Donnerstag, 27. Februar 2025

Närrische Tage

Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig zu Lachen, ich freue mich morgen abend schon auf den Mainzer Karneval. Für mich ist er der Beste, allein schon wegen den klugen Büttenreden. (27.o2,2025 )



 

heute ist der unsinnige Donnerstag oder auch Weiberfastnacht.

Ich weiß noch, dass mein Mann an diesem Tag immer ohne Krawatte in die Arbeit ging.
Wisst ihr eigentlich wann vermutlich die erste Weiberfastnacht war?
Am Donnerstag vor Karneval tanzten und sprangen die Nonnen im Kölner Kloster St. Mauritius in weltlicher Kleidung durch die Hallen.
Das war im Februar 1729.
Da hätte ich zu gerne Mäuschen gespielt.

Je nach Region werden die närrischen Tage
Fastnacht – Karneval - Fasching
genannt.

Fastnacht setzt sich aus den Wörtern:
Fasta (Fastenzeit) und naht (Nacht, Vorabend) zusammen.
Was soviel wie Tag vor der Fastenzeit bedeutet

Karneval:
'carne levare' = Fleisch wegnehmen.

Fasching:
Diesen Wort ist hauptsächlich in Bayern und Österreich gebräuchlich.
Es leitet sich ab von dem Wort 'Vaschang' was soviel wie letzter Ausschank alkoholischer Getränke vor der Fastenzeit bedeutet.

Bereits vor 5000 Jahren wurde in Mesopotamien nach Neujahr, ein siebentägiges Fest als symbolische Hochzeit eines Gottes, gefeiert.
In einer babylonischen Schrift aus dem 3. Jahrtausend vor Christus stand geschrieben.
' Kein Getreide wird an diesem Tag gemahlen. Die Sklavin der Herrin gleichgestellt und der Sklave an der Seite des Herrn.
Der Mächtige und der Niedrige sind gleichgestellt.'
Hier wird zum ersten Mal bei ausgelassenen Festen die Gleichheit erwähnt, die bis heute ein charakteristischen Merkmal des Karnevals ist.
Heute werden hauptsächlich, wie es so schön in Bayern heißt; die Politiker dablääkt (verspottet).

Nun zu den Römern, die ja eigentlich viel in Europa geprägt haben.
Vom 17. Dezember bis 19. Dezember hielten die Römer ein öffentliches Gelage ab zu Ehren des Gottes Saturn.
Herren und Sklaven tauschen die Rollen, saßen zusammen mit Myrten bekränzt am Tisch, konnten frei reden und bewarfen sich mit kleinen Rosen.
Das dürfte der Ursprung des Konfetti sein.

Die spinnen die Römer!“ würde Asterix wohl sagen.

Zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert feierte man in der Kirche die Narrenfeste.
Wolfram von Eschenbach erwähnte im Jahre 1206 in seinem 'Parzival' erstmals die 'Fastnacht'
Die mittelalterliche Fastnacht stand für den 'Staat des Teufels' . 
Deshalb wurden die ausschweifende Feste auch von der Kirche geduldet, um zu zeigen, dass sowohl der 'Staat des Teufels', als auch der Mensch vergänglich sei und am Ende Gott siegt.
Mit dem Aschermittwoch musste dann der Karneval enden.

Bedenke, dass du Mensch Staub bist und wieder Staub wirst,“ dies murmelt der Pfarrer wenn er das Aschenkreuz auf die Stirn malt.
Ich habe es gehasst, denn einzelne Körner der Asche lösten sich immer und rieselten mir in die Augen.

Nun lasst euch die gute Laune von niemand verbieten, lacht, schunkelt und freut euch des Lebens.

Hellau!





Fasching

Nun ist sie da, die Faschingszeit,
darüber freuen sich viele Leut',
sie tanzen, jubeln ganz toll,
sie lachen, scherzen stimmungsvoll.

Sie setzen ihre Narrenkappen auf,
ziehen bunte Kleider an zuhauf,
es geht zu wie in einem Narrenhaus,
mancher schaut dabei ganz lustig aus.

Räuber kommen mit wildem Gesicht,
Rittersleut`reiten im Sonnenlicht,
Zigeuner dürfen auch nicht fehlen,
Diebe die nicht können stehlen.

Und aus Tirol kommt jener Gesell,
verkleidet als Wilhelm Tell,
Türken, Inder und noch mehr,
zwischendurch ein brauner Bär.

Musikkapellen zwischendurch,


Zwei Strolche auch, das Haar zerfurcht,
Ein Hauptmann sieht ganz strenge drein,
er humpelt mit dem rechten Bein.

Politiker die auf Wagen sitzen,
Plakate halten mit geschriebenen Spitzen,
und man sieht noch vieles mehr,
was so kommt maskiert daher.

Auf der Geige und auf dem Bass.
jeder spielt da irgendwas,
kunterbunt und kreuz und quer,
und klingen tut es wie noch mehr.

Kunterbunt der Maskenscherz,
viele Leute mit frohem Herz,
Alle Sorgen sind da wie weggeblasen,
mancher nimmt auch einen Schaden.

Lustig ist doch die Fastnachtszeit,
und jubeln tun da alle Leut',
Vergessen wird da jedes Ach,
aber was kommt dann danach?


© Die Nachtigall
 
Leider habe ich keine Faschingsgeschichte, vielleicht gefällt euch diese.


 

