Gestern hat es geschneit ( 21.11.24 ) viel Spaß beim Lesen!
Der
Tanz der Schneeflocken
Hurtig
Nordwind spiele auf,
stimme
deine Geigen
Schneeflocken
wollen dir
den
neusten Tanz nun zeigen
In
zartem Schmelz die weißen Flöckchen
so
wirbeln sie hernieder
Und
dreh`n vergnügt nach der Musik
die
zarten feinen Glieder
©
Lore Platz
Die
kleine Schneeflocke
Glitzerchen
sieht bewundernd an sich herunter. Wie wunderschön ihr Kleidchen
doch ist.
Zum
ersten Mal ist sie nun eine Schneeflocke.
Vor
kurzem noch lag sie mit ihren Geschwistern in einer schmutzigen
Pfütze.
Doch
dann kam Mutter Sonne und saugte sie alle auf.
Ach
wie herrlich warm war es da, doch je höher sie stiegen umso kälter
wurde es, bis es richtig schrecklich war und sie für einen Moment
das Bewusstsein verlor.
Als
sie wieder erwachte befand sie sich in dieser Wolke und trug ein
herrlich glitzerndes weißes Kleid.
Mit
spitzen Fingern hebt sie das Röckchen und dreht sich wie ein kleine
Ballerina.
Fröhliches
Lachen reißt sie aus ihrer Verzückung.
Kristalla,
die schon oft den Kreislauf der Natur durchlebt hat und zur
Schneeflocke wurde, fragt lächelnd.
„Es
gefällt dir wohl dein neues Kleid, das ging mir genauso beim ersten
Mal, aber nun komm, das große Wolkentor wird geöffnet.“
Sie
nimmt die Jüngere an der Hand und sie laufen zum Tor, an dem sich
tausende von zarten weißen Flöckchen kichernd und schwatzend
versammelt haben.
Frau
Holle kommt aus ihrem Zimmer und klatscht in die Hände.
„Ruhe
meine Damen, etwas mehr ernst bitte!“
Sie
drängt sich durch die kleine Schar nach vorne und winkt ungeduldig
die naseweisen Flöckchen etwas zurück.
„Tretet
zur Seite, sonst kann ich
ja das Tor nicht öffnen,“ ruft sie ärgerlich.
Langsam
schwingen die beiden Flügel des schneeweißen Wolkentores auf und
vor ihnen erscheint der graue Himmel.
Das
lustige Gesicht des Windes taucht auf
und fröhlich ruft er.
„Nun
denn auf, wir wollen tanzen!“
Mit
einem Jubelschrei stürzen sich tausend und abertausend weiße zarte
Schneeflocken in die Tiefe.
Frau
Holle tritt schnell zurück, damit sie nicht mitgerissen wird.
Kristalla
aber fasst Glitzerchen fest an der Hand, damit sie nicht getrennt
werden.
Diese
jubelt begeistert, wie schön war dieser freie Fall in die Tiefe.
Unter
ihnen wird ein Wald sichtbar und Kristalla zieht ihre Freundin zu
einem Baum, auf dessen Ast sie sich nieder lassen.
Viele
ihrer Schwestern haben dieselbe Idee und bald sind die Bäume
schneebedeckt.
Ein
Eichkätzchen lugt neugierig aus seinem
Kober und springt dann von Ast zu Ast und kichernd fallen die
Schneeflocken, die dort geruht haben zu Boden.
Auch
Kristalla und Glitzerchen sind unter ihnen.
Glitzerchen
gefällt das gar nicht, von hier unten konnte man doch gar nichts
sehen.
Kristalla
aber winkt dem Wind.
"Wir
wollen in die Stadt lieber Freund"
„Zu
Diensten meine Damen.“
Und
er pustet in den Schneehaufen, wirbelt die vergnügten Flöckchen
empor und treibt sie vor sich her in die Stadt.
Auf
einem Dach lassen sie sich nieder.
Glitzerchen
sitzt neben ihrer Freundin und sieht hinunter auf die beleuchteten
Straßen, dann deutet sie auf den Weihnachtsbaum, der mitten auf dem
Marktplatz steht.
„Oh
wie bunt und schön, ganz anders als die Bäume im Wald.“
„Das
ist ein Weihnachtbaum!“
Und
Kristalla erzählt nun der aufmerksam lauschenden Glitzerchen, dass
die Menschen jedes Jahr am
24.
Dezember die Geburt des Herrn Jesus Christus, dem Sohn Gottes feiern.
Dass
sie geschmückte Tannenbäume in ihren Zimmern aufstellen und
Geschenke darunter legen.
Das
Schreien von Kinderstimmen lässt sie zusammen zucken und vorsichtig
lugen sie hinunter.
Eine
Menge Kinder stürmt jubelnd aus dem Haus und bewirft sich mit
Schneebällen.
„Hier
wohnen aber viele Kinder,“ staunt Glitzerchen.
Kristalla
lacht. „Wir sitzen auf dem Schulhaus“ und geduldig erklärt sie ,
was eine Schule ist.
Ein
Mädchen fängt laut zu weinen an und Glitzerchen ruft staunend:
„Sieh,
es kommt Wasser aus ihren Augen.“
„Das
sind Tränen, du weißt aber auch gar nichts,“ lacht ihre Freundin.
„Na
entschuldige, wenn man die erste Zeit seines Lebens in einer
Wasserpfütze verbracht hat bekommt man nicht so viel von der Welt zu
sehen.“ ruft Glitzerchen empört.
Das
Klingen einer Glocke ertönt und leise murrend verschwinden die
Kinder im Schulhaus.
„Komm
wir wollen mal in das Klassenzimmer sehen!“
Kristalla
nimmt ihre Freundin an der Hand und sie rutschen zum Fenster.
Die
Kinder stürmen lärmend in den Raum und nach einigem Gerangel sitzen
sie bald alle auf ihrem Platz.
Die
Tür öffnet sich und ein Mann mit einer Gitarre in der Hand kommt
ins Zimmer.
Die
Kinder stehen auf und brüllen im Chor.
„Guten
Morgen Herr Berger!“
Dieser
winkt ab und meint nur: „„Setzt euch!
„Heute
studieren wir ein Lied für die Weihnachtsfeier ein.“
Und
er erzählt den aufmerksam lauschenden Kindern von der schlesischen
Lehrerin Hedwig
Haberkern (1837 – 1902) die als „Tante Hedwig“ Erzählungen
für Kinder schrieb.
Und
in der
„Geschichte von der
Schneewolke „ kam dieses Lied vor, das sie heute einstudieren
wollten.
Ein
Junge teilt nun die Zettel mit dem Text aus, der Lehrer lässt einige
Akkorde auf seiner Gitarre erklingen und dann singen die Kinder:
„Schneeflöckchen,
Weißröckchen, jetzt kommst du geschneit.
Du
kommst aus den Wolken dein Weg ist so weit“
„Die
singen ja ein Lied über uns,“ staunt Glitzerchen.
Der
Wind taucht neben ihnen auf.
„Wollen
die Damen weiter fliegen?“
Und
bald wirbeln sie wieder durch die Luft!
©
Lore Platz (2022)
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