(c) Nadine F. |
Manuela
will nicht verreisen
„Manu
warte doch!“
Atemlos erreicht Ilse ihre Freundin.
Dann
stutzt sie. „Du weinst ja?“
Manu
schnieft und fährt sich mit dem pinkfarbenen
Ärmel ihrer Jacke über die Augen.
„Meine
Eltern wollen nach Dubai.
Nächste Woche schon fliegen wir los.“
„Aber
das ist doch toll. Stell dir bloß vor Luxushotels, Meer, Sand und
vielleicht darfst du sogar auf einem Kamel reiten. Wir fahren nur an
die Ostsee.“
„ Aber
ich will nicht mitfahren. Dort
werde ich mich zu Tode langweilen und außerdem darf Kalimero
nicht mit. Er muss in eine Hundepension!“
Ilse
ist entsetzt. Wenn sie daran denkt, dass sie sich drei Wochen von
ihrem Hund Fussel trennen müsste.
Zum Glück haben ihre Eltern ein
Ferienhaus gemietet, in dem Haustiere erlaubt sind.
Mitfühlend
legt sie den Arm um ihre Freundin.
„Und
wenn du bei deiner Oma bleibst?“
„Die
ist gerade zur Kur und kommt erst in vier Wochen wieder,“ seufzt
Manu.
Als
das Mädchen den Garten betritt kommt ihr der schwarze- weiße Mischling
schon entgegen und Manu umarmt ihn stürmisch und vergräbt
schluchzend das Gesicht in dem dicken Fell.
Bedrückt
betrachtet die Mutter die beiden durch das Küchenfenster.
Missmutig
betritt Manu die Küche, während Kalimero vergnügt neben ihr
herspringt.
„Tag,“
murmelt sie, sieht aber ihre Mutter nicht an.
„Manuela,
ich weiß, dass es für euch beide nicht leicht wird, aber sieh doch
drei Wochen
gehen
schnell vorbei und Kalimero wird es sicher in der Hundepension
gefallen.“
„Das
glaubst du doch selbst nicht! Ich habe übrigens keinen Hunger. Komm
Kalimero!“
Einige
Tage später fahren sie alle zusammen zur Hundepension Sonnenschein.
Es
ist ein hübsches Anwesen und verschiedene Tiere tummeln sich in
eingezäunten Wiesen.
Eine
nette junge Frau kommt ihnen entgegen.
Sie streichelt den Hund und
meint:
„Wir zwei werden uns schon verstehen.“
Und zu den
Bergmanns gewandt,
"machen sie sich keine Sorgen. Es wird ihm bei
uns gut gehen.“
Der
Abschied zwischen Manuela und Kalimero ist herzzerreißend.
Zu
Hause angekommen verschwindet sie sofort in ihrem Zimmer.
Die
Eltern sehen ihr besorgt nach.
Es gefällt ihnen ja auch nicht
Kalimero weg zu geben, aber es geht nun mal nicht anders.
Sie
können ihre zwölfjährige Tochter und den Hund nicht alleine zu
Hause lassen.
„Sie
wird sich schon wieder beruhigen und Kalimero hat es gut in der
Pension und drei Wochen sind doch schnell vorbei.“ meint Herr
Bergmann, aber er glaubt selbst nicht daran und irgendwie freut auch
er sich nicht mehr auf den Urlaub.
Kalimero
aber liegt teilnahmslos in dem Zimmer, in das man ihn gebracht da.
Den
gefüllten Futternapf neben sich beachtet er gar nicht.
Er ist
traurig und kann die Welt nicht mehr verstehen.
Warum nur hatte man
hierher gebracht?
Gegen
Abend kommt der Praktikant, wechselt das Futter aus und bringt auch
frisches Wasser.
Liebevoll
streichelt der den Hund und meint:
„Wirst
dich schon bei uns eingewöhnen, morgen darfst du auch zu den anderen
Hunden auf die Wiese, das wird dir gefallen und bald kommt auch dein
Frauchen wieder zurück.“
Kalimero
hebt nicht einmal den Kopf und der junge Mann verlässt das Zimmer.
Als
die Tür mit einem Klick ins Schloss fällt springt der Hund auf.
Plötzlich ist ihm eingefallen, was Manuela ihm beigebracht hat.