 
Einmal und nie wieder


Heute möchte ich euch erzählen, wie ich zum ersten und letzten Mal in meinem Leben total betrunken war.
Ich selbst konnte mich kaum noch daran erinnern, aber mein Mann erzählte es mir am nächsten Tag mit einem unverschämten Grinsen.
Mein Mann war Matrose und fuhr auch nach unserer Hochzeit weiter zur See, aber er heuerte auf einem Schiff an, das alle zwei Monate nach Europa kam und außerdem wurde ihm als verheirateter Matrose
eine Einzelkabine zugeteilt.
Dank meines wunderbaren Chefs, durfte ich alle zwei Monate eine Woche Urlaub nehmen, wenn das Schiff einen europäischen Hafen anlief.
Einmal fuhr ich wieder los, diesmal nach Rotterdam.
Dort lag das Schiff aber nicht direkt am Kai, sondern etwas außerhalb.
Man musste eine steile eiserne Leiter an der Kaimauer hinunter und dann in ein wackeliges Ruderboot klettern.
Keine leichte Übung für eine Landratte wie mich.
Als Kurtl mit seiner Arbeit fertig war, schlug er einen Ausflug an Land vor.
Obwohl mir ein wenig bange war vor dem schaukelnden Ruderboot, stimmt ich zu.
Wir gelangten glücklich an Land und verbrachten einen wunderschönen Nachmittag in Rotterdam.
Gegen Abend kehrten wir in einer Kneipe in der Nähe der Kaimauer ein.
Mein Mann bestellt sich ein Bier und mir einen Martini.
Ich vertrage so gut wie keinen Alkohol und nippte nur an meinem Glas.
Da ging plötzlich die Tür auf und einige Matrosen von unserem Schiff betraten die Kneipe.
Als sie uns sahen gab es ein großes Hallo und sie setzten sich zu uns.
Sie bemerkten, dass ich einen Martini vor mir stehen hatte und spendierten mir gleich den nächsten.
Wie gesagt, ich war Alkohol nicht gewohnt und trank höchstens einmal ein Glas Wein oder Sekt.
Aber ich wollte mich vor den Kumpels meines Mannes nicht blamieren und trank tapfer das zweite Glas und schon fing ich an zu kichern.
Diese Wirkung hat Alkohol auf mich.
Nach dem dritten Glas redete ich wie ein Wasserfall
und die Jungs wieherten vor Lachen.
Nicht weil ich so witzig oder geistreich war, sondern weil ihnen mein bayrischer Dialekt so gefiel.
Mein Mann hatte schon längst mit dem Trinken aufgehört und betrachtete das Ganze mit etwas Besorgnis.
Schließlich musste er mich ja noch sicher aufs Schiff bringen.
Als wieder, wie durch Zauberhand, ein Glas Martini vor mir stand, da ergriff er meine Hand und zerrte mich zum Ausgang.
An der Tür drehte ich mich noch einmal um und winkte den Jungs neckisch zu, dann stolperte ich hinter meinem Herrn und Meister aus dem Lokal.
War ich auf der Hinfahrt ängstlich wie ein Hase, so fühlte ich mich jetzt mutig wie ein Löwe.
An der Kaimauer angekommen packte ich das Geländer und schwang todesmutig mein Bein auf die erste Stufe der Leiter.
Mein Mann konnte sich gerade noch schnell über mich schwingen, sodass ich zwischen ihm und der steilen Leiter war.
Doch ich verfehlte keine einzige Sprosse und auch in das schaukelnde Ruderboot ließ ich mich vergnügt plumpsen.
Anschließend schob mein Mann mich dann die Gangway hinauf, die ich immer wieder kichernd als Hühnerleiter bezeichnete.
Erst als ich in der Koje lag, begann sich alles zu drehen.
Doch bald schlief ich ein.
Doch das Erwachen war fürchterlich.
Mein Mann, der überhaupt kein Mitleid mit meinem brummenden Schädel hatte, erzählte mir grinsend von meinen gestrigen Eskapaden.
Ich schwor nie wieder einen Martini auch nur anzusehen, so schlecht fühlte ich mich.
Auch genierte ich mich an Deck zu gehen.
Doch als ich den Jungs später begegnete, da lachten sie mich nur freundlich an und keiner erwähnte den vergangenen Abend.
Ich habe nie mehr so eine Kameradschaft kennengelernt wie auf dem Schiff.

© Lore Platz 31.05.2019



Freitag, 14. Februar 2025

Der Wunschbrunnen Zum Valentinstag

 

 


 

 

An diesem Tag feiert man den Tag der Verliebten oder auch Menschen, die sich gern haben, denken an diesem Tag ganz besonders aneinander und drücken dies durch Grüße oder kleine Geschenke aus.

Der Name Valentin ist nicht auf den bayrischen Komiker Karl Valentin zurückzuführen, sondern laut Überlieferung auf Bischof Valentin von Rom, der am 14. Februar 269 enthauptet wurde.

Bischof Valentin hatte trotz des Verbotes des Kaisers Claudius II. Paare kirchlich getraut.

Darum gibt es auch heute noch Gottesdienste am Valentinstag, in den die Ehepaare gesegnet werden.

Übrigens glaubte man, dass am 14. Februar die Vögel begannen sich zu paaren.

Darum nannte man diesen Tag auch den Vielliebchentag und in England und Frankreich ist Valentin der Schutzpatron der Verliebten und Verlobten.

In Finnland ist der Valentinstag der Freundschaftstag und man verschickt anonym kleine Geschenke oder Karten an jemand der einem sympathisch ist.

In Südafrika feiert man am 14. Februar ein öffentliches Fest und kleidet sich weiß und rot, den Farben für Reinheit und Liebe.

In Italien treffen sich Liebespaar an einer Brücke, hängen ein Schloss mit ihren Initialen an das Geländer und werfen jeder einen Schlüssel in Wasser und wünschen sich etwas.

Der Wunsch muss natürlich geheim bleiben.

Seit dem 15. Jahrhundert werden in England Valentins - Paare gebildet, die am Vorabend ausgelost werden und sich dann kleine Geschenke oder Gedichte schicken.

Im viktorianischem Zeitalter wurde es dann Mode sich aufwendig verzierte Karten zu schenken.

Englische Auswanderer brachten diesen Brauch nach Amerika.


In Japan schenken die Frauen den Männern am Valentinstag Schokolade, oft selbst hergestellt.

Dafür bekommen sie dann einen Monat später als Gegengeschenk am White Day weiße Schokolade.


Südkorea hat noch einen dritten Tag eingeführt.

Wer am 14. Februar und 14. März leer ausging betrauert dies am 14. April, indem er Nudeln mit schwarzer Soße isst.


Nun wünsche ich euch einen schönen Valentinstag und hoffe dass jeder von euch jemand hat der an ihn denkt und keiner am 14. April Nudeln mit schwarzer Soße essen muss.

 

(c)  Lore Platz  14.02.2016

 

 

Manchmal wünscht man sich einen Wunschbrunnen, besonders in der momentanen Lage, die unsere Welt belastet. Leider gibt es den nicht, oder doch, manchmal wenn man fest daran glaubt gehen Wünsche in Erfüllung

Viel Spaß beim Lesen!



