Im Laufe meiner Krankheit, habe ich erkannt was Freundschaft wirklich bedeutet. Einige haben sich von mir zurück gezogen, aber die wirklichen guten Freunde sind immer noch bei mir, selbst wenn sie bei einem Besuch jetzt ihren Kaffee selber kochen müssen.
Mit Freunden ist man niemals einsam
Mit Freunden ist man niemals einsam
Die
Nachtfee hatte ihre schwarzen Schleier über das Land gebreitet und
der Mond, der wieder einmal eine seiner zahllosen Diäten hinter sich
hatte, war nur als schmale Sichel zu sehen.
Trotzdem
konnte man den großen Container mit der Aufschrift „Altkleider“
erkennen, da eine
Straßenlampe den Mond unterstützte.
Es
raschelte und eine Ratte lief schnüffelnd über den Platz, blieb an
dem Container stehen, stellte sich auf die Hinterbeine und sah hinauf
zu dem großen kreisrunden Loch.
Enttäuscht
wandte sich ab und lief davon.
Eine
Weile war es ruhig, doch dann hörte man ein Rascheln und Rumoren,
das aber aus dem Inneren des Behälters kam.
All
die bunten
Kleidungsstücke schienen sich plötzlich zu bewegen, wie die See bei
stürmischem Wind.
Auf
einmal lugte der Kopf eines Teddybären hervor und wenig später der
ganze kleine Kerl.
Er
setze sich auf den Kleiderberg und verschnaufte erst einmal.
Schön
war er ja nicht.
Sein
linkes Ohr hing herab, ein Auge fehlte und sein Fell war ziemlich
ruppig.
Trotzdem
blitzte aus dem einen verbliebenen Auge der Schalk und es sah
vergnügt in die Welt.
Neugierig
sah er sich um.
Es
gefiel ihm gar nicht und hier bleiben wollte er auch nicht, also
krabbelte er zur Luke, die er gerade mit den Pfoten erreichen konnte.
Er
hob sich auf die Zehenspitzen und sah hinaus.
Ziemlich
hoch!
Aber
hierbleiben wollte er nicht. Es würde schon nicht so schlimm werden.
Also
drehte er sich um und klettert mit dem Hintern voraus durch das Loch.
Dann ließ er sich fallen und wartete auf den harten Aufprall.
Doch
überraschenderweise landet er auf etwas Weichem und eine Stimme
brüllte, „Au! Was soll das!“
Er
war auf einem Hund
gelandet, der gerade sein Bein hob und nun in dieser Beschäftigung
unsanft gestört wurde.
„Entschuldige,“
brummte der Teddy, „aber ich habe dich nicht gesehen, doch vielen
Dank auch, ohne dich wäre ich ziemlich hart gelandet.“
Der
Hund hob nun doch sein Bein, dann wandte er sich um. „Willst du
mitkommen?“
Teddy
strahlte.
„Gern!“
Und
zusammen liefen sie nun durch die menschenleeren Straßen.
Der
Hund blieb immer mal wieder schnüffelnd stehen, dann lief er in
einen Hof und wühlte mit seiner Nase im Abfall, bis er schließlich
einen Knochen hervor zog.
Dann
ging es weiter.
Plötzlich
fing es zu regnen an, Donner grollte und
ein Blitz erhellte die Straße.
Teddys
neuer Freund lief in eine Gasse zu einem halb verfallenen Haus und
schlüpfte unter der beschädigten Tür ins Innere und er folgte ihm.
Während
der Hund sich schüttelte, dass das Wasser nur so nach allen Seiten
flog, sah Teddy sich neugierig um
Besonders
schön sah es hier nicht aus.
Ein
wackliger alter Tisch, ein paar Stühle, ein
zerschlissenes
altes Sofa, mehr gab es nicht.
Und
alles war von einer dicken Staubschicht übergezogen. Dichte
Spinnennetze bedeckten die Wände und große schwarze Spinnen
krabbelten eilig in den Schatten.
