Einen schönen Wochenanfang wünsche ich euch und wie versprochen erzähle ich euch die Geschichte einer netten alten Dame, die kurz in Versuchung gerät und durch einen ganz besonderen Schutzengel
gerettet wird.
Viel Spaß beim Lesen!
Nur
ein Päckchen Kaffee
Schlendert
man durch das Städtchen R über die schöne geschwungene Brücke,
gelangt man in die Altstadt.
Hier
sind die Häuser nicht mehr so gepflegt und man sieht ihnen an, dass
der Zahn der Zeit kräftig an ihnen genagt hat.
Ganz
am Ende der Straße steht ein großer Block mit sechs Wohnungen.
Er
gehört der Stadt und die Mieter, die bereits mehr als 40 Jahre hier
wohnen, gehören zu den Einkommen schwachen.
Dementsprechend
niedrig ist auch die Miete.
Doch
in den letzten Jahren sind die Mietpreise explodiert und auch die
Stadtverwaltung überlegt, sich der Zeit anzupassen.
Daher
grenzt es fast an ein Wunder, als eine Bau-Genossenschaft an die
Stadt herantrat , um das alte Gemäuer zu kaufen.
Bei
einer Mieterversammlung wurden die Bewohner in Kenntnis gesetzt, dass
das Haus renoviert würde und sie vorübergehend ausziehen mussten.
Der Umzug würde natürlich bezahlt werden.
Wer nach der Sanierung
zurück kommen möchte, müsste allerdings mit einer größeren Miete
rechnen.
Ganz
oben in einer kleinen Dachwohnung lebt Fräulein Lieschen Krämer.
Ein
altes Fräulein, bescheiden, schüchtern und arm.
Jahrelang
hatte sie ihre schwerkranke Mutter gepflegt und ging nebenbei noch
putzen.
Nun
stand sie da mit 585€ Rente.
Als
ihre Mutter noch lebte, die ihre Kriegsrente hatte, ging es beiden
relativ gut.
Doch
nun musste sie doch sehr sparsam mit dem Geld wirtschaften und war
froh, dass sie nach dem Tod er Mutter die so billige kleine Wohnung
behalten konnte.
250€
Miete musste sie bezahlen, das war sehr wenig, denn in den
vergangenen Jahren sind die Preise für Wohnungen, auch wenn sie so
klein wie ihre waren, sehr gestiegen.
Und
wenn sie sich nun eine neue Wohnung suchen sollte, wie die
Bau-Genossenschaft verlangte, dann würde das wohl ihre ganze Rente
verschlingen.
Als
sie schüchtern ihre Sorge vorgetragen hatte, meinte der Herr von der
BG:
„Sie
können ja Wohngeld beantragen!“
Daraufhin
setzte das alte Fräulein sich still auf ihren Platz und war sehr
besorgt. Wusste sie doch gar nicht wie man das machte und sie kannte
doch auch niemanden, den sie fragen konnte.
Also
war sie nach der Mieterversammlung traurig in ihre kleine Wohnung
unter dem Dach gegangen, verwirrt und voller Sorgen.
(c) Irmgard Brüggemann |
Müde
erhebt sich Fräulein Lieschen und schlüpft in ihre ausgelatschten
Pantoffeln.
Kurz
fährt sie sich mit der Hand über den schmerzenden Rücken.
Die
Matratze war eben schon alt, aber wenn sie einige Zeit lief, dann
vergingen die Schmerzen.
Sie
schlurft ins Bad .
Wenig
später kommt sie wieder heraus, noch immer im Morgenmantel, aber
frisch und sauber,
und
die langen grauen Haare, die ihr bis zur Hüfte reichten, zu einem
ordentlichen Knoten aufgesteckt.
Sie
sieht auf die Uhr. 8.30! Zeit fürs Frühstück.
Die
Sonne blinkt schon durch die blank geputzten Scheiben.
Nachdem
sie den Wasserkessel auf den Gasherd gestellt hat, öffnet sie das
kleine Fenster mit den hübschen zierlichen Gardinen und sieht über
die Dächer von R.