                    




Der Wunschbrunnen



Wohlig streckte sich Isabella , der Hahn hatte sie geweckt, als er fröhlich die Sonne begrüßte. Die junge Frau sprang aus dem Bett und zog die Vorhänge zurück. Strahlender Sonnenschein beleuchtete die herrliche Landschaft und die Luft war so klar, dass man die Berge sehen konnte.

Drei Wochen Urlaub lagen vor ihr, die sie auch dringend nötig hatte. Sie arbeitete in einem Münchner Krankenhaus als Krankenschwester und die letzten Wochen waren sehr stressig.

Nach einer erfrischenden Dusche zog sie ihre Wanderkleidung an, denn gleich nach dem Frühstück ging es in die Berge.




Um die Mittagszeit hatte Isabella das Gipfelkreuz erreicht. Sie setzte sich ins Gras und packte das Lunchpaket aus, das sie von der Köchin der Pension mitbekommen hatte.

Gestärkt und zufrieden lehnte sie sich zurück und ließ ihren Blick umherschweifen. Für sie gab es keinen schöneren Ort, als die bayrischen Berge.

Bereits als Kind schon hatten sie und ihre Eltern jedes Jahr einen Wanderurlaub gemacht. Doch nun waren ihre Eltern nicht mehr bei ihr, vor drei Jahren hatte ein betrunkener Autofahrer ihnen die Vorfahrt genommen.

Ein Bussard kreiste hoch oben am Himmel, plötzlich stürzte er herab, er hatte wohl ein Beutetier entdeckt.

Isabella nahm ihren Rucksack und machte sich an den Abstieg.

Als sie an einer Almwiese, die übersät war mit bunten Blumen, vorbei kam, lief sie schnell hinüber. Sie würde sich einen schönen bunten Wiesenblumenstrauß für ihr Hotelzimmer pflücken.

Sie bückte sich, da rief eine Stimme. „Halt Derndel, lass des sein!“

Isabella schaute erstaunt zu der alten Frau , die wie aus dem Boden gewachsen plötzlich vor ihr stand.

„Warum stehen die unter Naturschutz?“

„ Na des net, aber wenn du die Blermerl abbrichst und dann ins Wasser stellst dann lebens nimmer lang. Hier auf der Wiesen aber hams ihre Füsserl in der warmen Erde , können sich dem Sonnenschein entgegen strecken und morgens die Tautropfen trinken und noch viele Wochen leben.“

Isabelle wurde etwas rot und lächelte verlegen. „Sie haben Recht, es war gedankenlos von mir.“

„Ist ja nix geschehn, ich bin übrigens die Anna, aber die meisten nennen mi des Kräuterweiberl.“

Sie zwickte die Augen zusammen und sah zum Himmel.

„Es wird glei regnen, kommers meine Hütte ist net weit.“

Isabella folgte ihr, denn sie wusste wie schnell in den Bergen das Wetter umschlug.

Als sie die Hütte erreichten, prasselten auch schon die ersten Regentropfen auf das Dach.

„Setzns erner hie, ich mach uns an Tee.“

Während die alte Frau am Herd hantierte, sah Isabella sich um. Quer durch das Zimmer war ein Seil gespannt und daran hingen Büschel mit Kräutern zum Trocknen. In der Ecke stand ein alter Tisch, der übersät war mit kleinen Gläschen und Töpfchen.

„ Des is mei Hexenküche. „ lachte die Alte und stellte eine Tasse Tee vor die junge Frau. „Wollns an Honig nei? Mei Nachbar is Imker, dös is woas feins, net sowas wos in der Stadt kaufer kenna.“

Eine Weile tranken sie schweigend ihren Tee.

„Sie han allo hier, hams denn kon Freund?“

„Ich arbeite als Krankenschwester und bei dem Schichtdienst und den vielen Überstunden, hat man keine Lust groß feiern zu gehen.“

„Schade, sie san so a hübsches Madel und sollten net aoschichtig (allein) herum laufen.“

Die alte Frau beugte sich vor.

„Ich weiß wie i ihnen helfer kann. Drom auf der Burg gibts an Wunschbrunnen.“

Isabella lachte herzlich.

Das Kräuterweiberl winkte ab.

„Ihr junger Leit ihr meint immer ihr wisst alles, doch es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde und früher san Wünsche no in Erfüllung ganga. Viele Gschichten san überliefert worden. Probiers doch , schaden kanns nicht“

Mehr um der Alten einen Gefallen zu tun, sagte Isabella: „Und wie komme ich zu diesem geheimnisvollen Brunnen?“

„ Also hör zur Derndl. Wennst den schmalen Weg neben der Burg entlang gehst, kumst noch a Zeit zu einer mächtigen Eiche, de konnst gar net übersehen, so groß und alt is de. Die bewacht nämlich den Brunnen.“ Die Alte nimmt einen Schluck Tee aus ihrer Tasse.

„ Und dann steckst die Hand ins Wasser des Brunnens, schließt die Augen und sagst ihm ganz leise deinen Wunsch.“

Die junge Frau erhob sich und streckte Anna die Hand hin.

„Es hat zu regnen aufgehört , ich muss zurück, sonst schaffe ich den Abstieg nicht bevor es dunkel wird. Vielen Dank für den Tee.“

Die Alte hob beschwörend den Zeigefinger. „ Denkens an den Brunnen.


Wieder sind einige Tage vergangen, in denen Isabella die Gegend erkundet hatte und eines Tages stand sie vor der zerfallenen Burg und der Wunschbrunnen fiel ihr wieder. Sie schmunzelte, wenn sie schon hier war, warum sollte sie nicht das Wunderwerk besuchen.

Noch immer schmunzelnd ging sie den schmalen Weg entlang und sah schon von Ferne die Eiche.

Der Brunnen sah eigentlich ganz gewöhnlich aus, kein bisschen geheimnisvoll.

Übermütig steckte sie die Hand ins Wasser, schloss die Augen und murmelte:

„Ich wünsche mir nicht mehr so allein zu sein.“

Mit schnellen Schritten verließ sie den Ort. So ein Unsinn!


Die letzte Woche ihres Urlaubs war angebrochen und wieder war Isabella unterwegs auf einer ihren Wanderrouten.

Sie saß auf einer Anhöhe und genoss den herrliche Ausblick. Unten lag ein Bauernhof, einer dieser Einödhöfe wie es viele hier gab.

