Dienstag, 30. März 2021

Einmal Prinzessin sein

 Sofa, Kissen schlafen vierreckig, gähnen


 


 

Einmal Prinzessin sein

 

" ,,, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute." Die Mutter schloss das Buch und legte es auf den Nachttisch, dann beugte sie sich über ihre kleine Tochter, küsste sie auf die Stirn und murmelte;" schlaf gut und träume was schönes." Feli kuschelte sich in ihr Kissen und dachte; es müsste schön sein eine Prinzessin zu sein.

Feli öffnete die Augen und streckt die Arme und gähnte laut. Sie hatte so gut geschlafen. Sie setzte sich auf und der Mund blieb ihr vor Staunen offen. Sie lag in einem Himmelbett und die Bettdecke war aus Seide.

Die Tür öffnete sich und ein junges Mädchen, das ein Tablett trug betrat das Zimmer. Sie knickste, "Guten Morgen, königliche Hoheit, ihr habt heute aber lange geschlafen. Wir müssen uns beeilen, damit wir den Zeitplan einhalten können."

"Wer seid ihr?"

Das Mädchen stellte das Tablett auf dem Tisch vor dem Fenster ab, drehte  sich um und lachte. "Prinzessin, ihr schlaft wohl noch, ich bin Amelie eure Zofe. Doch nun kommt und trinkt eure Schokolade, ich lasse inzwischen das Badewasser ein."

Wenig später stand Feli vor dem Spiegel und bewunderte ihr gerüschtes Kleid. Lachend drehte sie sich um die eigene Achse und ließ ihren weiten Rock schwingen.

"Kommt Prinzessin," drängte Amelie," ihr wisst,der König liebt es nicht, wenn man zum Frühstück zu spät kommt." Obwohl sie durch die langen Gänge liefen, schafften sie es doch nicht rechtzeitig.

Fünf Augenpaare starrten sie an. Der König mit finster gerunzelten Augenbrauen, die Königin mit einem kalten strengen Blick und ihre Schwestern mit einem überheblichen spöttischem Grinsen.

"Du kommst zwei Minuten zu spät!" grollte der König. Feli knickste und flüsterte "Entschuldigung." Nach dem Frühstück, bei dem kein Wort gesprochen wurde, führte Amelie sie in ein Zimmer, in dem eine vollkommenin schwarz gekleidete Frau mit einem harten strengen Gesicht, sie erwartete.

 


"Prinzessin, ich wurde bereits von seiner Majestät unterrichtet, dass ihr zu spät zum Frühstück gekommen seid, eure Zofe wird euch Morgen eine Stunde früher wecken." Mit einer Handbewegung forderte sie Amelie auf das Zimmer zu verlassen. 

Und nun musste Feli stundelang mit einem Buch auf dem Kopf durch das Zimmer wandeln. Immer wieder fiel ihr das doofe Buch vom Kopf und sie war schon den Tränen nahe, doch die Lehrerin kannte keine Gnade.

Sie war froh, als Amelie kam und sie holte. Nun wurde sie in ein anderes Zimmer geführt, in dem ein affig gekleideter Mann, der mit einem viereckigen stark parfümiertem Tuch vor der Nase wedelte, ihr Tanzschritte beibrachte.

 


 

Nach einem Mittagessen mit der Familie, das wieder in tiefem Schweigen eingenommen wurde, durfte sie im Park spazieren gehen.

Begleitet wurde sie von einer anderen schwarz angezogenen Krähe. Der Garten war wunderschön, aber nicht zum Spielen geeignet. Gelangweilt ging Feli neben ihrer steifen Begleiterin. Ach wie gerne  würde sie über den gepflegten Rasen laufen, sich ins Gras werfen und die Wolken zählen und laut, ja laut singen.

Sie hörte Stimmen und fröhliches Lachen. Da waren doch Kinder in der Nähe. sie lief los und kam in den hinteren Teil des Gartens, der nicht so gepflegt war, Gartengeräte standen herum, der Boden war matschig und einige Kinder bespritzten sich fröhlich mit Wasser. Neugierig trat Feli näher und plötzlich traf sie ein Schwall schmutziges Wasser. Die Kinder starrten sie entsetzt an und verschwanden blitzschnell in dem Holzhaus.

 


Feli hörte den schweren Atem ihrer Begleiterin und lief schnell von dem Haus weg und ließ sich ins Gras fallen. Sie wollte nicht. dass die Kinder Ärger bekamen. Die alte Dame schlug die Hände über dem Kopf zusammen. "Prinzessin! Wie seht ihr aus!" Angeeekelt sah sie sich um. "Wie konntet ihr nur hier in diesen Bereich des Gartens laufen." "Wer wohnt denn hier?" "Der Gärtner und seine Famile, kein Umgang für euch. Aber nun kommt, Amelie muss euch noch baden, seine Majestät bekommt einen Tobsuchtsanfall sollte er euch so sehen und eure Mutter würde in  Ohnmacht fallen solltet ihr so an der königlichen Tafel erscheinen.

Im Schloss wurde sie sofort der Zofe übergeben, die nur mühsam ein Grinsen unterdrücken konnte. 

Amelie rubbelte ihr Haar und flocht einen Zopf, den sie zu einem Kröhnchen formte und auf ihrem Kopf mit diamantenen Nadel feststeckte. "So  kann man nicht erkennen, dass die Haare noch etwas feucht sind." lächtelte die Zofe. Feli sprang auf und umarmte sie stürmisch. Etwas verlegen tätschelte ihr die Zofe den Rücken.

Nach einem Abendessen wieder in tiefsten Schweigen, wurde Feli  von Amelie ins Bett gebracht.