Sie
liebt diesen Blick über die Stadt und sie freut sich, dass heute die
Luft so klar ist, dass man in der Ferne die Berge schimmern sieht.
Ein
paar Spatzen sitzen in der Dachrinne und tschilpen laut.
Lieschen
lächelt und eilt zum Brotkasten, nimmt das Brot heraus und sucht in
der Schublade nach dem Messer.
Da
verkündet ein schrilles Pfeifen, dass das Wasser kocht.
Schnell
legt sie das Messer beiseite, dreht den Gashahn ab und füllt in die
frische Tasse, in der sie den gebrauchten Teebeutel von gestern
gehängt hat,
das
kochende Wasser.
Einen
Teebeutel konnte man ruhig zweimal benutzen hatte ihre sparsame
Mutter ihr beigebracht.
Fräulein
Lieschen stellt die dampfende Tasse auf den Tisch, und holt
Margarine und Honig aus dem Kühlschrank.
Dann
schneidet sie drei dünne Scheiben Brot ab.
Zwei
davon legt sie auf einen Teller.
Von
der dritten Scheibe löst die Rinde und legt sie in den Brotkasten zu
den anderen.
Die
würde sie heute Mittag rösten und zu ihrer Suppe geben.
Sie
zerbröselt das Weiche des Brotes und streut es auf die Fensterbank.
Als
hätten sie nur darauf gewartet stürzen sich die Spatzen lautstark
schimpfend über die Krümmel.
Lieschen
beobachtet ihre gefiederten Freunde vergnügt, während sie ebenfalls
ihr Frühstück verzehrt.
Ein
Blick auf den Kalender zeigt ihr, dass heute der 29. April ist.
Am
Montag war Feiertag, der 1. Mai, dann kam die Rente erst am Dienstag.
Also musste das Geld für drei Tage reichen.
Sie
holt den alten braunen, an den Ecken abgestoßenen Geldbeutel aus der
Schublade und schüttet seinen Inhalt auf den Tisch.
Sorgsam
zählt sie die Münzen.
Es
sind 3 € und 87 Cent.
Kurz
überlegt sie:
Honig
und Margarine würden noch reichen, brauchte sie also nur noch Brot.
Heute würde sie eine Kartoffelsuppe machen, Kartoffeln hatte sie
noch, und die gerösteten Brotrinden darüber streuen. Wenn sie
gleich mehr machte, dann reichte es auch für Morgen.
Vergnügt
lacht sie.
Aber
was sollte sie am Montag kochen? Es sollte schon etwas Besonderes
sein, denn da war ihr Geburtstag.
Sie
hatte doch noch zwei Eier im Kühlschrank, die
würden
reichen für ein feines Omelett und zur Feier Tages könnte sie
sich ein Glas Pilze gönnen und einen schönen Kopfsalat. Was für
ein Festmahl.
Und
abends eine feine Quarkspeise.
Ihre
Gedanken schweiften in die Vergangenheit.
Wie
schön waren ihre Geburtstage immer solange ihre Mutter noch lebte.
Mama
hatte für sie immer ihren Lieblingskuchen „Schwarzwälderkirsch „
gebacken und dazu gab es echten Bohnenkaffee.
Sie
glaubte den Duft dieses herrlichen Getränks in der Nase zu spüren.
Seit
ihre Mutter vor zwei Jahren gestorben war, konnte sie sich keinen
Bohnenkaffee mehr leisten.
Schnell
schüttelt sie die drüben Gedanken ab und schreibt ihren
Einkaufszettel.
Lieschen
muss lachen als sie die Endsumme sieht.
Dreimal
die Eins!
Die
Zahl sollte ihr eigentlich Glück bringen.
Morgen geht es weiter
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
WIR FREUEN UNS SEHR ÜBER JEDEN KOMMENTAR! MIT DER NUTZUNG DIESES FORMULARS ERKLÄRST DU DICH MIT DER SPEICHERUNG UND VERARBEITUNG DEINER DATEN DURCH DIESE WEBSITE EINVERSTANDEN.