“

Schmunzelnd beobachten sie wie Miranda zu graben beginnt, der Schnee fliegt nur so nach allen Seiten.

Neugierig sehen die drei Mäusekinder zu, wie nun eine Nuss nach der anderen zum Vorschein kommt.

Das Wasser läuft ihnen im Mund zusammen.

Miranda beginnt nun eine Nuss nach der anderen in ihren Kobel hoch oben im Baum zu tragen.

Die letzten zwei Nüsse aber knackt sie, sagt etwas zu den Kindern und verschwindet.

Das ist aber nett, sie hat den Kindern die letzten Nüsse geschenkt, ich werde mal nachsehen.“

Bald erscheinen die vier Mäuse gesättigt und zufrieden und klettern ins Auto.

Katrin trägt ein Stück der Nuss und meint:

Ich habe für Max ein Stück aufgehoben, der wird sicher Hunger haben nach der langen Reise.“

Gegen Abend kommt der Mäuserich dann nach Hause und verkündet freudestrahlend, dass Vetter Heinrich sie alle über Weihnachten eingeladen hat, denn nirgends wird dieses Fest so schön gefeiert wie in der Kirche.Auch er hat etwas für die Speisekammer mitgebracht, einen großen runden Keks, den er vor der Kirche gefunden hat.

Bald liegt die kleine Familie gesättigt und müde in der Höhle von Wolle unter dem Rücksitz und Herr Oskar träumt von früher. Der Duft des Weihnachtskeks erinnert ihn an seine erste Besitzerin, die mit Geschenken auf dem Rücksitz und einer Tüte dieser duftenden Kekse zu ihren Eltern gefahren ist.

Überall waren die Straßen geschmückt und auf dem Marktplatz stand ein leuchtender großer Tannenbaum und seine Besitzerin sang fröhlich die Lieder, die aus dem Radio erklangen mit.Das war schön!Mit einem Lächeln schläft Herr Oskar ein.

Ein bitterliches Weinen schreckt ihn aus seinem tiefen Schlummer.

Herr Oskar lässt seine vorderen Scheinwerfer leuchten, doch kann er niemand entdecken. Auch der frisch gefallene Schnee zeigt keine Spuren.

Da sieht er, dass an dem alten Tannenbaum, unter dem Miranda ihre Nüsse vergraben hatte, dicke große harzige Tränen den Stamm herunterrollen.

Herr Tannenbaum, warum weinen sei denn so schrecklich!“

Entschuldigen sie Herr Oskar, habe ich sie geweckt?

Aber diesen ganze Gerede über Weihnachten hat mich so traurig gemacht.Meine Großmutter hat mir einst erzählt, dass wir Tannenbäume eine große Bedeutung haben.

Wir werden auserwählt in den Stuben der Menschen zu leuchten am Geburtstag des Herrn Jesus.Kurze Zeit später wurde sie abgeholt und auch Jahre darauf mein Vater.

Doch dann starb der alte Herr, dem Wald gehört und seine Erben sind in alle Winde verstreut. Seitdem kümmert sich niemand mehr um diesen Wald und die Weihnachtsbäume werden gegenüber geholt.

Und ich bin der Einzige aus meiner Familie, der niemals zu Ehren des Christkindes leuchten wird. Es ist schon traurig!“

Wieder laufen die Tränen den Stamm hinunter.

Herr Oskar ist traurig und weiß nicht was er sagen soll. Gerade ist er wieder eingeschlafen, da klopft es an die Scheibe.

Herr Oskar öffnet das Fenster und Frau Eule schlüpft herein.

Schließen sie das Fenster,“ befiehlt sie.

Gehorsam lässt Herr Oskar die Scheiben nach oben gleiten. Frau Eule hat es sich inzwischen auf dem Sitz bequem gemacht.

Sehr gemütlich hier.

Ich habe das Gespräch zwischen ihnen und dem alten Tannenbaum mit angehört. Er steht schon seit vielen Jahrzehnten hier. Meine Großmutter kannte ihn schon und wusste nur Gutes zu berichten.

Und darum dachte ich, wir sollten ihm etwas schenken und seinen Wunsch erfüllen und aus ihm einen Weihnachtsbaum machen.“

Aber wie soll das denn gehen? Ach vielleicht die Elfen?“ Nein die schlafen doch im Winter unter der Erde bei den Wurzeln ihrer Blumen.

