Mit dem Ende meiner Geschichte wünsche ich euch ein schönes Wochenende.
Die Geschichte von Mirzel und Melisande erzähle ich ein anderes Mal.
Jetzt aber viel Spaß beim Lesen!
Atemlos
stürmen die Kinder durch den Wald.
Sie
haben keinen Blick für die herrlichen grün goldenen Sprenkel, die
Frau Sonne in die Blätter zaubert und hören auch nicht das
fröhliche Jubilieren der Vögel, die für die Hochzeit üben.
Sie
haben nur Angst zu spät zu kommen.
Endlich
erreichen sie Lilofees Garten.
Mume
Immerzerstreut steht am Brunnen und bewundert sich im klaren Wasser.
Herrlich
ist sie heraus geputzt.
Ihr
kunterbuntes Kleid ist mit rosa Rüschen und lila Bändern verziert.
Auf
ihrem Kopf thront ein riesengroßer Strohhut, beladen mit Kirschen
und Äpfeln.
„Uiiii!“
Mit offenem Mund bestaunen die Kinder ihre Großtante.
Lilofee
kommt aus dem Haus, neben ihr hüpft Mathilde in den Garten.
Jubelnd
laufen ihr die Kinder entgegen.
„Bist
du wunderschön!“ ruft Vanessa und auch Peter nickt anerkennend.
Lilofee
sieht auch bezaubernd aus.
Ein
unifarbenes zartgrünes Kleid aus feinster Seide umschmeichelt ihre
grazile Gestalt, dazu hat sie ein gleichfarbiges Band
in ihre Haare geflochten.
Madame
Spinne und ihre Helferinnen haben sich selbst übertroffen, als sie
das Kleid schneiderten.
Ein
Wunder, dass sie dies schafften, bei den vielen Aufträgen, denn
jeder wollte zur Hochzeit neu eingekleidet werden.
Die
kleine Gesellschaft macht sich nun auf den Weg ins Zwergenreich.
Unterwegs
schließen sich immer mehr Waldbewohner an und es wird recht lustig.
Vanessa
und Peter sind entzückt von all den neuen Freunden.
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(c) meine Tochter |
Schön
geschmückt ist das Zwergenreich und auf einer großen Wiese stehen
Tische und Bänke.
An
den Bäumen hängen Girlanden und die Äste sind voll mit fein
heraus geputzten Vögeln.
Eben
verlässt das Brautpaar das Schloss von begeisterten Hochrufen
empfangen.
Zwergenkinder
laufen voraus und streuen Blumen und in einem geschmückten Pavillon
wartet mit wichtiger Miene der Bürgermeister.
Königin
Rosamund und Amalie, die beiden Mütter, weinen um die Wette, als
nach der Trauung das Brautpaar sich küsst.
Dann
aber wird gefeiert!
Die
Grillen spielen zum Tanz auf und fröhlich dreht sich das kleine
Völkchen im Kreise.
Peter
und Vanessa schlendern über die Wiese, spielen mit den
Zwergenkindern Ringelreihen, tollen mit den Fuchskindern, hören den
Vögeln zu und setzen sich etwas müde unter einen Schatten
spendenden Baum.
Hier
findet sie Lilofee.
„Kommt
mit, ich möchte euch jemand vorstellen.“
Auf
einem großen hölzernen Stuhl sitzt der Feenkönig.
Zwei
Diener haben den Stuhl extra vom Schloss hierher getragen, denn die
kleinen Stühle der Zwerge sind viel zu klein für ihre Majestät.
Neugierig
mustern die Kinder die große Gestalt.
Ein
weißer buschiger Bart reicht ihm bis zum obersten Knopf seines
blauen Mantels, dicke Augenbrauen geben ihm ein etwas finsteres
Aussehen und unwillkürlich klammern sich die Kinder an ihre Tante.
Diese
gibt dem alten Mann einen Kuss auf die Wange.
„Hallo
Papa! Darf ich dir meine Freunde Vanessa und Peter vorstellen?“
Kritisch
werden sie betrachtet.
