Alle Bilder sind von Elli Mathing
Draußen
stürmt und regnet es. Es ist eisig und wird früh dunkel.
Das
ist die richtige Zeit für eine Märchenstunde am Kamin.
Wenn
wir es uns so richtig gemütlich gemacht haben kann es losgehen.
Meist er erzählt Opa uns selbst erfundene Märchen. Die sind zum
Kugeln lustig.
Du
kennst doch bestimmt das Märchen vom Rotkäppchen und dem Wolf?
Und
so erzählt es unser Opa:
Es
war einmal ein Mädchen mit einer grünen Kappe. Die wollte ihre alte
Schwester besuchen, die bei Rumpelstielzchen wohnt. Dazu zog sie ihre
alten
Wanderhausschuhe
an, nahm ihren Rucksack und packte die Geschenke für die alte
Schwester ein.
Als
erstes kam ein Döner mit Pommes in den Rucksack. Danach nahm sie
eine Flasche Mäusemilch mit und als Nachtisch verpackte sie noch ein
Glas Gänseblümchen-marmelade.
Als
sie mit dem Einpacken fertig war fragte sie den Spiegel nach dem Weg:
„Spieglein,
Spieglein an der Kellerwand wie bin ich am schnellsten durch den Wald
gerannt.“
Der
Spiegel guckte dumm aus dem Rahmen und sagte:
“Woher
soll ich das wissen? Frag doch Regenwittchen hinter den 15 Bergen und
ihre 23 Gartenzwerge. Vielleicht wissen die das. Wenn nicht, kannst
du bei den sieben Ziegen fragen, die sind ja den ganzen Tag im Wald
und meckern sowieso da nur ständig rum.“
Das
fand Grünkäppchen ziemlich blöd, nahm ihr Handy und rief bei der
Märchenwaldauskunft an. Nachdem sie eine halbe Stunde gewartet hatte
meldete sich endlich Frau Elster, die bei der Auskunft arbeitete:
„Was kann ich für dich tun?“ fragte sie.
Das
Mädchen überlegte kurz und antwortete ihr dann: „Frau Elster,
wenn ihr mich so fragt, ihr könntet mir ein Fahrrad kaufen.“
Da
wurde die Elster richtig böse und knallte den Hörer hin. So laut,
dass dem Mädchen das Ohr weh tat.
Grünkäppchen
verstand die ganze Aufregung nicht. Schließlich hatte die Elster sie
ja gefragt, was sie für sie tun könne...und mit einem Fahrrad käme
sie viel schneller zu ihrer Schwester... komische Vögel, die
Elstern...
Nun
war Grünkäppchen sauer und machte sich einfach auf den Weg. Ein
bisschen konnte sie sich ja noch erinnern, weil sie ihre Schwester im
Winter schon mal mit ihren Eltern besucht hatte.
Aber
jetzt, im schönsten Sommer, sah alles ganz anders aus. Bäume und
Sträucher versperrten die Sicht. Überall wuchsen Blumen und Beeren.
Sogar Pilze und alte Autoreifen waren zu finden. Sie pflückte hier
und da ein Blümchen und überlegte, ob die Schwester vielleicht auch
Pilze und Autoreifen brauchen könnte.
Plötzlich
fand sie in einem Autoreifenhaufen ein riesiges blaues Ei. Ja, dachte
sie, das könnte ich mitnehmen. Mit so einem großen Ei kann man
Eierkuchen backen oder Spiegelei braten. Sie hatte es gerade mit Mühe
angehoben, da hörte sie ein unheimliches Gebrüll. Vor Schreck ließ
sie das Ei wieder fallen und dabei bekam es einen Riss.
Zitternd
sah sie sich um und da stand ein wunderschöner blauer Drachen vor
ihr. Er sperrte sein Maul auf und wollte sie schon auffressen, da war
plötzlich ein ängstliches Piepsen zu hören. Sie schauten beide
erschrocken zu dem Ei und sahen einen kleinen blauen Drachenkopf in
dem Riss. Von da kam auch das aufgeregte Piepsen und Fauchen.
Sofort
ließ der Drache das Mädchen stehen und eilte zu dem Ei. Ganz
allmählich ging das Ei kaputt und ein kleiner süßer Drachen stand
im Autoreifen. Er sah so niedlich aus, am liebsten hätte sie ihn
mitgenommen. Aber sie schlich sich lieber heimlich davon.
Der
große Drachen merkte zum Glück nichts davon. Er umarmte gerade sein
Drachenbaby.
Nun
wurde es langsam Zeit, den Weg zur Schwester zu finden. Aber weil
Grünkäppchen unbedingt noch was mitbringen wollte, sah sie sich im
Wald genau um und erblickte einen Würstchenbaum.
Ja
die Würstchen schienen auch schon reif zu sein. Schnell pflückte
Grünkäppchen einige davon und verbrannte sich fast die Finger.Die
Würstchen waren heiß und dufteten herrlich.
