Als eine liebe Freundin mir erzählte, dass ihre Nachbarskatze Junge bekommen hat und eins davon tot war, ist mir eingefallen, dass ich so eine ähnliche Geschichte auch einmal geschrieben habe.
Viel Spaß beim Lesen!
Zwurrli
und die verletzte Katze
Langsam
öffnet die grau getigerte Katze die Augen und schließt sie sofort
wieder. Ein stechender Schmerz lässt sie aufstöhnen. Ein Auto hatte
sie an der Hinterhand erwischt und sie gegen die Mauer geschleudert.
Ihre
Babys! Sie musste zu ihren Babys, die hilflos und noch halb blind in
der alten Scheune lagen.
Mühsam
rappelt sie sich auf und hinkt los. Immer wieder muss sie sich
hinlegen und verschnaufen, bis sie endlich an ihrem Ziel angelangt
ist.
Sie
schlüpft durch das zersplitterte Loch an der Seite des Schuppens und
hört schon ihre Kinder kläglich maunzen.
Eifrig
fährt sie mit der rauen Zunge über das Fell der Kleinen, um ihnen
zu zeigen, dass sie wieder da ist.
Tapsig
rücken Annabell und Gustav näher an ihre Mutter heran, nur
Clothilde liegt merkwürdig still da und Susi erschrickt.
Sie
hat eines ihrer Kinder verloren. Seit Tagen findet sie wenig zu
fressen und hat wohl zu wenig Milch für ihre drei Babys und nun auch
noch der Unfall.
Wenn
sie starb, was wurde dann aus ihren Kindern?
„Muriel!
Die Spaniel-Dame wohnt nicht weit von hier und hat auch vor kurzem
drei wunderschöne Welpen geboren.
Ja
Muriel würde ihr helfen.
Am Anfang mochten sie sich gar nicht und
der Hund bellte und tobte, wenn Susi durch ihren Garten flitzte oder
gar spöttisch vom Baum herunter miaute,
aber dann war Susi einmal vollkommen entkräftet im Gras unter dem
Baum gelegen und der Hund kam kläffend auf sie zu.
Und
sie glaubte ihr letztes Stündchen wäre gekommen, doch der Hund
hatte sie nur beschnüffelt und sich umgedreht.
Wenig
später war er mit einem Stück Fleisch im Maul gekommen und hatte es
neben ihr ins Gras fallen lassen.
Gierig
war sie darüber hergefallen und der Hund saß mit zufriedenem
Gesicht neben ihr.
Seitdem
waren sie Freunde und Muriel hatte sie oft aus seinem reich
gefüllten Napf fressen
lassen.
Und
wenn es nicht die letzten Tage soviel geregnet hätte und der Hund
mit den Welpen im Haus geblieben wäre, dann wäre sie bestimmt nicht
so völlig entkräftet.
Kurzentschlossen
nimmt Susi die kleine Annabell ins Maul und läuft los.
Muriel,
liegt im Garten und lässt sich die Sonne auf das Fell scheinen, ihre
drei Kinder sausen um sie herum, spielen und balgen sich.
Die
Hündin öffnet die Augen, als neben ihr etwas ins Gras plumpst.
Erschrocken
springt sie auf und sieht ihre Freundin entsetzt an.
„Was
ist denn mit dir passiert?“
„Später!“
ruft Susi und humpelt aus dem Garten, um kurz darauf mit Gustav im
Maul wieder zu kommen.
Sie
lässt ihn neben seiner Schwester ins Gras fallen.
Dann
legt auch sie sich einen Moment hin.
„Muriel,
ein Auto hat mich gestreift, auch bin ich halb verhungert, ich weiß
nicht, wie lange ich noch zu leben habe, kümmere du dich bitte um
meine Kinder.“
Mühsam
steht sie auf.
„Aber,
aber ich bringe dir was zu fressen und, und ...“
stammelt
die Hündin hilflos.
(c) Werner Borgfeldt |
Susi
schenkt ihm ein trauriges Lächeln.