Unter
diesem Blick fühlen sie sich ganz klein, wie an Weihnachten, wenn
der Nikolaus aus seinem goldenen Buch vorliest.
Vanessa
streckt ihre Hand aus:
„Guten
Tag, ich bin Vanessa und das ist mein Bruder Peter, dürfen wir dich
einmal auf deinem Schloss besuchen?“
Lachend
ergreift der alte Mann die kleine Kinderhand und sieht auf einmal gar
nicht mehr so furchteinflößend aus.
„Du
bist ja ein keckes kleines Ding,“ etwas nachdenklich fügt er
hinzu, „ du erinnerst mich an jemand, aber sagt wie gefällt es
euch denn hier.“
Nun
taut auch Peter langsam auf und zutraulich setzen sie sich zu ihrem
Großvater und plaudern vergnügt mit ihm.
Lilofee
entfernt sich lächelnd.
Die
Zwerge und Waldbewohner tanzen ausgelassen.
Die
Grillen und Vögel musizieren vergnügt, doch als nun die Frösche zu
Quaken beginnen, ist die Aufregung groß.
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(c) Irmgard Brüggemann |
Dirigent
Amsel wirft seinen Taktstock nieder, die Vögel hören mitten im Lied
zu singen auf und die Grillen lassen ihre Geigen sinken.
Nun
ist nur noch das Quaken der Frösche zu hören.
Die
Tänzer bleiben stehen, denn nach dieser Melodie kann niemand tanzen.
Ein
ärgerliches Murren beginnt.
Doch
der König hebt gebieterisch die Hand.
Die
Frösche wollen ja nur dem Brautpaar ein Ständchen bringen, dass es
entsetzlich klingt, bemerken sie ja nicht.
Geduldig
lauschen Mirzel und seine Braut dem Musikgenuss. Doch als die
Frösche immer wieder von vorne beginnen und kein Ende finden , winkt
Prinz Mirzel den Koch Petersilie herbei und flüstert ihm etwas ins
Ohr.
Mit
einer tiefen Verbeugung entfernt sich der Koch und kommt wenig später
mit einer riesigen Schüssel, die von zwei Zwergen getragen wird,
zurück.
Mirzel
bittet die Frösche freundlich, doch eine Pause zu machen und von dem
köstlichen Salat mit Fliegengeschmack zu kosten, den der Schlosskoch
extra für sie zubereitete hat.
Das
lassen sich die Frösche nicht zweimal sagen, denn außer Singen
lieben sie noch das Fressen.
Nun
kann das Fest ungestört weiter gehen.
Lilofee
freut sich.
Prinz
Mirzel wird einmal ein guter König werden.
Vanessa
hat inzwischen einen Entschluss gefasst.
Zutraulich
klettert sie auf den Schoß des Feenkönigs und zupft ihn am Bart.
„Duuu,
warum kannst du meinen Papa nicht leiden?“
Peter
verschluckt sich an seinem Kakao.
„Ich
kenne doch deinen Papa nicht.“
„Doch
du kennst ihn. Du bist nämlich unser Opa und weil Mama unseren
Papa lieb hat, redest du nicht mehr mit ihr. Mama ist bestimmt sehr
traurig deswegen und wir haben nicht gewusst, dass wir außer Opa
Braun noch einen Opa haben. Und das ist doch schade, denn wir finden
dich ganz toll.“
Es
wird ganz still.
Peter
hat einen hochroten Kopf und spielt mit den Krümeln seines Kuchens.
Lilofee
beobachtet besorgt ihren Vater.
Dieser
sieht ziemlich finster aus, doch als sein Blick auf Vanessa fällt
die ihn kritisch mustert, bricht er in lautes dröhnendes Lachen aus.
Lilofee
atmet auf.
Theoderich
aber beugt sich zu Vanessa hinunter und flüstert ihr ins Ohr.
„Ich
bin auch sehr traurig und habe schon lange bereut, dass
ich so böse zu deiner Mutter war. Aber ich weiß nicht wie ich es
anfangen soll, dass wir uns wieder vertragen. Willst du mir helfen?“
Vanessa
nickt eifrig und zwinkert verschwörerisch.
