Freitag, 31. Mai 2019

Einmal und nie wieder


Gestern war ja Vatertag, ob es viele Bierleichen gegeben hat?
Ich verstehe nicht. wie man soviel trinken kann, wenn man am nächsten Tag dann krank ist, hahaaa.
Ich hab nur einmal in meinem Leben ein wenig zu tief ins Glas geguckt.
Viel Spaß beim Lesen!





Einmal und nie wieder


Heute möchte ich euch erzählen, wie ich zum ersten und letzten Mal in meinem Leben total betrunken war.
Ich selbst konnte mich kaum noch daran erinnern, aber mein Mann erzählte es mir am nächsten Tag mit einem unverschämten Grinsen.
Mein Mann war Matrose und fuhr auch nach unserer Hochzeit weiter zur See, aber er heuerte auf einem Schiff an, das alle zwei Monate nach Europa kam und außerdem wurde ihm als verheirateter Matrose
eine Einzelkabine zugeteilt.
Dank meines wunderbaren Chefs, durfte ich alle zwei Monate eine Woche Urlaub nehmen, wenn das Schiff einen europäischen Hafen anlief.
Einmal fuhr ich wieder los, diesmal nach Rotterdam.
Dort lag das Schiff aber nicht direkt am Kai, sondern etwas außerhalb.
Man musste eine steile eiserne Leiter an der Kaimauer hinunter und dann in ein wackeliges Ruderboot klettern.
Keine leichte Übung für eine Landratte wie mich.




Als Kurtl mit seiner Arbeit fertig war, schlug er einen Ausflug an Land vor.
Obwohl mir ein wenig bange war vor dem schaukelnden Ruderboot, stimmt ich zu.
Wir gelangten glücklich an Land und verbrachten einen wunderschönen Nachmittag in Rotterdam.
Gegen Abend kehrten wir in einer Kneipe in der Nähe der Kaimauer ein.
Mein Mann bestellt sich ein Bier und mir einen Martini.
Ich vertrage so gut wie keinen Alkohol und nippte nur an meinem Glas.
Da ging plötzlich die Tür auf und einige Matrosen von unserem Schiff betraten die Kneipe.
Als sie uns sahen gab es ein großes Hallo und sie setzten sich zu uns.
Sie bemerkten, dass ich einen Martini vor mir stehen hatte und spendierten mir gleich den nächsten.
Wie gesagt, ich war Alkohol nicht gewohnt und trank höchstens einmal ein Glas Wein oder Sekt.
Aber ich wollte mich vor den Kumpels meines Mannes nicht blamieren und trank tapfer das zweite Glas und schon fing ich an zu kichern.
Diese Wirkung hat Alkohol auf mich.
Nach dem dritten Glas redete ich wie ein Wasserfall
und die Jungs wieherten vor Lachen.
Nicht weil ich so witzig oder geistreich war, sondern weil ihnen mein bayrischer Dialekt so gefiel.
Mein Mann hatte schon längst mit dem Trinken aufgehört und betrachtete das Ganze mit etwas Besorgnis.
Schließlich musste er mich ja noch sicher aufs Schiff bringen.
Als wieder, wie durch Zauberhand, ein Glas Martini vor mir stand, da ergriff er meine Hand und zerrte mich zum Ausgang.
An der Tür drehte ich mich noch einmal um und winkte den Jungs neckisch zu, dann stolperte ich hinter meinem Herrn und Meister aus dem Lokal.
War ich auf der Hinfahrt ängstlich wie ein Hase, so fühlte ich mich jetzt mutig wie ein Löwe.
An der Kaimauer angekommen packte ich das Geländer und schwang todesmutig mein Bein auf die erste Stufe der Leiter.
Mein Mann konnte sich gerade noch schnell über mich schwingen, sodass ich zwischen ihm und der steilen Leiter war.
Doch ich verfehlte keine einzige Sprosse und auch in das schaukelnde Ruderboot ließ ich mich vergnügt plumpsen.
Anschließend schob mein Mann mich dann die Gangway hinauf, die ich immer wieder kichernd als Hühnerleiter bezeichnete.
Erst als ich in der Koje lag, begann sich alles zu drehen.
Doch bald schlief ich ein.
Doch das Erwachen war fürchterlich.
Mein Mann, der überhaupt kein Mitleid mit meinem brummenden Schädel hatte, erzählte mir grinsend von meinen gestrigen Eskapaden.
Ich schwor nie wieder einen Martini auch nur anzusehen, so schlecht fühlte ich mich.
Auch genierte ich mich an Deck zu gehen.
Doch als ich den Jungs später begegnete, da lachten sie mich nur freundlich an und keiner erwähnte den vergangenen Abend.
Ich habe nie mehr so eine Kameradschaft kennengelernt wie auf dem Schiff.

