Unbedachte Worte hat wohl jeder von uns schon einmal ausgesprochen, mir ist es jedenfalls ab und zu passiert und manchmal konnte ich es nicht mehr gutmachen.Aber das war höchst selten, oft konnte ein klärendes Gespräch alles aus der Welt schaffen. Oft geschieht es aus Wut oder auch aus Gedankenlosigkeit, dass man ausspricht was einen gerade durch den Sinn geht, ohne zu überlegen, dass die Worte anders aufgefasst werden.
Als Kind hörte ich einmal jemanden zu meiner Mutter sagen, dass ich ein schrecklich lautes Lachen hätte. Ich war sehr erschrocken und schämte mich und habe sehr lange Zeit nicht mehr gewagt laut zu lachen und wenn es doch geschah, dann legte ich mir schnell die Hand auf den Mund.
Besonders Kinder sind sehr empfindsam, verstehen sie die Welt der Erwachenen doch noch nicht und nehmen alles wörtlich, wie der kleine Junge in einer wahren Geschichte.
Der Junge der nicht wachsen wollte
Der vierjährige Ralf stürmte aus dem Kindergarten, winkte seinen Freunden zu und lief zu seiner Mutter, die am Tor wartete. " Mutti, Mutti, es war so schön heute im Kindergarten, wir haben ein neues Lied gerlernt und ich habe dir ein Bild gemalt, willst du es sehen?" Er öffnete seine Tasche, doch die Mutter winkte ab. "Nein Ralf, das kannst du mir zuhause zeigen, wir müssen noch einholen gehen. Wenn Vati von der Arbeit kommt hat er immer einen Bärenhunger!" Der Junge kicherte und hüpfte fröhlich neben der Mutter die Straße entlang.
In der Wohung angekommen holte er schnell sein Bild und zeigte es seiner Mutti, die sich natürlich sehr freute und ihn lobte. Er wollte nun unbedingt seiner Mutter beim Abendbrot helfen, also sagte sie ihm er solle den Tisch decken, doch vorher schickte sie ihn ins Bad, damit er sich die Hände wusch.
Ralf hüpfte ins Bad, trischelte ein wenig mit dem Wasser und hüpfte fröhlich zurück. Als er in die Küche kam sah ihn seine Mutter überrascht an und rief; "Junge, du bist ja schon wieder gewachsen, nun müsser wir wieder neue Hosen und Schuhe kaufen." Das fröhliche Lachen verschwand aus dem Gesicht des Kleinen. Still nahm er die Teller, die die Mutter bereit gestellt hatte und trug sie ins Wohnzimmer.
Als sie später zusammen am Tisch saßen wollte er nichts essen. Nicht einmal seine geliebte Leberkässchnitte, die ihm die Mutter liebevoll in mundgerechte Stücke geschnitten hatte.
Besorgt beobachtet ihn die Mutter. Krank sah er nicht aus, außerdem war er eben noch so fröhlich und munter.
Abends nach der Gutenachtgeschichte wurde auch immer alles erzählt, was das Herz bedrückte und da erfuhr die Mutter, warum der Junge nichts essen wollte. Ralf wollt nicht essen, weil er nicht mehr wachsen wollte, denn die Mutti hatte doch gesagt, dass er so schnell groß wurde und sie ihm schon wieder eine neue Hose und Schuhe kaufen müsste.
"Was habe ich nur angerichtet mit meinen unbedachten Worten," dachte die Mutter, " so eine Last auf der kleinen Seele."
Und nun erklärte sie ihm, dass sie das nicht böse gemeint habe und es keineswegs ein Problem ist, wenn er wächst. Sie würden sich einfach die Zeit nehmen, um alles nötige anzuschaffen. Selbstverständlich bekäme er neue Hosen. Die Mutter würde sie nähen und auch neue Schuhe, damit die Füße wieder Platz haben, würden sie kaufen.
Glücklich schlang Ralf die Arme um den Hals der Mutti und sie drückten sich.
Am nächsten Morgen schmeckte das Essen wieder.
(c) Lore Patz 24.3. 21
drei Dinge kommen nicht zurück, der geschossene Pfeil, die versäumte Gelegenheit und das gesagte Wort. Schöne wahre Geschichte, liebe Lore. Grüße Dich, Roswitha
AntwortenLöschenJap, manchmal platzt man mit so etwas raus ohne zu bedenken wie es dem Gegenüber damit gehen könnte. Ist mir bestimmt auch schon öfters passiert!
AntwortenLöschenIch kann mich davon auch nicht freisprechen, wie schnell hat man etwas gesagt und kann es nicht zurücknehmen, ohne, dass ein bitterer Beigeschmack bleibt!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
REgina