Aber in der Nähe ist das Wichteldorf und vor vielen Jahren hat der Tannenbaum den Sohn des Königs gerettet, als er von einem Fuchs gejagt wurde.

Das hättet ihr sehen sollen.

Mit seinem untersten Zweig hat er dem Fuchs so einen Schlag versetzt, dass der rückwärts einen Salto geschlagen hat und mit eingezogenem Schwanz davon schlich.“

Sie meinen also, dass die Wichtel den Baum schmücken können, aber ist er nicht zu hoch für sie?“

Die Wichtel sollen nur die Girlanden basteln und die Vögel werden sie dann um den Baum winden.“

Und ich will das Christkind überreden, dass es hier vorbeikommt!“

Max, der der Unterhaltung gelauscht hat kommt nun nach vorn, bleibt aber in sicherer Entfernung zu der Eule.

Kennst du denn das Christkind?“ fragt diese erstaunt.

Nein, aber mein Vetter, denn es kommt jedes Jahr zur Christmette in die Kirche, wo er wohnt.“

Gut dann werde ich morgen zu den Wichtel fliegen, lass mich bitte hinaus Oskar, bevor dein kleiner Freund noch vor Angst in die Hosen macht!“

Max schnaubt empört, die Eule grinst und verlässt mit rauschenden Flügel das Auto.

Und nun beginnt ein heimliches Wirken.

Alle Tiere sind inzwischen eingeweiht und freuen sich schon auf Hl.Abend und die große Überraschung für die Tanne.

Am Morgen des lang ersehnten Tages kommt Armin von Hohenwalde durch den Wald geschritten und trägt auf seinem Geweih viele bunte glitzernde Girlanden.

Neben ihm trippeln kichernd und schwatzend viele kleine Wichtel.

Vor dem alten Tannenbaum bleiben sie stehen.

Armin neigt sein Haupt und die Girlanden fallen in den Schnee.

Nachdem die Wichtel sie entwirrt haben kommen aus den umliegenden Bäumen die Vögel und winden sie um den alten Tannenbaum, der aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt.

Danke, danke!“ stammelt er nur immer wieder.

Armin von Hohenwalde aber erklärte ihm, dass sie heute Nacht sich alle hier zusammen finden werden, um gemeinsam den Geburtstag des Christkinds zu feiern.

Und so war es dann auch.

Sie versammeln sich unter dem Baum, der voller Stolz seinen schönen Schmuck trägt und der König des Waldes Armin erzählt die Weihnachtsgeschichte, wie er sie schon von seiner Mutter gehört hatte.

Dann singen sie Weihnachtslieder und auch Herr Oskar brummt mit.

Auf einmal erklingt ein liebliches klingeln und ein goldener Schlitten kommt herunter geschwebt.

Grinsend springen Max und seine Familie in den Schnee und das Christkind im goldenem Gewand tritt zu dem Tannenbaum und sagt mit lieblicher Stimme.

Ich habe gehört, dass es dein größter Wunsch war für mich an meinem Geburtstag zu leuchten. Dafür danke ich dir aus vollem Herzen.Und damit du auch wirklich leuchtest schicke ich dir meine Sterne vom Himmel:“

Es hebt die Hand und die Sterne fallen vom Himmel und setzen sich auf die Zweige und der Baum erstrahlt in einem hellen Licht.

Der alte Tannenbaum ist überwältigt vor Glück und stammelt nur immer wieder: „ Danke, danke!“

Das Christkind lächelt freundlich und meint:

Die Sterne werden bis zum Dreikönigstag bei dir bleiben, dann kehren sie zurück an den Himmel. Nun lebt wohl meine lieben Freunde.“

Der Schlitten erhebt sich und fährt zu den Wolken.

Unter dem Baum aber türmen sich Säcke voll mit den herrlichsten Dingen. Äpfel und Birnen, Heu und Hafer, Nüsse, Kastanien und Karotten, selbst an Speck und Käse für die Mäuse hat das Christkind gedacht.

Der alte Tannenbaum aber träumte noch viel Jahre davon, wie er einmal ein Weihnachtbaum sein durfte.