© Lore Platz 31.05.2019


Mittwoch, 29. Mai 2019

Merle hat ein Geheimnis


 
(c) Helge T.



Das Frühstück sagt man sei die wichtigste Mahlzeit am Tag, denn es bringt Energie für den ganzen Tag.
Ob dies stimmt, weiß ich nicht, ich frühstücke gerne und halte mich dann auch an den Spruch:
Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettler.
Da ich Frühaufsteher bin und früh zu Bett gehe, entspricht das wohl meinem Lebensrhythmus.
Mein Mann konnte morgens nichts essen, nur eine Tasse Kaffee, nach der er dann langsam ansprechbar wurde.
Seine Hauptmahlzeit lag am Abend.
Trotzdem ist das Frühstück sehr wichtig, besonders für Kinder.
Doch viele Kinder gehen ohne Frühstück in die Schule und oft auch ohne Pausenbrot.
Viele Eltern denken gar nicht daran, dass das Frühstück wichtig für ihr Kind ist und schlafen oft noch, wenn das Kind aus dem Haus geht. Oder sie sind bereits in der Arbeit und das Kind ist allein für sein Frühstück verantwortlich und wenn auch der Kühlschrank voll ist, denkt es nicht daran sich etwas zu machen.
Uschi Glas hat vor Jahren zusammen mit ihrem Mann den Verein 'Brotzeit' gegründet.
Noch eine kleine Geschichte dazu
Viel Spaß beim Lesen




(C) Barbara W.




Merle hat ein Geheimnis


Vergnügt hüpft die neunjährige Merle in den Garten vor ihrem Elternhaus.
Die Mutter, die gerade vor einem Beet kniet sieht ihr lächelnd entgegen.
Du bist aber heute früh.“
Die letzte Stunde ist ausgefallen.“
Dann kannst du mir ja helfen,“ meint Frau Berger lächelnd.
Merle nickt fröhlich, stellt den Schulranzen ab und bald kniet sie neben ihrer Mutter.
Während sie beide die Pflanzen vom Unkraut befreien und die Erde rundum lockern, erzählt das Mädchen ihrer Mutter, dass sie sich als Patin für ein Kind aus der ersten Klasse gemeldet hat.
Das Mädchen heißt Susanne und Merle wird ihm helfen beim Lesen lernen und auch so wenn es nicht zurecht kommt.
Die Mutter freut sich über ihre so vernünftige Tochter.
Merle nimmt ihre Patenschaft sehr ernst. 
In der Pause setzt sie sich zu der sehr schüchternen Susanne und kümmert sich um sie.
Langsam fasst das kleine Mädchen Vertrauen zu ihr. 
Merle fällt auf, dass Susanne nie ein Pausenbrot dabei hat, aber sie denkt sich nichts dabei, denn vielleicht hat sie ja zuhause so gut gefrühstückt, dass sie keinen Hunger hat.
Doch eines Tages kommt sie etwas später in den Pausenhof und beobachtet Susanne die immer wieder ängstlich um sich blickend zu dem Papierkorb schleicht und dort herum wühlt.
Was machst du denn da?“ fragt Merle.
Susanne lässt das angebissene Brot, das es in der Hand hält erschrocken fallen.
Beschämt senkt sie den Kopf, ihr Wangen werden rot und in ihren Augen sammeln sich die Tränen.