„Ich
will sehen, was ich tun kann,“ flüstert sie, „aber nun müssen
wir nach Hause, es wird schon dunkel.“
Sie
rutscht von seinem Schoß, zwinkert noch einmal verschmitzt und
zusammen mit Lilofee verlassen sie das Fest, nachdem sie sich bei dem
Brautpaar bedankt haben.
Die
Fee begleitet sie bis zum Forsthaus.
Bald
liegen alle friedlich im Bett.
Vanessa
sitzt schmollend in ihrem Zimmer.
Peter
und Papa sind mit Opa in den Wald gegangen und sie durfte nicht mit.
Das
ist Männersache hat Peter hochnäsig erklärt.
Verena
schaut ins Zimmer.
„Sei
nicht traurig meine Süße, komm mit zu Oma in den Garten.“
Missmutig
erhebt sich das Mädchen und schlurft hinter ihrer Mutter hinaus.
„Das
ist doch langweilig,“ mault sie und beobachtet, wie die Oma
Kartoffel schält.
„Wie
kann man an so einem schönen Tag nur so grantig sein,“ lacht
Verena.
Vanessa
scharrt mit der Fußspitze im Kies.
„Ich
möchte zu Tante Lilofee.“
Verena
tauscht mit ihrer Schwiegermutter einen Blick.
„Du
hast also meine Schwester kennen gelernt?“
Vanessa
nickt und dann sprudelt die ganze Geschichte aus ihr heraus, nur von
der Begegnung mit dem Feenkönig erzählt sie nichts.
Aufgeregt
umfasst sie die Hände der Mutter.
„Komm
doch mit Mama, Tante Lilofee wird sich bestimmt freuen.“
„Geht
nur, ich komme allein zurecht,“ lacht die Oma.
Vergnügt
wandern sie durch den Zauberwald.
Ein
aufgeregtes Wispern begleitet sie.
Verena
ist wieder da!Verena ist wieder da!
Vor
Lilofees Haus bleiben sie stehen und schon läuft diese heraus und
umarmt ihre Schwester liebevoll.
„Wie
schön, dass du endlich wieder einmal im Zauberwald bist, komm
herein, Muhme Immerzerstreut ist auch da.“
Mathilde
hüpft durch die Küche und zuckt erschreckt zusammen, als sie jemand
am Schürzenband zupft.
Unwirsch
dreht sie sich um und bemerkt Vanessa die mit ernstem Gesicht zu ihr
aufsieht.
Sie
beugt sich zu der Kleinen hinab.
„Begleitest
du mich zu meinem Großvater, aber Mama und Tante Lilofee dürfen
davon nichts wissen.“
Mathilde
überlegt und schmunzelt.
„Ich
verstehe, warte im Garten auf mich.“
Vanessa
schlendert hinaus zu den Anderen.
Mathilde
hüpft heran, am Arm einen Henkelkorb.
„Ich
muss zu Agnes, um Kräuter zu holen, kann ich Vanessa mitnehmen?“
Verena
möchte etwas sagen, doch Lilofee legt ihr die Hand auf den Arm.
„Im
Zauberwald ist sie sicher.“
Wenig
später springt das Mädchen vergnügt neben dem Känguru durch das
grüne Moos.
Der
Weg zum Schloss ist steil und Mathilde muss öfter stehen bleiben und
verschnaufen.
Endlich
stehen sie vor dem mächtigen Tor und betätigen den Türknopf, der
wie der Kopf eines Wolfes aussieht.
Ein
dumpfer Ton hallt durch die Halle und die Hausdame öffnet die Tür.
„Ich
möchte meinen Großvater sprechen,“ verlangt Verena energisch.
Die
alte Dame strahlt.
„Du
bist die Tochter von Verena. Ich habe deine Mutter schon gekannt, da
war sie noch ein ganz kleines Ding und genau so keck wie du. Kommt
herein.“
Vanessa
betritt das Schloss und Mathilde macht sich auf den Weg zu der
Kräuterfrau Agnes, verspricht aber auf dem Rückweg wieder vorbei zu
kommen.
