Wirklich ihr könnt mir glauben, es stimmt.
Bei meinem Nachbarn im Garten sind die Bäume voller Schnee, der während des Tages herunter fiel.
Und als ich wieder mal aus dem Fenster sah, hatte der zurück gebliebene Schnee die Form eines Pferdekopfes.
Schade dass ich keine Kamera bei der Hand hatte.
Viel Spaß beim Lesen!
Der Bauernhof lag etwas abseits in
einer schönen Gegend.
Doch wie sah es hier aus. Alte
verbogene Milchkannen lagen herum. Verrostete Maschinenteile lehnten
an der Wand des Stalles, von der der Verputz bröckelte und aus dem
Stall drang ein Gestank, als wäre er schon wochenlang nicht mehr
ausgemistet worden.
Eben führt der Bauer, der genauso
verwahrlost aussah, wie sein Hof, eine Stute aus dem Stall.
Er zerrte sie mehr, als dass er sie
führte.
Das arme Tier sah schrecklich aus.
Es war so dünn, dass man die Rippen zählen konnte. Sein glanzloses
Fell war total verdreckt und auf der Hinterhand waren Narben zu
sehen, die wohl von Schlägen herrührten.
Es trottete traurig neben seinem
Herrn, nur als es an seinem Freund, dem Hofhund vorbeikam, der an
einer Kette vor seiner Hütte lag, hob es kurz den Kopf.
Der Hofhund bellte zum Gruß, doch
der Bauer brüllte:
„Halt´s Maul!“
Er spannte das Pferd vor einen voll
beladenen Wagen und ließ die Peitsche auf den Rücken des armen
Tieres sausen.
Die Stute zuckte zusammen und
bemühte sich verzweifelt, den Wagen vorwärts zu ziehen, doch sie
war einfach zu schwach.
Der Bauer fluchte und schlug wütend
auf das Tier ein, doch der Wagen bewegte sich nicht.
Rot im Gesicht vor Jähzorn schirrte
der Bauer das Pferd aus, führte es zur Seite und begann
erbarmungslos auf es einzuschlagen.
Die Stute wieherte vor Schmerz und
bemühte sich verzweifelt den Schlägen auszuweichen.
Sein Freund der Hofhund bellte
lärmend und versuchte ihr zu Hilfe zu kommen, doch die Kette riss
ihn immer wieder zurück.
Die Bäuerin von dem Lärm angelockt
stürzte aus dem Haus.
„Simon, du schlägst sie ja tot!“
rief sie verzweifelt.
„Ruf den Abdecker an,“ knurrte
der Unhold und wandte sich ab.
Im Vorbeigehen trat er mit dem Fuß
nach dem bellenden Hund, stieß seine Frau in den Hausgang und
brüllte:
„Hab´ich dir nicht gesagt, du
sollst den Abdecker anrufen!“
Er gab ihr eine Ohrfeige und beide
verschwanden im Haus.
Der Hund, nennen wir ihn Randi,
starrte zur Stute, die wir Herta nennen wollen, hinüber.
Er legte sich nieder, den zotteligen
Kopf auf den Pfoten und starrte vor sich hin.
Ein kleiner Hase hoppelte über die
Wiese, schlüpfte durch das Loch im Zaun und knabberte genüsslich an
den Salatblättern.
Erstaunt hob er den Kopf.
Es war ja heute so still. Sonst
bellte Randi immer, wenn er ihn sah.
Mit großen Sprüngen überquerte
der Hase den Hof und blieb bei Randi stehen.
„Weinst du?“ wollte er wissen.
Der Hund sah ihn traurig an.
„Der Alte hat Herta tot
geschlagen.“
Der Hase erschrak und seine Nase
zuckte aufgeregt.
Er hüpfte hinüber zu der Stute und
stupste sie mit der Nase an.
Herta öffnete die Lider und sah ihn
aus ihren schönen braunen Augen traurig an.
„Sie lebt noch,“ verkündete er.
Randi rührte sich nicht.
„Ich kann ihr doch nicht helfen,“
seufzte er mutlos.
Der Hase besah sich die Kette.
„Die ist aus Eisen, die kann ich
nicht durchbeißen“,
murmelte er vor sich hin, „ aber
dein Halsband ist doch aus Leder, leg deinen Kopf zur Seite.“
Rande gehorchte teilnahmslos und der
Hase schlug seine kräftigen Zähne in das Lederband.
Plötzlich öffnete sich die Tür
und der Bauer stapfte zu seinem alten Auto.