Ich wollte nicht stehlen, aber ich habe gesehen, wie ein Mädchen ihr Brot weg geworfen hat und dann zum Kiosk gelaufen ist.“ stammelt sie.
Du hast Hunger.“
Susanne senkt noch tiefer den Kopf.
Komm mit!“
Merle nimmt ihr Patenkind an der Hand und setzt sich mit ihr auf die Bank, dann nimmt sie ihre Brotbox und reicht dem Mädchen ihr belegtes Brot.
Zögernd greift diese zu und dann verzehrt sie es voller Heißhunger.
Wann hast du denn zuletzt etwas gegessen?“
Gestern Abend, Mama hat nach der Arbeit Pizza mitgebracht,“ erzählt Susanne mit beiden Backen kauend.
Und dann erfährt Merle, dass die Mutter ihres Schützlings als Verkäuferin arbeitet und nebenbei noch putzen geht und oft zu müde zum kochen ist und auch das einkaufen vergisst.
Aber bitte, du darfst niemand davon etwa sagen, sonst kommen die vom Jugendamt und holen mich ab.“
Merle verspricht es, als sie in die angstvollen Augen von Susanne blickt.
Frau Berger aber wundert sich die nächste Zeit, weil Merle immer eine doppelte Portion ihres Pausenbrots verlangt.
Eines Tages stellt sie ihre Tochter zur Rede und nur langsam und zögernd erzählt Merle ihrer Mutter von Susanne und auch deren Angst, dass das Jugendamt sie ihrer Mama wegnehmen würde.
Unsinn, aber weißt du wo Susannes Mutter arbeitet?“
Im Kaufhaus Poldinger in der Parfümerie.“
Frau Berger geht gleich am nächsten Tag, kurz vor Ladenschluss in die Parfümerie und fragte nach Frau Hansen.
Während sie sich verschiedene Proben zeigen lässt und sich dann schließlich für einen Duft entscheidet, sagte sie leise zu der jungen Frau.
Hätten sie nach Feierabend etwas Zeit, ich würde sie gerne auf eine Tasse Kaffee gegenüber einladen, unsere Kinder sind befreundet.“
Nur zögernd nickt diese, doch als sie später dann in dem kleinen Cafe sitzen, fasst die junge Frau schnell Vertrauen zu Merles Mutter.
Und nun erfährt diese die traurige Geschichte.
Nach der Scheidung war sie mit Susanne hierher gezogen und brachte sich nun recht und schlecht durch.
Da ihr Mann keinen Unterhalt zahlte, war sie gezwungen noch nebenbei zu putzen, da das Gehalt einer Verkäuferin kaum reichte.
Als Frau Berger nun erzählt, dass Susanne immer hungrig in die Schule kommt, senkt deren Mutter beschämt den Kopf.
Ich bin oft so müde und auch verzweifelt, dass ich wohl nicht gut genug für mein Kind sorge,“ flüstert sie.
Frau Berger aber hat eine Idee.
Bereits ab dem nächsten Tag durfte Susanne nach der Schule mit Merle nach Hause.
Sie aßen zusammen Mittag, machten die Hausaufgaben und spielten und am Abend dann brachte Frau Berger Susanne zurück zu ihrer Mutter.
Frau Hansen die in Frau Berger eine Freundin gefunden hatte blühte auf und Susanne verlor ihre Schüchternheit und Traurigkeit.

© Lore Platz  20.05.2019


Dienstag, 28. Mai 2019

Der Schatz des Piraten


2010 wurde das handschriftliche Tagebuch von Casanova (1725-1798) von der Familie Brockhaus für viele Millionen Euro an die Nationalbibliothek in Paris verkauft.
Im Alter fand Casanova 1785 doch noch als Bibliothekar des Grafen Waldstein auf Schloss Dux eine Bleibe.
Bis zu seinem Tode am 4. Juni 1798 verfasste er hier seine Memoiren.
Die Blätter, die niemand haben wollte, blieben im Besitz seiner Familie, dann bot ein Neffe sie dem Verleger Arnold Brockhaus an, der sie für ungefähr 200 Taler im Jahr 1821 erwarb.
Über Generationen blieb die Urschrift bei der Verlegerfamilie, überstand den englischen Bombenangriff auf Leipzig in einem Bunker, und als Hans Brockhaus 1945 mit seiner Familie von Leipzig nach Wiesbaden umsiedelte, nahm er die Handschrift mit.
Während des zweiten Weltkrieges beförderte Hans Brockhaus mit dem Rad die Schriften durch Leipzig und die Sekretärin musste neben her laufen und die Kiste festhalten.
Über 140 Jahre hielt die Familie das Manuskript geheim.
Ein Vermächtnis, von Friedrich Arnold Brockhaus soll seinen Erben zur Pflicht gemacht habe, den Originaltext der berühmt-berüchtigten „Histoire de ma vie“ erst dann zu publizieren, wenn es dem Verlag Brockhaus einmal schlecht gehe.
Nun hat es sich gelohnt, dass sie all die Jahre diesen Fund bewahrten und schützten.