„Lass
gut sein, kümmere dich um meine Kinder und danke für deine
Freundschaft. Ich muss zurück und mein totes Kind begraben. Leb
wohl!“
Sie
fährt Abschied nehmend mit der Zunge über das Fell ihrer Kinder und
humpelt mit schmerzverzerrtem Gesicht davon.
Die
beiden Kätzchen miauen, als spüren sie, dass ihre Mutter gegangen
ist.
Muriel
aber legt sich hin und der Geruch der Milch lässt die Kleinen die
Zitzen finden und glücklich saugen sie sich ihre Bäuchlein prall.
Susi
aber fällt jeder Schritt schwerer und kurz vor dem Schuppen bricht
sie zusammen.
Vergnügt
läuft Knusperle, das Eichhörnchen über die Wiese. Sie hat ihre
Verwandten im Wald besucht und ist nun auf dem Weg zurück in ihren
Kobel im Park.
Sie
stutzt als sie die Katze liegen sieht und geht vorsichtig näher.
Das
ist ja Susi!
Sie
kennt sie sehr gut, denn immer wenn sie auf dem Weg in den Wald hier
vorbeikommt, halten sie ein Schwätzchen und sie hat unlängst auch
ihre drei Kinderchen bewundert.
Knusperle
beugt sich über die Katze und erschrickt über das schlechte
Aussehen derselben.
Ob
sie wohl tot ist??
Doch
nein, der Brustkorb hebt und senkt sich.
Das
Eichhörnchen läuft in großen Sprüngen davon, um Hilfe zu holen.
Zwurrli
liegt unter einem Baum und genießt den warmen Sonnenschein.
Ein
Apfel fällt dicht neben ihm
herunter und rollt direkt vor die spitze Nase von Orlando, dem Igel.
(c) meine Tochter |
Der
schlägt sofort seine kleinen Zähnen in die Frucht und verzieht das
Gesicht.
„Sauer!“,
dann grinst er: “Aber saftig!“, und frisst weiter.
Zwurrli
aber guckt nach oben, wo Kasper gemütlich auf dem Ast liegt und ihn
grinsend betrachtet.
„Ich
kann zielen und hätte dich bestimmt nicht getroffen!“
Geschmeidig
springt er vom Baum und setzt sich neben den Wichtel.
Sie
beobachten Orlando der sich schmatzend in den Apfel vergräbt.
Ein
rotbrauner Blitz saust durch den Garten und bleibt
schwer atmend vor ihnen
stehen.
„Knusperle,
wer ist denn hinter dir her!“ lacht Zwurrli.
Das
Eichhörnchen atmet erst mehrmals durch, dann erzählt sie ihren
Freunden von der kranken Katze.
Der
Wichtel klettert auf den Rücken seiner Freundin und begleitet von
Kasper verlassen sie den Garten.
Erschüttert
stehen sie vor der verletzten Katze.
Während
Zwurrli die Wunde untersucht, schlüpfen Kasper und Knusperle in die
Scheune um nach den Jungen zu sehen.
Mit
traurigem Gesicht kommen sie wieder und Kasper trägt im Maul das
tote Katzenkind.
Vorsichtig
legt er es ins Gras.
„Ich
werde die arme Kleine begraben und dann suche ich nach den anderen
beiden Kätzchen.“
Zwurrli
nickt bekümmert.
„ Ich
werde Biggi um Hilfe bitten.“
Knusperle
setzt ihn auf der Terrasse ab und verabschiedet sich dann.
Zwurrli
aber stapft in die Küche, wo Biggi gerade das
Geschirr in die Spülmaschine stellt.
Lächelnd
begrüßt sie den Wichtel.
Doch
dann wird ihr Gesicht ernst, als er ihr von der armen Katze erzählt.
Sie
schaltet die Maschine ein,
holt eine alte Decke und läuft in den Fahrradschuppen.
Den
großen Korb vorne polstert sie mit der Decke aus und schwingt sich
auf das Rad.
„He,
nimm mich mit!“
Lachend
beugt sich die junge Frau hinunter und hebt den kleinen Wicht in den
Korb.