 

© Lore Platz 2.12.2014




Samstag, 20. Dezember 2025

20 Lila-Luna, Anneliese und der Schmetterling im Weihnachtsbaum

Denkt daran je kälter die Welt wird, umso mehr Liebe braucht sie, also fangt in eurer Umgebung an.
Liebe die man gibt, ist niemals verschwendet.

 

 


Lila-Luna, Anneliese und der Schmetterling 

im Weihnachtsbaum

 

Anneliese kehrt die letzten mit Reif überzogenen Blätter auf die Schaufel und leert sie in die Biotonne.

„Bi-bi bist du endlich fertig?“

Anneliese sieht sich um und entdeckt Lila-Luna die beide Arme um sich geschlungen auf dem untersten Ast des Kirschbaumes sitzt.

„Was machst du denn hier? Solltest du nicht schon längst unter der Erde zum Überwintern sein?

„Ja, aber ich möchte diesmal bei dir überwintern, aber nun lass uns schnell hingehen, bevor ich erfriere.“

Wenig später sitzt die kleine Elfe neben dem Ofen und allmählich hört sie auf zu zittern.

„Du hast mir soviel letztes Jahr von dem Weihnachtsfest erzählt, dass ich auch einmal eines erleben möchte.

Die Elfenkönigin hat es erlaubt, besonders weil du ihr letztes Jahr das Leben gerettet hast. Nur meinen Zauberstab durfte ich nicht mitnehmen, da sie nicht eingreifen kann, wenn ich mal wieder einen Fehler mache.“

Anneliese lacht. „Ist auch besser so, du würdest uns bestimmt in eine Klemme bringen.“

„Naja,“ dann muss die kleine Elfe aber auch lachen.

Das Telefon klingelt.

„Hallo Süße,“ hört sie ihre Mutter. „Bei uns ist der Teufel los, wir haben einige Notfälle herein bekommen und ich kann nicht früher nach Hause gehen.“

„Aber wir wollten doch heute zusammen in die Stadt fahren,“ meint Anneliese traurig.

„Morgen habe ich frei, dann holen wir es nach.“ „Wann kommst du nach 

Hause.“„Es kann spät werden.“ „Okay, dann bis heute Abend.“ 

Anneliese legt den Hörer auf.

 „Was ist los?“ fragt Lila-Luna, als sie das traurige Gesicht ihrer Freundin sieht.

„Mama kommt erst heute Abend nach Hause und wir wollten doch in die Stadt.“

„Warum gehen wir nicht zusammen.“

„Das ist eine gute Idee, dann kann ich auch gleich Mamas Weihnachtsgeschenk besorgen.“

„Was willst du denn deiner Mama schenken?“

„Den neuesten Krimi von J.D.Robb.“

„Hast du denn Geld?“ fragte die kleine Elfe, die wusste, dass ihre Freundin und deren Mutter nicht sehr reich waren.

„Ja, in den Sommerferien war ich doch bei meinem Papa und der hat mir zum Abschied 50 € gegeben und die habe ich aufgehoben.“

„Magst du jetzt deinen Papa wieder?“

„Ja, am Anfang war ich ja schrecklich wütend auf ihn, weil er uns verlassen hat, aber nun ist soviel Zeit vergangen. Seine neue Frau ist eigentlich ganz nett und ich habe zwei Halbgeschwister, Zwillinge Paul und Paula.“

„Und deine Mama?“

Die ist auch darüber hinweg. Sie hat mir mal erzählt. Papa und sie hätten viel zu jung geheiratet und dann sich auseinander gelebt. Mama liebt ihren Beruf als Krankenschwester und ist zufrieden,doch nun lass uns in die Stadt fahren.“

 

 

(c) Monika Mandelik

Anneliese zieht sich warm an und lässt die kleine Elfe unter ihre Wollmütze schlüpfen.

Anfangs hielt sie das für eine gute Idee, doch schnell bereute sie es. Während der Busfahrt war es noch ruhig unter ihrer Mütze, aber sobald sie in der Stadt waren, krabbelte Lila-Luna von einer Seite auf die andere, denn es gab soviel zu sehen.

„Gib endlich Ruhe!“ zischt Anneliese und geht mit schnellen Schritten in das nächste Kaufhaus direkt in die Spielzugabteilung.

Bald hat sie gefunden was sie gesucht hat. Sie bezahlt an der Kasse und geht zu den Damentoiletten.
Nachdem sie sich vergewissert hat, dass die Kabinen leer sind, zieht sie die Mütze vom Kopf und die Elfe setzt sich auf das Waschbecken.
Anneliese fährt mit der Bürste kräftig durch ihre Haare.