Der Schatz des Piraten


Das Meer hatte sich zurück gezogen und wartete nun in sicherer Entfernung, dass es sich wieder nach vorne stürzen konnte, um den Strand erneut zu überfluten.
Drei Jungen gingen über das Watt und ihre Stiefel machten schmatzende Geräusche bei jedem Schritt.
Ihre Gesichter waren genauso bewölkt, wie der Himmel über ihnen.
Heute Morgen hätten sie mit dem Fischer Alfred und dessen Sohn aufs Meer hinaus fahren dürfen, um zu Fischen, doch sie hatten alle drei verschlafen und so war der Kutter ohne sie los.
Was machen wir nun?“ Lars beobachtete eine Krabbe, die schwerfällig über den Schlamm krabbelte.
Seine Freunde schwiegen.
Jan sah nachdenklich hinüber zu den Klippen.
Es gibt viele Höhlen in den Klippen und der
'Schwarze Prinz' soll dort einen Schatz vergraben haben.“
Der ' Schwarze Prinz' war ein Pirat, der vor vielen hundert Jahren hier gelebt hatte und wegen seiner feinen Manieren diesen Beinamen erhielt.
Du weißt, dass es verboten ist in die Höhlen zu gehen, weil sie bei Flut unter Wasser stehen,“ mahnte Flo der dritte Junge.
Jan winkte ab.
Bis dahin sind wir längst wieder draußen. Du kannst ja hierbleiben, wenn du zu feige bist.“
Das wollte Flo nun auch nicht und so ging er hinter seinen Freunden in den Eingang bei den Klippen.
Kalt war es hier, eng, feucht und dunkel.
Jan knipste seine Taschenlampe an und sie zwängten sich hintereinander durch die schmalen Felsenwände, die in eine große Höhle führte.
Enttäuscht sahen sie, dass die Höhle leer und auch keine Einbuchtung zu einem Versteck führte.
Nun drangen sie immer tiefer ein, erforschten Höhle für Höhle und vergaßen völlig die Zeit.
Sie überhörten auch, dass das Wasser gegen die Felsen brandete.
Erst als es ihre Füße umspülte erschraken sie und begannen zu laufen.
Wir müssen nach oben!“ keuchte Jan und mühsam kletterten sie hinauf.
Flo setzte sich erschöpft nieder, doch Jan schrie:
Siehst du denn nicht, dass hier die Felsen feucht sind, so hoch steigt die Flut, du musst weiter!“
Zusammengekauert saßen sie auf den Felsen und starrten hinunter auf das Wasser, das mit voller Kraft in die Höhle stürzte und sie langsam füllte.
Erleichtert atmeten sie auf, als einen Meter unter ihren Füßen das Wasser zum Stillstand kam.
Nun sitzen wir für Stunden fest,“ seufzte Lars.
Doch Jan, der niemals aufgab, sah sich um.
Seht, da oben ist eine kleine Einbuchtung, vielleicht finden wir einen Ausgang.“
Sie kletterten hinauf, zwängten sich hinein und krochen auf dem Bauch weiter.
Der Weg verbreitete sich und sie standen in einer kleinen Höhle.
Das ist bestimmt die Schatzhöhle!“ jubelte Jan, doch seine beiden Freunde schüttelten nur den Kopf.
Ihnen war die Lust nach Schätzen schon längst vergangen, sie wollten nur noch hinaus.