Feli öffnete die Augen und begann zu strahlen. Sie lag in ihrem Bett in ihrem Zimmer. Glücklich sah sie sich  um. betrachtete liebevoll das alte schon durchgesessene Sofa, auf dem ihre Stofftiere und Puppen saßen, den Kleiderschrank, bei dem die Türen knarrten, wenn man ihn öffnete und das alte Brett, auf dem die Bücher standen. 

Das Mädchen runzelte sie Stirn.

Ob sie ihrer Mutter wohl sagen konnte, dass sie Geschichten über Prinzessinen gar nicht so gern mehr hörte?

 (c) Lore Platz  30.03.2021

Sicher wollt ihr auch wissen, wie Regina die Wörter verwendet hat


Donnerstag, 25. März 2021

Mariechen und der Osterhase

 


Mariechen ging mit tief gesenktem Kopf nach Hause. Heute war sie zum ersten Mal in der neuen Schule und die Kinder waren gar nicht nett zu ihr.

Mariechen konnte sich nicht erklären, warum das so war. Sie hatte sich doch bemüht, zu allen freundlich zu sein. Ansonsten hatte sie sich still verhalten, um erstmal abzuwarten, wie es in dieser Schule so zuging. 

Einige Mädchen aus ihrer Klasse gingen kichernd an ihr vorbei und stießen sich gegenseitig an und sie hörte sie sagen: " Hast du ihr Kleid gesehen, das hat sie wohl aus dem Kleidercontainer." 

Mariechen wurde rot und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Mama hatte sich soviel Mühe gegeben , als sie das Kleid genäht hatte. Dann hatte sie Mariechen angeschaut und sehr ernst gesagt. "Nicht die Kleidung macht den Menschen, sondern wie er sich benimmt."  Mariechen sah den Mädchen in ihren hübschen Markenkleidern nach, die benehmen sie nicht besonders gut, dachte sie trotzig. Mama und sie waren nun einmal sehr arm, seit Papa eine neue Familie hatte.

Dass Papa nicht mehr da war, das war ja schon schlimm genug. Jetzt kam noch der Umzug dazu, die neue Schule und die Geldnot. "Weißt du Mariechen", sagte Mama oft. "Wir haben noch uns und das ist das Wichtigste, stimmt's?"

Das war richtig, obwohl sie beide Papa sehr vermissten, oft hörte sie Mama nachts weinen und am Morgen zeigte sie immer so ein tapferes Gesicht und gerade, weil sie es so schwer hatte, war sie richtig wütend auf die Mädchen, die sich über ihr Kleid lustig gemacht hatten. 

Als Mariechen am nächsten Tag wieder zur Schule ging, überholte sie Anne, ein Mädchen aus ihrer Klasse. Sie grüßte freundlich, verlangsamte das Tempo und ging eine Weile neben Mariechen her. Die traute sich nicht, ein Wort zu sagen, aus Angst, dass Anne es gegen sie verwenden würde. Also schwiegen beide Kinder.

Als sie vor der Schule standen fragte Anne: "Willst du dich neben mich setzen, ich sitze auch alleine in einer Bank. ?" "Schämst du dich denn nicht?" "Warum denn?" "Wegen meinem Kleid." " So ein Unsinn, dein Kleid ist doch hübsch."  "Meine Mama hat es genäht." "Dann ist es besonders hübsch." Die Mädchen lächelten sich an und gingen gemeinsam ins Klassenzimmer.

Ganz anders fühlte sich der Unterricht an mit einer Freundin an der Seite. Mariechen wurde immer munterer, zeigte auf und erzählte sogar ein bisschen von sich, als die Lehrerin sie etwas fragte.

Eines Tages, als Mariechen von der Schule nach Hause kam fand sie ihre Mutter weinend am Küchentisch. "Was ist los?" Diese wollte zuerst nichts sagen, doch das Mädchen ließ nicht locker.Dann erfuhr sie, dass ihr Vater seit einigen Monaten den Unterhalt für Mariechen nicht gezahlt hatte und die Mutter nicht wusste wie sie das alles allein schaffen sollte. Weinend hielten sich die beiden umschlungen, dann schob  Frau Baumann ihre Tochter sanft von sich und meinte energisch." so wir werden das schaffen, ich muss jetzt in die Arbeit und außerdem werde ich das Angebot von der Bürgermeisterin annehmen." "Mama, dann hast du ja neben deiner Arbeit im Supermarkt noch drei Putzstellen!"

" Ich bin jung und habe zwei gesunde Hände. Aber nun muss ich gehen, sonst komme ich zu spät." Nachdem die Mutter gegangen war saß Mariechen grübelnd am Küchentisch, dann sprang sie auf und griff zum Telefon. Zum Glück war ihr Vater dran und nicht die neue Frau.

 


"Schön, deine Stimmer zu hören Mariechen," "Ach ja, bist du sicher?" fragte Mariechen spöttisch und dann legte sie los; " du wohnst mit deiner neuen Familie in unserm schönen Haus, hast mir und Mama unsere Heimat genommen, Wir haben eine kleine Wohnung und Mama muss gerade neben ihrer Arbeit im Supermarkt die dritte Putzstelle annehmen, weil du seit Monaten keinen Unterhalt mehr für mich zahlst. Papa ich habe dich mal sehr geliebt, doch nun verachte ich dich nur noch." Sie legte den Hörer auf, denn ihr Vater sollte nicht mitbekommen, dass sie vor Kummer weinte.

Energisch trocknete sie die Tränen, schnäuzte sich die Nase und verließ das Haus. Sie wollte auf der großen Wiese vor dem Dorf einen schönen Blumenstrauß für ihre Mutter pflücken. Auf der Wiese angekommen ließ sich ins Gras fallen und die Arme um die angezogenen Beine geschlungen ließ sie ihren Blick über die grüne Insel, die voller Blumen stand, gleiten und ihre Laune besserte sich. 