Teddy
wollte gerade seinen neuen Freund fragen wo sie hier sind, da sah er
zwei große runde Lichter aufragen.
Ein
Gespenst!
Ängstlich
drückte der kleine Bär sich in die dunkel Ecke und linste zu dem
Hund hinüber, der ungerührt an seinem Knochen knabberte.
Sah
er denn das Gespenst nicht?
„Berno,
alter Junge, wen hast du uns denn da mitgebracht?“ ertönte eine
Stimme.
„Das
ist ein Teddybär, traf ihn, als er gerade aus der Klamottenkiste
floh.“
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(c) Werner B. |
Ein
großer schwarzer Kater schlenderte auf Teddy zu, dessen Herz
ängstlich klopfte.
„Hallo,
ich bin Rambo, Bernos Freund. Hast du auch einen Namen, Kleiner.“
„Teddy!“
stammelte dieser.
Der
Kater wandte sich wieder ab und ging zu dem Hund hinüber.
Kurz
schnüffelte er an dem Knochen.
„Ziemlich
spärlich, deine Mahlzeit, da habe ich doch etwas Besseres.“
Der
Kater verschwand in der Dunkelheit und kam gleich darauf mit einer
großen Wurst im Maul wieder und legte sie vor den Hund.
Dieser
schnüffelte genießerisch und meinte zu Teddy gewandt.
„Seit
ich mit Rambo zusammen bin, muss ich nie mehr hungern!“
Der
Kater kam nun mit einer anderen Wurst im Maul zurück und legte sie
vor Teddy ab.
Dieser
lächelte freundlich.
„Vielen
Dank, aber Teddybären müssen nicht essen und trinken.“
Rambo
lachte.
„Was
für ein höflicher Junge du doch bist, du bist bestimmt kein
Straßenkind?“
„Nein,
ich hatte sehr liebe Eltern und wurde gut erzogen. Meine Eltern waren
adelig und hießen „von Steif“ und trugen ihr Wappen im linken
Ohr.“
„Dir
haben sie kein Wappen gegeben?“
„Doch,
ich hatte auch eins, aber der Enkel des Mädchens,dem ich einst
gehörte, hat es abgerissen und dabei mein Ohr beschädigt.“
Teddy
dachte traurig an die dunkelste Stunde seines Lebens.
„Danach
wollte niemand mehr mit mir spielen, weil ich so hässlich war und
sie verbannten mich auf den Speicher.
Vor
kurzem ist die alte Frau gestorben und ich landete in dem Container.“
„Ja
wir haben alle mal schlechte Erfahrung mit den Zweibeinern gemacht,“
meinte Rambo und schlug mit der Pfote nach dem Hund.
Dieser
hatte die ganze Zeit die Wurst nicht aus den Augen gelassen und
wollte sie gerade schnappen.
„Lass
das, du gefräßiges Monster, die heben wir für später auf, denn so
schnell darf ich mich bei der Metzgerei nicht mehr sehen lassen.“
Er
kicherte, nahm die Wurst und verschwand.
Bedauernd
sah ihm Rambo nach.
„Ja
Kleiner, auch ich habe mit den Menschen schlechte Erfahrungen
gemacht. Und es wurde mir nicht an der
Wiege
gesungen, dass ich einmal als Straßenköter ende.
Ich
kam in einem schönen Hof auf die Welt und tollte dort glücklich mit
meinen Geschwistern herum.
Eines
Tages kam ein Mann und nahm mich mit.
Was
habe ich bitterlich geweint, ich war doch noch so klein und musste
meine Eltern und Geschwister verlassen.
Der
Mann brachte mich in eine Wohnung in einem Hochhaus. Sie banden mir
eine rote Schleife um und setzten mich in ein Körbchen unter dem
Christbaum. Ich freute mich als der kleine Junge mich in die Arme
nahm und nun hopste und spielte ich mit ihm herum und hatte meinen
Kummer bald vergessen.
Doch
als ich größer wurde, hatte der Junge keine Zeit mehr für mich.
