Dazu eine Geschichte
Der Schatz des Piraten
Das Meer hatte sich zurück gezogen und wartete nun in sicherer Entfernung, dass es sich wieder nach vorne stürzen konnte, um den Strand erneut zu überfluten.
Drei Jungen gingen über das Watt und ihre Stiefel machten schmatzende Geräusche bei jedem Schritt.
Ihre Gesichter waren genauso bewölkt, wie der Himmel über ihnen.
Heute Morgen hätten sie mit dem Fischer Alfred und dessen Sohn aufs Meer hinaus fahren dürfen, um zu Fischen, doch sie hatten alle drei verschlafen und so war der Kutter ohne sie los.
„Was machen wir nun?“ Lars beobachtete eine Krabbe, die schwerfällig über den Schlamm krabbelte.
Seine Freunde schwiegen.
Jan sah nachdenklich hinüber zu den Klippen.
„Es gibt viele Höhlen in den Klippen und der
'Schwarze Prinz' soll dort einen Schatz vergraben haben.“
Der ' Schwarze Prinz' war ein Pirat, der vor vielen hundert Jahren hier gelebt hatte und wegen seiner feinen Manieren diesen Beinamen erhielt.
„Du weißt, dass es verboten ist in die Höhlen zu gehen, weil sie bei Flut unter Wasser stehen,“ mahnte Flo der dritte Junge.
Jan winkte ab.
„Bis dahin sind wir längst wieder draußen. Du kannst ja hierbleiben, wenn du zu feige bist.“
Das wollte Flo nun auch nicht und so ging er hinter seinen Freunden in den Eingang bei den Klippen.
Kalt war es hier, eng, feucht und dunkel.
Jan knipste seine Taschenlampe an und sie zwängten sich hintereinander durch die schmalen Felsenwände, die in eine große Höhle führte.
Enttäuscht sahen sie, dass die Höhle leer und auch keine Einbuchtung zu einem Versteck führte.
Nun drangen sie immer tiefer ein, erforschten Höhle für Höhle und vergaßen völlig die Zeit.
Sie überhörten auch, dass das Wasser gegen die Felsen brandete.
Erst als es ihre Füße umspülte erschraken sie und begannen zu laufen.
„Wir müssen nach oben!“ keuchte Jan und mühsam kletterten sie hinauf.
Flo setzte sich erschöpft nieder, doch Jan schrie:
„Siehst du denn nicht, dass hier die Felsen feucht sind, so hoch steigt die Flut, du musst weiter!“
Zusammengekauert saßen sie auf den Felsen und starrten hinunter auf das Wasser, das mit voller Kraft in die Höhle stürzte und sie langsam füllte.
Erleichtert atmeten sie auf, als einen Meter unter ihren Füßen das Wasser zum Stillstand kam.
„Nun sitzen wir für Stunden fest,“ seufzte Lars.
Doch Jan, der niemals aufgab, sah sich um.
„Seht, da oben ist eine kleine Einbuchtung, vielleicht finden wir einen Ausgang.“
Sie kletterten hinauf, zwängten sich hinein und krochen auf dem Bauch weiter.
Der Weg verbreitete sich und sie standen in einer kleinen Höhle.
„Das ist bestimmt die Schatzhöhle!“ jubelte Jan, doch seine beiden Freunde schüttelten nur den Kopf.
Ihnen war die Lust nach Schätzen schon längst vergangen, sie wollten nur noch hinaus.
„Da vorne ist ein Lichtschein, vielleicht finden wir einen Ausgang?“ brummte Lars und stiefelte los.
Flo lief ihm nach.
Sie folgten dem Lichtstrahl und kamen durch mehrere kleinere Höhlen.
Dann sahen sie durch ein schmales Loch ein Stück vom Himmel.
Lars machte eine Räuberleiter und Flo kletterte hinauf.
„Es geht! Draußen ist ein Vorsprung, da kann man gut stehen und dann hinunter klettern!“ jubelte er und schon war er verschwunden.
„Ich habe ihn gefunden, ich habe ihn gefunden, den Piratenschatz!“
Jan stürzte keuchend in die Höhle.
„Wir haben ihn auch gefunden, den Ausgang nämlich,“ brummte Lars, der im Moment im Stimmbruch war.
Wenig später standen alle drei erleichtert auf den Klippen und nach einem beschwerlichen Abstieg hatten sie erst Zeit sich den Schatz anzusehen.
Es war eine verschlossene alte Blechkiste, die sich nicht öffnen ließ.
Doch auch hier wusste Jan wieder was zu tun war.
Im Gartenhäuschen seines Vaters lag allerlei Werkzeug.
Es dauerte auch nicht lange, bis er das Schloss gesprengt hatte.
Langsam hob er den Deckel und sechs Augenpaare warteten nun gespannt, was zum Vorschein kam.
„Das sind ja nur alte Papiere!“ rief Lars enttäuscht und auch Jan machte ein betretenes Gesicht.
Nur Flo beugte sich eifrig über die Papiere.
