18.3.2025 Manche meiner Geschichten sind wirklich Zeitlos, auch diese Geschichte erinnert mich an die heutige Situation in unserer Politik auf der ganzen Welt.
Lore Platz (2021)
Das Wetter ist zur Zeit mies, Sonne und Regen wechselt sich ab. Außerdem ist es empfindlich kalt für die Jahreszeit. Nicht gerade schön ist das, deshalb will ich euch ins Theater einladen und lasse euch ein wenig hinter die Kulissen schauen.
Viel Spaß beim Lesen!
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(c) Werner Borgfeldt |
Noch
mal gutgegangen
Trixie
steht an der Seite der Bühne und wartet auf ihren Einsatz.
Heute
ist Generalprobe für die Operette „Gräfin Mariza“ und
Trixie kann immer noch nicht glauben, dass sie die Rolle der
Schwester des Verwalters bekommen hat.
Aus
den Augenwinkeln sieht sie den Kater Pablo, der wie immer oben auf
der Brüstung der Galerie liegt und mit geschlossenen Augen der Musik
lauscht.
Sie
war erst einige Tage hier engagiert, als sie den jungen halb
verhungerten Kater in einer Gasse hinter dem Theater gefunden hat.
Leider durfte sie das Tier nicht in die Künstlerpension, in der das
Ensemble wohnt, mitbringen.
Direktor
Tümpel hat ihr deshalb erlaubt Pablo im Keller des Theaters
unterzubringen.
Mittlerweile
war der Kater das Maskottchen der Theaterleute und versäumte keine
Probe.
Ihr
Einsatz!
Trixie
läuft auf die Bühne und beginnt mit dem Tenor Rudolf das Lied „Oh
schöne Kinderzeit, Brüderlein, Schwesterlein“ zu singen.
Die
Tür zum Zuschauerraum klappert und ein Mann in einem braunen Anzug,
einer Hornbrille auf der Nase und einer abgeschabten Aktentasche
unter dem Arm, kommt den Gang herunter.
Schon
auf halben Weg ruft er: „Direktor Tümpel!“
Unwillig
dreht dieser sich um: „Mann, sehen sie denn nicht, dass wir mitten
in der Probe sind!?“
Der
Mann reicht ihm ein braunes Kuvert und meint lakonisch:
„Die
Räumungsklage, in drei Tagen müssen sie das Theater verlassen.“
„Wie
bitte!“
Der
Gesang verstummt und die Schauspieler drängen nach vorne.
„Ich
habe dem Bürgermeister, doch erklärt, dass sobald die Premiere
vorbei ist, ich die ausstehende Miete bezahlen werde und er war
einverstanden!,“ ruft der Direktor.
Der
Amtsdiener zuckt die Schultern, dreht sich um und geht.
Betroffen
stehen alle da, nur der unverbesserliche Felix ruft: „ Es wiehert
der Amtsschimmel!“ und er
lässt ein fürchterliches Wiehern erklingen, doch niemand lacht.
„Ich
gehe ins Rathaus!“ verkündet Direktor Tümpel.
Pablo,
der bemerkt hat, dass etwas nicht in Ordnung ist, läuft
die Treppe hinunter
und drängt sich gerade
noch mit dem Direktor durch die Tür.
Dieser
bemerkt gar nicht, dass der Kater ihm in das Rathaus folgt, so wütend
ist er.
Die
Vorzimmerdame grübelt
gerade darüber nach, warum der Nachtclubbesitzer Almanzo schon
wieder beim Bürgermeister ist, als Direktor Tümpel herein stürmt
und direkt auf das Arbeitszimmer ihres Chef zu.
„Halt,
der Chef hat Besuch!“
Da
erblickt Frau Braun den Kater.
„Scht,
scht, verschwinde, was willst du hier!“
Sie
wedelt mit den Händen.
Doch
Pablo macht einen großen Bogen um sie und rast hinter Direktor
Tümpel ins Zimmer.
Wie
ein Verrückter saust er durch den Raum, springt auf den
Schreibtisch, schlittert über die Papiere, kippt eine
halb gefüllte Tasse Kaffee um und als er mit einem Sprung dann unter
dem Schrank verschwindet, segeln mehrere Blätter zu Boden.
Die
beiden Männer im Raum starren fassungslos auf das Durcheinander.
Frau
Braun kreischt und tupft verzweifelt mit einem Tuch die Kaffeeflecken
auf.
Nur
Direktor Tümpel bleibt gelassen.
Er
bückt sich und sammelt die Papiere zusammen, dann stutzt er und
beginnt zu lesen.
„Das
ist ja ein Ding! Deshalb also haben sie uns die Räumungsklage
geschickt, weil sie das Theater an den Nachtclubbesitzer verkaufen
wollen.“
Er
wendet sich an den elegant gekleideten Mann.
„Und
was wollen sie aus unserem schönen Theater machen, einen Pornoclub?“
Dieser
verzieht spöttisch den Mund.
„Ich
denke, ich habe hier nichts mehr verloren!“
Direktor
Tümpel wendet sich nun an der Bürgermeister, der leichenblass in
seinem Stuhl hängt.
Schweißperlen
stehen auf seiner Stirn.
Er
schwitzt vor Angst.
„Ich
konnte nicht anders, ich habe Spielschulden bei ihm,“ stammelt er.
Direktor
Tümpel wirft ihm einen verächtlichen Blick zu.
„Und
dafür wollten sie unser schönes Theater opfern!“
„Bitte
geben sie mir den Brief, ich nehme auch die Räumungsklage zurück,“
fleht der Bürgermeister.
Doch
der Direktor schüttelt den Kopf.
„Ich
denke, dafür werden sich einige Herren im Stadtrat interessieren.“
Er
dreht sich um und verlässt das Zimmer.
Pablo
flitzt unter dem Schrank hervor und folgt ihm.
Auf
der Straße beugt sich Direktor Tümpel zu dem Kater hinunter und
krault ihn hinter dem Ohr.
„Das
hast du gut gemacht, mein Junge, aber nun geh zurück ins Theater.
Den Rest schaffe ich alleine.“
Als
hätte Pablo ihn verstanden läuft er die Straße entlang zum
Theater.
Direktor
Tümpel aber verschwindet im
Gebäude des Tagesboten, dessen Redakteur im Stadtrat sitzt.
Eine
Woche später findet die Premiere der „Gräfin Mariza“ statt
und wird ein voller Erfolg.
Besonders
lachen die Zuschauer,
wenn Pablo, der inzwischen als Held gefeiert wird, immer wieder über
die Bühne läuft.
In
der Loge für die Ehrengäste fehlt der Bürgermeister, denn der ist
aus gesundheitlichen Gründen zurück getreten.
©
Lore Platz (2021)
Liebe Lore,
AntwortenLöschenJa oft sind es die kleinen Nebendarsteller, die die Geschichte erst richtig dramatisch werden lassen. Hat mir gefallen, konnte das das Chaos beim Bürgermeister fast greifen. Und der Eigentliche Grund der Räumung war überraschend. Sehr gelungen fand ich den Nachsatz "...aus gesundheitlichen Gründen fehlte..."
Liebe Grüße aus Dresden Monika
Danke für die Geschichte, in der der Kater ein großes Problem gelöst hat!
AntwortenLöschenLieben Gruß Peter