Mittwoch, 22. Dezember 2021

Die Überraschung


   

                                                               
 
Vor vielen Jahren erzählte mir eine sehr liebe Freundin, dass sie am 24.12. Geburtstag hat. Als Kind fand sie das gar nicht so toll, konnte doch niemand von ihren Freunden an diesem Tag mit ihr feiern.
Diese Situation hat mich zu der Geschichte inspiriert.
Seit einem Jahr ist diese Freundin auch Zeichnerin für meinen Blog und hat für die Neuauflage der Geschichte ein Bild gemalt. 
Liebe Monika, ich danke dir für die Mühe, die du dir machst, um meine Gedanken die ich dir schildere in Bilder umzusetzen. 
 
Viel Spaß beim Lesen!

Ich wünsche euch ein schönes gemütliches Weihnachtsfest!

 






Die Überraschung


Annelie und Lara saßen zusammen am Tisch und kauten an ihren Stiften.
Denkst du die Prinzessin hätte den Frosch auch an die Wand geworfen, wenn sie gewusst hätte, dass er ein verwunschener Prinz war?“ kicherte Annelie.
Sie mussten zu dem Märchen der Froschkönig verschiedene Fragen beantworten.
Lara antwortete nicht, sondern beobachtete das Schneetreiben vor dem Fenster.
Bald ist Weihnachten,“ sagte sie leise.
Ja!“ strahlte Annelie, „ und ich freue mich so darauf!“
Ich nicht!“
Aber warum, du musst dich doch doppelt freuen, weil da auch noch dein Geburtstag ist.“
Aber das ist es doch gerade. Du hast im August Geburtstag und kannst jedes Jahr eine schöne Gartenparty feiern, kannst deine Freunde einladen. Bekommst viele Geschenke.
Ich habe noch nie eine Party feiern können. Am Morgen gratulieren mir meine Eltern und Geschwister und am Abend kommt das Christkind.“
Annelie sprang auf und umarmt ihre Freundin.
Das habe ich noch nie so gesehen, das ist wirklich traurig.“
Nach den Hausaufgaben spielten die Mädchen noch zusammen, dann ging Lara nach Hause.

Foto meiner Tochter

Fest den Teddy an sich gedrückt lag Annelie im Bett. Sie konnte nicht einschlafen immer wieder musste sie an Lara denken. Sie hatte genau gesehen wie Tränen in den Augen ihrer Freundin schwammen, als sie von ihrem Geburtstag sprach und Annelie dachte, dass ihr das auch nicht gefallen würde, wenn sie am Hl. Abend Geburtstag hätte.
Schließlich stand sie auf und tapste barfuß ins Wohnzimmer. Sie schmiegte sich an ihre Mutter, die auf dem Sofa saß und strickte, während der Vater sein geliebtes Fußball anschaute.
Ganz leise, um den Vater nicht zu stören vertraute sie ihrer Mutter ihren Kummer an.
Liebevoll strich ihr die Mutter über den Kopf und flüsterte:
Ich lass mir was einfallen.“
Und endlich konnte das Mädchen beruhigt einschlafen.
Nun liefen die Telefonleitungen zwischen den beiden Häusern heiß.
Am Heiligen Abend in der Früh ging Lara lustlos hinunter in die Küche und setzte sich an den gedeckten Tisch.
Sie wunderte sich, dass weder ihre Eltern noch ihre Geschwister, ja nicht einmal die Großeltern, die im ersten Stock wohnten ihr zum Geburtstag gratulierten.
'Nun haben sie sogar noch meinen Geburtstag vergessen', dachte sie verbittert und verkroch sich nach dem Frühstück in ihrem Zimmer.
Nach einiger Zeit kam ihre Schwester Gertrud und bat sie doch schnell zur Oma hinauf zu laufen, denn sie brauchte ihre Hilfe.
Seufzend machte sich Lara auf den Weg in den oberen Stock und trat in die Wohnung. Da sie ihre Oma in der Küche nicht fand, ging sie weiter ins Wohnzimmer.
Staunend starrte sie auf die Luftballons die an der Decke schwebten, Luftschlangen baumelten von den Wänden und ihre Familie und ihre Freundinnen aus der Schule allen voran Annelie riefen jubelnd: „Alles Gute zum Geburtstag liebe Lara.“
Diese stand mit verklärtem Gesicht mitten im Zimmer und Tränen der Freude rannen über ihre Wangen.
Die Geburtstagsfeier ging bis nachmittags um drei, dann verabschiedeten sich die Gäste.
Und später, als es dunkel wurde, konnte das Christkind kommen.

© Lore Platz



Montag, 13. Dezember 2021

Der Nussknacker


Als ich heute Morgen erwachte, dachte ich, wie gut ich es doch habe. Lebe in einer schönen warmen Wohnung, werde gut versorgt und kenne viele nette und liebe Menschen. Und auch wenn meine Tochter
weiter weg wohnt, so ist sie doch immer für mich da.
Doch nicht alle Menschen in meinem Alter haben diese Glück.

Viel Spaß beim Lesen!