Ein kleines Mädchen tollte übermütig mit ihrem Hund umher.

Lächelnd sah sie dem fröhlichem Spiel zu. Plötzlich stürzte das Mädchen, schrie und dann war Stille.

Erschrocken sprang Isabella auf, packte ihren Rucksack und jagte in langen Sprüngen hinunter auf den Hof.

Sie beugte sich über das bewusstlose Mädchen, auf deren Stirn eine klaffende Wunde zu sehen war.

Vorsichtig untersuchte sie die Verwundete und stellte erleichtert fest, dass sie außer der Stirnwunde keine weiteren Verletzungen hatte.

Die Kleine öffnete die Augen. „Wer bist du? Oooohhh mein Kopf tut mir so weh.“

„Das kommt von dem Sturz, vielleicht hast du eine kleine Gehirnerschütterung. Du musst jetzt ganz tapfer, ich werde dich jetzt aufheben, das könnte ein bisschen weh tun.

Mit ihrer Last betrat Isabella den Hausflur. Eine alte Frau kam ihnen entgegen und schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

„Jessas, Maria und Josef, woas is bassiert!“

„Zeigen sie mir das Zimmer des Kindes und rufen sie den Arzt!“

befahl Isabella.

Vorsichtig legte sie das Mädchen auf das Bett, holte ihr Notfallset aus dem Rucksack und verarztete die Wunde.

„Bist du eine Ärztin?“ „Nein Krankenschwester. Wie heißt du?“

„Isabella.“Das ist ein schöner Name, ich bin das Roserl, und das ist unsere Martha,“ deutete das Mädchen auf die alte Frau, die gerade hereinkam.

„Der Doktor kommt gleich und den Bauern habe ich auch gleich verständigt.

Da ging auch schon die Tür auf und ein großer gutaussehender Mann ging mit langen Schritten auf das Bett des kleinen Mädchen zu.

Isabellas Herz klopfte, als sie sah wie der große Mann sich über sein Kind beugte und ihm liebevoll über das Haar strich.

„Roserl was machst du nur für Sachen.“

„Bin hingefallen, aber meine neue Freundin, die Isabella hat mich herein getragen und verbunden, und jetzt ist alles wieder gut.“

Jetzt erst bemerkte der junge Bauer die fremde Frau im Zimmer.

„Entschuldigen sie bitte meine schlechten Manieren, Ich bin der Jakob Hauseder, der Vater dieser manchmal recht anstrengenden Tochter. Vielen Dank, dass sie ihr zu Hilfe eilten.“

„ Mein Name ist Isabella Werdenfels und ich habe gerade auf der Anhöhe oben eine kleine Pause gemacht als ich das Roserl stürzen sah.“

„ Ja und sie hat mich herein getragen und mich ins Bett gebracht und meine Wunde verbunden und ich war ganz tapfer und habe nicht geschrien, als sie das Zeug drauf spritze, das so arg gebrannt hat.“

„Na kleiner Zeisig, du kannst ja schon wieder zwitschern, da hätte ich ja gar nicht den weiten Weg herauf kommen müssen,“ brummte eine tiefe Stimme von der Tür her.

Roserl winkte ab. „Du kannst auch gleich wieder gehen, Onkel Pankratz, meine Freundin Isabella ist nämlich Krankenschwester und hat meine Wunde schon verbunden. Und das Hirn, das ein bisschen schüttelt, das macht sie auch wieder gesund.“

Schallendes Gelächter erfüllte den Raum und die Kleine sah erstaunt von einem zum anderen.

„Ich habe den Verdacht auf eine leichte Gehirnerschütterung, das sollten sie sich ansehen, Herr Doktor, erklärte Isabella noch immer lachend.

„Tja Roserl,“ meinte der Arzt nachdem er das Kind gründlich untersucht hatte. „Deine Freundin hat Recht, du hast ein leichte Gehirnerschütterung und musst ein paar Tage liegen bleiben.“

Roserl verzog schmollend den Mund.

Auch ihr Vater sah besorgt aus. „Wie soll das gehen, wir sind mitten in der Ernte und die Martha ist zu alt für das lebhafte Kind.“

„Darf ich einen Vorschlag machen?“ meldete sich Isabella. „ Ich habe noch eine Woche Urlaub. Ich könnte jeden Morgen hier herauf wandern und mich um die kleine Patientin kümmern.“

„Juchhu!“ jubelte Rosa.

„Das ist eine gute Idee, meinte auch Pankratz und Jakob sah die junge Frau mit leuchtenden Augen an.

Isabella errötete.

Als dann am Sonntag Isabella wieder nach München zurückfuhr, tat sie das nur, um in der Klinik zu kündigen.

Denn im Oktober gab es im Dorf eine zünftige Bauernhochzeit und Roserl, die Blumen streuen durfte, sah in ihrem süßen Dirndl zauberhaft aus.

An der Kirchentür aber stand das Kräuterweiberl und zwinkerte Isabella zu, diese zwinkert zurück.

Ja die Zeiten, da Wünsche erfüllt wurden gab es immer noch.



© Lore Platz 2020

 

 

 








 

Freitag, 7. Februar 2025

Venedig, die Stadt ihrer Träume

            Als ich vor kurzem einige wundervolle venezianische Masken sah, war meine Neugier geweckt und ich wollt mehr über diesen Karneval in Venedig erfahren.
Also rein ins Internet.
Übrigens eine feine Sache dieses Internet.
Wenn ich früher bei der Hausaufgabenbetreuung meinen „Kindern“ bei einem Referat half, wie viele Bücher musste ich da wälzen und nun brauche ich nur im Computer eingeben was ich wissen will und sofort habe ich eine Fülle von Informationen.
 Aber zurück zum Karneval.
Im Jahr 1094 wurde der „Carnevale di Venezia“
zum ersten Mal von dem Dogen Vitale Falier in einer seiner Schriften erwähnt.
Nach christlicher Auslegung deutet es auf die letzte Nach vor der Fastenzeit hin.
„Carne vale = Fleisch lebe wohl“
Ursprünglich aber war es ein Fest zum Einzug des Frühlings.
Erst 1420 bekam es die heutige Bedeutung.
Der damalige Doge ließ zu Ehren des Sieges der Venezianer über das nördliche Aquileia eine Feier abhalten.
Dabei wurde ein Ochse und 12 Schweine, als Symbol für die feindlichen Aquileia geschlachtet.Diese Feier wurde dann jedes Jahr wiederholt und wurde zu einem wahren Volksfest.
Während der Karnevalstage wurde die strenge Hierarchie der Dogen aufgehoben und jeder Bürger ob arm oder reich war offiziell gleichgestellt.
Unter diese vorgegaukelte Gleichstellung fiel natürlich die Meinungsfreiheit und so entstanden die Straßentheater, wie die „Commedia dell`Arte“.

