Mich hatte ein ganz böser Brech- Durchfall-Virus erwischt und bin heute zum ersten Mal aufgestanden, aber noch etwas schwach auf den Beinen. Werde mich auch bald wieder hinlegen, will nur schnell das Türchen öffnen und dann meine Salzbreze essen, und meinen schwarzen Tee trinken, denn das soll angeblich helfen. Hoffe ich doch!
Ganz besonders danken möchte ich meiner Freundin Regina, die während meiner Krankeit, die letzten drei Türchen mit schönen Geschichten füllte.
Nun wollen wir wieder das nächste Türchen gemeinsam öffnen.
Viel Spaß beim Lesen!
Das
kleine rote Auto und der Tannenbaum
Herr
Oskar sieht sich vergnügt um.
Seit
Tagen schon lässt Frau Holle die Schneeflocken auf die Erde rieseln
und hat den Wald in eine weiße flauschige Decke gehüllt.
Klein
Oskar, Bruno und Bellinda toben jauchzend durch den Schnee und
bewerfen sich mit Schneebällen.
Katrin
klettert nach vorn und sieht stillvergnügt ihren Kindern zu.
„Danke
auch Herr Oskar, dass sie Frau Eule das Versprechen abgenommen haben
uns in Ruhe zu lassen.“
„Gerne
doch Frau Katrin, möchte ja meine Familie nicht verlieren,“
schmunzelt Oskar, „ aber trotzdem wäre es geraten nachts hier
drinnen zu bleiben, denn die Augen von Frau Eule sind sehr schlecht.“
Frau
Katrin lacht: „Schön, dass sie uns zu ihrer Familie zählen,
überhaupt ist mein Leben nur noch wunderbar seit ich sie getroffen
habe.“
Herr
Oskar schmunzelt, „ aber meines auch und die Kinder machen mir
große Freude, aber wo ist denn Max?“
„Frau
Blaumeise hat ihm eine Nachricht von seinem Vetter, der Kirchenmaus
gebracht.“
„Ach
ja die Vögel sind schon einige Zeit nicht mehr hier, sind doch nicht
alle in den Süden geflogen?“
„Nein,
aber diejenigen, die hier überwintern sind näher zur Stadt gezogen,
denn dort stellen die Menschen Vogelhäuschen mit Futter auf.“
Elli M. |
„Das
ist aber nett! Herr Armin ist heute Morgen mit seinen Damen in den
Wald gegenüber gegangen, da dort die Menschen Futterkrippen
aufgestellt haben.“
Miranda,
das Eichkätzchen schlüpft durch das Fenster und seufzt:
„Bin
vor Hunger aufgewacht und wollte an meine Vorräte, habe aber wieder
einmal vergessen wo ich sie vergraben habe.“
Herr
Oskar lacht: „ Welch ein Glück, dass ich aufgepasst habe. Sehen
sie da vorne die große alte Tanne? Darunter liegen ihre Nüsse.“
„Danke,
sie sind ein Schatz!“
Schmunzelnd
beobachten sie wie Miranda zu graben beginnt, der Schnee fliegt nur
so nach allen Seiten.
Neugierig
sehen die drei Mäusekinder zu, wie nun eine Nuss nach der anderen
zum Vorschein kommt.
Das
Wasser läuft ihnen im Mund zusammen.
Miranda
beginnt nun eine Nuss nach der anderen in ihren Kobel hoch oben im
Baum zu tragen.
Die
letzten zwei Nüsse aber knackt sie, sagt etwas zu den Kindern und
verschwindet.
„Das
ist aber nett, sie hat den Kindern die letzten Nüsse geschenkt, ich
werde mal nachsehen.“
Bald
erscheinen die vier Mäuse gesättigt und zufrieden und klettern ins
Auto.
Katrin
trägt ein Stück der Nuss und meint:
„Ich
habe für Max ein Stück aufgehoben, der wird sicher Hunger haben
nach der langen Reise.“
Gegen
Abend kommt der Mäuserich dann nach Hause und verkündet
freudestrahlend , dass Vetter Heinrich sie alle über Weihnachten
eingeladen hat, denn nirgends wird dieses Fest so schön gefeiert
wie in der Kirche.
Auch
er hat etwas für die Speisekammer mitgebracht, einen großen runden
Keks, den er vor der Kirche gefunden hat.
Überall
waren die Straßen geschmückt und auf dem Marktplatz stand ein
leuchtender großer Tannenbaum und seine Besitzerin sang fröhlich
die Lieder, die aus dem Radio erklangen mit.
Das
war schön!
Mit
einem Lächeln schläft Herr Oskar ein.
Ein
bitterliches Weinen schreckt ihn aus seinem tiefen Schlummer.
Herr
Oskar lässt seine vorderen Scheinwerfer leuchten, doch kann er
niemand entdecken. Auch der frisch gefallene Schnee zeigt keine
Spuren.
Da
sieht er, dass an dem alten Tannenbaum, unter dem Miranda ihre Nüsse
vergraben hatte, dicke große harzige Tränen den Stamm
herunterrollen.
„Herr
Tannenbaum, warum weinen sei denn so schrecklich!“
„Entschuldigen
sie Herr Oskar, habe ich sie geweckt?
Aber
diesen ganze Gerede über Weihnachten hat mich so traurig gemacht.
Meine
Großmutter hat mir einst erzählt, dass wir Tannenbäume eine große
Bedeutung haben.
Wir
werden auserwählt in den Stuben der Menschen zu leuchten am
Geburtstag des Herrn Jesus.
Kurze
Zeit später wurde sie abgeholt und auch Jahre darauf mein Vater.
Doch
dann starb der alte Herr, dem Wald gehört und seine Erben sind in
alle Winde verstreut.