Der Nussknacker

Ein riesiger Lastwagen donnert die Straße herunter und fährt in die Auffahrt eines alten Anwesens.
Zwei Männer springen aus dem Wagen und bald stehen zwei große Container auf dem Rasen.
Ein junger Mann lehnt lässig am Treppengeländer und beobachtet alles ganz genau.
Hinter ihm öffnet sich die Tür und eine alte Dame tritt heraus.
Kurz streift ihr Blick die Container, dann presst sie
die Lippen zusammen und sich am Geländer festhaltend geht sie die Stufen hinunter.
Der junge Mann hatte ihren Koffer genommen und war mit schnellen Schritten zu seinem Auto geeilt.
Unten angekommen dreht sich die alte Dame noch einmal um und betrachtet mit wehmütigen Blicken das alte Haus.
Tränen steigen in ihre Augen.
Über den Hof kommt ein alter Mann.
Es ist ihr Nachbar August Weinberger.
Er und Sieglinde Neumann kennen sich seit Kindesbeinen.
Hallo Linde, nun geht es also los?“ lächelt er etwas verlegen.
Die alte Frau nickt traurig.
Ach Gustl, ich habe solche Angst, ich kenne doch niemanden im Altersheim.“
Ach Lindchen, es ist ein schönes Heim und du wirst bestimmt bald Anschluss finden und ich werde dich so oft es geht besuchen.“
Das Gesicht von Sieglinde hellt sich auf.
Das wäre schön, Gustl.“
Oma, nun komm schon, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“ ruft der Enkel ungeduldig.
Sieglinde hebt den Kopf, strafft die Schulter und geht hinüber zu ihrem Enkel Hans.
Lange noch sieht der alte Mann dem Auto hinterher, dann geht er über die Straße und betritt das schmucke Einfamilienhaus, das sein Sohn gebaut hat und in dem es auch ein kleine Wohnung für ihn gab.
Seine Schwiegertochter Rosemarie steht in der Küche und schneidet Gemüse.
Einen Moment sieht der alte Mann ihr versonnen zu, dann tritt er auf sie zu, umarmt sie und gibt ihr einen Kuss.
Nanu, wofür war das denn?“ lacht die junge Frau.
Ich bin so froh, dass mein Sohn dich geheiratet hat und ihr mich nicht in ein Altersheim abschiebt.“
Seine Schwiegertochter lächelt.

Es ist dunkel und nur der Mond wirft sein fahles Licht durch die Luke in den alten Speicher, in dem es recht lebendig ist.
Mäuse huschen über den Boden und eine dicke fette schwarze Spinne krabbelt eifrig über die Wand, um ein weiteres ihrer kunstvollen Netze zu spinnen, mit dem schon fast der ganze Speicher bedeckt ist.
Nun hat sie den Boden erreicht und krabbelt vorsichtig auf eine Kiste mit Weihnachtsdekorationen zu.
Fast hat sie den Rand der Holzkiste erreicht, da taucht der Kopf eines Nussknackers auf.
Zornig fletscht er seine kräftigen Zähne.
Wage es nicht, alte Vettel, mich mit deinen klebrigen Fäden zu bedecken!“
Die Spinne wendet sich um und krabbelt eilig davon.
Der Nussknacker aber stützt sich mit dem einem ihm noch verbliebenen Arm ab, um sich aufrecht hinzusetzen.
Traurig betrachtet er seine zerschmetterten Beine und eine Träne läuft aus seinen Augenwinkel.
Es raschelt und Madam Maus mit ihren fünf Kindern
trippelt über den Boden.
Guten Abend, Herr Nussknacker, wir möchten uns verabschieden.“
Der Nussknacker nickt traurig.
Madam Maus hatte ihm vor einigen Tagen erzählt, dass seine Sieglinde von ihren Kindern ins Altersheim abgeschoben wurde, weil der Enkel Hans
das alte Haus abreißen und ein neues bauen will.
Herr Nussknacker?“ reißt ihn die Stimme von Madam Maus aus seinen Gedanken.
Wären sie so liebenswürdig und würden uns zum Abschied noch eine ihrer wundervollen Geschichten erzählen?“
Dieser nickt, setzt sich etwas bequemer hin und erzählt der Maus und ihren verzückt lauschenden Kindern wie er zum ersten Mal in dieses Haus gekommen war.
Der Vater der damals fünfjährigen Sieglinde hatte ihn ihr geschenkt. Es war sein letztes Geschenk, denn wenige Monate später ist er im Krieg gefallen.
Seitdem war er für die kleine Sieglinde etwas ganz besonders. Das ganze Jahr über durfte er in ihrem
Zimmer auf dem Regal stehen.
Und wenn der alte große Baum hinter dem Haus verschwenderisch seine Walnüsse spendete, dann kam er in die gute Stube stand dann neben einer großen Schüssel mit Nüssen und konnte fröhlich für die Bewohner diese knacken.
Doch dann eines Tages, der Krieg war schon eine Zeitlang vorbei, da wurde in die Stube ein großer bis zur Decke reichender Tannenbaum gebracht und mit allerlei bunten Kugeln, Sternen und Engelhaar geschmückt.
Echte Wachskerzen wurden aufgesteckt und ihr Licht strahlte mit Sieglindes Augen um die Wette, als sie das Zimmer betreten durfte.
Seitdem hatte er noch viele viele Weihnachten in diesem Haus erleben dürfen, bis zu dem verhängnisvollen Tag, an dem der Enkel Hans ihn in einem Wutanfall quer durch das Zimmer an die Wand geworfen hatte.
An dieser Stelle schluchzten die Mäusekinder laut auf.
Seitdem verbrachte er seine Tage vergessen hier oben auf dem Speicher.
Madam Maus aber sieht hinauf zu Luke.
Es beginnt hell zu werden, wir müssen los.“
Haben sie denn schon eine Bleibe?“
Ja, wir ziehen aufs Land zu meinem Vetter.“
Dann passen sie gut auf, wenn sie die Stadt verlassen, es streifen viele Katzen durch die Gegend.“
Keine Bange, wir nehmen den Weg durch die Abwasserkanäle.“
Nun bekommt der Nussknacker noch von jedem Mäuschen einen Kuss und mit einem mehrstimmigen
Auf Wiedersehen!“ verschwinden sie in einem Loch in der Mauer.
Wieder allein sinniert der Nussknacker traurig.
Was wohl aus ihm werden wird?

