Wenige
Wochen nachdem die gute Frau Elena beerdigt ist, zieht Chiara
mit ihrem Sohn Filippo auf den Hof.
Und
nun herrscht ein anderes Regiment.
Chiara
spielt zwar die feine Dame, aber ihr Gesinde lässt sie schuften.
Der
elfjährige Filippo stolziert auf seinen
stämmigen Beinen über den Hof und wenn er jemand sieht, der mal
eine kurze Pause macht oder ein Schwätzchen hält, verpetzt er
denjenigen gleich bei seiner Mutter.
Am
schlimmsten aber ergeht es Mariella.
Sie
darf
zwar weiterhin
in ihrem Zimmer wohnen, aber die neue Bäuerin nimmt
ihr alle schönen Kleider weg und ersetzt diese
durch einfache Schürzen.
Auch
findet sie immer
wieder irgendwelche Arbeiten im Haus für das Mädchen.
Und
Filippo lässt sich keine Gelegenheit entgehen,sie zu ärgern und zu
hänseln.
Der
einzige Lichtblick für Mariella sind Beatrice und Ariane, doch die
beiden sind schon längst Chiara ein Dorn im Auge.
Vor
allem da Beatrice den Bauern einmal fragte, was eigentlich aus dem
Testament geworden war, das sie und Anna unterschrieben hätten.
Und
eines Tages erklärt die Bäuerin, dass Beatrice ihre Sachen packen
soll und gehen könne.
Ihre
Tage als Amme werden schon lange nicht mehr benötigt und eine Magd
brauchen sie nicht,
denn
diese Arbeit würde in Zukunft Mariella verrichten.
Bitterlich
weinend nehmen die Drei Abschied voneinander und Beatrice tröstet
das Mädchen und meint sie wohne ja nicht weit und Mariella könne
sie jederzeit besuchen.
Doch
dazu bleibt dem Mädchen keine Zeit.
Wie
eine Erwachsen muss sie nun schuften und abends fällt sie todmüde
in ihr Bett, das in einer kleinen Kammer neben dem Stall ist.
Im
Herrenhaus wohnt sie schon lange nicht mehr.
Filippo
verfolgt sie auf Schritt und tritt und spart nicht mich hämischen
Bemerkungen.
Eben
tritt er wieder in den Kuhstall, wo Mariella gerade mit der Mistgabel
den Schubkarren belädt, den sie später auf den Misthaufen fahren
muss.
Oft
schafft sie es kaum über das schmale Brett mit der schweren Karre zu
balancieren, ihre Arme schmerzen, ihre Beine zittern und sie fühlt
sich wie zerschlagen.
Als
nun der stämmig kleine Gernegroß wieder seine dummen Sprüche los
lässt, da packt sie eine unbändige Wut und mit einer Kraft, die sie
selbst nicht für möglich gehalten hätte schleudert sie die Forke
voller Mist nach dem hämisch grinsenden Buben.
Von
unten bis oben voller Jauche rennt Filippo, nach seiner Mutter
schreiend, aus dem Stall.
Wenig
später kommt diese wie eine Furie herein
geschossen,
gibt Mariella links und rechts eine schallende Ohrfeige und zerrt sie
an den Haaren hinter sich her bis zum Aborthäuschen.
Sie
stößt sie hinein und legt von außen den Riegel vor.
Schluchzend
reibt das Mädchen die brennenden Wangen und auch der Kopf schmerzt
sie.
Als
sie nicht mehr weinen kann und nur noch leise schnieft, sieht sie
sich um.
Sie
schaudert als sie ringsum die Spinnennetze sieht und die dicken
schwarzen Spinnen entdeckt.
Durch
die Luke in der Tür erkennt sie nur ein winziges Stück vom Himmel.
Da
das Häuschen nicht mehr benutzt wird, kann sie kaum auf Befreiung
hoffen.
Traurig
denkt sie an ihre verstorbene Pflegemutter und auf einmal fühlt sie
sich so leicht.
Es
ist ihr als würde diese ihr über das Haar streichen und Mut zu
sprechen.
Und
all die Lieder die sie einst zusammen sangen fallen ihr ein und leise
beginnt sie zu singen.
Mariella
weiß nicht wie viele Stunden sie schon eingesperrt ist, der Himmel
draußen ist inzwischen dunkel und einige Sterne sind zu sehen.
Da
hört sie wie jemand den Riegel bewegt und Annas schaut herein.
„Sie
sind zum Dorffest zum Tanzen und haben dieses kleine Monster
mitgenommen. Komm schnell!“
Mariella
schlüpft ins Freie.
„ Du
musst fort, sie wollen dich ins Armenhaus stecken. Geh zu Beatrice,
sie wartet auf dich. Mach schnell.“
Mariella
rast los und erreicht atemlos die kleine Hütte in der Beatrice und
Ariane mit der alten Großmutter leben.
Beatrice
erwartet sie schon.
Sie
hat einen Rucksack mit einigen Kleidern von Ariane gepackt und
obenauf eine warme Decke.
„Schau,
dass du heute Nacht noch so weit wie möglich kommst. Versteck dich
wenn du Menschen siehst. Gott sei mit dir!“
Auch
Ariane umarmt sie, dann schlüpft Mariella hinaus in die dunkle
Nacht.
Auf
Schleichwegen verlässt sie das Dorf und wandert den schmalen Pfad
über den Berg und erst um die Mittagszeit lässt sie sich im
Schatten eines Baumes ermattet zu Boden fallen.
Guten Morgen liebe Lore
AntwortenLöschenMenschen gibrt es, die gibt es die können so scheußlich sein.
Lieben Gruß Joachim
Hallo liebe Lore,vielen Dank für deinen Kommentar bei mir.Ich muss dir hier mal ein Lob zurückgeben.Ich lese so gerne bei dir und du bist mein Adventskalender vor Weihnachten.Wie du vielleicht bemerkt hast,habe ich einen kleinen Laden.Nach einem vorweihnachtlich stressigen Tag ist es so schön abends eine Gute Nacht- Geschichte von dir zu lesen.
AntwortenLöschenIch wünsche dir einen schönen Februar und bin immer wieder gerne hier.
Heide
Liebe Lore, was muss das arme Kind nur alles erleiden - doch wir sind ja noch nicht am Ende der Geschichte angekommen!
AntwortenLöschenLG Martina
Ich weiß es wird gut enden und bin doch traurig über das was manche Menschenkinder erdulden müssen.
AntwortenLöschenDer gute Geist von Lore wird sie lenken, doch es wird noch spannend bleiben... liebe Grüße aus Dresden
AntwortenLöschenWie immer, ein Vergnügen! 🙋❗❤️🌹
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