 
 
Im Schutz der Masken wurde das öffentliche Leben auf lustige Art dargestellt und auch kritisiert.
Gaukler, Narren, Quacksalber, Hellseher und Akrobaten traten auf und der Karneval in Venedig war geboren.
Im 18ten Jahrhundert dauert der Karneval oftmals bis zu sechs Monaten und einer der Höhepunkte waren die prachtvollen Gondelumzüge der Adeligen.
Aber wie immer, wenn man die Dinge übertreibt, dann arten sie aus.
Die Sitten wurden immer zügelloser und die Späße im Schutz der Masken immer derber.
Deshalb ließ Napoleon den Karneval verbieten.
                            
Erst 1979 wurde er von findigen Geschäftsleuten wieder entdeckt und sie kurbelten damit die Wirtschaft in Venedig an.
Kostüm- und Maskenhersteller boomten und die Hotels waren zur Karnevalszeit ausgebucht.
Venedig entwickelte sich zur Hochburg des Karnevals in Europa und zieht noch heute viele Besucher an.





Venedig, die Stadt ihrer Träume


Mit einem fröhlichem Lächeln verlässt Elke das Reisebüro, in ihrer Tasche zwei Tickets für einen viertägigen Aufenthalt in Venedig.
Da Morgen ein Feiertag und der Freitag dann ein Brückentag hatte sie kurzentschlossen diese Reise gebucht.
Es sollte ein Geschenk für Michael sein, denn heute genau vor einem Jahr hatten sie sich kennen gelernt.
Seit drei Monaten wohnten sie nun zusammen und es war einfach wundervoll!
Beschwingt eilt sie zur S-Bahn und von dort in ihre kleine gemeinsame Wohnung.
Ein Blick auf die Uhr zeigt ihr, dass ihr Liebster bald von der Arbeit kommt.
Aus der Schublade holt sie die Schachtel mit den Teelichtern und schreibt damit „Ich liebe dich!“ auf den Tisch.
Sie pflückt von den dunkelroten Pfingstrosen , die sie gestern von Omas Garten geholt hat, die Blüten und streut sie vom Tisch, durch den Gang bis zur Flurtür.
Schnell schließt sie die Vorhänge und zündet die kleinen Teelichter an.
Nicht zu früh! Denn schon hört sie den Schlüssel und dann ein erstauntes „Nanu?“
Michael bleibt einen Moment stehen und dann als er die Schrift entziffert hat, ist er mit einem langen Schritt bei Elke, nimmt sie in die Arme und murmelt „Ich dich auch.“
Nach einem langen zärtlichen Kuss, fragt er dann aber doch.
Warum diese schöne Liebeserklärung?“
Elke ist etwas enttäuscht. „ Wir haben doch heute unseren Jahrestag, hast du den vergessen?“
Der junge Mann wird etwas verlegen, doch Elke winkt ab und hält ihm die Tickets unter die Nase.
Vier Tage Venedig, morgen früh geht es los!“
Das kommt jetzt aber ein bisschen überraschend,“ brummt Michael unbehaglich.
Die Jungs und ich wollen eine Motorradtour machen.“
Ach und wann hättest du mir das gesagt?“ fragt Elke spitz und dann, sie wussten beide nicht wie es geschah, sind sie mitten in einem erbitterten Streit.
Der damit endet, dass Elke Kopfkissen und Decke auf dem Sofa platziert und die Tür zum Schlafzimmer hinter sich ins Schloss wirft.
Michael seufzt und kratzt sich am Kopf. Er weiß wenn sein Liebling bockt, dann ist nicht mit ihm zu reden.
Er bläst die Teelichter aus und lümmelt sich vor den Fernseher.
Irgendwann schläft er dann ein und bemerkt nicht, wie frühmorgens Elke mit ihrem Koffer an ihm vorbei schleicht.
Ein Ticket lässt sie auf dem Tisch liegen.