Kaum geht die Sonne auf, fährt ein Wagen in die Einfahrt und mehrere Männer die auf der Ladefläche sitzen springen herab und verschwinden lachend und schwatzend im Haus.
Bald füllt sich ein Container nach dem anderen.
Gustl steht am Fenster seines Zimmers und guckt traurig zu, wie ein Stück nach dem anderen lieblos weg geworfen wird.
Plötzlich sieht er etwas oranges aufblitzen. Ist das nicht der Nussknacker, den Sieglinde von ihrem Vater bekommen hatte und an dem sie so hing.
Mit schnellen Schritten eilt er hinüber und zu dem Container.
Ein Mann brüllt ihn an:
Hey, Alter verschwinde hier gibt es nichts zu gaffen!“
Eben kommt ein baumlanger kräftiger junger Mann mit dem alten Schaukelstuhl aus dem Haus.
Halt den Schnabel, Max und kümmere dich um deine Arbeit.“
Er legt den Schaukelstuhl in dem Container ab, dann kommt er herüber zu Gustl.
Mit einem verlegenen Lächeln meint er:
Entschuldigen sie Herr Rektor, meine Leute sind manchmal es ungehobelt.“
Über das Gesicht des Lehrers gleitet ein feines Lächeln.
Bist du nicht der Toni Ungemach, der immer so viel Probleme in der Mathematik hatte?“
Ja und auch ihre Nachhilfe hat nicht viel gebracht, aber die selbst gebackenen Kekse ihrer Frau waren prima.“
Ach und du räumst jetzt Häuser aus?“
Ja unter anderem, ich habe doch die Spedition meines Vaters geerbt, keine Angst meine Frau macht die Buchführung!“
Beide lachen vergnügt.
Dann räuspert sich Gustl und fragt bittend.
Meinst du, dass ich mir den alten Nussknacker da nehmen darf, die Frau Neumann hing doch so an ihm. Vielleicht kann ich ihn reparieren und ihr ins Altersheim bringen.“
Ja, nehmen sie nur, Herr Rektor. Es ist eine Schande wie der Enkel mit der alten Frau umgeht, sagen sie ihr einen schönen Gruß von mir, wenn sie sie besuchen.“
Mit dem Nussknacker in der Hand verschwindet Gustl in dem Gartenhaus, in dem ihm sein Sohn eine kleine Werkstatt eingerichtet hat.
Und nun wird geschnitzt, gehobelt, geschliffen und gemalt und dann steht der Nussknacker in voller Pracht mit zwei Beinen und Armen auf dem Regal zum Trocknen.
Mit einem versonnen Lächeln betrachtet der alte Mann sein Werk.
Wie würde sich Sieglinde freuen.
In zwei Monaten war doch Weihnachten. Ja er würde ihn ihr zu Weihnachten schenken.
Vergnügt pfeifend verlässt er die Werkstatt.
Die nächsten Wochen besucht er seine Freundin nun so oft er kann im Seniorenheim.
Sieglinde kann sich nur langsam dort eingewöhnen und von ihrer Familie lässt sich keiner blicken.
So freut sie sich immer ganz besonders wenn Gustl vorbei kommt.
Manchmal holt sie auch sein Sohn Martin sonntags zu Kaffee und Kuchen nach Hause.
Und dann kommt der Hl. Abend.
Bereits am Vormittag wird Sieglinde geholt und während sie und Gustl die Kinder beschäftigen, schmücken die Eltern die Weihnachtsstube.
Nach einem leckeren Festmahl wird diese dann geöffnet.
Mit leuchtenden Augen blickt Sieglinde auf den strahlenden Weihnachtsbaum.
Dann werden die Geschenke verteilt.
Rosemarie reicht ihr ein Päckchen , in dem warme Handschuhe und ein schöner Schal sind und Sieglinde bedankt sich mit leuchtenden Augen.
Nun aber kommt Gustl verschmitzt lächelnd auf sie zu, in den Händen einen länglichen Geschenkkarton.
Vorsichtig hebt sie den Deckel und jubelt.
Das ist ja mein Nussknacker!“
Behutsam hebt sie ihn aus der Schachtel und betrachtet ihn staunend von allen Seiten.
Dann blickt sie in die strahlenden Gesichter ringsum und haucht mit Tränen in den Augen:
Danke!“
Später im Heim bekommt der Nussknacker seinen Platz auf ihrem Nachtschränkchen und wie in Kindertagen vertraut sie ihm ihre Nöte und Sorgen an und wie bereits damals hört er ruhig und verständnisvoll zu.
Als Sieglinde nach einigen Jahren starb, wurde der Nussknacker mit ins Grab gelegt und sie nahm in mit hinauf in den Himmel.

© Lore Platz


Mittwoch, 8. Dezember 2021

Kann man sich vom Christkind eine Mutter wünschen? Geht das denn?

Vor kurzem hörte ich von einem Vater und seinen fünf Kindern, deren Mutter vor einem Jahr an Weihnachten verstarb.
Das ist sehr sehr schlimm und taurig.
Wie viele Kinder werden diese Weihnachten allein sein?
Große Geschenke sind nicht das wichtigste für ein Kind, sondern jemand, der sie liebevoll in den Arm nimmt.

 
 






 


Kann man sich vom Christkind eine Mutter wünschen?
Geht das denn?



Das Waisenhaus in der Amselgasse ist hell beleuchtet.
Rechts und links neben den breiten Stufen steht auf der einen Seite ein großer Weihnachtsmann und auf der anderen Seite Rudolf das Rentier, dessen rote Nase lustig blinkt.
Die doppelseitige Eingangstür ist von einer Lichterkette, deren Lämpchen in verschiedenen Farben blinken, eingerahmt.
Auch das Innere des Hauses ist festlich geschmückt und aus der großen Halle dringt Musik, fröhliche Stimmen und lautes Kinderlachen.
Angelika, eines der Mädchen, das seit zwei Jahren im Waisenhaus ist, wurde adoptiert und darf bereits Weihnachten mit ihren neuen Eltern verbringen.
Es sind auch ihre Adoptiveltern , die dieses Abschiedsfest mit ihren Freunden hier im Waisenhaus, geben.
Alle haben sich in der Halle versammelt, um gemeinsam zu feiern.
Nur im zweiten Stock sitzt Lotta in ihrem kleinen Zimmer, das sie mit Angelika teilt und sieht traurig auf das Bett und den gepackten Koffer ihrer besten Freundin.
Leise wird die Tür geöffnet und Angelika schlüpft herein.
Lotta willst du denn nicht zu meiner Abschiedsparty kommen?“
Das Mädchen schüttelt den Kopf.
Ich bin so traurig!“
Angelika setzt sich neben sie und legt ihren Kopf an Lottas Schulter.
Ich auch, schade, dass sie dich nicht auch adoptiert haben.“
Die achtjährige Lotta seufzt kummervoll.
Mich adoptiert keiner, ich bin viel zu hässlich und mein Temperament bringt mich doch immer wieder in Schwierigkeiten.“
Weißt du was, du könntest doch das Christkind bitten, dass es dir eine Mutter bringt.“
Geht das denn?“ fragt Lotta erstaunt.
Angelika nickt eifrig.
Sicher, ich habe jeden Abend gebetet, dass ich eine Familie bekomme und dann wurde ich adoptiert.“
Sie springt auf und umarmt ihre Freundin.
Ich muss wieder hinunter, kommst du mit?“
Lotta schüttelt den Kopf.
Später vielleicht!“
Als Angelika das Zimmer verlassen hat, stützt Lotta ihren Kopf in die Hände und überlegt.
Vielleicht wäre es doch keine so schlechte Idee mit dem Christkind.
Sie wollte gegenüber in die Kirche gehen, wo das Christkind wohnt und persönlich mit ihm sprechen.
Sie springt auf, schlüpft in ihre warme Jacke und schleicht die Treppe hinunter.
Niemand bemerkt, dass sie das Haus verlässt.
 