Er
stemmt sich an das weißlackierte Holz und drückt mit der Pfote den
Griff nach unten. Nach einigen vergeblichen Versuchen gelingt es.
Der
Weg zur Freiheit ist offen.
Unbemerkt
saust Kalimero durch das Haus und findet glücklicherweise das
Haupttor nicht verschlossen.
(c) Werner Borgfeldt |
Und
nun ist er nicht mehr zu halten.
Zwei
Stunden später, es ist bereits dunkel, hat er die Heimat erreicht.
Er
rennt mit hängender Zunge durch den Garten, zwängt sich durch die
Hundeklappe, saust die Treppe nach oben und kratzt an der Tür von
Manuelas Zimmer.
Das
Mädchen, das noch nicht geschlafen hat, lässt ihn herein und kniet
sich auf den Boden und umarmt ihren geliebten Freund.
Und
als wenig später der Mond durch das Fenster guckt sieht er einen
schwarzen-weißen Hund und ein kleines Mädchen eng umschlungen im Bett
liegen und tief und friedlich schlafen.
Am
nächsten Morgen ist die Mutter sehr erstaunt, als Manuela und
Kalimero gemeinsam in die Küche kommen.
Etwas
trotzig sieht das Mädchen ihre Mutter an.
„Ich
habe es doch gleich gewusst, dass es ihm dort nicht gefällt. Er ist
ausgerückt!“
Kalimero
aber setzt sich vor Frau Bergmann und sieht sie erwartungsvoll an.
Diese
lacht und füllt den Futternapf über den sich der Hund begeistert
drüber stürzt.
„Stellt
euch vor, die Hundepension hat gerade angerufen, Kalimero ist
ausgerückt. Aber da ist er ja?“
Herr
Bergmann sieht erstaunt auf den Hund, der gerade mit der Zunge die
letzten Reste aus dem Napf leckt.
Er
grinst. „Außerdem haben sie gesagt, dass er sein Futter gestern
nicht angerührt hat.“
Doch
dann wird sein Gesicht ernst.
„Ich
denke es wird wohl nichts aus dem Flug nach Dubai.“
„Vielleicht
doch!“ ruft Manuela,“ich habe eine Idee!“
Sie
saust aus dem Zimmer, gefolgt von dem Hund.
Einige
Minuten später kommt sie wieder.
„Mama,
Ilses Mutter möchte mit dir sprechen.“
Den
Arm um Kalimero geschlungen wartet sie nun auf ihre Mutter, die kurze
Zeit später vergnügt lächelnd wieder die Küche betritt.
„ Manuela
und Kalimero können mit Ilse und ihren Eltern an die Ostsee fahren.
Die haben dort ein Ferienhaus gemietet, in dem Haustiere erlaubt
sind.
Und
wir beide können nach Dubai fliegen.“
Manuela
stößt einen Jubelschrei aus und umarmt abwechselnd ihr Eltern,
während Kalimero laut bellend um alle herum springt.
(c) Irmgard Brüggemann |
„Nun
muss ich aber schnell meine Koffer packen!“
Das
Mädchen verlässt die Küche, gefolgt von ihrem treuen Begleiter.
Auf
dem Weg nach oben hört man sie laut singen.
Frau
Bergmann betrachtet ihren Mann, der ein ganz komisches Gesicht macht.
„Freust
du dich denn nicht, dass wir das Problem lösen konnten?“
„Naja
schon, aber es ist doch ein komisches Gefühl, wenn man bei seiner
Tochter erst an zweiter Stelle kommt. Die Trennung von uns scheint
ihr gar nichts auszumachen.“
Seine
Frau lacht vergnügt.
„Bist
du etwa eifersüchtig auf den Hund.“
Liebevoll
legt sie die Arme um seinen Hals und schmiegt ihren Kopf an sein
Gesicht, dann flüstert sie in sein Ohr.
„Denk
doch daran, wie schön es auch für uns sein wird mal ohne Manuela zu
vereisen.
Fast wie zweite Flitterwochen.
Herr
Bergmann grinst zieht seine Frau auf seinen Schoß und besiegelt ihre
Wort mit einem langen zärtlichem Kuss.
©
Lore Platz 27.06.2019
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