Einige Stunden später checkt sie in dem Hotel in Venedig ein. Nachdem sie ihre Kleider im Schrank verstaut und sich ein wenig frisch gemacht hat, nimmt sie ihre Umhängetasche und verlässt das Hotel.
Einen Moment streift ihr Blick eine Gondel, wie gerne wäre sie an Michael geschmiegt darin gefahren.
Entschlossen besteigt sie einen Wasserbus und wandert zum Markusplatz .
Viele Tauben erheben sich, als sie näher kommt, lassen sich aber gleich wieder nieder und streiten sich um die Körner, die die Touristen ihnen zuwerfen.
Die Tische vor dem kleinen Straßencafe sind alle besetzt, und nur noch an einem Tisch an dem ein älterer Herr sitzt, ist ein Stuhl frei.
Elke grüßt höflich und setzt sich, sofort eilt ein Kellner herbei und sie bestellt sich einen Eiskaffee.
Mit strahlenden Augen lässt sie ihre Blicke schweifen und genießt das friedliche Bild.
Gefällt ihnen, was sie sehen?“ hört sie eine amüsierte Stimme.
Begeistert nickt sie und lächelt den alten Mann, der ihr gegenüber sitzt, strahlend an.
Meine Großeltern haben ihre Hochzeitsreise hier gemacht und sie haben so geschwärmt von Venedig, dass es immer schon mein Wunsch war, hierher zu kommen.“
Der alte Mann lächelt wehmütig.
  „ Amore, sie lässt uns vieles durch die rosarote Brille sehen. Hat auch sie die Liebe in unsere schöne Stadt gebracht?“
Elke meint zögernd.
 „ Eigentlich schon, ich habe die Reise gebucht, um unseren Jahrestag zu feiern, aber mein Freund hatte keine Zeit.“
Ihr Gegenüber lächelt nachsichtig. 
„ Streit unter Liebenden, junge Dame, wenn sie einmal in meinem Alter sind, da werden sie feststellen, dass die Zeit zu kostbar wird, um sie mit Streit zu vergeuden.“
Der alte Mann, der wohl viel alleine ist, beginnt nun zu erzählen und so erfährt das Mädchen, dass er gebürtiger Venezianer ist, viele Jahre als Diplomat im Ausland verbracht hat und nun nach Venedig zurück kam,um hier seinen Lebensabend zu beschließen.
Gebannt hört sie ihm zu, als er sehr anschaulich berichtet, wie Venedig inmitten der Lagune eines flachen Binnenmeers auf hundert Inseln gebaut wurde.
Und die ungefähr 150 Kanäle dienen als Straße auf denen der gesamt Verkehr statt findet und selbst Notdienst, Feuerwehr und Polizei sind mit Booten unterwegs.
In den 3000 Gassen darf man nur zu Fuß gehen, nicht einmal Fahrräder sind erlaubt.
Die Häuser stehen auf dem sandigen Boden der Inseln.
Die Fassaden, die am Ufer stehen sind durch Baumstämme gestützt, um ein Abrutschen zu verhindern.
Die Abstände zwischen den Pfeilern sind bis zum Grund des Wassers mit Lehm und Schutt aufgefüllt und bieten somit ein solides Fundament.
Er berichtet auch, dass 1881 die Wasserbusse eingeführt wurden und die Gondoliere aus Widerstand den Canale Grande mit einer Kette blockierten.
Elke lauscht dem allen gespannt und dann kommt sie auf die wunderschönen Masken zu sprechen.
Der alte Mann lächelt.
Ja hinter einer Maske kann man sich gut verstecken. Da wird der König zum Bauern und der Bauer zum König. 
Die Königin zur Schäferin.
Königin Marie Antoinette war so begeistert von den Masken, dass sie auch außerhalb der Maskenbälle ihr zweites Gesicht nicht mehr aufgeben wollte und so ließ sie sich im Schlosspark eine ländliche Idylle schaffen, in der sie von Zeit zu Zeit mit ihrem Hofstaat lebte.
Auch in Venedig dehnte sich das Masken tragen auf den Alltag aus und Adelige aus ganz Europa, wie der österreichische Kaiser Josef II. reisten so inkognito nach Venedig und mischten sich unter das Volk.“
Der alte Mann erhebt sich und stützt sich schwer auf seinen eleganten Spazierstock.
Nun meine junge Dame wünsche ich ihnen noch eine schöne Zeit hier und vergessen sie den kleinen Streit mit ihrem Freund.
Denken sie daran wie vergänglich alles ist, auch Venedig. Jedes Jahr sinkt diese wunderbare Stadt um einige Millimeter und eines Tages wird sie im Meer versinken, wie einst Atlantis. Aber wir beide werden das nicht mehr erleben. Auf Wiedersehen!“
Er verbeugt sich und schreitet langsam davon und lässt eine sehr nachdenkliche Elke zurück.

Plötzlich hat sie das Bedürfnis mit Michael zu telefonieren und macht sich auf den Weg zum Hotel.
Als sie den Wasserbus verlässt, sieht sie vor den Stufen das Hotels eine lange schlaksige Gestalt, die Hände in den Jeans vergraben und einen Rucksack zu seinen Füßen stehen.
Michael!“ jubelt sie und beginnt zu laufen.


© Lore Platz 14.02.2019




Donnerstag, 6. Februar 2025

Kindheit

 


 

 Gerade lese ich die Biographie von Bernd Siggelkow, dem Gründer "Der Arche" . 1964 in Hamburg geboren hat er Einsamkeit und Armut früh kennengelernt . Seine Eltern mussten schwer arbeiten, um die Schulden des Vaters zu tilgen. Sein Bruder und er wurden von der Oma betreut, von deren Rente sie auch lebten. Oft war die kleine Rente am zwanzigsten des Monats bereits aufgebraucht, trotzdem schaffte es die Oma sie über die Runden zu bringen. Als er sechs Jahre alt war, verließ die Mutter die Familie. 

Vielleicht waren es diese Erfahrungen , die ihn später zur Gründung einer Arche für vernachlässsigte Kinder veranlasste. In der Arche erhalten die Kinder eine warme Mahlzeit und es wird ihnen bei den Hausaufgaben geholfen und sie haben einen gesicherten Ort, wo sie Sport treiben oder einfach nur spielen können.

Ich denke nichts im Leben geschieht ohne Sinn, auch wenn es uns nicht immer gleich bewusst ist. Oft erscheint uns die Last , die das Leben uns aufbürdet zu schwer und unüberwindbar. Viele zerbrechen daran, andere wiederum werden stärker.

Ich habe einmal gesagt, mein Leben wäre wie eine Achterbahen, ein ständiges auf und ab. Es gab Zeiten da habe ich regelrecht gewartet, was als nächstes wieder schlimmes passiert.Doch wenn ich heute zurückblicke, wird mir klar, dass alles Gute und Schlechte, was mir im Leben passierte, mich erst zu dem Menschen gemacht hat , der ich heute bin. Vielleicht hat mich dies ja auch zu einer guten Geschichtenerzählerin gemacht, mit denen ich Mut machen will. Egal was passiert, man weiß nie. ob an der Ecke bereits ein Engel steht, der dir den richtigen Weg zeigt.

Die Kraft, das Leben zu meistern habe ich wohl von meinem Vater. Er war der Fels in der Brandung und als Kind wusste ich immer, wenn mein Vater bei mir war, konnte mir nichts passieren. Mein Vater konnte Drachen töten! Meine Mutter war lieb und hat auch die schlimmen Herausforderungen der Nachkriegszeit tapfer gemeistert, aber sie verzagte auch schnell.

Nun erzähle ich euch von meinem Vater. Einige werden die Erinnerungsgeschichte schon kennen, aber sie rundete meine Plauderecke so schön ab. (zwinkern)


 


 

Mein Vater


Er war 24 Jahre alt und gerade verheiratet, als er 1939 in den Krieg ziehen musste.

Als er dann einmal Urlaub von der Front bekam, fuhr ihm seine junge Frau entgegen und der Bahnhof, an dem sie ihn erwartet wurde durch Bomben zerstört und er war Witwer.

Dieser Krieg hat so viel Unheil und Leid den Menschen gebracht.