„Ich fühle mich, als wäre eine Kompanie Ameisen über meinen Kopf gewandert.“ brummt sie.

Dann öffnet sie die kleine Geschenkschachtel und hilft der Elfe in den roten warmen Mantel.

Entzückend sah sie aus in dem bodenlangen Mantel mit Kapuze. Wie eine kleine Puppe.

Lila-Luna schlägt begeistert die Hände zusammen, als Anneliese sie hochhebt und sie sich im Spiegel sieht.

„So nun kannst du in meine Manteltasche kriechen und viel besser sehen.“

In der Buchabteilung hat Anneliese bald das Buch für ihre Mutter gefunden, das auf demTisch für Neuerscheinungen lag.

 


 

Auch ein dickes Geschichtenbuch, hübsch illustriert, liegt auf dem Tisch und Anneliese blättert darin.

„Gefällt es dir, ich könnte es dir in deine Tasche zaubern?“

„Welch ein Glück, dass du deinen Zauberstab nicht hast, du würdest mich ganz schön in die Klemme bringen, denn sie würden mich als Dieb verhaften.“

„Ach ja, habe ich ja ganz vergessen,“ seufzt die Elfe, „ Dabei wollte ich dir doch eine Freude machen.“

Anneliese grinst nur und geht an die Kasse.

Sie bummelt nun durch die Stadt und beantwortet Lila-Lunas unermüdliche Fragen.

 


Erklärt ihr, warum der Weihnachtsbaum aufgestellt war und was die vielen Holzbuden darum bedeuten.

Die kleine Elfe quiekt vor Freude, als ihr Anneliese berichtet, dass sie Morgen Abend mit ihrer Mutter auf den Weihnachtsmarkt gehen.

Zuhause macht Anneliese für sie beide einen Kakao den Lila -Luna aus einen Fingerhut trinkt und gar nicht genug bekommen kann.

Später kommt die Mutter nach Hause, todmüde und Anneliese umsorgt sie. Die Elfe aber versteckt sich ganz oben auf dem Schrank. Später schläft sie dann mit Anneliese im Bett, auf dem Kopfkissen.

Am nächsten Tag ist Samstag und die Mutter hat frei.

Sie schläft sehr lange und Anneliese und ihre kleine Freundin bereiten das Frühstück. Als die Mutter noch etwas verschlafen in die Küche taumelt verschwindet die Elfe schnell wieder auf den Schrank.

Abends darf sie dann wieder in ihr hübsches Mäntelchen schlüpfen und die drei machen sich auf den Weg in die Stadt zum Weihnachtsmarkt.

Lila-Luna kommt aus dem Staunen nicht heraus. All diese Lichter und Sterne. Was gab es auch alles zu sehen. Lebkuchen und alle Arten von Süßigkeiten, Kugeln in allen Farben, Glöckchen, Krippenfiguren und vieles mehr.

 Plötzlich bleibt die Mutter stehen und hebt eine Schneekugel hoch. „Genauso eine hatte ich als Kind, dass es die heute noch gibt.“

„Was wurde aus deiner Kugel?“ will Anneliese wissen.

„Ich weiß nicht, aber irgendwie ist sie verloren gegangen.“Bedauernd legt ihre Mutter die Kugel zurück, für sie war dies Luxus.

Sie gehen weiter, dann ruft Anneliese. „Ich habe meinen Handschuh verloren.“

„Gut wir treffen uns am Würstelstand.“

Das Mädchen läuft zurück.„Da hast doch deinen Handschuh eben in die Manteltasche gesteckt.?“

„Ja aber ich brauchte doch eine Ausrede, denn ich möchte die Schneekugel für meine Mama kaufen.“

„Oh, noch ein Weihnachtsgeschenk.“

Anneliese gibt keine Antwort, denn sie haben nun den Stand erreicht. Bald ist die Kugel hübsch verpackt in ihrer Tasche.

Ihre Mutter wartet an der Imbissbude und nachdem sie genüsslich eine Bratwurst verspeist haben und einen alkoholfreien Glühwein getrunken, gehen sie zum Bus.