Als
sie die Würstchen gerade einpacken wollte knurrte es hinter ihr ganz
schauerlich. Vorsichtig schielte sie ein wenig um die Ecke um zu
sehen, was das sein könnte, was da so knurrte. Sie sah einen
riesigen zotteligen Hund.
Der
schaute sie zornig an und sagte: „Eh, was machst du da mit meinem
Abendbrot?“ Grünkäppchen war sehr erschrocken. Sie entschuldigte
sich bei ihm und fragte, ob er nicht mit zu ihrer Schwester kommen
wolle. Da könnten sie dann gemeinsam Abendbrot essen. Der Zottelhund
überlegte kurz und war einverstanden.
Fröhlich
gingen sie gemeinsam weiter zum Haus der Schwester. Schon von Weitem
kam ihnen der Duft von frisch gebackenem Brennnessel-Eis entgegen.
Die Schwester freute sich über den Besuch. Beim Essen erzählte sie
Grünkäppchen und dem Zottelhund das Märchen von Rotkäppchen und
dem Wolf.
Grünkäppchen
fand das Märchen lustig und fragte den Zottelhund, ob er sie nun,
wie der Wolf im Märchen, auffressen würde. Der lag aber nur faul
auf dem Rücken und ließ sich den Bauch kraulen. Dabei meinte er,
das das Abendbrot so gut geschmeckt hat und er keinen einzigen Bissen
mehr hinunter bekäme.
Grünkäppchen
kuschelte noch eine Weile mit dem Zottel-hund, dann gingen alle
schlafen.
-
hier endet Opas Märchen wie jedes Märchen -
und
wenn sie nicht gestorben sind – leben sie noch heute.
Winterschlaf
Es
wird immer kälter. Nebel und Regen sind täglich unsere Begleiter.
Wenn die Sonne mal scheint, dann wärmt sie uns kaum noch.
Den
Garten haben wir jetzt fast ganz für uns. Die Menschen sind in ihrer
Winterwohnung und auch Fussel ist mit ihnen ins Winterquartier
gezogen. Schade! Nur selten kommen sie mal vorbei. Meist haben sie
dann Regenschirme dabei.
Die
Schmetterlinge sind verschwunden und die Frösche sind auch nicht
mehr zu hören und zu sehen.
Die
Bäume haben ihre Blätter nun alle verloren. Die Blumen sind
verwelkt und die Früchte alle geerntet.
Wir
bereiten uns jetzt täglich auf unseren langen Winterschlaf vor.
Vorräte haben wir gesammelt und unser Haus ist auch schon auf die
kommende Kälte vorbereitet. Bald wird es völlig geschlossen. Dann
bleiben wir in unseren kuscheligen Betten und schlafen bis zum
Frühling.
Wir
werden von Tag zu Tag immer müder. Meine Geschwister bleiben schon
fast den ganzen Tag in ihren Betten.
Ich
will eigentlich noch nicht schlafen gehen, aber ich merke, das ich es
auch nicht mehr lange aushalte.
Unsere
Eltern geben uns jetzt jede Menge zu Essen, das gibt uns Kraft für
den langen Schlaf, sogar Süßigkeiten sind mehr als sonst erlaubt.
Trotzdem
merke ich, wie mir immer öfter die Augen zufallen.
Meine
Eltern erzählen mir die Geschichte von einer kleinen Ameise, die ein
wunderschönes Gartenjahr erlebt hat, eine tolle Urlaubsreise nach
Italien machen konnte und die ihren Hundefreund Fussel ganz lieb hat.
Ich
denke an die vielen Erlebnisse und fange an, mich schon auf das
nächste Jahr zu freuen.
Was
werde ich dann wohl alles erleben...
Aber
das wäre dann schon wieder eine neue Geschichte.
2008
Gabi und Bernd Mathing Berlin.
Ich hoffe die Geschichte hat euch genauso gut gefallen wie mir.
Übrigens morgen ist Reizwort-Geschichten-Tag!
Wünsche euch einen schönen Freitag! (2014)
Es ist sooo liebevoll gemacht und erzählt. Eine große Freude für die Enkel - und noch einmal:
AntwortenLöschenDanke fürs Einstellen in deinen Blog und liebe Grüße an die Erzähler und an dich! Martina
Mir hat es auch so gut gefallen die Geschichten richtig goldig!
AntwortenLöschenDankeschön sage ich!
Lieben Gruss Elke
Wir haben eben erst entdeckt, das die Lotti-Geschichte jetzt komplett hier steht. Wir danken Dir, liebe Lore, nochmals ganz herzlich, das Du sie auf Deinem Blog veröffentlicht hast.
AntwortenLöschenÜber die Kommentare der Leser freuen wir uns sehr und bedanken uns bei allen für die lobenden Worte.
Viele schöne Herbsttage für Euch wünschen von Herzen Bernd und Gabi
So wunderbar Lore!
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