So brachte Frau Eule das Geschenk zum Landhaus des Grafen und legte es vorsichtig auf das Fensterbrett vor seinem Schlafzimmer. Rief laut ihr huhuu, huhuuu und flog davon, aber nur in die nächste Tanne. Von dort aus konnte sie verfolgen was geschah. Sie hatte ein gutes Gehör, gute Augen und konnte weit sehen, was so mancher Maus schon zum Verhängnis geworden war.
Durch das unheimliche Rufen der Eule wach geworden, knipste der Graf die alte Nachttischlampe an und stand ärgerlich auf. Wenn er schon mal schlafen konnte, was eh so selten war, dann weckte ihn sicher jemand wieder auf und wenn es auch nur so ein dämlicher Nachtvogel war. Aber seine Neugierde war geweckt, was er wohl so nah am Haus zu schaffen hatte?
Umständlich drehte er den Riegel des Fensters auf und sah nach
draußen, nichts war zu sehen, alles still und so hell, ach ja
Vollmond, dachte er bei sich und als er schon wieder das Fenster
schließen wollte, sah er das kleine Päckchen im Mondschein liegen.
Er starrte es an, ungläubig, unfähig, die Hand danach auszustrecken. Er zitterte leicht, als er es dann doch ergriff und es sich besah. Aber ohne seine Brille sah er schlecht. Also legte er das Päckchen innen auf das Fensterbrett und holte seine Brille.
Staunend drehte er das Päckchen in der Hand, neugierig riss er es auf und vergaß vor lauter Eile das Fenster zu schließen, was Frau Eule schmunzeln ließ.
Denn so konnte sie hören und Eulen hören sehr gut und vor allem sehen, wie es weiter ging.
Der Graf zog das Ahornblatt heraus und bemerkte nicht den kleinen Zettel, der zu Boden fiel.
Das kleine Blümlein das dabei lag, legte, er vorsichtig auf das Kopfkissen . Erinnern ihn doch Gänseblümchen an seine Mutter, die liebte diese kleinen Frühlingsboten.
Nun öffnete er das Ahornblatt und was musste er da sehen und er traute seinen Augen kaum, glaubte, dass er träumte und gleich wach wurde und alles gar nicht wahr war, was er jetzt mit eigenen, Augen zu sehen glaubte.
Vorsichtig als würde er Angst haben die Ringlein zu zerbrechen, nahm er sie in seine Hand und betrachtete sie liebevoll.
Seine Augen wurden feucht, dabei sagte man doch, dass er gar keine
Gefühle mehr hatte.
Es waren die gestohlenen Kinderringe, denen er so nachgetrauert
hatte.
Freundschaftsringe für eine Liebe, die es nicht geben durfte,
weil sie nur die Tochter eines Tagelöhners war und seine
Eltern, besonders sein Vater, jeden Kontakt verboten hatten.
So hatte er all die Jahre die Ringe wohl verwahrt, eine Art
Andenken und dann war eingebrochen und unterAnderem
diese unersetzlichen Liebesbeweise gestohlen worden und nun
waren sie auf einmal wieder da.
Ein leichter Windstoß ließ den Vorhang erzittern und das noch offene Fenster leicht knarren. Da stand er schnell auf und schloss das Fenster, zog die Vorhänge vor und ging zurück zum Bett.
Schlafen konnte er nun eh nicht mehr. Dann bemerke er den Zettel, der zu Boden gefallen war, hob ihn auf, entfaltete ihn und las was da geschrieben stand.
„Sehr geehrter Herr Graf,
beim Müllsammeln am Waldesrand hab ich die Ringlein gefunden. Der Jäger hatte mir bei einem Besuch vor langer Zeit davon erzählt, dass bei Ihnen eingebrochen wurde und auch zwei kleine Ringe zum Diebesgut gehörten.“
Weiter wollte er gar nicht mehr lesen.
Was wollte die Alte von ihm, dass sie umsonst sein Holz haben konnte als Dankeschön und warum rückte sie die Ringe erst jetzt raus? Die Freude ob der Ringe wurde vom Geiz überlagert, so dass er nicht mehr klar denken konnte und dass er einen Finderlohn ausgesetzt hatte, daran dachte er vor Wut auch nicht mehr. Immer wollen alle was umsonst von ihm haben. Die Hütte war ihm schon lange ein Dorn im Auge gewesen, diese alte hässliche Kiste, die musste weg und nun hatte er einen Grund, dies zu tun.
Ganz ermattet hatte ihn die Wut und nun legte er die Ringe in ein kleines Kästchen, das mit dunkelblauem Samt ausgeschlagen war und er selber stieg zurück ins Bett.
Schlafen würde er sicher nicht mehr können, aber überlegen, was
er mit dem frei gewordenen Grund anstellen könnte
eine Ausflugsgaststätte hin bauen lassen, genau so kam Geld rein.
Er fiel in einen unruhigen Schlaf und auf einmal erschien ihm seine erste Liebe, hob mahnend den Finger und sprach mit feiner, ganz zarter Stimme :
„Valentin, wie kannst du nur, dankst du so dem Menschen, der dir eine Freude bereitet hat. Bist du auch so hartherzig wie dein Vater geworden, dann ist es gut, dass aus uns nichts werden konnte.
Sagt man doch: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“
Dicke Tränen liefen dem Mädchen über die Wagen und ihr Bild löste sich auf, wie Nebel in der Sonne.
Da erwachte er und fuhr in die Höhe, sein Gesicht war feucht, waren es seine eigenen Tränen, hatte er etwa geweint?
Kann gar nicht sein, wann hatte er das letzte Mal geweint.Er erinnerte sich nicht mehr daran und was soll die Rührseligkeit.
Er würde nochmals alles überdenken und dann entscheiden, ob die Alte wohnen bleiben konnte oder ...
Aber da fiel ihm plötzlich ein, dass er ja einen Finderlohn versprochen hatte und was man verspricht, das muss man halten.
Morgen geht es weiter
danke liebe Lore, immer wieder schön, ein zu tauchen in die Geschichte. Liebe Grüße, Roswitha
AntwortenLöschenDa bin ich doch gespannt, ob dieser hartherzige Graf sich besinnt.
AntwortenLöschenIch freue mich schon auf Morgen...
AntwortenLöschenNun bin auch ich langsam neugierig, wie es weiter geht, ob die Traumerscheinung das Gewissen bewegt hat?!
AntwortenLöschenMonika wars zuletzt😊😍
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