Da vorne ist ein Lichtschein, vielleicht finden wir einen Ausgang?“ brummte Lars und stiefelte los.
Flo lief ihm nach.
Sie folgten dem Lichtstrahl und kamen durch mehrere kleinere Höhlen.
Dann sahen sie durch ein schmales Loch ein Stück vom Himmel.
Lars machte eine Räuberleiter und Flo kletterte hinauf.
Es geht! Draußen ist ein Vorsprung, da kann man gut stehen und dann hinunter klettern!“ jubelte er und schon war er verschwunden.
Ich habe ihn gefunden, ich habe ihn gefunden, den Piratenschatz!“
Jan stürzte keuchend in die Höhle.
Wir haben ihn auch gefunden, den Ausgang nämlich,“ brummte Lars, der im Moment im Stimmbruch war.
Wenig später standen alle drei erleichtert auf den Klippen und nach einem beschwerlichen Abstieg hatten sie erst Zeit sich den Schatz anzusehen.
Es war eine verschlossene alte Blechkiste, die sich nicht öffnen ließ.
Doch auch hier wusste Jan wieder was zu tun war.
Im Gartenhäuschen seines Vaters lag allerlei Werkzeug.
Es dauerte auch nicht lange, bis er das Schloss gesprengt hatte.
Langsam hob er den Deckel und sechs Augenpaare warteten nun gespannt, was zum Vorschein kam.
Das sind ja nur alte Papiere!“ rief Lars enttäuscht und auch Jan machte ein betretenes Gesicht.
Nur Flo beugte sich eifrig über die Papiere.
Das ist Latein, schade, meine Lateinkenntnisse sind noch nicht so gut, dass ich es übersetzen kann.“
Warum willst du diesen Krempel noch übersetzen,“ knurrte Jan, der sehr enttäuscht war.
Oh, Handschriften sind sehr wertvoll und diese stammt aus dem Jahre 1497!“
Woher willst du das wissen,“ brummte Lars
Hier steht es: ' Anno 20. Mai 1497', das war doch zu der Zeit, in der der ' Schwarze Pirat' gelebt hatte.
Und vor kurzem habe ich gelesen, dass die Pariser Nationalbibliothek für das Originalmanuskript von Casanova mehrere Millionen bezahlt hat.“
Mehrere Millionen,“ flüsterte Jan ehrfürchtig,“ denkst du diese Papiere sind auch etwas wert?“
Flo zuckte die Schultern.
Am besten wir fragen den Professor,“ schlug er vor.
Der Professor war der Leiter des hiesigen Museums und wohnte gleich daneben in einem kleinen Haus.
Frau Zeisig, die Haushälterin öffnete auf ihr stürmisches Klingel die Tür.
Wir müssen unbedingt den Herrn Professor sprechen, es ist sehr dringend!“
Sie runzelte die Stirn und ihr Blick wurde abweisend
So schmutzig kommt ihr mir nicht herein und außerdem ist der Herr Professor verreist und kommt vor Dienstag nicht zurück.
Enttäuscht zogen die Jungen ab.
Die Tage bis Dienstag wollten gar nicht vergehen.
Endlich war es soweit.
Als Frau Zeisig diesmal öffnete musste sie schmunzeln.
Drei saubere Jungen standen geschniegelt und gestriegelt vor der Tür.
Sie führte sie in das Arbeitszimmer des Museumsleiter.
Dieser stand am Fenster und hielt eine seltsam geformte Vase gegen das Licht.
Vorsichtig stellte er sie wieder in den Karton und wandte sich lächelnd zu den Jungen um.
Ich habe schon gehört, dass ihr mich dringend sprechen wollt, was gibt es denn so Wichtiges?“
Wir haben in den Höhlen etwas gefunden!“ rief Jan und legte die Blechkiste auf den Tisch.
Der Professor beugte sich darüber und nahm eines der Blätter vorsichtig heraus.
Sein Blick wurde immer gespannter.
Das ist ja höchst interessant, da habt ihr einen wertvollen Fund gemacht.“
Kriegen wir eine Belohnung?“ will Jan wissen.
Nein! So wertvoll ist es nicht.
Es ist wertvoll für unsere Region, denn es ist das Tagebuch des ' Schwarzen Prinzen.“
Der Professor hatte sich schon wieder in die Schriftstücke vertieft, notierte etwas auf einen Block und murmelte:
Der Pirat muss ein sehr gebildeter Mann gewesen sein, denn er schrieb es in einem einwandfreien Latein.
Es ging ja das Gerücht um, dass er ein verarmter Adeliger gewesen war.“
Frau Zeisig kam herein.
Da müsst ihr etwas Tolles gebracht haben. Wenn der Herr Professor diesen Gesichtsausdruck hat, dann ist er für Stunden nicht mehr zu gebrauchen. Er vergisst sogar zu Essen und zu Trinken.
Ihr habt aber doch sicher Hunger, kommt mit in die Küche. Ich habe frisch gebackene Kekse und Kakao.“
Mit einem letzten Blick auf den Professor folgen die Jungen der netten Haushälterin.
Eine Belohnung gab es zwar nicht, aber der Professor übersetzte das Tagebuch und ließ es drucken und im Vorwort erwähnte er die drei Jungen und erzählte, wie sie den Schatz des Piraten gefunden hatten.
Es kam sogar ein Reporter von der Lokalzeitung und brachte ihre Geschichte in die Zeitung.
Und für kurze Zeit waren Jan, Lars und Flo berühmt.

© Lore Platz 28.05.2019


Freitag, 17. Mai 2019

Geschichten aus dem Zauberwald

Mit dem Ende meiner Geschichte wünsche ich euch ein schönes Wochenende.
Die Geschichte von Mirzel und Melisande erzähle ich ein anderes Mal. 
Jetzt aber viel Spaß beim Lesen!





Atemlos stürmen die Kinder durch den Wald.
Sie haben keinen Blick für die herrlichen grün goldenen Sprenkel, die Frau Sonne in die Blätter zaubert und hören auch nicht das fröhliche Jubilieren der Vögel, die für die Hochzeit üben.
Sie haben nur Angst zu spät zu kommen.
Endlich erreichen sie Lilofees Garten.
Mume Immerzerstreut steht am Brunnen und bewundert sich im klaren Wasser.
Herrlich ist sie heraus geputzt.
Ihr kunterbuntes Kleid ist mit rosa Rüschen und lila Bändern verziert.
Auf ihrem Kopf thront ein riesengroßer Strohhut, beladen mit Kirschen und Äpfeln.
Uiiii!“ Mit offenem Mund bestaunen die Kinder ihre Großtante.
Lilofee kommt aus dem Haus, neben ihr hüpft Mathilde in den Garten.
Jubelnd laufen ihr die Kinder entgegen.
Bist du wunderschön!“ ruft Vanessa und auch Peter nickt anerkennend.
Lilofee sieht auch bezaubernd aus.
Ein unifarbenes zartgrünes Kleid aus feinster Seide umschmeichelt ihre grazile Gestalt, dazu hat sie ein gleichfarbiges Band in ihre Haare geflochten.
Madame Spinne und ihre Helferinnen haben sich selbst übertroffen, als sie das Kleid schneiderten.
Ein Wunder, dass sie dies schafften, bei den vielen Aufträgen, denn jeder wollte zur Hochzeit neu eingekleidet werden.