Später lernte er dann meine Mutter kennen und diese schrieb ihm jeden Tag einen Brief an die Front.

1944 haben sie dann geheiratet.

Mein Vater wurde dann schwer verwundet und während er in Deutschland im Lazarett lag, wurde seine gesamte Einheit in Russland getötet.

Er wurde dann nach Ingolstadt in die Kaserne versetzt und meine Mutter folgte ihm und er mietete ihr ein kleines Zimmer.

Nach dem Krieg blieben meine Eltern in Bayern und mein Vater ging zur Polizei.

Er wurde in einen kleinen Ort versetzt, in dem in einem ehemaligen Schloss in der großen Halle die Polizeistation war.

Ich verbrachte viele Stunden in der gemütlichen Wachstube.

Als ich klein war brachte mich meine Mutter zu meinem Vater, wenn sie etwas zu erledigen hatte.

Und da ich sehr brav und ruhig war, hatte keiner etwas dagegen und ich wurde so ein bisschen das Maskottchen der Gendarmerie.

Später, als ich größer war, besuchte ich oft meinen Vater, durfte auf den alten Schreibmaschinen herum klappern und spitzte mit Begeisterung für jeden die Bleistifte.

Am Pult war ein Spitzer angeschraubt, in die Rolle vorne steckte man den Stift und durch kurbeln wurde er spitz.

Als ich ungefähr zwei Jahre alt war starb meine Großmutter mütterlicherseits und meine Eltern wollten mich nicht auf die weite Zugreise ins Saarland mitnehmen.

Ein Kollege meines Vaters, der selbst zwei kleine Jungen hatte, erbot sich, mich während dieser Zeit aufzunehmen und da ich ihn kannte fremdelte ich auch nicht.

Zwei Tage später hatte ich meine Eltern vergessen und da der

Kollege dieselbe Statur und Uniform wie mein Vater hatte, war er bald für mich mein Vater.

Jeden Abend, wenn er vom Dienst nach Hause kam, wieselte ich in den Flur, hievte seine schweren Pantoffeln hoch und stolperte auf ihn zu, streckte ihm die Puschen mit strahlendem Lächeln und den Worten: „Vati kalte Füß!“, entgegen.

Dieser Satz verfolgte mich dann jahrelang.

Jedes Mal wenn ich dem Kollegen begegnete, egal wo und wenn es mitten im Supermarkt war, dann grinste er von einem Ohr zum anderen und brüllte mit seiner dröhnenden Stimme:

Vati kalte Füß!“

Das konnte manchmal ganz schön peinlich sein, besonders wenn man inzwischen ein Teenager ist.



Wir hatten eine schöne Kindheit.

Es war keine heile Welt, es wurde auch gestritten, gezickt, gezankt und wir bekamen, wenn wir es verdienten auch eine auf den Popo.

Doch die vielen fröhlichen und glücklichen Stunden, sowie die Liebe und Geborgenheit begleiten uns ein Leben lang.

Bei uns wurde viel gesungen, besonders die alten Volkslieder, wenn wir drei Mädels abspülten sangen wir dabei und aus irgendeinem Zimmer fiel meine Mutter mit ein und manchmal brummte auch mein Vater dazwischen.

Mein Lieblingslied ist übrigens bis heute:

Am Brunnen vor dem Tore...“

 

Mein Vater liebte Friedrich Schiller.

Als Bub musste er das lange Gedicht vom Lied der Glocke auswendig lernen und jedes mal wenn er uns ärgern wollte zitierte er daraus.

Samstags saßen wir gerne mit unserer Mutter länger am Frühstückstisch und erzählten und lachten.

Das mochte er gar nicht, vielleicht fühlte er sich auch als einziger Mann ausgeschlossen.

Jedenfalls, sobald er seine Tasse Kaffee ausgetrunken hatte, erhob er sich, ging in das angrenzende Zimmer und begann demonstrativ aufzuräumen und dabei zitierte er so laut, dass wir es ja auch mitbekamen aus dem Lied der Glocke:


Und drinnen waltet

Die züchtige Hausfrau

Die Mutter der Kinder

Und herrscht weise

Im häuslichen Kreise

Und lehret die Mädchen

Und wehret die Knaben

Und regt ohne Ende

Die fleißigen Hände“


Natürlich hat uns das zu noch größeren Heiterkeitsausbrüchen

veranlasst und am Ende musste er selbst mitlachen.

Sind es nicht gerade seine Macken, die einen Menschen besonders liebenswert machen?

Als wir größer waren lag jedes Jahr unter dem Weihnachtsbaum ein Gesellschaftsspiel und wir saßen dann zusammen und spielten. 

Mein Vater mogelte für sein Leben gerne dabei, aber so, dass man es merkte, denn meine Mutter regte sich immer furchtbar darüber auf und das bereitete ihm eine diebische Freude.

Überhaupt verband meine Eltern eine große Liebe zueinander die 44 Jahre hielt.

Leider erkrankte mein Vater die letzten vier Jahre an Alzheimer.

Eine sehr schlimme Krankheit, denn der Mensch den du einst gekannt hast, verschwindet mit der Zeit, lange vor seinem Tod.

Aber ich behalte ihn in Erinnerung wie er war: Ein guter Vater!


(c) Lore Platz ( Februar 2021)






