Nun kommt er einfach wieder der grimmige Geselle, der Winter. Eben noch hatten wir schöne Frühlingstage, kein Wunder, dass die Natur durcheinander gerät und manche Blumen nicht mehr wissen, welche Jahreszeit wir haben.
Viel Spaß beim Lesen!
Das
ungeduldige Veilchen
Viola
wird wach.
Sie
hatte so einen wunderschönen Traum vom Frühling. Zufrieden räkelt
sie sich in ihrem dunklen Bett tief unter der Erde. Eigentlich war
sie gar nicht mehr müde. Ob sie mal nachsehen sollte?
Kurzentschlossen
richtet sie sich auf und strebt nach oben.
Vorsichtig
spitzt sie aus der Erde und strahlt, als wunderbare Wärme sie
umfängt. Vergnügt streckt sie ihr kleines violettes Köpfchen den
warmen Strahlen der Sonne entgegen.
Endlich
Frühling! Etwas enttäuscht sieht sich um, denn keine ihre
Schwestern war zu sehen. Sie kichert.
Was
für Schlafmützen ihre Schwestern doch sind.
Ihr
Blick wird von einigen Vögeln angezogen, die lärmend an einem
Futterhäuschen hängen.
Ein
Fink hat sie nun gesehen und lässt sich neben Viola nieder.
„Was
machst du denn schon hier?“
„Ich
begrüße den Frühling?“ lächelt Viola.
„Aber
du bist viel zu früh, wir haben doch erst Dezember und der Winter
war noch gar nicht hier.“
„De...
De... Dezember stammelt Viola erschrocken.
„Ja
und der Winter ist schon im Anmarsch. Mein Vetter, ein Bergfink aus
Norwegen, hat es mir erzählt. Der Winter ist auf dem Weg zu uns, geh
mal schnell wieder zurück, kleine Blume.“
„Aber
das kann ich nicht, wenn ich einmal die Erde durchstoßen habe, kann
ich nicht mehr zurück.“
„Oh,
das ist schlimm, dann wirst du wohl erfrieren,“ bedauert der
Buchfink und fliegt davon.
Viola
lässt traurig das Köpfchen hängen. Warum nur war sie so ungeduldig
gewesen, nun würde sie sterben ohne den Frühling erlebt zu haben.
Ein
kalter Wind fegt plötzlich durch den Garten und lässt sie
erschauern. Schnee fällt vom Himmel und hüllt sie ein.
Viola
aber wartet auf ihr Ende.
„Mama
sieh doch, hier blüht schon ein Veilchen,“ hört sie eine Stimme
rufen.
Als
das Veilchen vorsichtig die Augen öffnet, sieht sie ein kleines
Mädchen, das sich mit besorgtem Blick über es beugt.
Neben
ihr erscheint das Gesicht einer jungen Frau.
„Das
arme Ding, hat sich wohl von den warmen Temperaturen verführen
lassen. Wir wollen es ins Gewächshaus bringen, Traudel bring mir
schnell den kleinen Spaten.“
Die
junge Frau aber geht in die Hocke und befreit das Veilchen rundum vom
Schnee. Dann nimmt sie die kleine Schaufel, die Traudel ihr reicht
und sticht nun vorsichtig rund um die kleine verirrte Blume die Erde
auf.
Viola
zuckt etwas zusammen, als weiter unten ihre Wurzeln gekappt werden,
doch sie hat keine Angst. Voller Vertrauen überlässt sie sich den
zarten Händen.
Wenig
später stecken ihre Füße in der warmen dunklen Erde in einem Haus,
das nur aus Glas besteht und in dem es so herrlich warm ist. Und aus
einem grünen Gefäß, dass das kleine Mädchen in den Händen hält,
fällt warmer Regen auf das glückliche kleine Veilchen.
Als
die Frau und das Kind, das Gewächshaus verlassen haben, sieht Viola
vergnügt aus dem Fenster und betrachtet staunend die dicken
Schneeflocken, die immer dichter werdend, vom Himmel fallen.
Dann
grinst sie spitzbübisch. Vielleicht war es ja etwas unbesonnen von
ihr gewesen, so früh schon auf die Erde zu kommen. Aber sie war wohl
die einzige ihrer Art. die einen Winter erleben durfte.
Was
konnte sie im Frühjahr ihren Schwestern alles erzählen!
©
Lore Platz 2016
Vielleicht
hattet ihr ja auch in eurem Poesiealbum den Spruch stehen:
„ Sei
wie das Veilchen im Moose,
so
sittsam, bescheiden und rein
nicht
wie die stolze Rose
die
immer bewundert will sein.“
Das
Veilchen gilt schon seit alters her als bescheiden. Und in der Antike
wurden die Gräber der Frauen mit Veilchen geschmückt, als Zeichen
der Ausdauer, Bescheidenheit und Weiblichkeit.