Die kleine Gesellschaft macht sich nun auf den Weg ins Zwergenreich.
Unterwegs schließen sich immer mehr Waldbewohner an und es wird recht lustig.
Vanessa und Peter sind entzückt von all den neuen Freunden.
 
 
(c) meine Tochter

Schön geschmückt ist das Zwergenreich und auf einer großen Wiese stehen Tische und Bänke.
An den Bäumen hängen Girlanden und die Äste sind voll mit fein heraus geputzten Vögeln.
Eben verlässt das Brautpaar das Schloss von begeisterten Hochrufen empfangen.
Zwergenkinder laufen voraus und streuen Blumen und in einem geschmückten Pavillon wartet mit wichtiger Miene der Bürgermeister.
Königin Rosamund und Amalie, die beiden Mütter, weinen um die Wette, als nach der Trauung das Brautpaar sich küsst.
Dann aber wird gefeiert!
Die Grillen spielen zum Tanz auf und fröhlich dreht sich das kleine Völkchen im Kreise.
Peter und Vanessa schlendern über die Wiese, spielen mit den Zwergenkindern Ringelreihen, tollen mit den Fuchskindern, hören den Vögeln zu und setzen sich etwas müde unter einen Schatten spendenden Baum.
Hier findet sie Lilofee.
Kommt mit, ich möchte euch jemand vorstellen.“
Auf einem großen hölzernen Stuhl sitzt der Feenkönig.
Zwei Diener haben den Stuhl extra vom Schloss hierher getragen, denn die kleinen Stühle der Zwerge sind viel zu klein für ihre Majestät.
Neugierig mustern die Kinder die große Gestalt.
Ein weißer buschiger Bart reicht ihm bis zum obersten Knopf seines blauen Mantels, dicke Augenbrauen geben ihm ein etwas finsteres Aussehen und unwillkürlich klammern sich die Kinder an ihre Tante.
Diese gibt dem alten Mann einen Kuss auf die Wange.
Hallo Papa! Darf ich dir meine Freunde Vanessa und Peter vorstellen?“
Kritisch werden sie betrachtet.
Unter diesem Blick fühlen sie sich ganz klein, wie an Weihnachten, wenn der Nikolaus aus seinem goldenen Buch vorliest.
Vanessa streckt ihre Hand aus:
Guten Tag, ich bin Vanessa und das ist mein Bruder Peter, dürfen wir dich einmal auf deinem Schloss besuchen?“
Lachend ergreift der alte Mann die kleine Kinderhand und sieht auf einmal gar nicht mehr so furchteinflößend aus.
Du bist ja ein keckes kleines Ding,“ etwas nachdenklich fügt er hinzu, „ du erinnerst mich an jemand, aber sagt wie gefällt es euch denn hier.“
Nun taut auch Peter langsam auf und zutraulich setzen sie sich zu ihrem Großvater und plaudern vergnügt mit ihm.
Lilofee entfernt sich lächelnd.
Die Zwerge und Waldbewohner tanzen ausgelassen.
Die Grillen und Vögel musizieren vergnügt, doch als nun die Frösche zu Quaken beginnen, ist die Aufregung groß.
 