Kasper
sitzt wachend neben Susi, als
sie ankommen
Biggi
beugt sich über ihn und streichelt lobend sein Fell, was Kasper mit
einem Schnurren beantwortet.
Besorgt
untersucht sie das verletzte Tier.
Vorsichtig
hebt sie es hoch und bettete es in den ausgepolsterten Korb.
„Ich
bringe sie zum Tierarzt, vielleicht ist sie noch zu retten,“
erklärt sie Zwurrli, „ aber wie kommst du nach Hause?“
„Kasper
wird mich zurück bringen,
keine Sorge, sieh du nur zu, dass Susi schnell geholfen wird.“
Der
Wichtel und der Kater sehen ihr nach.
„Hast
du die Kleinen gefunden?“
Kasper
grinst.
„Ja
nicht weit von hier, sie werden von einer Hündin gesäugt und tollen
mit deren Welpen im Garten herum. Hoffentlich fangen sie nicht auch
noch zu bellen an.“
Zwurrli
kichert.
„Ich
habe der Hündin, sie heißt Muriel und ist mit Susi befreundet,
erzählt, dass wir der Katze helfen wollen und sollte sie wieder
gesund werden, hole ich die Kinder ab. Solange will sie sich um die
kleiner Maunzer kümmern.“
Der
Wichtel klettert auf den Rücken des Katers und bald sind sie wieder
im heimatlichen Garten.
Nun
beginnt eine lange Wartezeit.
Endlich
schiebt Biggi ihr Fahrrad durch die Gartentür.
Zwurrli
will gerade zu ihr laufen, da
kommt der „lange Kerl“ wie der Wichtel Biggis Mann nennt,
fröhlich pfeifend angeradelt.
Die
beiden begrüßen sich mit einem Kuss und gehen zusammen ins Haus.
Enttäuscht
wendet sich Zwurrli um und
und trifft beim Birnbaum seine Familie, die gerade vom Park
zurückgekommen ist und nun alles von der Katze wissen wollen.
Sie
gehen hinunter in ihre Wohnung und nun erzählt ihnen Zwurrli, all
das was Knusperle noch nicht gewusst
hat.
Es
ist
schon spät und fast dunkel, als der Wichtel seinen Namen rufen hört.
Biggi
kniet vor dem Birnbaum und fordert ihn auf mit ihr zu
kommen.
Sie
führt ihn in den Geräteschuppen.
Eine
große Kiste mit Decken und Laken ausgepolstert steht
dort in einer Ecke und zwei saubere Fressnäpfe davor
auf dem Boden.
„ Deine
Freundin Susi wird überleben. Sie hat einige Rippenbrüche und
das linke hintere Bein ist
gebrochen, aber glücklicherweise keine inneren Blutungen.
Nur ist
sie total
unterernährt. Deshalb
bekommt sie
eine Infusion und bleibt über
Nacht in der Tierarztpraxis zur Beobachtung.
Morgen
kann ich sie holen und mein Mann hat extra diese Kiste für sie
hergerichtet.“
Zwurrli
denkt, 'er
ist ja gar nicht so übel
der lange Kerl.'
„ Susi
hat vor einiger Zeit geworfen, weißt du wo ihre Kleinen sind?“
Der
Wichtel errötet leicht. Er will seine Freundin nicht belügen
weiß aber auch nicht, ob er verraten soll, wo die Kätzchen sich
befinden.
Offen
sieht er seiner Freundin in die Augen.
„Ich
kümmere mich darum.“
Biggi
nickt genauso ernst.
„Gut,
im Moment solange sie so schwach ist und auch noch Medikamente
bekommt kann sie die Kleinen sowieso nicht stillen. Später dann wird
sie sie sicher
bei sich haben wollen.“
„Darf
sie denn dann hier bleiben?“
„Ja,
gern, nur Kinder darf sie nicht mehr bekommen.“
Zwurrli
grinst: „Wird sie kastriert wie Kasper.“
Lächelnd
schüttelt Biggi den Kopf.