Foto meiner Tochter

In der Kirche ist es still und es riecht nach Weihrauch.
In der ersten Bank sitzt eine Frau, ganz in schwarz gekleidet und Lotta stellt sich auf die Zehenspitzen, um ganz leise an ihr vorbei zu gehen, denn sie will ja zur Krippe mit dem Jesuskind.
Als sie an der Bank vorbei kommt, sieht sie wie die Frau bitterlich weint und erschrocken bleibt sie stehen.
Leise setzt sie sich neben die Unglückliche.
Diese blickt auf und sieht das Mädchen.
Hallo, ich bin Lotta!“
Die Frau putzt sich die Nase, wischt sich die Tränen aus den Augen und lächelt.
Hallo, ich bin Frau Bergmeister.“
Warum weinst du denn?“
Ich bin traurig, weil meine Tochter gestorben ist.“
Das tut mir leid, ist sie schon beerdigt?“
Ja, sie ist nun schon zwei Jahre tot!“
Und so lange weinst du schon, weißt du denn nicht, dass du dein Kind ganz unglücklich machst und es gar nicht mit den Engeln fröhlich herumtollen und spielen kann.“
Die Frau sieht sie erstaunt an und Lotta erklärt.
Schwester Martina hat uns ein Märchen vom Tränenkrüglein vorgelesen und da hat die Mutter auch so geweint und das Kind im Himmel musste den großen Eimer mit Tränen herumschleppen und konnte gar nicht mit den anderen Engeln spielen.“

Frau Bergmeister ist ganz still und nun fällt ihr auch das Märchen von Ludwig Bechstein ein, dass sie vor vielen, vielen Jahren gelesen hat und es wird ihr ganz eigen zumute.
Eine Weile sitzen die Beiden ganz still da, dann steht Lotta auf.
Nun muss ich aber zum Christkind nach vorne, denn ich habe etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen.“
Die Dame sieht das komische kleine Mädchen mit den roten kurzen Stoppeln auf dem Kopf lächelnd an.
Du bist wohl vom Waisenhaus auf der anderen Seite und willst deinen Wunsch dem Christkind persönlich sagen.
Verrätst du mir denn auch was du dir wünscht?“
Lotta setzt sich wieder und meint ernsthaft:
Meine beste Freundin Angelika ist adoptiert worden und feiert eben ihre Abschiedsparty, aber ich konnte nicht hinunter gehen, weil ich so traurig bin und will das Christkind nun fragen, ob es nicht auch eine Mutter für mich finden könnte. Aber es wird wohl schwer sein, denn ich bin eine Heimsuchung!“
Frau Bergmeister zuckt etwas zusammen.
Wie kommst du auf diese Idee?“
Der Niklas ist ein ganz böser Junge und ärgert und schlägt immer die kleineren Kinder.
Er hat dem kleinen Rudi seinen Lutscher weggenommen, da bin ich auf ihn losgegangen, denn vor mir fürchtet der Niklas sich.
Der Feigling ist dann auch davon gelaufen und ich hinterher.
In der Küche dann bin ich über das Fass mit Mehl gestolpert und alles war weiß, als hätte es in der Küche geschneit.“
Lotta kichert.
Schwester Edeltraud hat die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen und gerufen:
Dieses Kind ist eine Heimsuchung mit ihrem höllischen Temperament!“
Dann hat sie ganz komisch die Augen verdreht und gestöhnt:
Es liegt an den roten Haaren!“
Ich wurde dann auf mein Zimmer geschickt, damit ich nachdenken konnte und ich habe nachgedacht.
Wenn es nur an meinen roten Haaren liegt, dass ich immer in Schwierigkeiten gerate, dann brauchte ich sie doch nur abzuschneiden.
Doch das war dann auch wieder nicht Recht und ich bekam eine Woche keinen Nachtisch.“
Lotta seufzt tief.
Die Erwachsenen sind schon komisch, nie kann man es ihnen recht machen.“
Frau Bergmeister sieht diese seltsame kleine Person an und ihr Blick fällt auf die roten kurzen Haare, die, wie die Stacheln eines Igels, vom Kopf abstehen und dann beginnt sie zu lachen.
Fröhlich und befreiend lacht sie, wie schon seit langem nicht mehr.
Lotta blickt sie erstaunt an.
Erwachsene sind wirklich manchmal seltsam.
Als Frau Bergmeister sich endlich wieder beruhigt hat, streicht sie Lotta über den Kopf und sagt liebevoll.
Lotta dich hat mir der liebe Gott geschickt oder meine Klara, damit ich endlich zur Vernunft komme.“
Das Mädchen nickt, obwohl sie nicht ganz versteht, aber sie mag diese Frau.
Weißt du, ich bin an Weihnachten ganz allein und du bist auch allein, weil deine beste Freundin nicht mehr da ist.
Wir könnten doch Weihnachten gemeinsam feiern?“
Geht das denn?“
Und ob das geht!“ sagt Frau Bergmeister energisch.
Schließlich saß sie im Vorstand der Stiftung, die das Waisenhaus unterstützt.
Vorsichtig schiebt sie Lotta aus der Kirchenbank und nimmt ihre Hand.
Wir gehen jetzt zusammen auf die Abschiedsparty deiner Freundin und anschließend sprechen wir mit der Schwester Oberin.“
Und Hand in Hand gehen die beiden einsamen Gestalten, die ein Zufall zusammengeführt hat, zum Ausgang.
War es wirklich der Zufall?
Oder hatte doch das Christkind die Hand im Spiel?
Vielleicht geht es manchmal doch!