Grinsend beobachtete sie eine Hummel, die  in eine Blüte schlüpfte, die gefährlich schwankte, zwei Heuschrecken hüpften um die Wette und bunte Schmetterlinge tanzten im Sonnenschein.

 

 


Ein Marienkäfer flog direkt auf sie zu und Mariechen streckte schnell die flache Hand aus. "Danke," schwer atmend ließ sich der Käfer nieder, "jetzt wäre ich doch tatsächlich abgestürzt."

Das Mädchen sah sich um. Ein Kichern ertönte. "Schau auf deine Hand."

 "Du kannst sprechen?" "Alle Tiere können sprechen , die Menschen verstehen sie nur nicht immer." "Und warum kann ich dich verstehen?" 

"Das hat wohl was mit dem Osterhasen zu tun, denn er hat mich geschickt, um dich zu seinem Fest einzuladen." "Der Osterhase feiert ein Fest ?" "Jedes Jahr, wenn der Osterhase und seine Familie mit der wochenlangen Arbeit fertig  und alle bunten Eier auf die Wagen geladen sind, um an Ostern verteilt zu werden, dann wird im Wald ein großes Fest gefeiert und alle sind eingeladen. Komm mit!"

Das Mädchen folgte dem Käfer in den Wald. Schon von weitem hörte sie Grillen zirpen, Vögel singen und fröhliches Lachen. Sie erreichten eine Lichtung auf der Waldtiere aller Arten, tanzten, sprangen oder an den langen Tische saßen, die voll bepackt mit den herrlichsten Dingen waren. Ein großer Hase winkte sie zu sich heran. Der Marienkäfer war bereits zu seinen Freunden geflogen.

" Hallo Mariechen, ich habe dich schon erwartet." Er führte sie zu einer etwas ablegenen Bank und forderte sie durch ein Handbewegung zum Sitzen auf. "Du kennst mich?" "Aber sicher, "lachte der Hase, "du hast dir doch jedes Jahr ein ganz besonders großes Ei aus Marzipan gewünscht." Mariechen strahlte." Und du hast mir jedes Jahr meinen Wunsch erfüllt und es immer an einem ganz besonderen Platz in unserm großen Garten versteckt." Das Gesicht des Mädchens wurde traurig. " Wir wohnen jetzt nicht dort, Papa mit seiner neuen Familie lebt nun in dem großen Haus mit Garten und wir wohnen hier in einer kleinen Dachwohnung, da wirst du mich nicht an Ostern besuchen können." "Warum denn nicht?" "Können Hasen klettern?" " Na hör mal, ich bin der Osterhase!" Mariechen musste lachen.

Der Osterhase stellte sie nun seiner Frau und seinen Kindern vor und alle baten sie doch mitzufeiern. Als dann das Mädchen nach Hause ging, legte der Osterhase seine Pfote auf ihre Schulter und sagte ernst: "Mariechen denke daran, wenn im Moment auch tiefschwarze Wolken in deinem Leben sind, so wird doch eines Tages auch wieder die Sonne scheinen."

Etwas kitzelte sie an der Nase und ein kleiner Marienkäfer flog davon, als sie die Augen öffnete. Da war sie doch tatsächlich mitten auf der Wiese eingeschlafen. Schnell sprang Mariechen auf, pflückte einen großen Strauß und eilte nach Hause.

Eine Woche vor Ostern kam ein großes Kuvert von ihrem Vater. 

Bange sahen sich Mutter und Tochter an. Entschlossen öffnete Frau Baumann das Kuvert und zog einen Scheck heraus. Als sie ihn studierte, rief sie überrascht: "Das ist der ganze ausstehende Unterhalt und sogar etwas mehr!" "Vielleicht ein Ostergeschenk," kicherte Mariechen. "Was ist denn noch in dem Kuvert?" 

Ihre Mutter zog einige zusammengehefteten DINA 4 Seiten heraus und begann zu lesen und wurde ganz blass. "Was ist denn," das Mädchen beugte sich über die Schulter der Mutter und begann zu lesen. 

"Das ist ja eine  Besitzurkunde auf unsere Namen über ein kleines Haus mit Garten," rief sie überrascht und las weiter. "Erlenweg 19, das kenne ich! Es ist ein richtiges Pfefferkuchenhaus mit grünen Fensterläden und im Garten stehen zwei Obstbäume. Es gehörte Frau Eisner, die lebt jetzt in einem Seniorenheim und die Erben wollen das Haus verkaufen wie Anne mir erzählte, Anne lebt ja auch in dieser Straße, dann werden wir ja Nachbarn." Mariechen runzelte die Stirn," aber woher wusste den Papa, dass das Haus zu verkaufen ist?"

Die Mutter hatte inzwischen einen Brief in der Hand und gemeinsam begannen sie zu lesen.

Herr Baumann entschuldigte sich, dass er nicht bemerkt habe, dass der Dauerauftrag  nicht mehr ausgeführt wurde, doch nun sei alles wieder in Ordnung und würde in Zukunft auch so bleiben.

Was er nicht erzählte, war, dass seine Frau ohne sein Wissen einfach den Dauerauftrag gekündigt und es deshalb einen großen Krach gab.

Außerdem habe er nachdem Mariechen ihn angerufen und ihm ihre schlimme Lage geschildert hatte, ein schlechtes Gewissen bekommen. Er hatte nicht nur ihre Familie zerstört, er hatte es auch hingenommen, dass sie auf alles verzichteten, obwohl ihnen doch die Hälfte des Hauses und Grundstücks zustanden. Deshalb habe er im Internet recherchiert und hätte dieses Haus gefunden. Er hofft, dass sie ihm eines Tages verzeihen würden und dass Mariechen ihn nicht mehr verachte.

