Viel Spaß beim Lesen!
Hermann
und der verwirrte Hase
Mit
überhöhter Geschwindigkeit raste ein schnittiger Sportwagen die
Straße entlang und das auf dem Dach befestigte Kajak schlenkerte
gefährlich hin und her und die Halterung knirschte, als
wollte sie protestieren.
Die
vier Insassen in dem Auto kümmerte das nicht. Lautstark sangen sie
den Text des Liedes, das aus dem Autoradio erklang, mit.
„Pass
auf, Jochen!“ rief die Beifahrerin, denn aus einem Seitenweg kam
ein Traktor.
Der
junge Mann trat erschrocken auf die Bremse und der Wagen kam
schlingernd zum Stehen.
Durch
die Wucht löste sich das Boot, donnerte auf die Straße und traf mit
der Spitze einen Hasen, der sich überschlug und regungslos auf der
Wiese liegen blieb.
Hermann
saß in seiner Stube im Schuppen und genoss die heiße Schokolade und
das Marmeladenbrot, das ihm die Frau, die von den Langhaaren Oma
genannt wurde, eben gebracht hatte.
Der
Troll schmunzelte, es gefiel ihm hier. Vor einiger Zeit hatte ihn der
Mann ohne Haare gefragt, ob er lieber wieder im Wald in einem Baum
leben wollte, oder hier bei ihm.
Obwohl
es ihm große Überwindung gekostet hatte, das zuzugeben, hatte er
geantwortet, dass er gerne hier bliebe.
Das
war doch glasklar, besser als hier ging es ihm nirgendwo.
Natürlich
hatte er dabei sein aller grimmigstes Trollgesicht gemacht.
Der
Mann ohne Haare aber hatte nur vergnügt gelacht.
Er
hatte dann zwischen seiner Werkstatt und Hermanns
Stube
eine Mauer aus Brettern eingezogen, sodass der Troll eine eigene
kleine Wohnung hatte.
Selbst ein kleines Fenster wurde eingesetzt und
die Frau mit dem Namen Oma hatte hübsche Gardinen aufgehängt.
Der
Mann ohne Haare aber brachte eines Tages ein Bett, das er selbst
gezimmert hatte, in die Stube und die Langhaare, die wieder mal zu
Besuch waren kamen mit Kissen und Decken und einem kleinen Teppich.
Hermann
war es wirklich sehr schwer gefallen, seine finstere Miene
beizubehalten, denn so wunderschön und gemütlich war seine kleine
Stube geworden.
Und
der Mann ohne Haare hatte wirklich an alles gedacht. Er hatte sogar
an die Tür einen tiefer gelegenen Griff angebracht, extra nur für
ihn.
Und
die Langhaare hatten für ihn Bilder gemalt und an die Wand gehängt.
Ein
Klopfen an der Scheibe riss ihn aus seinen Gedanken.
Seine Freundin
Amalia Blaumeise flatterte vor dem Fenster und schwirrte in die
Stube, als Hermann öffnete.
Sie
landetet auf dem Tisch und machte sich sofort über die Brösel auf
dem Teller her.
Hermann
setzte sich und wartete.
Der
Vogel plusterte sich auf und zupfte an seinen Federn.
„Das
war lecker, du hat es schön hier.“
Anerkennend
sah sie sich um.
„Ja,
sie sind sehr nett zu mir,“ grinste Hermann.
„Aber
wie ich dich kenne zeigst du ihnen nur dein grimmiges Gesicht.“
„Schließlich
bin ich ein Troll und bin das meinem Namen schuldig.“
Die
beiden kicherten.
Doch
dann wurde die Blaumeise ernst.
„Wir
brauchen deine Hilfe!“
„Was
ist los?“
„Auf
der Wiese vor dem Wald liegt ein riesengroßer Hase, wie ich noch
keinen gesehen habe.
Er ist nicht tot, aber lebt auch nicht. Sein
Herz klopft noch, aber er bewegt sich nicht.“
„Ich
will ihn mir mal ansehen,“ brummte der Troll, schlüpfte in seine
Jacke und verließ mit Amalie den Schuppen.
Familie
Mümmel mit ihren Kindern, das Eichkätzchen Ulrike, der Igel Rudi
und die Maus Graufellchen standen bei dem wirklich sehr großen
Hasen.
Hermann
beugte sich über das Tier und fühlte seinen Puls.
Mit
der Hand fuhr er über das Fell und über den Kopf.
„Er
hat eine große Beule am Kopf, deshalb wohl die lange Ohnmacht. Ich
hole den Mann ohne Haare. Er muss uns helfen.“
So
schnell ihn seine kurzen stämmigen Beine trugen eilte er zurück zum
Haus und klingelte Sturm.
„Gemach,
gemach,“ rief Großvater Schinkel, als er öffnete und den kleinen
Kerl herein ließ.
Hermann
stemmte seine Hände auf die Knie und musste erst mal heftig atmen.
Dann
erzählte er Opa Schinkel und seiner Frau, die auch in den Flur
gekommen war von dem verletzten Hasen.
Natürlich
ging Opa Schinkel gleich mit und seine Frau wollte den Tierarzt
verständigen.
Bald
standen die beiden vor dem Hasen und der alte Mann hüllte ihn in die
mitgenommene Decke und trug ihn zum Schuppen, wo er ihn auf die
Werkbank legte.
Der
Hase war noch immer nicht aufgewacht und besorgt runzelte Herr
Schinkel die Stirn.
Da
wurde mit einem Schwung die Schuppentür aufgestoßen und Hermann
konnte gerade noch hinter einem Holzstapel verschwinden, bevor der
Tierarzt eintrat.