© Lore Platz



Donnerstag, 18. November 2021

Karlis erstes Weihnachtsfest








Karlis erstes Weihnachtsfest



Der Mäuserich Karli hob schnuppernd die Nase und folgte dann dem wunderbaren Duft.
Vor ihm lag ein Stück Speck, so groß wie er noch nie eines gesehen hatte.
Gerade wollte er sich in die Köstlichkeit versenken, da ertönte ein grässliches Grummeln und der Speck löste sich auf wie eine Seifenblase.
Karli öffnete die Augen.
Er lag in seiner armseligen Wohnung hinter der Wand einer alten Blockhütte und das seltsame Geräusch kam aus seinem Bauch.
Karli hatte Hunger!
Seit man den alten Mann abgeholt hatte fand er kaum mehr etwas zu Fressen.
Aus lauter Verzweiflung hatte er schon die Tapeten angeknabbert.
Aber die schmeckten einfach scheußlich.
Ob er zu seinem Vetter in den Wald wandern sollte?
Aber draußen lag der Schnee sehr hoch und es war wohl zu gefährlich, obwohl hier verhungern oder draußen erfrieren, mehr Möglichkeiten hatte er wohl nicht.
Wenn doch seine Mutter noch leben würde, die wüsste sicher was zu machen sei.
Tränen tropften auf den staubigen Boden.
Die Tür der Blockhütte flog auf und ein dick vermummter Mann klopfte seine Füße ab und stellte zwei große Koffer in den Raum.
Hinter ihm drängte sich eine Frau und ein kleines Mädchen herein.
Das sieht aber nicht sehr einladend aus!“ rief die Frau und sah sich skeptisch um.
Ich weiß nicht Richard, ob das so eine gute Idee ist, hier Weihnachten zu feiern.“
Ach Marlies wo bleibt dein Sinn für Abenteuer. 
Ist doch toll, dass Onkel Rupert uns diese Hütte vermacht hat und du wirst sehen, wenn erst einmal ein lustiges Feuer im Kamin flackert und wir alles sauber gemacht haben, dann wird es richtig gemütlich hier.“
Dein Wort in Gottes Ohr,“ seufzte seine Ehehälfte, „ dann wollen wir mal die Lebensmittel in die Küche bringen, hoffentlich funktioniert der Kühlschrank.“
Keine Sorge, der Notar hat mir versichert, dass alles funktioniert und im Schuppen liegt sogar genügend Brennholz.“
Marlies rollte nur mit den Augen und ging in die Küche.
Nachdem sie alles im Kühlschrank verstaut hatte sucht sie nach Putzzeug, denn erst wollte sie mal wischen.
Stunden später aber war die Hütte nicht mehr wiederzuerkennen.
Karli angelockt von leckeren Düften trippelt zu seiner Tür, die in die Küche führte und spähte hinaus.
Die Familie saß am Küchentisch, der mit lauter leckeren Sachen bedeckt war.
Voller Aufregung steckte der Mäuserich seinen Kopf viel zu weit aus dem Loch und sah erschrocken, dass das kleine Mädchen direkt zu ihm hinsah.
Blitzschnell verschwand er und erst als die Familie die Küche verlassen hatte, wagte er sich wieder heraus und staunte.
Genau vor seiner Tür lag ein Stück Käse. Das war von dem kleinen Mädchen.
War das ein Festmahl und zum ersten Mal seit vielen Tagen war Karli satt.
Nun aber begann für ihn ein Leben wie im Schlaraffenland.
Immer wieder lag etwas vor seinem Loch und er war inzwischen so satt, dass er gar nichts mehr fressen konnte.
Da erinnerte er sich daran, was seine Mutter immer gesagt hatte. Wenn man sich im Winter Vorrat anlegt, dann sollte man ihn immer an der kältesten Seite lagern.
Die war schnell gefunden und bald stapelten sich dort die Leckereien.
Diese Nacht schlief Karli zum ersten Mal satt und zufrieden.

Am nächsten Morgen weckte ihn eine wütende Stimme, die laut fluchte.
Karli lief zu dem kleinen Loch im Wohnzimmer und spähte hinaus.
Ein großer Tannenbaum stand etwas schief im Raum und der Mann, der so gebrüllt hatte, steckte seinen Daumen in den Mund.
Marlies und auch Merle kamen angelaufen.
Was ist denn los?“
Ich habe mir den Daumen in dem blöden Christbaumständer eingezwickt!“
Marlies schüttelte den Kopf und Merle kicherte.
Auch Karli grinste.
Marlies aber meinte energisch.
Halte den Baum gerade, ich werde den Christbaumständer richtig anbringen.“
Gleich darauf stand der Baum stolz und gerade im Raum und staunend sah Karli zu wie die Drei ihn mit glänzenden Kugel, Kerzen und langen silbernen Fäden behängten.
Dazu erklang aus einem kleinen schwarzen Kasten wunderschöne Musik und dem Mäuserich wurde ganz eigen zumute.
Von dem späteren Abendessen fiel wieder eine reichliche Portion für ihn ab, die er eifrig in seine Speisekammer trug und dann folgte er der kleinen Familie in das behagliche weihnachtliche Zimmer.
Ein Christkind war inzwischen da gewesen und hatte viele bunte Päckchen da gelassen.
Wie sich die Menschen darüber freuten und bald war der Boden mit bunten Papier bedeckt und jeder hielt etwas in den Händen und dann fielen sie sich gegenseitig in die Arme.

Einige Tage später wurde der Baum wieder abgebaut und Karli war ein wenig traurig, denn wenn nachts alle schliefen hatte er seine Wohnung verlassen und unter dem Baum geschlafen, denn es roch hier so herrlich nach Wald.
Nun musste er wieder in seiner Wohnung nächtigen.
Dann wurde er eines Tages mitten in der Nacht durch einen schrecklichen Lärm geweckt.
Es klang, als würden viele Leute aufeinander schießen.
Erschrocken eilte er von Loch zu Loch, doch nirgends fand er seine „kleine Familie“.
Als er schließlich durch die Öffnung blickte, die ins Freie führt, da staunte er.
Im Schnee stand die Familie und auch die Leute aus der Nachbarschaft und sahen zum Himmel, wo gerade die Sterne explodierten und in bunten Strahlen auseinander fielen.
Und dann riefen sie sich durch den Lärm zu:
Ein gutes neues Jahr!“
Staunend betrachtet Karli dieses Naturwunder. 
Wunderschön war es!