Seitdem
kümmert sich niemand mehr um diesen Wald und die Weihnachtsbäume
werden gegenüber geholt.
Und
ich bin der Einzige aus meiner Familie, der niemals zu Ehren des
Christkindes leuchten wird. Es ist schon traurig!“
Wieder
laufen die Tränen den Stamm hinunter.
Herr
Oskar ist traurig und weiß nicht was er sagen soll.
Gerade
ist er wieder eingeschlafen, da klopft es an die
Scheibe.
Herr
Oskar öffnet das Fenster und Frau Eule schlüpft herein.
„Schließen
sie das Fenster,“ befiehlt sie.
Gehorsam
lässt Herr Oskar die Scheiben nach oben gleiten.
Frau
Eule hat es sich inzwischen auf dem Sitz bequem gemacht.
„Sehr
gemütlich hier.
Ich
habe das Gespräch zwischen ihnen und dem alten Tannenbaum mit
angehört.
Er
steht schon seit vielen Jahrzehnten hier.
Meine
Großmutter kannte ihn schon und wusste nur Gutes zu berichten.
Und
darum dachte ich, wir sollten ihm etwas schenken und seinen
Wunsch erfüllen und aus ihm einen Weihnachtsbaum machen.“
„Aber
wie soll das denn gehen? Ach vielleicht die Elfen?“
„Nein
die schlafen doch im Winter unter der Erde bei den Wurzeln ihrer
Blumen.
Aber
in der Nähe ist das Wichteldorf und vor vielen Jahren hat der
Tannenbaum den Sohn des Königs gerettet, als er von einem Fuchs
gejagt wurde.
Das
hättet ihr sehen sollen.
Mit
seinem untersten Zweig hat er dem Fuchs so einen Schlag versetzt,
dass der rückwärts einen Salto geschlagen hat und mit eingezogenem
Schwanz davon schlich.“
„Sie
meinen also, dass die Wichtel den Baum schmücken können, aber ist
er nicht zu hoch für sie?“
„Die
Wichtel sollen nur die Girlanden basteln und die Vögel werden sie
dann um den Baum winden.“
„Und
ich will das Christkind überreden, dass es hier vorbeikommt!“
Max,
der der Unterhaltung gelauscht hat kommt nun nach vorn, bleibt aber
in sicherer Entfernung zu der Eule.
„Kennst
du denn das Christkind?“ fragt diese erstaunt.
„Nein,
aber mein Vetter, denn es kommt jedes Jahr zur Christmette in die
Kirche, wo er wohnt.“
„Gut
dann werde ich morgen zu den Wichtel fliegen, lass mich bitte hinaus
Oskar, bevor dein kleiner Freund noch vor Angst in die Hosen macht!“
Max
schnaubt empört, die Eule grinst und verlässt mit rauschenden
Flügel das Auto.
Und
nun beginnt ein heimliches Wirken.
Alle
Tiere sind inzwischen eingeweiht und freuen sich schon auf Hl.Abend
und die große Überraschung für die Tanne.
Am
Morgen des lang ersehnten Tages kommt Armin von Hohenwalde durch den
Wald geschritten und trägt auf seinem Geweih viele bunte glitzernde
Girlanden.
Neben
ihm trippeln kichernd und schwatzend viele kleine Wichtel.
Vor
dem alten Tannenbaum bleiben sie stehen.
Armin
neigt sein Haupt und die Girlanden fallen in den Schnee.
Nachdem
die Wichtel sie entwirrt haben kommen aus den umliegenden Bäumen die
Vögel und winden sie um den alten Tannenbaum, der aus dem Staunen
gar nicht mehr herauskommt.
„Danke,
danke!“ stammelt er nur immer wieder.
Armin
von Hohenwalde aber erklärte ihm, dass sie heute Nacht sich alle
hier zusammen finden werden, um gemeinsam den Geburtstag des
Christkinds zu feiern.
Und
so war es dann auch.
Sie
versammeln sich unter dem Baum, der voller Stolz seinen schönen
Schmuck trägt und der König des Waldes Armin erzählt die
Weihnachtsgeschichte, wie er sie schon von seiner Mutter gehört
hatte.
Dann
singen sie Weihnachtslieder und auch Herr Oskar brummt mit.
Auf
einmal erklingt ein liebliches klingeln und ein goldener Schlitten
kommt herunter geschwebt.
Grinsend
springen Max und seine Familie in den Schnee und das Christkind im
goldenem Gewand tritt zu dem Tannenbaum und sagt mit
lieblicher Stimme.
„ Ich
habe gehört, dass es dein größter Wunsch war für mich an meinem
Geburtstag zu leuchten. Dafür danke ich
dir
aus vollem Herzen.Und damit du auch wirklich leuchtest schicke ich
dir meine Sterne vom Himmel:“
Es
hebt die Hand und die Sterne fallen vom Himmel und setzen sich auf
die Zweige und der Baum erstrahlt in einem hellen Licht.
Der
alte Tannenbaum ist überwältigt vor Glück und stammelt nur immer
wieder: „ Danke, danke!“
Das
Christkind lächelt freundlich und meint:
„Die
Sterne werden bis zum Dreikönigstag bei dir bleiben, dann kehren sie
zurück an den Himmel. Nun lebt wohl meine lieben Freunde.“
Der
Schlitten erhebt sich und fährt zu den Wolken.
Unter
dem Baum aber türmen sich Säcke voll mit den herrlichsten Dingen.
Äpfel und Birnen, Heu und Hafer, Nüsse, Kastanien und Karotten,
selbst an Speck und Käse für die Mäuse hat das Christkind gedacht.
Der
alte Tannenbaum aber träumte noch viel Jahre davon, wie er einmal
ein Weihnachtbaum sein durfte.
©
Lore Platz 18.12.2018