"Du hast deinem Vater gesagt, dass du ihn verachtest?" Mariechen zuckte verlegen mit den Schultern. "Naja, ich war so wütend, als er die Unterhaltszahlungen nicht mehr schickte und habe ihn angerufen. 

Die Mutter lachte so froh wie seit langem nicht mehr, umarmte ihre Tochter und rief vergnügt. " Komm gehen wir zu unserm Haus!"

(c) Lore Platz 25.03.2021

 









Mittwoch, 24. März 2021

Plauderecke unbedachte Worte

Unbedachte Worte hat wohl jeder von uns schon einmal ausgesprochen, mir ist es jedenfalls ab und zu passiert und manchmal konnte ich es nicht mehr gutmachen.Aber das war höchst selten, oft konnte ein klärendes Gespräch alles aus der Welt schaffen. Oft geschieht es aus Wut oder auch aus Gedankenlosigkeit, dass man ausspricht was einen gerade durch den Sinn geht, ohne zu überlegen, dass die Worte anders aufgefasst werden.

Als Kind hörte ich einmal jemanden zu meiner Mutter sagen, dass ich ein schrecklich lautes Lachen hätte. Ich war sehr erschrocken und schämte mich und habe sehr lange Zeit nicht mehr gewagt laut zu lachen und wenn es doch geschah, dann legte ich mir schnell die Hand auf den Mund.

Besonders Kinder sind sehr empfindsam, verstehen sie die Welt der Erwachenen doch noch nicht und nehmen alles wörtlich, wie der kleine Junge in einer wahren Geschichte.

 

 


Der Junge der nicht wachsen wollte

 

Der vierjährige Ralf stürmte aus dem Kindergarten, winkte seinen Freunden zu und lief zu seiner Mutter, die am Tor wartete. " Mutti, Mutti, es war so schön heute im Kindergarten, wir haben ein neues Lied gerlernt und ich habe dir ein Bild gemalt, willst du es sehen?" Er öffnete seine Tasche, doch die Mutter winkte ab. "Nein Ralf, das kannst du mir zuhause zeigen, wir müssen noch einholen gehen. Wenn Vati von der Arbeit kommt hat er immer einen Bärenhunger!" Der Junge kicherte und hüpfte fröhlich neben der Mutter die Straße entlang.

In der Wohung angekommen holte er schnell sein Bild und zeigte es seiner Mutti, die sich natürlich sehr freute und ihn lobte. Er wollte nun unbedingt seiner Mutter beim Abendbrot helfen, also sagte sie ihm er solle den Tisch decken, doch vorher schickte sie ihn ins Bad, damit er sich die Hände wusch.

Ralf hüpfte ins Bad, trischelte ein wenig mit dem Wasser und hüpfte fröhlich zurück. Als er in die Küche kam sah ihn seine Mutter überrascht an und rief; "Junge, du bist ja schon wieder gewachsen, nun müsser wir wieder neue Hosen und Schuhe kaufen." Das fröhliche Lachen verschwand aus dem Gesicht des Kleinen. Still nahm er die Teller, die die Mutter bereit gestellt hatte und trug sie ins Wohnzimmer.

Als sie später zusammen am Tisch saßen wollte er nichts essen. Nicht einmal seine geliebte Leberkässchnitte, die ihm die Mutter liebevoll in mundgerechte Stücke geschnitten hatte.

Besorgt beobachtet ihn die Mutter. Krank sah er nicht aus, außerdem war er eben noch so fröhlich und munter.

Abends nach der Gutenachtgeschichte wurde auch immer alles erzählt, was das Herz bedrückte und da erfuhr die Mutter, warum der Junge nichts essen wollte. Ralf wollt nicht essen, weil er nicht mehr wachsen wollte, denn die Mutti hatte doch gesagt, dass er so schnell groß wurde und sie ihm schon wieder eine neue Hose und Schuhe kaufen müsste.

"Was habe ich nur angerichtet mit meinen unbedachten Worten,"  dachte die Mutter, " so eine Last auf der kleinen Seele."

Und nun erklärte sie ihm, dass sie das nicht böse gemeint habe und es keineswegs ein Problem ist, wenn er wächst. Sie würden sich einfach die Zeit nehmen, um alles nötige anzuschaffen. Selbstverständlich bekäme er neue Hosen. Die Mutter würde sie nähen und auch neue Schuhe, damit die Füße wieder Platz haben, würden sie kaufen.

Glücklich schlang Ralf die Arme um den Hals der Mutti und sie drückten sich.

Am nächsten Morgen schmeckte das Essen wieder.

 




(c) Lore Patz  24.3. 21


Freitag, 19. März 2021

Mein Schatz





 

Ich habe euch schon einmal erzählt, dass Bücher meine Welt sind. Besonders alte Kinderbücher haben es mir angetan. Manchmal  hatte ich bei meinem Streifzügen über Flomärkte Glück.
Und einmal entdeckt ich in einer Nebengasse in München in einem kleinen Laden einige Bücher von Josefine Siebe (1870 bis 1941) und war begeistert von den Geschichten.
Später konnte ich unter gebrauchten Büchern bei Amazon noch einige erwerben.
Auch die Geschichten von Johanna Spyri (1827 - 1901) liebte ich, leider waren mir außer Heide und Gritles Kinder wenige bekannt.
Vor Jahren nach dem Tod meines Mannes schenkte mir meine Tochter zu Weihnachten einen Kindle.
Erst sträubte ich mich, denn ich wollte lieber  ein Buch in die Hand nehmen, doch sie überrumpelte mich, dass war gut so, denn nun will ich ihn nicht mehr her geben, denn es ist so einfacher für mich besonders im Bett, das ich bei Schmerzen immer öfter aufssuchen muss.
Gestern aber habe ich einen Schatz gehoben.
Als ich so durch mein Amazon.Konto streifte, kam mir der Gedanke, mal wieder bei Kinderbuch-Klassiker nachzusehen.
Und ich hatte Erfolg, ich fand Geschichten von Selma Lagerhöf (1858 -1940) die mir noch  noch nicht bekannte waren, ebenso von Magda Trott (1880 - 1945)
Magda Trott von der ich nur die Pucki Bücher kannte und liebte, gibt es auch noch viel mehr, darunter die dreizehnbändigen Goldköpfchen. (1928) erschienen.