  (c) Elli M.


Am nächsten Tag dann sah er traurig zu wie seine Freunde die Koffer zum Auto trugen.
Sie mussten wieder abreisen.
Das kleine Mädchen klopfte an seine Tür und als Karli seine Nase heraus streckte, lächelte es ihm zu.
Es sprang auf und ging in die Ecke der Küche und hob eine
Serviette auf.
Darunter kamen viele Leckereien zum Vorschein.
Dann winkte es ihm zu und lief hinaus zu ihren Eltern.
Als das Auto abgefahren war, begann Karli die feinen Leckerbissen in seine Vorratskammer zu tragen.
Er musste ziemlich oft laufen und öfter mal ausruhen, doch als er dann glücklich seine Schätze betrachtete, wurde er richtig fröhlich.
Wenn er sich alles gut einteilte, dann konnte er damit bis zur Schneeschmelze auskommen.
Dann würde er sich auf den Weg zu seinem Vetter machen.

Auch für Karli würde es ein glückliches neues Jahr werden!


© Lore Platz



Mittwoch, 17. November 2021

Lila - Luna , Anneliese und der Schmetterling im Weihnachtsbaum



An Stelle der Plauderecke eine weihnachtliche Geschichte.
Und denkt daran ja kälter die Welt wird, umso mehr Liebe braucht sie, also fangt in eurer Umgebung an. 
Liebe die man gibt, ist niemals verschwendet.

Viel Spaß beim Lesen!
 




Lila-Luna, Anneliese und der Schmetterling im Weihnachtsbaum


Anneliese kehrt die letzten mit Reif überzogenen Blätter auf die Schaufel und leert sie in die Biotonne.
Bi-bi bist du endlich fertig?“
Anneliese sieht sich um und entdeckt Lila-Luna die beide Arme um sich geschlungen auf dem untersten Ast des Kirschbaumes sitzt.
Was machst du denn hier? Solltest du nicht schon längst unter der Erde zum Überwintern sein?
Ja, aber ich möchte diesmal bei dir überwintern, aber nun lass uns schnell hingehen, bevor ich erfriere.“
Wenig später sitzt die kleine Elfe neben dem Ofen und allmählich hört sie auf zu zittern.
Du hast mir soviel letztes Jahr von dem Weihnachtsfest erzählt, dass ich auch einmal eines erleben möchte. 
Die Elfenkönigin hat es erlaubt, besonders weil du ihr letztes Jahr das Leben gerettet hast. Nur meinen Zauberstab durfte ich nicht mitnehmen, da sie nicht eingreifen kann, wenn ich mal wieder einen Fehler mache.“
Anneliese lacht. „Ist auch besser so, du würdest uns bestimmt in eine Klemme bringen.“
Naja,“ dann muss die kleine Elfe aber auch lachen.
Das Telefon klingelt.
Hallo Süße,“ hört sie ihre Mutter. „Bei uns ist der Teufel los, wir haben einige Notfälle herein bekommen und ich kann nicht früher nach Hause
gehen.“
Aber wir wollten doch heute zusammen in die Stadt fahren,“ meint Anneliese traurig.
Morgen habe ich frei, dann holen wir es nach.“
Wann kommst du nach Hause.“
Es kann spät werden.“
Okay, dann bis heute Abend.“ Anneliese legt den Hörer auf.
Was ist los?“ fragt Lila-Luna, als sie das traurige Gesicht ihrer Freundin sieht.
Mama kommt erst heute Abend nach Hause und wir wollten doch in die Stadt.“
Warum gehen wir nicht zusammen.“
Das ist eine gute Idee, dann kann ich auch gleich Mamas Weihnachtsgeschenk besorgen.“
Was willst du denn deiner Mama schenken?“
Den neuesten Krimi von J:D:Robb.“
Hast du denn Geld?“ fragte die kleine Elfe, die wusste, dass ihre Freundin und deren Mutter nicht sehr reich waren.
Ja, in den Sommerferien war ich doch bei meinem Papa und der hat mir zum Abschied 50 € gegeben und die habe ich aufgehoben.“
Magst du jetzt deinen Papa wieder?“
Ja, am Anfang war ich ja schrecklich wütend auf ihn, weil er uns verlassen hat, aber nun ist soviel Zeit vergangen. Seine neue Frau ist eigentlich ganz nett und ich habe zwei Halbgeschwister, Zwillinge Paul und Paula.“
Und deine Mama?“
Die ist auch darüber hinweg. Sie hat mir mal erzählt. Papa und sie hätten viel zu jung geheiratet und dann sich auseinander gelebt. Mama liebt ihren
Beruf als Krankenschwester und ist zufrieden,doch nun lass uns in die Stadt fahren.“
Anneliese zieht sich warm an und lässt die kleine Elfe unter ihre Wollmütze schlüpfen.
Anfangs hielt sie das für eine gute Idee, doch schnell bereute sie es. Während der Busfahrt war es noch ruhig unter ihrer Mütze, aber sobald sie in der Stadt waren, krabbelte Lila-Luna von einer Seite auf die andere, denn es gab soviel zu sehen.
Gib endlich Ruhe!“ zischt Anneliese und geht mit schnellen Schritten in das nächste Kaufhaus direkt in die Spielzeugabteilung. 
Bald hat sie gefunden was sie gesucht hat. Sie bezahlt an der Kasse und geht zu den Damentoiletten. 
Nachdem sie sich vergewissert hat, dass die Kabinen leer sind, zieht sie die Mütze vom Kopf und die Elfe setzt sich auf das Waschbecken. 
Anneliese fährt mit der Bürste kräftig durch ihre Haare.
Ich fühle mich, als wäre eine Kompanie Ameisen über meinen Kopf gewandert.“ brummt sie.