Der Hase war blitzschnell in der
Hundehütte verschwunden.
Nach einer Weile spähte er zitternd
hervor.
„Ist er weg?“ wisperte er.
„Ja, er fährt jetzt zum Wirt und
wenn er zurück kommt, ist er noch schlimmer.
Der Hase machte sich wieder an die
Arbeit und bald war Randi frei.
Er schüttelte seinen zotteligen Kopf
sie liefen zu Herta hinüber.
Randi stupste sie an.
„Herta, bitte wach` doch auf. Wir
müssen hier fort. Wenn der Bauer zurück kommt und sieht, dass du
noch lebst, dann schlägt er dich tot.“
Die Stute versuchte verzweifelt auf
die Beine zu kommen, doch immer wieder kippte sie um.
Doch Randi gab nicht auf.
Er feuerte sie an, sprach ihr Mut
zu, bettelte und flehte.
Endlich stand die Stute zitternd auf
ihren vier Beinen.
Der Hund nahm die Zügel ins Maul
und führte seine Freundin hinter dem Hasen her, der ihnen im Wald
eine geheime Höhle zeigen wollte.
Herta wankte mit halb geschlossenen
Augen neben ihren Freunden und Randi war froh, als sie endlich den
schützenden Wald erreichten.
Als sie in die Höhle kamen, war es
mit Hertas Kraft vorbei und sie stürzte zu Boden.
„Ist sie tot?“ fragte ein
Eichhörnchen, das neugierig näher gekommen war.
Randi beobachtete die zitternden
Flanken seiner Freundin und sah auch, dass ihr Brustkorb sich hob und
senkte und schüttelte den Kopf.
„Ich muss Hilfe holen!“ In
großen Sprüngen eilte er ins Dorf.
Zwei Mädchen spielten im Garten.
Das kleinere der Beiden wandte sich schreiend um, als es den Hund
kommen sah.
Doch ihre Schwester Karin ging
beherzt auf das Tier zu und streckte ihm die Hand entgegen, damit er
ihren Geruch aufnehmen konnte und streichelte den Hund dann
vorsichtig.
„Komm Elli, er ist ganz lieb.“
Ängstlich ging die Kleine näher,
doch als der Hund sie liebevoll mit der Nase stupste, legte sie
vorsichtig ihre Hand auf seinen Kopf und als er sich nicht bewegte,
begann sie ihn behutsam zu streicheln.
Randi, der noch nicht viel Liebe
erfahren hatte, genoss es von den beiden Mädchen geknuddelt zu
werden.
Doch dann fiel ihm seine schwer
verletzte Freundin wieder ein.
Er packte die Kleinere am Rock und
zerrte sie Richtung Wald.
Elli schubste ihn lachend weg.
Randi bellte kurz und packte Karin
am Rock.
„Ich glaube er will uns etwas
zeigen,“ meinte diese.
Als hätte der Hund sie verstanden,
lief er los, drehte sich um und bellte auffordernd.
Die beiden Mädchen folgten ihm und
standen wenig später erschüttert vor dem gequälten Pferd.
Karin liefen die Tränen über die
Wangen und auch Elli schluchzte laut.
Sie knieten beide nieder und
strichen zart über den Kopf des Pferdes.
Dieses bewegte sich nicht, nur am
Heben des Brustkorbs stellten sie fest, dass es noch lebte.
„Wer kann nur so grausam sein,“
flüsterte Elli, als sie die offenen, blutenden Striemen betrachtete.
„Wir müssen ihm helfen!“
Karin nickte, „ komm wir holen den
Tierarzt.“
Die beiden Mädchen nahmen sich an
der Hand und liefen durch den Wald ins Dorf.
Atemlos polterten sie ins
Wartezimmer.
Eine ältere Frau mit einem Korb auf
den Knien, in dem eine siamesische Katze fauchte, sah die Mädchen
missbilligend an.
„Könnt ihr nicht manierlich ein
Zimmer betreten und wie ihr bloß ausseht, schmutzig und zerzaust.“
Ein Junge in Lederhosen, auf dessen
rechtem Oberschenkel eine Schildkröte saß, lächelte die Mädchen
freundlich an.
„Hallo Karin, hallo Elli, wo habt
ihr den euer krankes Tier?“
Die Mädchen erzählten ihm aufgeregt
von dem verletztem Pferd im Wald.
Anderl sprang so schnell auf, dass
die Schildkröte beinahe
auf den Boden gefallen wäre. Doch
gekonnt fing er sie auf und rannte gefolgt von den Mädchen in das
Zimmer des Arztes.