 

 

Den ersten Band habe ich gestern begonnen und kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. 
Bärbel, wegen ihren Locken Goldköpfchen genannt ,ist vier Jahre und im 'warum ' Alter. Und die Erwachsenen in ihrer Umgebung versuchen sie so gut wie möglich zu beantworten.
Doch wie die Kleine das Gehörte dann umsetzt, dass ist zum kringeln komisch.
Ich freu mich schon auf Morgen früh, denn mein tägliches Ritual morgens ist im Bett noch eine Stunde zu lesen, bevor ich in den Tag starte.
Nun wünsche ich euch noch ein schönes Wochende.


(c) Lore Platz 19.03.2021





Freitag, 12. März 2021

Ein Traum - Gedicht







Ein Traum



Einst hat ich einen schönen Traum
Wir wanderten zu zwei`n
an einem schönen Maientag
Dahin im Sonnenschein

Vom Kirchturm tönen feierlich
Der Glocken tiefer Klang
Und droben hoch im Azurblau
Hell eine Lerche sang

Wie Zephir wehte um uns her
Die kühle Morgenluft
Und wie ein Gruß vom holden Mai
Der Veilchen süßer Duft


Wir schritten auf dem schmalen Pfad
Umkränzt von Blüten bunt
Manch trautes Wort von Lieb und Glück
Das flüsterte sein Mund

Wir blickten uns so lächelnd an
Er drückte meine Hand
Mir war, als ginge vor uns auf
Ein Tor ins Zauberland

In meinem Herzen und umher
Des Maien holde Pracht
Es war ein wunderschöner Traum
O wär ich nie erwacht



E. Ammerich

Mittwoch, 10. März 2021

Plauderecke Unterschied zwischen Jungen und Mädchen

Immer wieder taucht die Frage auf gibt es einen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen.

Sollen Mädchen rosa Strampler tragen und Jungen blaue, dürfen Jungen mit Puppen spielen und Mädchen Fußball?

Die Reihe könnte ich so fortsetzen.

Mir geht es aber eigentlich um den Charakter oder besser gesagt um die Sensibilität und ihr Verhältnis zur Umwelt.

Als die Nichte meiner Kusine noch klein war, hat sie jeden Regenwurm aufgehoben und ihn zur Seite getragen, damit er nicht von einem Auto überfahren wurde.

Mein kleiner Neffe aber hat, wenn ich mit ihm spazieren ging jedes mal wenn eine Ameise über den Weg krabbelte mit dem Fuß auf das arme kleine Ding gestampft.

Ich hielt ihm einen Vortrag, dass das Tier auch Schmerzen leidet und leben möchte.

Er sah mich einen Augenblick an, dann hob er den Fuß und stampfte noch einmal auf.

Gut er war damals zwei Jahre alt und wurde auch kein Tierquäler oder Serienkiller (schmunzeln) sondern ist ein netter lieber junger Mann, der nur grinst wenn ich ihm diese Geschichte erzähle.







Lila -Luna, Anneliese und der böse Anton


Anneliese sah sich vergnügt in der Küche um, alles blitzblank.

Ihre Mutter hatte zur Zeit Doppelschicht, da einige ihrer Kollegen krank waren und würde sich sicher freuen wenn sich nach Hause kam.

Schließlich waren zur Zeit Ferien und sie hatte doch Zeit und es war schön, wenn die müden Augen der Mutter strahlten und sie sie liebevoll dann ' mein kleines Hausmütterchen' nannte.

Und Morgen hatte die Mama frei und sie würden zusammen ins Schwimmbad gehen.

Durch das Küchenfenster beobachtete das Mädchen wie der Postbote gerade auf sein Fahrrad stieg und weiter fuhr.

Ob Bärbel ihr geschrieben hatte? Seit sie deren Adresse an dem gelben Luftballon gefunden hatte, schrieben sie sich eifrig und in diesen Ferien wollten sie sich treffen.

Schnell lief Anneliese hinaus und strahlte, als sie das gelbe Kuvert herauszog. Gelb war nämlich Bärbels Lieblingsfarbe.

Wieder im Haus legte sie die Post für ihre Mutter auf den Küchentisch und ging in ihr Zimmer.

Enttäuscht las sie, dass Bärbels Vater von seiner Firma zum Leiter eines neuen Projekts ernannt wurde und kurzfristig nach Spanien reisen musste und ihre Mutter ihn begleitete. Deshalb sei sie nun hier in Hamburg bei der Oma.

Jetzt erst fiel Anneliese auf, dass der Absender eine Hamburger Adresse war.

Etwas traurig und enttäuscht holte sie einen Bogen Briefpapier aus der Schublade und begann zu schreiben.

Nun noch eine Marke drauf und sie konnte ihn gleich in den Briefkasten werfen.

Als sie aufsah bemerkte sie Lila-Luna, die mit unterschlagenen Beinen auf dem Schreibtisch saß.

Wie lange bist du denn schon hier?“

Och, eine ganze Weile, wollte dich aber nicht stören.“

Anneliese bemerkte, dass ihre kleine Freundin traurig und besorgt aussah.

Was ist los?“

Wie lange dauern eigentlich diese schrecklichen Ferien noch?“

Anneliese lachte.