Dann öffnet sie die kleine Geschenkschachtel und hilft der Elfe in den roten warmen Mantel.
Entzückend sah sie aus in dem bodenlangen Mantel mit Kapuze. Wie eine kleine Puppe.
Lila-Luna schlägt begeistert die Hände zusammen, als Anneliese sie hochhebt und sie sich im Spiegel sieht.
So nun kannst du in meine Manteltasche kriechen und viel besser sehen.“
In der Buchabteilung hat Anneliese bald das Buch für ihre Mutter gefunden, das auf dem Tisch für Neuerscheinungen liegt.
Auch ein dickes Geschichtenbuch, hübsch illustriert, liegt auf dem Tisch und Anneliese blättert darin.
Gefällt es dir, ich könnte es dir in deine Tasche zaubern?“
Welch ein Glück, dass du deinen Zauberstab nicht hast, du würdest mich ganz schön in die Klemme bringen, denn sie würden mich als Dieb verhaften.“
Ach ja, habe ich ja ganz vergessen,“ seufzt die Elfe, „ Dabei wollte ich dir doch eine Freude machen.“
Anneliese grinst nur und geht an die Kasse.
Sie bummelt nun durch die Stadt und beantwortet Lila-Lunas unermüdliche Fragen.
Erklärt ihr, warum der Weihnachtsbaum aufgestellt war und was die vielen Holzbuden darum bedeuten.
Die kleine Elfe quiekt vor Freude, als ihr Anneliese berichtet, dass sie Morgen Abend mit ihrer Mutter auf den Weihnachtsmarkt gehen.
Zuhause macht Anneliese für sie beide einen Kakao den Lila -Luna aus einen Fingerhut trinkt und gar nicht genug bekommen kann.
Später kommt die Mutter nach Hause, todmüde und Anneliese umsorgt sie. Die Elfe aber versteckt sich ganz oben auf dem Schrank.
Später schläft sie dann mit Anneliese im Bett, auf dem Kopfkissen.
Am nächsten Tag ist Samstag und die Mutter hat frei. Sie schläft sehr lange und Anneliese und ihre kleine Freundin bereiten das Frühstück.
Als die Mutter noch etwas verschlafen in die Küche taumelt verschwindet die Elfe schnell wieder auf den Schrank.
Abends darf sie dann wieder in ihr hübsches Mäntelchen schlüpfen und die drei machen sich auf den Weg in die Stadt zum Weihnachtsmarkt.



Lila-Luna kommt aus dem Staunen nicht heraus. All diese Lichter und Sterne. Was gab es auch alles zu sehen. Lebkuchen und alle Arten von Süßigkeiten, Kugeln in allen Farben, Glöckchen, Krippenfiguren
und vieles mehr.
Plötzlich bleibt die Mutter stehen und hebt eine Schneekugel hoch. „Genauso eine hatte ich als Kind, dass es die heute noch gibt.“
Was wurde aus deiner Kugel?“ will Anneliese wissen.
Ich weiß nicht, aber irgendwie ist sie verloren gegangen.“
Bedauernd legt ihre Mutter die Kugel zurück, für sie war dies Luxus.
Sie gehen weiter,dann ruft Anneliese.
Ich habe meinen Handschuh verloren.“
Gut wir treffen uns am Würstelstand.“
Das Mädchen läuft zurück.
Da hast doch deinen Handschuh eben in die Manteltasche gesteckt.?“
Ja aber ich brauchte doch eine Ausrede, denn ich möchte die Schneekugel für meine Mama kaufen.“
Oh, noch ein Weihnachtsgeschenk.“
Anneliese gibt keine Antwort, denn sie haben nun den Stand erreicht. Bald ist die Kugel hübsch verpackt in ihrer Tasche.
Ihre Mutter wartet an der Imbissbude und nachdem sie genüsslich eine Bratwurst verspeist haben und einen alkoholfreien Glühwein getrunken, gehen sie
zum Bus.
Am nächsten Tag ist der zweite Advent und Lila-Luna staunt, als Anneliese mitten auf den Tisch einen Adventskranz stellt und zwei Kerzen anzündet.
Als die Mutter in die Küche kommt verschwindet die kleine Elfe wieder auf dem Schrank und sieht mit glücklichen Augen hinunter. Nein sie hat es nicht bereut, dass sie diesen Winter bei ihrer Freundin verbringt. So viel schönes hat sie nun schon erlebt.
Später backen Anneliese und ihre Mutter und ein herrlicher Duft zieht durch die Küche.
Abends als die beiden Freundinnen in Annelieses Zimmer sind darf Lila-Luna ein Plätzchen probieren.
Die Elfe ist etwas traurig, sie wollte doch auch so gerne Plätzchen backen. Doch Anneliese
verspricht ihr morgen wenn die Mutter in der Arbeit ist, mit ihr zu backen.
Vor Aufregung kann Lila-Luna kaum schlafen und sobald Anneliese aus der Schule komm drängt sie ihre Freundin nun endlich mit dem Backen anzufangen.
Gutmütig holt diese die Schüssel aus dem Schrank und was sie sonst noch brauchen.
Die Beiden haben viel Spaß zusammen und albern und kichern. 
Die Elfe wäre beinahe einmal in den Teig geplumpst, wenn Anneliese sie nicht geistesgegenwärtig davor bewahrt hätte.
Aber trotzdem füllten sie eine Dose nach der anderen mit Plätzchen.
Eine davon ist für die alte Kräuterfrau bestimmt, die damals der Elfenkönigin geholfen hatte und die Anneliese seitdem immer wieder einmal besucht.