Auch stritten sie immer lautstark, wer mich nach unten bringen
sollte, damit ich mein Geschäft verrichten konnte.
Das
brachte mich oft in Bedrängnis und wenn mir dann ein Malheur
passiert, dann brüllten sie mich an und schlugen mich.
Dabei
konnte ich doch gar nichts dafür.
Eines
Tages nahm mich der Mann und band mich in der Nähe eines Müllplatzes
an einen Baum.“
„Und
da wäre er elendig verhungert und verdurstet, wenn ich ihn nicht
befreit hätte. Außerdem musste ich ihm beibringen wie man auf der
Straße überlebt.“
Rambo
war zurück gekommen und setzte sich nun neben seine Freunde und
begann sein Fell zu putzen.
„Hast
du auch mit den Menschen schlechte Erfahrungen gemacht?“ wollte
Teddy wissen.
„Eher
sie mit ihm,“ kicherte Berno, „Rambo ist der König der Straßen
und ein Meisterdieb!“
Der
Kater grinste.
„Nein,
Kleiner, zum Glück war ich nie von diesen Kreaturen abhängig. Ich
bin auf dem Müllplatz geboren, meinen Vater kannte ich nicht. Als
dann meine Mutter auch nicht mehr
zurück
kam, musste ich schon sehr früh lernen allein zurecht zu kommen.
Aber nun lasst uns schlafen.“
Für
Teddy begann nun eine aufregende und schöne Zeit.
Er
streifte mit seinen beiden Freunden durch die Straßen und machte
viele interessante Bekanntschaften.
Er
lernte den Waschbären Emil kennen, den Dachs Merlin,
der
oft vom nahe gelegenen Wald in die Stadt kam und den halb blinden
Mops Hannchen, der in einem schönen großen Garten wohnte und gerne
seine reich gefüllte Futterschüssel mit ihnen teilte.
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(c) Bonmomo |
In
dem Garten wohnte auch der Igel Leopold, der sich oft zu einem
Schwätzchen dazu gesellte.
Abends
zog es die drei Kameraden dann in ihr Haus zurück und bevor sie
einschliefen erzählten sie dem atemlos lauschenden Teddy dann noch
spannende Geschichten aus ihrem bewegten Leben.
Eines
Morgens hörten sie vor dem alten Haus Stimmen und das Brummen eines
schweren Motors.
Rambo
sprang auf die Fensterbank und drückte seine Nase an die Scheibe.
Entsetzt
rief er seinen Freunden zu.
„Wir
müssen verschwinden, sie reißen das Haus ab!“
Aus
sicher Entfernung sahen sie nun wie die riesige Abrissbirne mehrmals
voller Wucht gegen das Haus prallte und es zusammenbrach.
Traurig
verließen sie den Ort, wo sie so viele Jahre Zuflucht gefunden
hatten.
Obwohl
Teddy erst kurz darin gewohnt hatte überfiel auch ihn eine große
Traurigkeit.
Merlin
kam vergnügt die Straße entlang und grüßte sie fröhlich.
„Warum
seht ihr so betrübt aus.“
Nachdem
er erfahren hatte, dass ihr Haus eben abgerissen wurde, schlug er
ihnen vor mit ihm in den Wald zu gehen. Dort gab es eine alte leere
Bärenhöhle.
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(c) meine Tochter |
Nun
lebten sie schon einige Zeit in der Höhle.
Rambo
ging auf Diebestour in den umliegenden Bauernhöfen und Berno jagte
Kaninchen.
Manchmal
aber mussten sie auch mit knurrendem Magen schlafen gehen und sie
beneideten den Teddybären, der weder essen noch trinken musste.
Eines
Tages waren sie wieder unterwegs auf Hasenjagd.
Rambo
saß oben auf dem Baum um Ausschau zu halten, Teddy verkroch sich im
Gebüsch und Berno kauerte sprungbereit im Gras.
Es
raschelte und ein kleiner Hase kam auf die Lichtung, Berno sprang
auf, da knallte ein Schuss.