Dieser verabschiedete sich gerade
von einem kleinen Mädchen, das vorsichtig einen Käfig mit einem
Wellensittich
vom Tisch hob.
An der Tür erschien die
Sprechstundenhilfe mit hochrotem Kopf.
„Entschuldigen sie Herr Doktor,
die Kinder sind einfach an mir vorbei gerannt.“
„Schon gut Margret.“
Die junge Frau verließ mit dem
kleinen Mädchen und seinem Sittich das Zimmer.
Der Tierarzt wendete sich an die
Kinder.
„Wo brennt`s denn?“
Der Junge und die Mädchen erzählten
nun von dem misshandelten Pferd im Wald.
Der Doktor nahm mit ernstem Gesicht
seine schwarze Tasche und verließ mit den Kindern das Zimmer.
Im Vorbeigehen sagte er seiner
Sprechstundenhilfe, dass er zu einem Notfall müsse.
Anderl legte grinsend seine
Schildkröte auf den Schreibtisch.
„Pass gut auf sie auf!“
Im Hof kletterten sie in den
dunkelblauen Geländewagen und waren bald im Wald.
Erschüttert stand der Tierarzt
wenig später vor dem übel zugerichteten Pferd.
„Das ist die Stute vom Huberbauern,
diesmal ist er dran,“ brummte er grimmig.
Er gab dem Pferde eine Spritze und
säuberte dann vorsichtig die Wunden.
Die Kinder halfen ihm die Salbe
aufzutragen und Randi saß zufrieden daneben und beobachtete alles aus
klugen Augen.
„ Wird es wieder gesund?“ fragte Elli ängstlich.
„Ich hoffe es,“ seufzte der Arzt,
„aber wir können es nicht hier liegen lassen.“
„Ich hol den Vater!“ rief Anderl
„Ja und schau auch beim Gendarm
vorbei!“
Karin hatte den Kopf des Pferdes in
ihren Schoß gebettet und streichelte es liebevoll.
Elli kniete neben Randi und hatte
tröstend die Arme um ihn gelegt.
Das Geräusch eines Bulldozers war
zu hören und Anderl mit seinem Vater und drei kräftigen Männern,
sowie dem Dorfpolizisten betraten die Höhle.
Randi bellte begrüßend und Anderl
kraulte ihn hinter den Ohren.
Entsetzt standen die Männer vor dem
Pferd und nur die Anwesenheit der Mädchen hinderte sie daran einen
kräftigen Fluch auszustoßen.
Der Polizist nahm seinen Block und
machte sich Notizen.
„Ich werde dafür sorgen, dass der
Huberbauer keine Tiere mehr halten darf,“ versprach er grimmig.
„Am besten, wir bringen die Stute
zu uns,“ meinte Anderls Vater und sah den Polizisten fragend an.
Dieser nickte und Anderl fragte:
„Dürfen wir den Hund auch behalten?“
Auch das wurde erlaubt.
Es war einen verflixte Schinderei
das Pferd auf den Wagen zu schaffen und die Männer kamen ganz schön
ins Schwitzen.
Doch endlich lag es auf der Plane
und Randi sprang auf den Wagen und legte sich neben seine Freundin.
Anderl kletterte ebenfalls hinauf
und streichelte beruhigend den Hals der Stute, die unruhig mit den
Beinen zappelte.
Tuckernd setzte sich der Bulldozer
in Bewegung.
Der Gendarm sah ihnen eine Weile
nach.
„Ich werde jetzt zum Huberbauern
gehen,“ brummte er mit grimmigem Gesicht und stapfte davon.
Karin und Elli kletterten zu dem
Doktor in den Geländewagen und er fuhr sie nach Hause.
Ein kleiner Hase, der alles aus
sicherer Entfernung beobachtete hatte, hoppelte zufrieden davon.
Der Huberbauer aber bekam eine
kräftige Geldstrafe und durfte keine Tier mehr halten.
Herta aber wurde wieder gesund und
tollte zusammen mit Randi glücklich über die Wiese.
Karin und Elli besuchten sie fast
täglich.
(c) Lore Platz 8.02. 2019
(c) Lore Platz 8.02. 2019
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
WIR FREUEN UNS SEHR ÜBER JEDEN KOMMENTAR! MIT DER NUTZUNG DIESES FORMULARS ERKLÄRST DU DICH MIT DER SPEICHERUNG UND VERARBEITUNG DEINER DATEN DURCH DIESE WEBSITE EINVERSTANDEN.