Neulich drängte mir ein Bekannter eine Diskussion über seine verdrehte politische Meinung auf. Leider kann ich ihm nicht immer aus dem Weg gehen, da er der Mann meiner Freundin ist.
Während dieser Diskussion tauchte auch das Wort: "Gutmensch" auf.
Ich verabscheue dieses Wort, nicht nur weil es abwertend klingt, sondern weil es mein Feingefühl für die deutsche Sprache verletzt.
Auch wenn es seit 2000 im Duden steht ist für mich kein deutsches Wort.
Es klingt, als würde jemand der der deutschen Sprache nicht mächtig ist, rufen: Du gut Mensch!
Ich liebe die deutsche Sprache und spiele in meinen Geschichten gern mit ihr.
Einfach ist unser Sprache nicht, besonders da es Wörter gibt, die verschiedene Bedeutungen haben.
Wie z. B.: Bank, Schimmel, Fuchsschwanz, Tor, Bienenstich, Pflaster, Schale usw.
Dass das auch Kinder verwirren kann, dazu habe ich mir eine kleine Geschichte ausgedacht.
Biggi ist verwirrt
Biggi ist vier Jahre alt. Eigentlich hieß sie Birgit, doch als sie noch kleiner war, nannte sie sich selbt immer Biggi und der Name ist ihr geblieben.
Biggi ging sehr gerne in den Kindergarten. Sie liebte Fräulein Erika und hatte viele Freunde mit denen sie spielen konnte.
Gerade spielte sie mit Geli, Anna und Tina mit dem großen Puppenhaus, da kam die Leiterin Frau Baumgartner ins Zimmer.
An der Hand führte sie ein kleines Mädchen, das scheu den Kopf gesenkt hielt.
Biggi hörte, wie Frau Baumgartner leise zu Fräulein Erika sagte: "Kümmern sie sich besonders um die Kleine, sie ist eine Waise."
Biggi betrachtete das Mädchen ganz genau und überlegte, was eine Waise wohl war.
Als ihre Mutter sie abholte fragte sie diese. Frau Mahler, die gerade mit den Gedanken bei ihrer nächsten Klavierschülerin war., antwortete: "Eine Weise ist eine schöne Melodie."
Biggi überlegte, wieso das Mädchen eine Melodie sein sollte.Doch da waren sie schon zuhause angekommen und Jakob, der Dackel kam ihnen kläffend entgegen.
Erst nach dem Mittagessen fiel Biggi das Mädchen aus dem Kindergarten wieder ein. Ihre Mutter konnte sie nicht mehr fragen, die unterrichtete im Wohnzimmer Klavier und da durfte sie nicht stören.
Der Papa kam erst spät am Abend nach Hause. Doch den Opa, den wollte sie fragen.
Sie lief in den Garten und stellte sich neben den Opa, der gerade einen Rosenstock beschnitt. Seine Rosen waren Opas ganzer stolz.
Der alte Mann betrachtete das Mädchen aus den Augenwinkel.
"Nu, me Deern, was haste auf dem Herzen?"
"Was ist eine Waise?"
Der Opa grinste und sah zu seiner Frau, die gerade mit einer Gießkanne zu ihnen herüber kam.
"Das ist eine kluge alte Frau, die alles besser weiß."
Die Oma gab ihm einen Klaps auf den Arm und Biggi stimmte in das fröhliche Lachen der beiden mit ein.
Erst am Abend, als Biggi im Bett lag fiel ihr das Mädchen aus dem Kindergarten wieder ein.
Als Oma, das Buch, aus dem sie vorgelesen hatte, zur Seite legte fragte Biggi.
"Oma was ist eine Waise? Mama sagt, eine schöne Melodie, Opa sagt eine kluge Frau, aber das kann es alles nicht sein."
Die Oma nickte verstehend.
"Liebes es gibt Wörter, die haben verschiedene Bedeutung, auch wenn sie ähnlich klingen, Warum willst du es denn wissen."
Und nun erzählte ihr Biggi von dem Mädchen und was sie gehört hatte
Das Gesicht der Oma wurde ernst. "Armes kleines Mädchen," murmelte sie.
Liebevoll strich sie ihrer Enkelin über das Haar.
"Eine Waise ist ein Kind, das keine Mutter und keinen Vater mehr hat."
Biggis Augen füllten sich mit Tränen und die alte Frau nahm sie in die Arme.
Eine Weile ist es still, dann wisperte Biggi: "Der Opa hat Recht, Oma du bist eine weise Frau."
(c) Lore Platz
Dein Wesen macht jede Geschichte liebevoll, Lore.
AntwortenLöschenEine wunderbare Geschichte liebe Lore!
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