(c) RMzV |
Polternd
begrüßte er seinen Freund und untersuchte dann fachmännisch das
verletzte Tier.
„Innere
Verletzungen hat er keine und die lange Ohnmacht kann von dem Schlag
auf den Kopf kommen. Ich gebe ihm
eine
Kreislauf stärkende Spritze, den Rest muss die Natur übernehmen.“
„Danke
dir Erich.“
„Das
wirst du nicht mehr denken, wenn du meine Rechnung bekommst,“
lachte dieser dröhnend und gab ihm einen kräftigen Schlag auf die
Schulter unter der Opa Schinkel zusammen zuckte.
Mitten
in der Nacht wurde Hermann wach durch ein Stöhnen und Poltern.
Schnell lief er nach nebenan und drückte auf den Lichtschalter.
Der
Hase lehnte an der Werkbank und sah sich verwirrt um.
„Wo
bin ich hier?“
„Im
Schuppen von dem Mann ohne Haare. Du lagst auf der Wiese vor dem
Wald und er hat dich hierher getragen. Wie fühlst du dich?“
„Ich
habe Kopfschmerzen und ein flaues Gefühl im Magen.“
Hermann
grinste: „ Die Kopfschmerzen kommen von deiner Beule und das flaue
Gefühle, ich denke mal du hast Hunger.“
Wie
zur Bestätigung fing der Magen des Hasen laut zu grummeln an.
Die
beiden lachten.
„Komm
in meine Stube, die Frau mit dem Namen Oma hat schon gedacht, dass du
vielleicht Hunger hast, wenn du aus deiner Ohnmacht erwachst und hat
vorgesorgt.“
„Wer
sind denn alle diese Leute, die du erwähnst?“
Während
der Hase von dem reich gefüllten Teller aß, erzählte ihm der Troll
von Opa und Oma Schinkel, ihren Enkelinnen, den Langhaaren, und wie
er hierher gekommen ist.
Zufrieden
lehnte sich der Hase zurück. Er fühlte sich wohl, außer den
pochenden Schmerzen im Kopf.
„Aber
nun erzähle mir, wie kommst du auf die Wiese, hat ein Auto dich
angefahren?“
Der
Hase überlegte, dann schüttelte er verwirrt den Kopf.
„Ich
weiß es nicht?“
„Woher
kommst du und wie heißt du?“
„Ich
weiß es nicht!“
„Hm,
das kommt wohl von dem Schlag auf den Kopf, aber dein Gedächtnis
wird bestimmt bald wieder funktionieren. Komm wir wollen schlafen, du
kannst dich dort auf dem Teppich legen.“
Die
nächsten Tagen vergingen und der Hase wurde von Tag zu Tag kräftiger
und dank Omas Arnika - Salbe wurde auch
die
Beule kleiner, nur sein Gedächtnis kam nicht wieder.
Am
Wochenende kamen Renate und Susi und natürlich waren sie begeistert
von dem neuen Mitbewohner.
Als
sie hörten, dass er sich an nichts mehr erinnern konnte, beschlossen
sie ihm zu helfen.
Zu
viert wanderten sie zu der Wiese, wo man ihn gefunden hatten,
überquerten gemeinsam die Straße und wanderten durch den
Wald.
Vielleicht trafen ja jemand der ihn kannte.
Doch
niemand wusste wer der fremde Hase war.
Am
Sonntagabend mussten die Mädchen nach Hause. Doch sie versprachen
nächstes Wochenende wieder zu kommen und dann würden sie auch
länger bleiben, denn es begannen die Osterferien.
Bei
diesem Wort blitzte ein Gedanke auf im Kopf des Hasens, der aber
sofort wieder verschwand.
In
der Nacht träumte er von bunten Eiern, einer Häsin und
Hasenkindern, die alle besorgt schauten.
Am
nächsten Morgen überraschte er Hermann mit den Worten.
„Ich
bin der Osterhase!“
Der
Troll starte ihn überrascht an, dann grinste er.
„Du
erinnerst dich?“
„Ja,
als die Mädchen von der Osterferien sprachen, da klingelte es in
meinem Kopf. Jetzt weiß ich wieder alles, ich wollte zu den Hühnern
am Berghof und Eier holen. Meine Familie wird sich schon sorgen
machen. Ich muss sofort los. Danke dir mein Freund und sag auch den
Langhaaren und ihren Großeltern noch einen schönen Gruß. Ich habe
soviel Zeit verloren durch den Unfall, muss mich sputen, sonst fällt
Ostern ins Wasser. Lebe wohl mein Freund!“
Und
weg war er.
Susi
und Renate waren enttäuscht, als sie am Wochenende wieder kamen,
hatten sie sich doch gefreut auf den Hasen.
Doch
als sie erfuhren, dass es der Osterhase war, waren sie stolz ihn
persönlich kennengelernt zu haben.
Und
an Ostern fanden sie ein besonders großes Nest mit Leckereien im
Garten.
Hermann
aber bekam am Abend vor Ostern Besuch von seinem Freund dem
Osterhasen und seiner Familie.
©
Lore Platz
Da muß es unheimlich schön sein Lore
AntwortenLöschenHase gut, alles gut liebe Lore!
AntwortenLöschenOh, ich werde auf der Straße ganz besonders vorsichtig fahren, nicht dass Osterhasenhelfer unterwegs sind, Schmunzel !!!
AntwortenLöschenDanke für Ihre Leidenschaft und Ihren Einblick in dieses Thema Erhalten Sie exklusive Einblicke in kommende Events im Aviator-Spiel in unserem Blog.
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