Genervt
lenkte Roxana ihren Wagen in die Nebenstraße und fuhr
an den Straßenrand.
Drei
Wochen Urlaub lagen vor ihr, die sie am Gardasee verbringen wollte.
Aber erst geriet sie in einen Stau und als sie deshalb bei der
nächsten Ausfahrt die Autobahn verließ, landete sie auch noch in
einem gelben Schilderwald.
Und
auf allen Schildern stand das Wort 'Umleitung'.
Inzwischen
wusste sie nicht mehr wo sie eigentlich war.
Nun
war sie in diesem kleinen Ort gelandet.
Sie
fuhr wieder an und bald lag das Dorf hinter hier.
Eigentlich
war es ja ganz schön hier
und schließlich hatte sie frei, also warum sich die gute
Laune verderben lassen.
Rechts
und links breiteten sich grüne Wiesen aus, auf denen Kühe standen
oder lagen und ihr träge nachsahen.
Schmetterlinge
taumelten in fröhlichem Tanz
über das Gras und durch das geöffnete Fenster konnte sie das Summen
der Bienen und das Zwitschern der Vögel aus dem nahe gelegenen Wald,
hören.
Aus
den Augenwinkel nahm sie
ein zusammengekauertes Etwas
am Straßenrand wahr.
Sie
bremste und stieg aus.
Ein
kleiner schwarz-weißer Hund unbestimmter Rasse hob den Kopf und jaulte gar
jämmerlich.
Seine
rechte Hinterhand war blutverschmiert und als er sich erheben wollte,
fiel er winselnd zurück.
Roxana
streichelte seinen Kopf und der Hund versuchte ihre Hand zu lecken.
Verzweifelt
jaulend wollte er sich erheben, als sie zu ihrem Auto ging, um eine
alte Decke aus dem Kofferraum zu holen.
Bald
lag der Kleine in die Decke gewickelt auf dem Rücksitz und das
Mädchen wendete und fuhr zurück in das Dorf.
In
dem kleinen Lebensmittelladen fragte sie nach einem Tierarzt und
betrat kurze Zeit später mit ihrem Bündel auf dem Arm das
Wartezimmer.
Als
sie gleich zum Sprechzimmer durchgehen wollte, rief ein alter Mann,
der einen Korb mit einer Katze neben sich auf dem Boden stehen hatte.
„He,
he junge Frau nun drängeln sie mal nicht, wir waren vor ihnen
da.“
Roxana
drehte sich um und meinte freundlich.
„Tut
mir leid, aber das ist ein Notfall, der Hund wurde von einem Auto
angefahren.“
In
dem Moment öffnete sich die Tür zum Sprechzimmer und ein kleiner
Junge, der einen Käfig mit einem Kanarienvogel trug, kam heraus.
Die
Sprechstundenhilfe, eine etwa fünfzigjährige Frau sah Roxana
fragend an.
„Ich
habe einen Hund gefunden, er wurde angefahren.“
„Na
dann gehen sie mal durch junge Frau, das ist ein Notfall.“
Und
du zu den anderen gewandt meinte sie:
„Das
versteht ihr doch?“
Roxana
aber sah sich einem gut aussehenden jungen Mann, der sich gerade die
Hände wusch, gegenüber.
Einen
Moment sahen sie sich in die Augen und als er nun lächelte, begann
es in Roxanas Bauch zu flattern.
„Ich
bin Markus Kirchner und wen haben sie denn mitgebracht Frau?“
„Roxana
Feldner, ich habe einen Hund gefunden, er wurde
wohl
angefahren.“
Sofort
wurde das Gesicht des jungen Arztes ernst und er nahm dem Mädchen
das Bündel ab und legte es auf den Tisch.
„Das
ist ja Fluffy!“ rief er überrascht und begann vorsichtig den Hund
abzutasten.
Roxana
dachte, 'was für sensible Hände er hat'.
„ Fluffy
ist der Hund von Bärbel, der kleinen Tochter des Bürgermeisters.
Leider reißt er immer aus. Wo haben sie ihn den gefunden?“
Am
Ende des Dorfes, in der Nähe des Waldes.“
„Wollen
sie hier Urlaub machen?“
„Nein
ich wollte an den Gardasee.“
„Wir haben hier auch einen schönen großen See, außerdem herrliche Wanderwege und in der Pension Waldinger sind sie so gut aufgehoben, als wären sie zu Hause.
Außerdem
bin ich der perfekte Fremdenführer!“
„Sind
sie auch noch im Touristikbüro angestellt und außerdem was würde
ihre Frau dazu sagen.“
„Nichts,
da ich keine habe. Ich bin dreißig Jahre alt, ungebunden, in guten
finanziellen Verhältnissen, kann also einen Familie ernähren.
So
nun muss ich Fluffy röntgen, sie können sich dort auf den Stuhl
setzen.“
An
der Tür drehte sich Markus noch einmal um und sagte mit einem
umwerfenden Lächeln.
„Glauben
sie an Liebe auf den ersten Blick!“
Ein
Kichern klang von der Tür und Katrin die Sprechstundenhilfe kam ins
Zimmer.
„Sagen
sie mal herrscht hier akuter Frauenmangel weil ihr Doktor jede Frau
anbaggert die unter dreißig ist.“
Roxana
war verwirrt und auch leicht geschockt.
Katrin
lachte.
„Oh
Mädels gibt es hier und auf den umliegenden Bauernhöfen genug, die
gerne Frau Doktor werden möchten.
Aber
der Markus will eben auf die Richtige warten und wenn er sie trifft,
dann erkennt er sie sofort, hat er gemeint.“
„Aber
er kennt mich nicht mal eine Stunde und weiß gar nichts von mir und
ich nicht von ihm,“ stammelte das Mädchen, das reichlich verwirrt
wirkte.
„Dem
kann man doch abhelfen oder sind sie gebunden?“
Roxana
schüttelte nur den Kopf.
Markus
kam nun mit dem Hund zurück und Katrin eilte an das Spülbecken,
schüttete Wasser in eine Schüssel und reichte sie dem Arzt.
Dann ging sie hinaus.
Vorsichtig
begann er das Fell zu säubern und bat Roxana den Kopf des Tieres zu
halten, während er die Wunde nähte.
Schweigend
arbeiteten sie zusammen.
„Willst
du immer noch zum Gardasee?“
Roxana
biss sich auf die Lippen und als sie in die fröhlichen braunen Augen
sah, schüttelte sie wie unter Zwang den Kopf.
Ein
strahlendes Lächeln belohnte sie.
„Wie
lange dauert dein Urlaub?“
„Drei
Wochen?“
„Prima,
das genügt um dich zu überzeugen, dass ich genau der Richtige für
dich bin.“
Roxana
schüttelte nur den Kopf.
Katrin
aber, die an der Tür gelauscht hatte, griff nach dem Telefon um ein
Zimmer in der Pension zu bestellen.
©
Lore Platz 5.11.2019
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
WIR FREUEN UNS SEHR ÜBER JEDEN KOMMENTAR! MIT DER NUTZUNG DIESES FORMULARS ERKLÄRST DU DICH MIT DER SPEICHERUNG UND VERARBEITUNG DEINER DATEN DURCH DIESE WEBSITE EINVERSTANDEN.