 


Am nächsten Tag ist der zweite Advent und Lila-Luna staunt, als Anneliese mitten auf den Tisch einen Adventskranz stellt und zwei Kerzen anzündet.

Als die Mutter in die Küche kommt verschwindet die kleine Elfe wieder auf dem Schrank und sieht mit glücklichen Augen hinunter. Nein sie hat es nicht bereut, dass sie diesen Winter bei ihrer Freundin verbringt. So viel schönes hat sie nun schon erlebt.

Später backen Anneliese und ihre Mutter und ein herrlicher Duft zieht durch die Küche. Abends als die beiden Freundinnen in Annelieses Zimmer sind darf Lila-Luna ein Plätzchen probieren.

Die Elfe ist etwas traurig, sie wollte doch auch so gerne Plätzchen backen. Doch Anneliese verspricht ihr morgen wenn die Mutter in der Arbeit ist, mit ihr zu backen.

Vor Aufregung kann Lila-Luna kaum schlafen und sobald Anneliese aus der Schule komm drängt sie ihre Freundin nun endlich mit dem Backen anzufangen.

Gutmütig holt diese die Schüssel aus dem Schrank und was sie sonst noch brauchen.

 

(c) Monika Mandelik

Die Beiden haben viel Spaß zusammen und albern und kichern.
Die Elfe wäre beinahe einmal in den Teig geplumpst, wenn Anneliese sie nicht geistesgegenwärtig davor bewahrt hätte.

Aber trotzdem füllten sie eine Dose nach der anderen mit Plätzchen.

Eine davon ist für die alte Kräuterfrau bestimmt, die damals der Elfenkönigin geholfen hatte und die Anneliese seitdem immer wieder einmal besucht.

Die alte Frau lebt ganz allein in einem Häuschen am Rande des Waldes und würde auch Weihnachten allen sein.
Anneliese will sie am HL. Abend besuchen und ihr ein Geschenk und die Plätzchen vorbei bringen.

Die Tage vergehen sehr schnell und die beiden Freundinnen haben viel Spaß zusammen.

Während das Mädchen in der Schule ist, sitzt die Elfe meistens am Fenster und beobachtet wie der Schnee in dicken Flocken vom Himmel fällt.

Auch den Vögeln, die sich am Futterhäuschen tummeln sieht sie so gern zu.

Trotzdem freut sie sich, wenn Anneliese endlich von der Schule nach Hause kommt.

Einmal fahren sie noch miteinander in die Stadt und das Mädchen kauft in der besten Konditorei Pralinen für ihre Mutter, die diese so gerne aß.

Dann entdeckt sie in einem Schaufenster kleine Jutesäckchen.

„Sie nur, das wäre ein Geschenk für die Kräuterfrau.“

Anneliese kauft fünf Stück und noch einen Bogen mit leeren Aufklebern.

„Nun habe ich alle Geschenke.“

„Dann kannst du doch für dich das Buch kaufen.“

„Nein, dazu reicht das Geld nicht mehr.“

Zwei Tage vor Weihnachten wird von der Gärtnerei der Baum geliefert und der Gärtner ist sogar so nett, ihn aufzustellen.

Lila-Luna fühlt sich als wäre sie im Wald.

Sie ist ein bisschen traurig, weil Anneliese mit ihrer Mutter am Abend den Baum schmücken will. Doch das Mädchen verspricht ihr, dass sie dafür am nächsten das Lametta aufhängen darf.

Bei fröhlicher Weihnachtsmusik, bei der sie vergnügt mitsingen schmücken Anneliese und ihre Mutter den Baum.

Lila-Luna hat sich auf die Vorhangstange gesetzt und betrachtet fasziniert das Geschehen. Dabei kann sie keinen Moment stillsitzen und fliegt immer wieder von der Vorhangstange zum Schrank und zurück.

Plötzlich schüttelt die Mutter den Kopf und sieht sich im Zimmer um.

„Hast du das auch gesehen. Ich glaube wir haben einen Schmetterling im Zimmer.“

Anneliese lacht etwas gekünstelt.

„Ach Mama, da hast du dich getäuscht.“

Achselzuckend nimmt die Mutter die nächste Kugel und hängt sie an den Baum.

Als sie dann das Lametta im Karton sucht, nimmt Anneliese sie am Arm und führt sie zum Sofa.