Die alte Frau lebt ganz allein in einem Häuschen am Rande des Waldes und würde auch Weihnachten allen sein. 
Anneliese will sie am HL. Abend besuchen und ihr ein Geschenk und die Plätzchen vorbei bringen.
Die Tage vergehen sehr schnell und die beiden Freundinnen haben viel Spaß zusammen.
Während das Mädchen in der Schule ist, sitzt die Elfe meistens am Fenster und beobachtet wie der Schnee in dicken Flocken vom Himmel fällt.
Auch den Vögeln, die sich am Futterhäuschen tummeln sieht sie so gern zu.
Trotzdem freut sie sich, wenn Anneliese endlich von der Schule nach Hause kommt.
Einmal fahren sie noch miteinander in die Stadt und das Mädchen kauft in der besten Konditorei Pralinen für ihre Mutter, die diese so gerne aß.
Dann entdeckt sie in einem Schaufenster kleine Jutensäckchen.
Sie nur, das wäre ein Geschenk für die Kräuterfrau.“
Anneliese kauft fünf Stück und noch einen Bogen mit leeren Aufklebern.
Nun habe ich alle Geschenke.“
Dann kannst du doch für dich das Buch kaufen.“
Nein, dazu reicht das Geld nicht mehr.“
Zwei Tage vor Weihnachten wird von der Gärtnerei der Baum geliefert und der Gärtner ist sogar so nett, ihn aufzustellen.
Lila-Luna fühlt sich als wäre sie im Wald.
Sie ist ein bisschen traurig, weil Anneliese mit ihrer Mutter am Abend den Baum schmücken will. Doch das Mädchen verspricht ihr, dass sie dafür am nächsten das Lametta aufhängen darf.
Bei fröhlicher Weihnachtsmusik, bei der sie vergnügt mitsingen schmücken Anneliese und ihre Mutter den Baum.



Lila-Luna hat sich auf die Vorhangstange gesetzt und betrachtet fasziniert das Geschehen. Dabei kann sie keinen Moment stillsitzen und fliegt immer wieder von der Vorhangstange zum Schrank und zurück.
Plötzlich schüttelt die Mutter den Kopf uns sieht sich im Zimmer um.
Hast du das auch gesehen. Ich glaube wir haben einen Schmetterling im Zimmer.“
Anneliese lacht etwas gekünstelt.
Ach Mama, da hast du dich getäuscht.“
Achselzuckend nimmt die Mutter die nächste Kugel und hängt sie an den Baum.
Als sie dann das Lametta im Karton sucht, nimmt Anneliese sie am Arm und führt sie zum Sofa.
Das mache ich Morgen, gleich fängt auch der Weihnachtsfilm an. Ich mache uns nur schnell einen Kakao.“

Am nächsten Tag, während Anneliese in der Schule und die Mutter im Krankenhaus, fliegt die kleine Elfe immer wieder staunend um den geschmückten Baum herum.
Dann setzt sie sich neben die Krippe und betrachtet das kleine Kind, das so lieblich lächelt und von dem ihr Anneliese soviel erzählt hat.
Weihnachten hat viel mit Liebe zu tun, das durch die Geburt diesen Kindes wieder in die Welt gekommen ist. 
Und deshalb beschenken sich auch die Menschen um einander zu zeigen, wie lieb sie sich haben.
Auch Lila-Luna hat sich ein Geschenk für ihre Freundin ausgedacht und hofft so sehr, dass es geklappt hat.
Als Anneliese aus der Schule kommt ruft sie überglücklich.
Wir haben Ferien!“
Wollen wir jetzt das Lametta auf dem Baum verteilen.“
Anneliese lacht.
Nun lass uns erst mal essen.“
In dem Moment klingelt es.
Der Postbote drückt ihr ein großes Paket in die Hand.
Von Papa,“ ruft das Mädchen überrascht. 
Sie unterschreibt den Zettel und stellt das Paket in den Flur.
Willst du es denn nicht aufmachen!“
Lila-Luna ist aufgeregter als ihr Freundin.
Diese lacht. „Das macht Mama heute Abend. Sie legt die Geschenke unter den Weihnachtsbaum.“
Ach das dauert doch soooo lange!“

Am nächsten Morgen weckt die Elfe das Mädchen schon ziemlich früh, sie selbst hat vor Aufregung kaum geschlafen.
Obwohl Anneliese noch müde ist steht sie doch auf, denn sie versteht die kleine Freundin und deren Aufregung.
Ist es doch Lila - Lunas erstes Weihnachtsfest.
Leise schleichen sie in die Küche, um die Mutter nicht zu wecken und bei Kakao und Plätzchen erzählt Anneliese von vergangenen Weihnachten, als sie noch ein kleines Kind war und ihr Vater noch bei ihnen war.
Die Elfe fliegt schnell auf den Schrank als die Mutter in die Küche kommt.
Diese schüttelt den Kopf.
Ich glaube ich habe schon wieder den Schmetterling gesehen.“
Anneliese senkt den Kopf und grinst.
Später gehen die beiden Freundinnen zu der alten Kräuterfrau.



Über Nacht hat es geschneit und es ist wunderschön durch den schneebedeckten Wald zu wandern.
Noch schöner aber ist die Freude der alten Frau über die Geschenke.




Und dann ist es endlich soweit!
Lila-Luna kann sich gar nicht sattsehen an dem leuchtendem Baum. Im Hintergrund ist leise Weihnachtsmusik zu hören.
Die Mutter freut sich so sehr über die Geschenke, besonders über die Schneekugel und immer wieder umarmt sie ihre Tochter.
Doch Anneliese staunt als sie die Geschenke ihres Vaters aufmacht. Neben Winterstiefeln, einem Mantel, sogar einem Muff, ist auch das von ihr so sehr gewünschte Geschichtenbuch.
Sie wirft einen fragenden Blick zu Lila-Luna, die vergnügt grinst und dann ganz nach oben auf den Weihnachtsbaum fliegt und sich direkt neben den Engel sitzt.
Die Mutter ruft.
Ich hatte doch Recht, sieh mal da oben auf dem Weihnachtsbaum sitzt ein Schmetterling.
Später als die beiden Freundinnen in Annelieses Zimmer sind fragt diese:
Hast du etwas mit dem Buch zu tun?“
Die Elfe nickt heftig.
Ich habe einen der Vögel, die am Futterhäuschen sind zur Elfenkönigin geschickt und sie gebeten einen Telepathie -zauber zu deinem Vater zu schicken.“
Anneliese schüttelt staunend den Kopf.
Dann ist das Buch eigentlich ein Geschenk von dir und ich habe gar nichts für dich.“
Du hast mir doch den schönen Mantel und die wunderbare Zeit die wir zusammen verbringen geschenkt.
Hast du nicht gesagt :
Weihnachten bedeutet Liebe und füreinander da zu sein?“


© Lore Platz