Ebenso
galt das Veilchen in der Antike als heilige Blume und war dem Gott
Pan geweiht und zu Ehren des Saturn trug man Veilchenkränze.
Auch
als Heilpflanze machte sich das Veilchen einen Namen
und
wurde bereits von Hippokrates gegen Sehstörungen, Kopfschmerzen und
Melancholie eingesetzt.
In
der heutigen Naturheilkunde wird es hauptsächlich bei Beschwerden
der Atemwege verwendet.
Ein
Veilchen auf der Wiese stand
an Baches Rand und sandte ungesehen,
bei sanftem Frühlingswehen
süßen Duft durch die Luft.
Da kommt auf schwankendem Flügel
ein Schmetterling über den Hügel
und senket zur kurzen Rast
zum Veilchen sich nieder als Gast.
an Baches Rand und sandte ungesehen,
bei sanftem Frühlingswehen
süßen Duft durch die Luft.
Da kommt auf schwankendem Flügel
ein Schmetterling über den Hügel
und senket zur kurzen Rast
zum Veilchen sich nieder als Gast.
Schmetterling:
Ei! Veilchen! Wie du töricht bist,
zu blühen, wo niemand dein genießt!
Veilchen
Nicht ungenossen blüh ich hier,
ein Schäfer kommt gar oft zu mir
und atmet meinen Duft und spricht:
"Ein solches Blümchen fand ich nicht,
wei Veilchen du! Auf Wiesen, Auen
ist keines mehr wie du zu schauen!
Schmetterling
`s ist schöner doch, glaub meinem Wort,
zu blühn auf freier Wiese dort,
in jener bunten Blumenwelt,
als hier im dunklen Schattenzelt!
Ei! Veilchen! Wie du töricht bist,
zu blühen, wo niemand dein genießt!
Veilchen
Nicht ungenossen blüh ich hier,
ein Schäfer kommt gar oft zu mir
und atmet meinen Duft und spricht:
"Ein solches Blümchen fand ich nicht,
wei Veilchen du! Auf Wiesen, Auen
ist keines mehr wie du zu schauen!
Schmetterling
`s ist schöner doch, glaub meinem Wort,
zu blühn auf freier Wiese dort,
in jener bunten Blumenwelt,
als hier im dunklen Schattenzelt!
Hier
bin ich meines Schäfers Wonne,
dort aber bleichet mich die Sonne,
und ohne Farbe, ohne Duft,
find ich zu früh dort meine Gruft,
drum blüh ich in der Einsamkeit,
wenn auch nur Einer mein sich freut.
Nikolaus Lenau (1802-1850
dort aber bleichet mich die Sonne,
und ohne Farbe, ohne Duft,
find ich zu früh dort meine Gruft,
drum blüh ich in der Einsamkeit,
wenn auch nur Einer mein sich freut.
Nikolaus Lenau (1802-1850
Guten Morgen liebe Lore,
AntwortenLöschenso eine schöne Geschichte vom Veilchen, das wohl eines der wenigen ist, das den Winter einmal erleben darf. Toll geschrieben!
Herzliche Grüße am Montagmorgen
Regina
Hallo Lore,
AntwortenLöschenschön, dass ich dich gefunden habe. Ich liebe Märchen so sehr. Habe meinen Kindern jeden Abend welche vorgelesesn. Noch heute schauen wir uns gerne die Märchenfilme, die immer sonntags im Fernseher kommen, an.
Liebe Grüße und eine schöne Woche,
Christine
Liebe Lore,
AntwortenLöschenund wieder eine niedliche Geschichte! Ich habe mich richtig mit dem kleinen Veilchen gefreut. Es hat aber auch wirklich Glück gehabt und hat dann im Frühling viel zu erzählen.
Ich sende Dir ganz herzliche Grüße
Astrid
Och, Lore, was für eine süße Geschichte! So etwas kannst nur Du Dir ausdenken! Ich bin begeistert!
AntwortenLöschenDas Gedicht von dem "Veilchen im Moose" hatte ich auch in meinem Poesiealbum stehen. Nur habe ich leider mit dem Wesen eines Veilchens wenig gemeinsam. Aber die Ungeduld - DAS könnte auch ich sein...
Vielen Dank für diesen Beitrag, und liebe Grüße
Christine
Liebe Lore,
AntwortenLöschenso eine schöne Geschichte. Ich sehe das kleine Veilchen vor mir. Es sind so bezaubernde Blumen, vor allem so vielfältig. Alles Liebe Eva
Liebe Lore, so schöne Geschichte und Verse - bei uns blühen die ersten Veilchen. Ich mag dieses Blau. Diesen Vers schrieb mir die Mutter meines Vaters in Poesie-album. Leider passte er nicht zu mir. Liebe Grüße Roswitha
AntwortenLöschenLiebe Lore was für eine schöne Geschichte. Sie erwärmt Herz und Seele. Ich mag Veilchen so sehr!
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