Die
Hausdame führt das Mädchen durch die riesige Halle zu einer Treppe,
die mit einem roten Teppich ausgelegt ist.
An
den Wänden hängen Bilder mit altmodisch gekleideten Damen und
Herren. Frauen in wallenden Kleider, einige mit spitzen Hüten und
Männer in prächtigen Gewändern.
Die
alte Frau öffnet nun eine große Tür, die leise knarrt und führt
Vanessa in eine Bibliothek.
Staunend
betrachtet das Mädchen die riesigen Regale, die bis zu der hohen
Decke reichen und voll mit Büchern sind.
Der
Feenkönig sitzt an seinem Schreibtisch und öffnet einladend die
Arme.
Jubelnd
umarmt Vanessa ihren Opa und die Hausdame wischt sich schnell ein
paar Tränen aus den Augen.
„Das
ist ja wunderbar, dass du mich besuchst. Bist du allein gekommen?“
Hoffnung
schwingt in seiner Stimme.
„Mama
ist bei Tante Lilofee. Sie weiß nicht, dass ich hier bin. Mathilde
holt mich später ab.“
Spitzbübisch
blinzelt das Mädchen den alten Mann an.
„Wie
wäre es, wenn du mit mir kommen würdest zu Mama.“
„Ich
weiß nicht,“ murmelt dieser unbehaglich.
Empört
strampelt sich Vanessa frei und springt von seinem Schoß.
Mit
blitzenden Augen, die Hände in die Hüften gestemmt stellt sie sich
vor den Feenkönig.
„So
du hast gesagt, du willst dich mit Mama versöhnen und nun habe ich
sie überredet, Tante Lilofee zu besuchen und du kneifst. Pah!“
Sie
dreht sich um und marschiert zur Tür.
Ein
dröhnendes Lachen ertönt hinter ihr und der Feenkönig ruft.
„Warte
kleiner Hitzkopf, ich begleite dich.“
Langsam
dreht sich Vanessa um
„Ehrenwort?“
„Ehrenwort!“
Das
Mädchen strahlt und umarmt den Opa stürmisch.
Die
Hausdame verspricht Mathilde zu benachrichtigen und der große
mächtige Feenkönig marschiert den Berg hinunter, an der Hand ein
kleines Mädchen.
Mit
klopfendem Herzen steht der Feenkönig wenig später im Garten seiner
Tochter Lilofee.
Die
Tür des Hauses wird aufgerissen und Verena stürmt heraus.
„Papa!“
Schluchzend liegen sie sich in den Armen.
Vanessa
lehnt an der Mauer, die Arme verschränkt und zufrieden grinsend.
Lilofee
steht neben ihr, glücklich lächelnd, mit feucht schimmernden Augen.
Mathilde
hüpft in den Garten.
„Das
wurde ja endlich Zeit, dass der alte Querkopf sich besinnt!“
„Das
habe ich gehört!“ ruft der Feenkönig.
Das
Känguru brummelt etwas und hüpft in die Küche.
Glücklich
lachend hebt der alte Mann seine Enkelin in die Höhe und gibt ihre
einen schallenden Kuss.
„Na
du kleiner Friedenstifter bist du zufrieden?“
Vanessa
lacht vergnügt und schlingt die Arme um Opa und Mama.
Später
begleitet der Feenkönig Verena und ihre Tochter zum Forsthaus.
War
das eine Überraschung, als der mächtige Herr der Feen in die Stube
tritt.
Etwas
verlegen reicht er seinem Schwiegersohn die Hand, in die dieser nach
kurzem Zögern einschlägt.
War
das ein Fest!
Oma
Braun trägt auf, was die Küche zu bieten hat und es wird erzählt
und gelacht.
Später
holt Opa Braun seine Zither und es wird musiziert.
Peter
ist anfangs etwas beleidigt, weil Vanessa ohne ihn den Großvater
besucht hat, aber als der Feenkönig ihm verspricht, dass er morgen
ganz allein zu ihm kommen darf, ist er beruhigt.
Der
Feenkönig lehnt sich in seinem Stuhl zurück und schmunzelt Es
gefällt ihm bei den Menschen.
(c) Lore Platz