 
(c) Irmgard Brüggemann

Dirigent Amsel wirft seinen Taktstock nieder, die Vögel hören mitten im Lied zu singen auf und die Grillen lassen ihre Geigen sinken.
Nun ist nur noch das Quaken der Frösche zu hören.
Die Tänzer bleiben stehen, denn nach dieser Melodie kann niemand tanzen.
Ein ärgerliches Murren beginnt.
Doch der König hebt gebieterisch die Hand.
Die Frösche wollen ja nur dem Brautpaar ein Ständchen bringen, dass es entsetzlich klingt, bemerken sie ja nicht.
Geduldig lauschen Mirzel und seine Braut dem Musikgenuss. Doch als die Frösche immer wieder von vorne beginnen und kein Ende finden , winkt Prinz Mirzel den Koch Petersilie herbei und flüstert ihm etwas ins Ohr.
Mit einer tiefen Verbeugung entfernt sich der Koch und kommt wenig später mit einer riesigen Schüssel, die von zwei Zwergen getragen wird, zurück.
Mirzel bittet die Frösche freundlich, doch eine Pause zu machen und von dem köstlichen Salat mit Fliegengeschmack zu kosten, den der Schlosskoch extra für sie zubereitete hat.
Das lassen sich die Frösche nicht zweimal sagen, denn außer Singen lieben sie noch das Fressen.
Nun kann das Fest ungestört weiter gehen.
Lilofee freut sich.
Prinz Mirzel wird einmal ein guter König werden.
Vanessa hat inzwischen einen Entschluss gefasst.
Zutraulich klettert sie auf den Schoß des Feenkönigs und zupft ihn am Bart.
Duuu, warum kannst du meinen Papa nicht leiden?“
Peter verschluckt sich an seinem Kakao.
Ich kenne doch deinen Papa nicht.“
Doch du kennst ihn. Du bist nämlich unser Opa und weil Mama unseren Papa lieb hat, redest du nicht mehr mit ihr. Mama ist bestimmt sehr traurig deswegen und wir haben nicht gewusst, dass wir außer Opa Braun noch einen Opa haben. Und das ist doch schade, denn wir finden dich ganz toll.“
Es wird ganz still.
Peter hat einen hochroten Kopf und spielt mit den Krümeln seines Kuchens.
Lilofee beobachtet besorgt ihren Vater.
Dieser sieht ziemlich finster aus, doch als sein Blick auf Vanessa fällt die ihn kritisch mustert, bricht er in lautes dröhnendes Lachen aus.
Lilofee atmet auf.
Theoderich aber beugt sich zu Vanessa hinunter und flüstert ihr ins Ohr.
Ich bin auch sehr traurig und habe schon lange bereut, dass ich so böse zu deiner Mutter war. Aber ich weiß nicht wie ich es anfangen soll, dass wir uns wieder vertragen. Willst du mir helfen?“
Vanessa nickt eifrig und zwinkert verschwörerisch.
Ich will sehen, was ich tun kann,“ flüstert sie, „aber nun müssen wir nach Hause, es wird schon dunkel.“
Sie rutscht von seinem Schoß, zwinkert noch einmal verschmitzt und zusammen mit Lilofee verlassen sie das Fest, nachdem sie sich bei dem Brautpaar bedankt haben.
Die Fee begleitet sie bis zum Forsthaus.
Bald liegen alle friedlich im Bett.

Vanessa sitzt schmollend in ihrem Zimmer.
Peter und Papa sind mit Opa in den Wald gegangen und sie durfte nicht mit.
Das ist Männersache hat Peter hochnäsig erklärt.
Verena schaut ins Zimmer.
Sei nicht traurig meine Süße, komm mit zu Oma in den Garten.“
Missmutig erhebt sich das Mädchen und schlurft hinter ihrer Mutter hinaus.
Das ist doch langweilig,“ mault sie und beobachtet, wie die Oma Kartoffel schält.
Wie kann man an so einem schönen Tag nur so grantig sein,“ lacht Verena.
Vanessa scharrt mit der Fußspitze im Kies.
Ich möchte zu Tante Lilofee.“
Verena tauscht mit ihrer Schwiegermutter einen Blick.
Du hast also meine Schwester kennen gelernt?“
Vanessa nickt und dann sprudelt die ganze Geschichte aus ihr heraus, nur von der Begegnung mit dem Feenkönig erzählt sie nichts.
Aufgeregt umfasst sie die Hände der Mutter.
Komm doch mit Mama, Tante Lilofee wird sich bestimmt freuen.“
Geht nur, ich komme allein zurecht,“ lacht die Oma.
Vergnügt wandern sie durch den Zauberwald.
Ein aufgeregtes Wispern begleitet sie.
Verena ist wieder da!Verena ist wieder da!
Vor Lilofees Haus bleiben sie stehen und schon läuft diese heraus und umarmt ihre Schwester liebevoll.
Wie schön, dass du endlich wieder einmal im Zauberwald bist, komm herein, Muhme Immerzerstreut ist auch da.“