Schrecklich! Ferien sind wunderbar, ausschlafen, keine Hausaufgaben und viel Zeit, das ist doch herrlich!“

Wir aber sind froh, wenn sie bald zu Ende sind!“

Und nun erzählte die kleine Elfe ihrer Freundin von dem Enkel des alten Mannes, der am Rande des Waldes lebte.

Anton rief ihn der alte Mann. Ein ganz böser Junge war das. Den ganzen Tag stapfte er mit mürrischem Gesicht durch den Wald und schlug mit einem Stecken auf alles ein, ohne dabei auf die kleinen Tiere zu achten.

Seit er hier war, wurde das Wartezimmer von Dr. Wichtel nicht mehr leer.

Neulich hatte dieser unartige böse Junge sogar mit einem Stock einen Ameisenbau zum Einsturz gebracht und wollte sich ausschütten vor Lachen, als die Ameisen völlig verzweifelt durcheinander liefen.

Lila -Luna sah richtig traurig aus, doch dann hellte sich ihr Gesicht auf.

Hast du Zeit, um mit mir zu kommen.“

Anneliese nickte: „Aber vorher möchte ich noch schnell den Brief ein werfen.“

Die Elfe saß auf den Schultern des Mädchens, von den Haaren verdeckt, als dieses durch den Ort lief.

Mit einem Klappern verschwand der Brief im Kasten und als sie dann am Waldrand waren, verwandelte Lila - Luna ihre Freundin in eine Elfe.

Vergnügt flogen sie im Sonnenschein, bis sie unter sich das Haus von Dr. Wichtel sahen.

Unzählige Käfer, Bienen, Hummel, Schnecken,Marienkäfer, ein dicker Maikäfer, ja selbst Pilze, die ihre Hüte in der Hand hielten, tummelten sich vor der Praxis.

Ein Heuhüpfer, der nicht mehr stehen konnte, da sein Bein abgewinkelt war, saß im Gras.

Alle sahen irgendwie bedauernswert aus.

Die beiden Mädchen schwebten auf den Boden.

Ein Hirschkäfer, dessen Geweih geknickt war und recht armselig zur Seite hing, murrte:

Warum geht es denn nicht weiter, ich habe Schmerzen!“

Wir auch, wir auch!“ ertönte es ringsum.

Und Max der Regenwurm, dem ein Stück seines Schwanzes fehlte, rief:

He Pietro, du Schlafmütze, öffne endlich die Tür, wir wollen zu Dr. Wichtel.“

Pietro, der Assistent von Dr. Wichtel steckte seinen Kopf durch das Fenster und rief.

Der Doktor ist nicht da, unsere Salbe ist ausgegangen und er holt neue Kräuter. Ihr müsst euch also noch etwas gedulden.“

Da ging die Tür des Häuschen auf und Primela die Frau von Dr. Wichtel begleitet von ihren Töchtern kam heraus und bot den Ungeduldigen Tee und kleine Kuchen an.

Lila - Luna und Anneliese aber flogen zu der Wiese auf der Dr. Wichtel immer seine Kräuter sammelte, vielleicht konnten sie ja helfen.

Bald sahen sie ihn, wie er eifrig Kräuter in einen Korb legte.

Gerade wollten sie landen, da bemerkten sie einen Jungen der sich dem Wichtel näherte und blitzschnell einen Sack über ihn stülpte.

Erschrocken flogen die Mädchen in ein Gebüsch und beobachteten wie der Junge sich böse grinsend den Sack mit dem zappelnden Wichtel über die Schulter warf.

Was sollen wir nur machen!“ jammerte Lila - Luna.

Kannst du ihn den nicht klein zaubern?“

Das darf ich n..., was soll's, es geht nicht anders.“

Die Elfe zückte den Zauberstab, murmelte einige Worte und Anton war auf einmal klitzeklein.

Der Sack aber landete auf der Erde, ein „Aua“ war zu hören und Dr. Wichtel kroch ins Freie.

Als Anton aber den Wichtel sah, der auf einmal viel größer als er selbst war, drehte er sich um lief davon.

Die Feenkönigin erschien auf der Wiese und sah Lila-Luna mit einem strengen Blick an.

Du weißt, dass es verboten ist einen Menschen zu verzaubern?“

Die kleine Elfe wurde rot und senkte beschämt den Kopf.

Aber sie darf mich doch auch verwandeln?“ rief Anneliese.

Der ernste Blick der Feenkönigin richtete sich auf das Mädchen.

Du bist ihre Freundin und alle hier in meinem Reich haben dich gern und damit du mit deinen großen Füßen keinen Schaden anrichten kannst, wenn du uns besuchst, habe ich ausnahmsweise die Erlaubnis erteilt.“

Frau Königin,“ meldete sich nun Dr. Wichtel zu Wort, „ Lila-Luna hat mir das Leben gerettet. Wer weiß was der Unhold vorhatte, bestimmt wollte er mich auch in eine Schachtel mit Löchern stopfen, wie neulich Maikäfer Moritz, den wir gerade noch vor dem Ersticken retten konnten.

Außerdem schadet es dem Bengel gar nicht, wenn er mal sieht, wie schwer es ist so klein zu sein.“

Es zuckte um die Mundwinkel der Fee.

Du hast Recht, ich beobachte den Jungen bereits seit einiger Zeit und hätte ihm wohl bald eine Lehre erteilt.

Das bedeutet aber nicht, dass du das noch einmal machen

darfst, Lilia-Luna. Außerdem darf ihm nichts passieren, die Tiere sind sehr aufgebracht. Du wirst auf ihn aufpassen!“

Mit diesen Worten verschwand die Fee und die Mädchen machten sich auf die Suche nach dem winzig kleinen Anton.