Ein
langer brennender Schmerz fuhr dem Hund über den Rücken.
Der
Hase aber lief im Zickzack davon und verschwand in seinem Bau.
Ein
Mann in grüner Uniform trat zu dem Hund und hob die Büchse.
Da
sprang Rambo mit ausgefahrenen Krallen dem Mann auf den Kopf.
Während
dieser mit dem Kater kämpfte und der Jagdhund bellend um die Beiden
herum sprang, rappelte Berno sich auf und lief davon.
Als
Rambo sah, dass sein Freund in Sicherheit war, ließ er von seinem
Opfer ab und raste durch den Wald.
Der
Jäger aber betastete fluchend sein zerkratztes Gesicht, hob die
Waffe auf und verschwand.
Teddy
hatte sich voller Angst tief ins Gebüsch verkrochen, nun aber kam er
heraus und eilte zur Höhle.
Besorgt
beobachten sie den aus einer tiefen Wunde blutenden Freund, der immer
wieder kläglich jaulte und sich ziemlich elend fühlte.
„Bleib
du bei ihm, ich hole Hilfe!“ rief Rambo und sauste davon.
Bei
seinen Streifzügen war er auch an einer alten Hütte am
Waldrand
vorbei gekommen.
Dort
lebte eine alte Frau, Kräuterweiblein, genannt.
Als
sie ihn einmal entdeckte, hatte sie ihm eine Schale Milch und
Essensreste hingestellt.
Rambo
sprang über den Zaun.
Die
Hühner, die im Boden scharrten, liefen flügelschlagend auseinander
und die Ziege, die an einen Pflock gebunden
war,
meckerte empört.
Die
alte Frau trat aus dem Haus und Rambo lief auf sie zu und streifte
schnurrend um ihre Beine.
Als
sie sich bückte, um ihn zu streicheln, brachte er sich in Sicherheit
und fixierte sie beschwörend.
„Du
willst mir wohl etwas sagen?“ murmelte die Alte und als Antwort
drehte sich Rambo um, lief ein paar Schritte, drehte den Kopf und
maunzte auffordernd.
Wenig
später kniete die alte Frau vor dem verwundeten Hund.
„Ein
Streifschuss, der muss behandelt werden.“
Sie
erhob sich und verließ die Höhle.
Enttäuscht
sahen Rambo und Teddy ihr nach.
Doch
wenig später kam sie wieder, hinter sich einen mit Decken
ausgepolsterten Leiterwagen, herziehend.
Sie
hob den Hund hinein, setzte Teddy dazu und begleitet von Rambo, der
mit hoch erhobenen Schwanz neben ihr ging, fuhren sie zum Häuschen.
Unter
ihrer guten Pflege ging es dem Hund bald besser. Teddy bekam einen
Knopf als zweites Auge, sein Ohr wurde geflickt und wenn es auch ein
wenig kleiner war, so war er doch glücklich.
Auch
strickte ihm die alte Frau eine Latzhose und einen Pullover.
Die
Tiere und auch der Teddybär beschlossen bei der alten Frau zu
bleiben, denn hier ging es ihnen gut.
Teddy
gefiel es auf dem Sofa und wenn nachts Rambo die Gegend durchstreifte
durfte er ihn begleiten.
Berno
aber wollte lieber zuhause bleiben, denn einer musste ja auf die alte
Frau aufpassen.
Diese
bekam natürlich nicht mit, dass der Teddy abends lebendig wurde.
Sie
wunderte sich nur, warum seine Kleidung immer so schmutzig war.
©
Lore Platz 19.09.2022
Wieder eine wunderbare Geschichte liebe Lore! Was soll ich sagen: Einfach grandios !
AntwortenLöschenLiebe Lore, paar Tage war ich hier nicht lesen. Hatte Termine und etwas geschwächt. Alles wieder ok.
AntwortenLöschenNach dieser Geschichte habe ich geschaut, ob Paulchen auch schmutzig ist, lach.
Toll Deine Geschichte, jedesmal ist man beim Lesen mittendrin. Danke dafür.