Mathilde hüpft durch die Küche und zuckt erschreckt zusammen, als sie jemand am Schürzenband zupft.
Unwirsch dreht sie sich um und bemerkt Vanessa die mit ernstem Gesicht zu ihr aufsieht.
Sie beugt sich zu der Kleinen hinab.
Begleitest du mich zu meinem Großvater, aber Mama und Tante Lilofee dürfen davon nichts wissen.“
Mathilde überlegt und schmunzelt.
Ich verstehe, warte im Garten auf mich.“
Vanessa schlendert hinaus zu den Anderen.
Mathilde hüpft heran, am Arm einen Henkelkorb.
Ich muss zu Agnes, um Kräuter zu holen, kann ich Vanessa mitnehmen?“
Verena möchte etwas sagen, doch Lilofee legt ihr die Hand auf den Arm.
Im Zauberwald ist sie sicher.“
Wenig später springt das Mädchen vergnügt neben dem Känguru durch das grüne Moos.
Der Weg zum Schloss ist steil und Mathilde muss öfter stehen bleiben und verschnaufen.
Endlich stehen sie vor dem mächtigen Tor und betätigen den Türknopf, der wie der Kopf eines Wolfes aussieht.
Ein dumpfer Ton hallt durch die Halle und die Hausdame öffnet die Tür.
Ich möchte meinen Großvater sprechen,“ verlangt Verena energisch.
Die alte Dame strahlt.
Du bist die Tochter von Verena. Ich habe deine Mutter schon gekannt, da war sie noch ein ganz kleines Ding und genau so keck wie du. Kommt herein.“
Vanessa betritt das Schloss und Mathilde macht sich auf den Weg zu der Kräuterfrau Agnes, verspricht aber auf dem Rückweg wieder vorbei zu kommen.
Die Hausdame führt das Mädchen durch die riesige Halle zu einer Treppe, die mit einem roten Teppich ausgelegt ist.
An den Wänden hängen Bilder mit altmodisch gekleideten Damen und Herren. Frauen in wallenden Kleider, einige mit spitzen Hüten und Männer in prächtigen Gewändern.
Die alte Frau öffnet nun eine große Tür, die leise knarrt und führt Vanessa in eine Bibliothek.
Staunend betrachtet das Mädchen die riesigen Regale, die bis zu der hohen Decke reichen und voll mit Büchern sind.
Der Feenkönig sitzt an seinem Schreibtisch und öffnet einladend die Arme.
Jubelnd umarmt Vanessa ihren Opa und die Hausdame wischt sich schnell ein paar Tränen aus den Augen.
Das ist ja wunderbar, dass du mich besuchst. Bist du allein gekommen?“
Hoffnung schwingt in seiner Stimme.
Mama ist bei Tante Lilofee. Sie weiß nicht, dass ich hier bin. Mathilde holt mich später ab.“
Spitzbübisch blinzelt das Mädchen den alten Mann an.
Wie wäre es, wenn du mit mir kommen würdest zu Mama.“
Ich weiß nicht,“ murmelt dieser unbehaglich.
Empört strampelt sich Vanessa frei und springt von seinem Schoß.
Mit blitzenden Augen, die Hände in die Hüften gestemmt stellt sie sich vor den Feenkönig.
So du hast gesagt, du willst dich mit Mama versöhnen und nun habe ich sie überredet, Tante Lilofee zu besuchen und du kneifst. Pah!“
Sie dreht sich um und marschiert zur Tür.
Ein dröhnendes Lachen ertönt hinter ihr und der Feenkönig ruft.
Warte kleiner Hitzkopf, ich begleite dich.“
Langsam dreht sich Vanessa um
Ehrenwort?“
Ehrenwort!“
Das Mädchen strahlt und umarmt den Opa stürmisch.
Die Hausdame verspricht Mathilde zu benachrichtigen und der große mächtige Feenkönig marschiert den Berg hinunter, an der Hand ein kleines Mädchen.
Mit klopfendem Herzen steht der Feenkönig wenig später im Garten seiner Tochter Lilofee.
Die Tür des Hauses wird aufgerissen und Verena stürmt heraus.
Papa!“ Schluchzend liegen sie sich in den Armen.
Vanessa lehnt an der Mauer, die Arme verschränkt und zufrieden grinsend.
Lilofee steht neben ihr, glücklich lächelnd, mit feucht schimmernden Augen.
Mathilde hüpft in den Garten.
Das wurde ja endlich Zeit, dass der alte Querkopf sich besinnt!“
Das habe ich gehört!“ ruft der Feenkönig.
Das Känguru brummelt etwas und hüpft in die Küche.
Glücklich lachend hebt der alte Mann seine Enkelin in die Höhe und gibt ihre einen schallenden Kuss.
Na du kleiner Friedenstifter bist du zufrieden?“
Vanessa lacht vergnügt und schlingt die Arme um Opa und Mama.
Später begleitet der Feenkönig Verena und ihre Tochter zum Forsthaus.
War das eine Überraschung, als der mächtige Herr der Feen in die Stube tritt.

Etwas verlegen reicht er seinem Schwiegersohn die Hand, in die dieser nach kurzem Zögern einschlägt.
War das ein Fest!
Oma Braun trägt auf, was die Küche zu bieten hat und es wird erzählt und gelacht.
Später holt Opa Braun seine Zither und es wird musiziert.
Peter ist anfangs etwas beleidigt, weil Vanessa ohne ihn den Großvater besucht hat, aber als der Feenkönig ihm verspricht, dass er morgen ganz allein zu ihm kommen darf, ist er beruhigt.
Der Feenkönig lehnt sich in seinem Stuhl zurück und schmunzelt Es gefällt ihm bei den Menschen.

  (c) Lore Platz