„Das mache ich Morgen, gleich fängt auch der Weihnachtsfilm an. Ich mache uns nur schnell einen Kakao.“

Am nächsten Tag, während Anneliese in der Schule und die Mutter im Krankenhaus, fliegt die kleine Elfe immer wieder staunend um den geschmückten Baum herum.

Dann setzt sie sich neben die Krippe und betrachtet das kleine Kind, das so lieblich lächelt und von dem ihr Anneliese soviel erzählt hat.

Weihnachten hat viel mit Liebe zu tun, das durch die Geburt diesen Kindes wieder in die Welt gekommen ist.
Und deshalb beschenken sich auch die Menschen um einander zu zeigen, wie lieb sie sich haben.

Auch Lila-Luna hat sich ein Geschenk für ihre Freundin ausgedacht und hofft so sehr, dass es geklappt hat.

Als Anneliese aus der Schule kommt ruft sie überglücklich.

„Wir haben Ferien!“

„Wollen wir jetzt das Lametta auf dem Baum verteilen.“

Anneliese lacht.

„Nun lass uns erst mal essen.“

In dem Moment klingelt es.

Der Postbote drückt ihr ein großes Paket in die Hand.

„Von Papa,“ ruft das Mädchen überrascht.
Sie unterschreibt den Zettel und stellt das Paket in den Flur.

„Willst du es denn nicht aufmachen!“

Lila-Luna ist aufgeregter als ihr Freundin.

Diese lacht. „Das macht Mama heute Abend. Sie legt die Geschenke unter den Weihnachtsbaum.“

„Ach das dauert doch soooo lange!“

Am nächsten Morgen weckt die Elfe das Mädchen schon ziemlich früh, sie selbst hat vor Aufregung kaum geschlafen.

Obwohl Anneliese noch müde ist steht sie doch auf, denn sie versteht die kleine Freundin und deren Aufregung.

Ist es doch Lila - Lunas erstes Weihnachtsfest.

Leise schleichen sie in die Küche, um die Mutter nicht zu wecken und bei Kakao und Plätzchen erzählt Anneliese von vergangenen Weihnachten, als sie noch ein kleines Kind war und ihr Vater noch bei ihnen war.

Die Elfe fliegt schnell auf den Schrank als die Mutter in die Küche kommt.

Diese schüttelt den Kopf.

„Ich glaube ich habe schon wieder den Schmetterling gesehen.“

Anneliese senkt den Kopf und grinst.

Später gehen die beiden Freundinnen zu der alten Kräuterfrau.

Über Nacht hat es geschneit und es ist wunderschön durch den schneebedeckten Wald zu wandern.

Noch schöner aber ist die Freude der alten Frau über die Geschenke.

Und dann ist es endlich soweit!

Lila-Luna kann sich gar nicht sattsehen an dem leuchtendem Baum. Im Hintergrund ist leise Weihnachtsmusik zu hören.

Die Mutter freut sich so sehr über die Geschenke, besonders über die Schneekugel und immer wieder umarmt sie ihre Tochter.

Doch Anneliese staunt als sie die Geschenke ihres Vaters aufmacht. Neben Winterstiefeln, einem Mantel, sogar einem Muff, ist auch das von ihr so sehr gewünschte Geschichtenbuch.

Sie wirft einen fragenden Blick zu Lila-Luna, die vergnügt grinst und dann ganz nach oben auf den Weihnachtsbaum fliegt und sich direkt neben den Engel sitzt.

Die Mutter ruft.

„Ich hatte doch Recht, sieh mal da oben auf dem Weihnachtsbaum sitzt ein Schmetterling.

Später als die beiden Freundinnen in Annelieses Zimmer sind fragt diese:

„Hast du etwas mit dem Buch zu tun?“

Die Elfe nickt heftig.

„ Ich habe einen der Vögel, die am Futterhäuschen sind zur Elfenkönigin geschickt und sie gebeten einen Telepathie -zauber zu deinem Vater zu schicken.“

Anneliese schüttelt staunend den Kopf.

„Dann ist das Buch eigentlich ein Geschenk von dir und ich habe gar nichts für dich.“

„Du hast mir doch den schönen Mantel und die wunderbare Zeit die wir zusammen verbringen geschenkt.

Hast du nicht gesagt :

Weihnachten bedeutet Liebe und füreinander da zu sein?“



© Lore Platz 17. November 2021