Dieser aber war sehr erschrocken, als er auf einmal so klein war und die Welt um ihn herum erschien ihm sehr bedrohlich.

Die Grashalme waren hoch wie Bäume und es war beschwerlich sich einen Weg zu bahnen.

Über ihm brummte es und eine dicke Hummel erschien und schnell duckte er sich und atmete erleichtert auf, als sie weiter flog.

Es raschelte und ein dicker Käfer groß wie ein Pferd krabbelte schwerfällig direkt auf ihn zu.

Mit einem Hechtsprung brachte Anton sich seitwärts in Sicherheit.

Als aber ein Regenwurm in der Größe einer Riesenschlange vor ihm auftauchte, lief er blindlings davon.

Er stolperte in ein Loch und rutschte schreiend auf dem Rücken einen Abhang hinunter.

Benommen mit geschlossenen Augen blieb er liegen.

Als er sie vorsichtig wieder öffnete sah er zwei riesige schwarze Ameisen vor sich stehen.

Sie hatten Speere in der Hand und Helme auf dem Kopf und sahen alles anders als freundlich auf ihn herab.

Was willst du Eindringling, wir bringen dich zum König.“

Sie zogen ihn nicht gerade sanft hoch und nahmen ihn in die Mitte.

Der König musterte Anton lang und nachdenklich, dann verfinsterte sich sein Gesicht.

Du bist doch der Junge, der unseren Bau zerstört hat, mitkommen.“

Die beiden Soldaten packten Anton und schritten hinter dem König her.

Dieser öffnete eine Tür und der Junge sah viele Ameisen, die ihnen mit müden Augen entgegensahen.

Jede von ihnen trug einen Verband um den Kopf, oder das Bein oder einem Arm.

Ein alter Mann humpelte auf sie zu und betrachtete Anton lange, dann grinste er zufrieden.

Ihr habt den Unhold also gefangen, was sollen wir mit ihm machen?“

Nun kamen auch die anderen Verletzten näher, selbst ein kleiner Junge, der an zwei Krücken ging, schleppte sich heran.

Er war es auch, der rief: „Schmeißt ihn doch in ein Loch und werft Erde über ihn, dann sieht er wie das ist!“

Drohend kamen die Ameisen näher und Anton wurde es ganz bang zumute, aber die Angst verlieh ihm Bärenkräfte.

Er riss sich los und rannte davon, verfolgt von den wütenden Ameisen.

Schnell kletterte er den Abhang hinauf, rutschte aber auf der lockeren Erde immer wieder ab, doch endlich hatte er es geschafft und ließ sich erschöpft ins Gras sinken.

Doch als die erste Ameise ihren Kopf aus dem Loch steckte, rappelte er sich wieder auf und lief blindlings immer tiefer ihn den Wald.

Erschöpft blieb er liegen.

Vor ihm lag eine kleines Häuschen und davor standen oder saßen viele Tiere.

Ein Schnecke entdeckte ihn als erste.

Seht das ist doch der Junge der mein Haus zertrümmert hat!“

Nun wurden auch die anderen aufmerksam.

Maikäfer Moritz rief: „ Mich hat er eingesperrt und seitdem

leide ich an Atemnot!“

Mir hat er das halbe Geweih abgeschlagen,“ klagte der Hirschkäfer.

Der Pilz jammerte: „ Und mir den Hut vom Kopf geschlagen, der hat einen Riss und kann mich bei Regen nicht mehr schützen.“

Jedes der Tier klagte ihn an und dabei kamen sie drohend näher.

Aber Anton hatte keine Kraft mehr und blieb angstvoll sitzen.

Er glaubte schon sein letztes Stündlein hätte geschlagen,

da wurde er an den Händen gepackt, flog durch die Luft und landete zwischen zwei Elfen sitzend auf einem Ast.

Erschrocken aber auch erleichtert sah er seine beiden Retterinnen an.

Danke, ich hatte mächtige Angst!“

Und mit Recht, denn für all diese Verletzungen bist du zuständig!“ sagte Lila-Luna streng.

Beschämt senkte Anton den Kopf. „Ich weiß.“

Was hast du dir überhaupt dabei gedacht, wie ein wilder Büffel durch die Gegend zu laufen und auf alles einzudreschen?“

Auch Anneliese sah den Junger sehr streng an.

Dieser errötet: „Ich war so furchtbar wütend, weil mein Vater uns verlassen hat, meine Mutter soviel arbeiten muss, dass sie kaum mehr Zeit für mich hat und nun hat sie mich einfach in den Ferien zu meinem Großvater geschickt, damit sie mich los wird.“

Unsinn, warum sollte sie dich loswerden wollen?“

Ich habe einige Dummheiten gemacht. Die Schule geschwänzt, mich herumgetrieben und gestohlen. Es sollte so eine Art Mutprobe sein, damit ich bei den Blackbirds aufgenommen werde, aber ich wurde erwischt. Deshalb hatte meine Mutter Angst mich alleine zu lassen. In der Schule habe ich einen Verweis bekommen und meine Noten sind so miserabel, dass ich wohl durchfallen werde.“

Eine Weile schwiegen die drei, dann sagte Anneliese leise:

Meine Eltern haben sich auch scheiden lassen und ich war traurig und wütend auf meinen Papa, aber deshalb habe ich die Wut nicht an anderen ausgelassen. Und auch meine Mama muss viel arbeiten und weil ich sie lieb habe, helfe ich ihr zuhause wo ich nur kann, auch lerne ich fleißig, damit sie nicht noch mehr Kummer hat. Hast du denn

deine Mama nicht lieb?“

Doch!“

Warum vergrößert du dann ihre Sorgen durch dein schlechtes Benehmen?“

Anton senkte ganz tief den Kopf und murmelt: „ So habe ich das noch nicht gesehen?“

Dann wird es Zeit, dass du darüber nach denkst!“

Wieder schwiegen sie eine Weile, dann fragte Anton schüchtern: „Lassen denn Elfen sich auch scheiden?“

Anneliese lachte.