Mittwoch, 5. Februar 2025

Schönheitswahn und Liebe





Schönheitswahn und Liebe


Lustlos stocherte Beate in ihrem Salat herum. Seit einigen Tagen machte sie eine Schlankheitskur.
Genau genommen seit dem Tag, als ihr Freund Robert sich beim Rasieren um gedreht, als sie gerade aus der Dusche kam, und sie von Kopf bis Fuß musterte und mit gerunzelter Stirn meinte:
Du hast schon wieder zugelegt! Außerdem um auf unser gestriges Gespräch zurückzukommen, von wegen deine biologische Uhr tickt und du willst ein Baby. Daraus wird nichts, denn einer meiner Gründe ist, dass du bei deiner Veranlagung nach der Geburt wie ein Walross aussehen wirst und ich habe keine Lust mich bei meinen Freunden mit dir zu blamieren.“
Als er das Bad verlassen hatte war sie weinend auf dem Boden zusammengebrochen. Wenig später hatte sie die Tür ins Schloss fallen hören. Er war einfach in die Arbeit gegangen, obwohl er sie gehört haben musste.
Sie hatte sich dann aufgerappelt und hatte sich in die Arbeit geschleppt. Doch den Tag hatte sie wie in Trance verbracht.
Nach der Arbeit war sie in den Supermarkt gegangen und hatte sich mit Salat, Karotten, Sellerie und Äpfel eingedeckt.
Nun aß sie seit Tagen nur noch Salat und trank dazu Wasser mit einigen Spritzer Zitronen.
Sie konnte das Grünzeug schon bald nicht mehr sehen und war auch ständig hungrig.
Auch ihr fröhliches Lachen war verschwunden. Sie reagierte gereizt und nervös. Ihre Kollegen hatten sie schon besorgt gefragt ob sie krank sei.
Und Robert, der machte zur Zeit sowieso Überstunden und war selten zu Hause und es fiel ihm gar nicht auf, dass sie sich seinetwegen so abquälte.
Es klingelte Sturm an der Tür.
Ricarda ihr Freundin umarmte sie fröhlich, „zieh dich schick an, wir gehen aus. Mein Göttergatte macht heute den Babysitter, damit ich wieder unter Leute komme.
Küche Herd,Windel und Babygeschrei, das zehrt an den Kräften.
Also hat mein Liebster beschlossen mir einmal in der Woche einen freien Abend zu verschaffen.“
Ricarda hatte vor einigen Monaten Zwillinge bekommen und trotzdem ihr schlanke Figur behalten, beneidenswert.
Nun fiel Ricarda erst auf, dass Beate auffallend still war und einen ziemlich zerzausten Eindruck machte.
Sie sah die Schüssel mit Grünzeug auf dem Tisch.
Machst du etwa eine Diät, warum?“
Weil ich fett bin!“
Spinnst du, du hast Größe 40!“
Beate schluchzte laut auf und erzählte ihr von Roberts verletzenden Worten.
Ricarda schlug wütend mit der Hand auf den Tisch.
Dieser arrogante Schnösel, ich konnte ihn noch nie leiden und habe nie verstanden, wie du es nun schon vier Jahre mit ihm aushalten kannst! Wo ist er überhaupt?“
Er macht Überstunden!“
Kühl dir deine Augen, zieh dich nett an, wir gehen aus. Ich lade dich zum Chinesen ein und anschließende tanzen wir uns die Kalorien im Pigadilli wieder herunter.
Das Tanzcafé war voll und zu flotter Musik drehten sich die Paare.
Ricarda schlängelte sich mit Beate im Schlepptau durch die Menge.
Diese knallte plötzlich an einen großen harten Körper.
Hoppala, nicht so stürmisch!“
Beate sah in zwei fröhlich braune Augen.
Ricarda drehte sich um und rief vergnügt: „ Felix, schön dich zu sehen!“
Der junge Mann grinste ließ aber dabei Beate nicht aus den Augen.
Willst du mich nicht deiner hübschen Freundin vorstellen?“
Das ist Felix ein Arbeitskollege von Ralf und das ist meine beste und liebste Freundin Beate.“
Felix sah Beate mit bewunderndem Blick an. „Freut mich...“
Felix wo bleibst du denn!“
Einige junge Männer winkten von einem Tisch in der Ecke.
Der junge Mann seufzte: „Mein kleiner Bruder hat heute Junggesellenabschied und ich als Trauzeuge muss aufpassen, dass es nicht zu sehr ausartet.“
Er beugte sich schnell nach vorn und drückte einen Kuss auf Beates Wange, dann verschwand er in der Menge.
Ricarda schmunzelte und dachte vergnügt, sie würde dafür sorgen, dass die beiden sich wieder über den Weg liefen, denn Felix war Solo und ein sehr lieber Mensch.
Siehst du andere Männer finden dich hübsch.“
Ach das hat er doch nur gesagt, weil er freundlich sein wollte.“
Du spinnst doch, Robert hat dir dein ganzes Selbstbewusstsein genommen. Ach wenn man vom Teufel spricht, von wegen Überstunden!“
Robert hatte eben das Pigadilli betreten mit einer atemberaubend schönen Blondine und nun tanzten sie eng umschlungen auf der Tanzfläche.
Lass uns bloß gehen!“ flüsterte Beate voller Panik.
Draußen atmete sie erst einmal tief durch, dann begann sie zu lachen.
Ach Ricarda, ich war so entsetzlich dumm und wegen diesem Egoisten, der schon längst eine Andere hat, quäle ich mich so ab!“ Tränen liefen über ihr Gesicht.
Mitfühlend legte ihre Freundin den Arm um ihre Schultern.
Du kannst heute bei uns im Gästezimmer schlafen. Sieh mal eine Sternschnuppe, schnell wünsche dir was!“
Beate schloss die Augen und wünschte sich einen Mann, der sie so liebte wie sie war und ein Kind. Und seltsamerweise sah der Mann aus, wie Felix.

Beate summte leise die Melodie des Weihnachtsliedes, das im Radio erklang mit, während sie Plätzchen auf dem bunten Teller dekorierte.
Mit dem Gebäck in der Hand betrat sie das Wohnzimmer und blieb einen Moment stehen, um das schöne Bild in sich aufzunehmen.
Vor dem hell leuchtenden Weihnachtsbaum kniete ihr Mann Felix und ließ vor ihrem Sohn Bastian ein Holzpferdchen wiehernd über den Teppich springen.
Der Junge drehte sich um und rief strahlend:
Mama, Papa ässt ütteott üpfen!“
Felix sah seine Frau liebevoll an und zärtlich dachte Beate.
Wenn Basti im Bett ist, dann werde ich Felix sagen, dass wir nächsten Jahr Weihnachten zu viert feiern.“

© Lore Platz  2014




Wenn ihr glaubt solche Männer gibt es nicht, dann habt ihr euch geirrt.
Eines meiner ehemaligen Tageskinder, eine hübsche junge Frau von 25  Jahren und Kleidergröße 40 wurde von ihrem Freund mit dem sie vier Jahr zusammenlebte auf ihre 3Kilo, die sie während der Zeit zugenommen hatte angesprochen.
Außerdem sagte er wortwörtlich: "Ich will keine Kinder, denn dann wirst du genauso fett wie deine Schwägerin!" 
Sie hat sich inzwischen von ihm getrennt.