„Bei
Katzen heißt dies sterilisiert und wir machen dies nicht, um die
Katzen zu quälen, sondern weil es schon genug Katzenelend in unserer
Gegend gibt. Sieh nur deine Freundin Susi, sie ist halb verhungert
und ob ihre Kleinen noch leben?“
„ Denen
geht es gut!“ platzt Zwurrli heraus.
Biggi
lächelt, fragt aber nicht weiter.
„Weißt
du, ich hätte deine Freundin auch im Haus pflegen können, aber ich
dachte du und Kasper könnt ihr Gesellschaft leisten und
auf sie aufpassen, besonders nachts.“
Am
nächsten Tag kommt Susi in ihr neues Zuhause. Schwach
und fast leblos liegt sie da.
Doch
durch die gute Pflege von Biggi und die Gesellschaft ihrer neuen
Freunde geht es ihr von Tag zu Tag besser.
Selbst
Ricky schaut sofort wenn er von der Arbeit nach Hause kommt in den
Schuppen, geht vor der Kiste in die Hocke, streichelt die Katze und
redet aufmunternd auf sie ein.
Zwurrli,
der sich sofort hinter einer Latte in der Ecke versteckt, wenn er ihn
kommen hört, beobachtet
dies alles.
Er
ist
doch eigentlich ganz nett, der lange Kerl.
Biggi
bringt Susi
dann eines Tages wieder zum Tierarzt und die Schiene wird
abgenommen und die Katze versucht dann im Garten schon die ersten
steifbeinigen Schritte, doch dann verlangt sie wieder nach ihrer
Kiste.
Als
dann in der Nacht ihre Freunde, die gesamte Wichtelfamilie, Kasper,
der nie von ihrer Seite weicht
und Orlando, der sich im
Schuppen eine hübsches Plätzchen eingerichtet hat, um sie
versammelt sind,
meint die Katze
traurig.
(c) Werner Borgfeldt |
„Jetzt
könnte ich mich doch wieder um meine Kinder kümmern, glaubt ihr,
dass die Menschen mich trotzdem behalten werden?“
„Ja,
das weiß ich, Biggi hat gesagt sobald du keine Medikamente mehr
nehmen musst, kannst du deine Kinder wieder selber stillen und du
darfst hierbleiben für immer.“
erklärt
Zwurrli.
„Wie
schön,“ flüstert Susi mit Tränen in den Augen und auch Kasper
freut sich und er verspricht morgen die Kinder
bei
Muriel abzuholen.
Als
dann Biggi am nächsten Morgen mit dem gefüllten Futternapf in den
Schuppen tritt,
liegen
die beiden niedlichen, inzwischen nicht mehr blinden, Kätzchen in
der Kiste an ihre Mutter geschmiegt.
Die
junge Frau ruft
ihren Mann.
„Ja,
wo kommen die denn plötzlich her?“ staunt Ricky und streichelt
über das weiche Fell der Kleinen.
Feixend
richtet er sich dann auf und fragt.
„Hat
die dein geheimnisvoller Wichtel vielleicht gebracht!“
„Vielleicht,“
meint Biggi schnippisch, „ und wenn du nicht immer so spotten
würdest, hätte er sich dir bestimmt schon gezeigt.“
Ricky
lacht schallend, legt den Arm um sie und zieht sie zur Tür.
Biggi
aber dreht sich um zwinkert Zwurrli zu, der ihr aus der Ecke zuwinkt.
Man
muss nicht reich
sein, wichtig ist, man hat
Freunde, die einem in der Not beistehen.
©
Lore Platz
Wieder eine Wunderschöne Geschichte liebe Lore.
AntwortenLöschenLiebe Lore, diese Geschichte kannte ich noch nicht. Auch wieder mit soviel Herz geschrieben.
AntwortenLöschenAch man wünscht sich manchmal, die Sprache der Tiere zu verstehen.
Bei Dir gibt es oft sogar noch die kleinen Helfer, die Wichtel.
Grüße von Monika