„Das ist Latein, schade, meine Lateinkenntnisse sind noch nicht so gut, dass ich es übersetzen kann.“
„Warum willst du diesen Krempel noch übersetzen,“ knurrte Jan, der sehr enttäuscht war.
„Oh, Handschriften sind sehr wertvoll und diese stammt aus dem Jahre 1497!“
„Woher willst du das wissen,“ brummte Lars
„Hier steht es: ' Anno 20. Mai 1497', das war doch zu der Zeit, in der der ' Schwarze Pirat' gelebt hatte.
Und vor kurzem habe ich gelesen, dass die Pariser Nationalbibliothek für das Originalmanuskript von Casanova mehrere Millionen bezahlt hat.“
„Mehrere Millionen,“ flüsterte Jan ehrfürchtig,“ denkst du diese Papiere sind auch etwas wert?“
Flo zuckte die Schultern.
„Am besten wir fragen den Professor,“ schlug er vor.
Der Professor war der Leiter des hiesigen Museums und wohnte gleich daneben in einem kleinen Haus.
Frau Zeisig, die Haushälterin öffnete auf ihr stürmisches Klingel die Tür.
„Wir müssen unbedingt den Herrn Professor sprechen, es ist sehr dringend!“
Sie runzelte die Stirn und ihr Blick wurde abweisend
„So schmutzig kommt ihr mir nicht herein und außerdem ist der Herr Professor verreist und kommt vor Dienstag nicht zurück.
Enttäuscht zogen die Jungen ab.
Die Tage bis Dienstag wollten gar nicht vergehen.
Endlich war es soweit.
Als Frau Zeisig diesmal öffnete musste sie schmunzeln.
Drei saubere Jungen standen geschniegelt und gestriegelt vor der Tür.
Sie führte sie in das Arbeitszimmer des Museumsleiter.
Dieser stand am Fenster und hielt eine seltsam geformte Vase gegen das Licht.
Vorsichtig stellte er sie wieder in den Karton und wandte sich lächelnd zu den Jungen um.
„Ich habe schon gehört, dass ihr mich dringend sprechen wollt, was gibt es denn so Wichtiges?“
„Wir haben in den Höhlen etwas gefunden!“ rief Jan und legte die Blechkiste auf den Tisch.
Sein Blick wurde immer gespannter.
„Das ist ja höchst interessant, da habt ihr einen wertvollen Fund gemacht.“
„Kriegen wir eine Belohnung?“ will Jan wissen.
„Nein! So wertvoll ist es nicht.
Es ist wertvoll für unsere Region, denn es ist das Tagebuch des ' Schwarzen Prinzen.“
Der Professor hatte sich schon wieder in die Schriftstücke vertieft, notierte etwas auf einen Block und murmelte:
„Der Pirat muss ein sehr gebildeter Mann gewesen sein, denn er schrieb es in einem einwandfreien Latein.
Es ging ja das Gerücht um, dass er ein verarmter Adeliger gewesen war.“
Frau Zeisig kam herein.
„Da müsst ihr etwas Tolles gebracht haben. Wenn der Herr Professor diesen Gesichtsausdruck hat, dann ist er für Stunden nicht mehr zu gebrauchen. Er vergisst sogar zu Essen und zu Trinken.
Ihr habt aber doch sicher Hunger, kommt mit in die Küche. Ich habe frisch gebackene Kekse und Kakao.“
Mit einem letzten Blick auf den Professor folgen die Jungen der netten Haushälterin.
Eine Belohnung gab es zwar nicht, aber der Professor übersetzte das Tagebuch und ließ es drucken und im Vorwort erwähnte er die drei Jungen und erzählte, wie sie den Schatz des Piraten gefunden hatten.
Es kam sogar ein Reporter von der Lokalzeitung und brachte ihre Geschichte in die Zeitung.
Und für kurze Zeit waren Jan, Lars und Flo berühmt.
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Lore Platz 7.4. 21
Das war interessant! Danke dafür und bis morgen! Martina
AntwortenLöschenHallo Lore, ich liebe es auch nach Worten zu googeln, da kommen einem die tollsten Ideen. Danke für die Info. LG Eva
AntwortenLöschenEin interessanter Bericht, man kann doch schon Einiges im Internet lernen. Bin gespannt auf Eure Reizwortgeschichten.
AntwortenLöschenLG
Astrid
Das internet kann tückisch sein, hat aber auch seine Vorteile, wenn man es richtig zu nutzen weiß. Ich google gerne nach fremden Orten, Ländern, wenn ich alte Bücher lese. wikipedia ist mir da eine nicht endenwollende Quelle. Dankeschön für die Geschichte, liebe Lore und nicht immer muss es klingende Münze, manchmal darf es auch gedruckt sein... Liebe Grüße, Roswitha
AntwortenLöschenOh, das war ja eine spannende Geschichte.
AntwortenLöschenIch sah die wagemutigen Buben in der Höhle auf das Steigende Wasser blicken.
Doch es gab ja einen Ausweg und dann hatte sich das Abenteuer auch gelohnt.
Danke für mal ganz was Anderes.
Warst ja sehr fleißig .
Liebe Grüße aus Dresden von Monika