Ich bin keine Elfe, ich bin ein Menschenkind wie du?“

Hast du auch etwas böses gemacht, weil du verzaubert wurdest?“

Anneliese lächelte und deutete auf Lila-Luna.

Lila-Luna ist meine Freundin und wenn ich sie besuche verwandelte sie mich in eine Elfe, damit ich mit meinen großen Füßen ihre kleinen Freunde nicht verletze. Sie war es auch die dich verwandelte, als du Dr. Wichtel fangen wolltest. Warum hast du das überhaupt getan?“

Anton zuckte verlegen mit den Schultern.

Zwerge sollen doch einen Topf mit Gold habe, ich wollte ihn zwingen ihn mir zu geben, denn dann müsste meine Mama nicht soviel arbeiten und hätte mehr Zeit für mich.“

Die beiden Mädchen lachten und Lila-Luna erklärte.

Wichtel und Zwerge besitzen kein Gold, das sind die Kobolde, aber mit denen solltest du dich lieber nicht einlassen, die sind ganz schön hinterhältig.“

Anton nickte und sah dann Lila-Luna traurig an.

Muss ich nun für immer ein Winzling bleiben?“

Nein! Ich werde dich zurück verwandeln.“

Die Mädchen fassten Anton an den Händen und flogen mit ihm durch den Wald zur großen Wiese.

Langsam ließen sie sich ins Gras gleiten, Lila-Luna murmelte einige Worte und Anton hatte wieder seine normale Größe.

Erstaunt sah er sich um, dann lief er los zum Haus seines Großvaters.

Die Feenkönigin stand auf einmal neben den Mädchen und Anneliese fragte:

Wird er sich daran erinnern, dass er ein Winzling war?“

Die Fee schüttelte den Kopf.

Er wird alles vergessen, nur eine Ahnung wird in seinem Herzen bleiben und er wird in Zukunft achtsamer sein. Auch deine Worte werden bleiben, aber er wird nicht wissen woher sie kommen, doch wird er in Zukunft

versuchen seiner Mutter keinen Kummer mehr zu machen.

Ihr habt es beide sehr gut gemacht!“

Die Fee verschwand.

Lila-Luna und Anneliese aber flogen zurück in den Wald.


© Lore Platz  10.3. 21


Freitag, 5. März 2021

Immer diese verflixten Zahlen

 


 

Bernd stand am Ufer des Sees und lässt einen Kieselstein über das Wasser hüpfen. Er hat so gar keine Lust nach Hause zu gehen, denn wie soll er denn nur den Fünfer in Mathe erklären. Er hat doch so geübt, aber die dummen Zahlen wollen einfach nicht in seinen Kopf.

Er sah Mamas enttäuschtes Gesicht schon vor sich. Schimpfen würde sie nicht mit ihm, aber es würde sie traurig machen und das wollte Bernd auf gar keinen Fall! 

Tief aufseufzend ließ er den letzen Stein über das Wasser springen, schnappte seine Schultasche und schlurfte langsam mit gesenkten Kopf Hause.

"Na, Bernd, wer ist dir denn über die Leber gelaufen?", fragte Tante Wally aus dem Nachbarhaus. "Ist was passiert in der Schule, oder geht es dir nicht gut?"

"Das waren gleich drei Fragen auf einmal!" antwortete Bernd zerknirscht. Tante Wally lachte, " und du kannst sie mit einem Satz beantworten. Die Nachbarin war einmal Deutschlehrerin gewesen und liebte Wortspiele. Also antwortete er vergnügt. " Ich habe eine fünf in Mathe und deshalb geht es mir nicht gut, aber was das mit meiner Leber zu tun hat weiß ich nicht."

Tante Wally lachte schon wieder. "Das ist so ein Sprichwort!", erklärte sie. "Es bedeutet, dass jemand schlecht gelaunt ist. Genau genommen heißt es, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen. Früher dachte man, dass die Leber für die Gefühle zuständig ist."

Bernd sah wieder bedrückt hinüber zum Haus. "Ich muss jetzt gehen, Mama wartet bestimmt schon mit dem Essen."  "Kopf hoch, eine fünf ist doch kein Beinbruch!" Ein Beinbruch wäre ihm im Moment lieber als seiner Mutter die schlechte Note zu beichten.

Aber es nützte ja nichts und wenn er es Mama erzählt haben würde, dann wurde auch der dicke Kloß in seinem Bauch verschwinden. Da war Bernd ganz sicher.

Es war gar nicht so schlimm, Mama war kein bisschen traurig und hat sogar gelacht. Bernd war ganz erstaunt:" Aber Mama, du bist doch immer so traurig, wenn ich in Mathe eine schlechte Note habe," " Ja, aber das ist nur, weil du meine Rechenschwäche geerbt hast und ich dir den Kummer, den ich deswegen  hatte, ersparen wollte. Aber wie es aussieht hat mein Verhalten deinen Kummer noch verstärkt." Bernd nickt heftig und sträubt sich auch nicht gegen die Umarmung der Mutter, obwohl er doch viel zu alt dazu schon ist.

"Gegen Rechenschwäche kann man etwas tun, ich hatte damals Hilfe und weißt du wer sich angeboten hat dir zu Helfen? Tante Wally! Sie hat mich angerufen bevor du gekommen bist und mir erzählt, wie unglücklich du bist und sie will mit dir zusammen arbeiten, denn es gibt ein ganz spezielles Program für Rechenschwäche."

In diesen Moment gibt es keinen glücklicheren Jungen als Bernd!

(c) Lore Platz 5.03.21