Montag, 30. Mai 2022

Der Prinz, der sich beweisen musste

Das sind die Reizwörter:  Dummkopf, Donnerstag, denken, dreckig, dösen 

Sicher wollt ihr auch wissen, was Regina und Martina aus den Wörtern gezaubert haben

Viel Spaß beim Lesen! 

 

 


 

Der Prinz, der sich beweisen musste

 

Auf dem Schloss fand ein großer Ball statt. Hübsch gekleidete Menschen tanzten zu den Klängen des Orchesters, oder tummelten sich fröhlich lachend an dem reichhaltigen Bufett. 

Es herrschte eine ausgelassene Stimmung und die Gäste schienen sich zu amüsieren. 

Etwas abseits, halb verborgen hinter einer Palme, stand der Prinz. Der König, der neben der Königin auf einem Podest saß, beobachtete seinen Sohn mit finsterer Miene. 

"Sieh ihn dir an, er versteckt sich, anstatt sich unter das fröhliche junge Volk zu mischen, wie will er so jemals eine Frau finden. Als ich in seinem Alter war, was war ich doch für ein Draufgänger, kein so Schwächling, der lieber über den Büchern hockt. Warum nur bin ich mit so einem Dummkopf geschlagen!" 

Die Königin runzelte die Stirn. 

"Konrad ist nicht dumm, nur sehr sensibel, schüchtern und gehemmt. Und er stottert, wenn er aufgeregt ist,  und dass du immer so streng zu ihm bist, macht die Sache auch nicht leichter." 

Der König machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand und sah wieder hinüber zu seinem Sohn. 

" Er hat den Ballsaal verlassen!" Er winkte einem Lakaien, der dösend in der Ecke stand. "Suche den Prinzen und bringe ihn sofort zu mir.!" 

Konrad war sich sehr wohl den finsteren Blicken seines Vaters bewusst. Er wusste welch große Enttäuschung er für seinen Vater war und eine große Niedergeschlagenheit überkam ihn. Er hielt es unter den fröhlichen Menschen nicht mehr aus und verließ den Saal und auch das Schloss. 

 


Ohne darauf zu achten entfernte er sich immer weiter und fand sich auf einmal mitten im Wald wieder. Müde setzte er sich auf einen umgestürzten Baum und stützte den Kopf in die Hände, um nachzudenken.. Es war dunkel, nur der runde Mond fand einen Weg durch die dichten Blätter. 

Ein alter Mann schlurfte schwer auf seinen Stock gestützt den Weg entlang und setzte sich neben Konrad. Eine Weile schwiegen sie beide, dann fragte der Alte. "Bist du stumm, oder bin ich dir zu gering zum grüßen." "Nein, i ich bi bi bin ni ni nicht st stu stumm." "Du bist Prinz Konrad, der Stotterer." 

Konrad senkte den Kopf und wurde rot. 

Der alte Mann legte ihm die Hand auf die Schulter. 

"Kein Grund sich zu schämen. Stottern ist keine Schande und du bist auch nicht dumm, wie dein Vater immer behauptet. Dein Vater war immer zu streng und ungeduldig und hat mehr gefordert, als du leisten konntest und deine Mutter hat dich immer in Watte gepackt, deshalb konntest du dich nicht entwickeln. Du musst für einige Monate deine Heimat verlassen und ganz auf dich allein gestellt erkennen was wirklich in dir steckt Aber nicht als Prinz, sondern als einfacher Mann. Ich weiß, dass du schon als kleiner Junge immer in der Schreinerwerkstatt des alten Bernhard verbracht hast und gut mit Holz umgehen kannst." 

 

 


 

Der Prinz lächelte und erinnerte sich an die schönsten Stunden seines Lebens. Wenn der Vater mal wieder besonders streng und unzufrieden mit ihm war, dann war er immer in die Werkstatt geflüchtet. Der alte Mann hatte ihn verstanden, hat nicht viel gesprochen, ihm ein Stück Holz zum Schnitzen gegeben und auch später hatte er viel bei ihm gelernt. Und dann erinnerte er sich, dass er bei Bernhard niemals gestottert hatte. 

Der alte Mann erhob sich, legte ihm nochmals die Hand auf die Schulter und humpelte davon. "We we wer sei seid ihr!" rief Konrad. Kichernd drehte der Alte sich um. "Vielleicht bin ich ja eine männliche Fee. "

Konrad aber eilte ins Schloss zurück, in dem noch immer fröhlich gefeiert wurde. Aus der Dienstbotenkammer holte er sich Kleider, In der Schlossküche deckte er sich mit Lebensmittel für unterwegs ein und dann verließ er das Schloss. Niemand hielt ihn auf oder erkannte ihn in seiner einfachen Kleidung, 

Frohgemut wanderte er los. Anfangs war es nicht leicht, er nahm jede Arbeit an und oft lag er abends auf seiner dreckigen Unterlage in irgend einem Stall und jeder einzelne Knochen tat ihm weh. Auch hatte er oft Hunger, denn die Bezahlung war sehr schlecht und dann träumte er von dem reich gedeckten Tisch zuhause und der Mut wollte ihn manchmal verlassen. 

Doch  er gab nicht auf und mit der Zeit wurde er immer kräftiger, die Arbeit ging ihm viel leichter  von der Hand, er lernte dazu und konnte sich nun leichter durchsetzten, handelte bessere Bezahlung aus und ließ sich nicht mehr so leicht übers Ohr hauen. Sein Körper wurde kräftiger und mit jeden Tag wuchs auch sein Selbstvertrauen und eines Tages stellte er fest, dass er nicht mehr stotterte. 

Bei seiner Wanderung kam er an einem großen weißen Haus vorbei, daneben waren Lagerhallen und im Hof stappelten  sich geschnittene Holzbretter. Tief atmete er den Geruch des frischen Holzes ein und hatte das Gefühl am Ziel angekommen zu sein. 

 

 


 

Er klopfte an die Tür und ein hübsches Mädchen öffnete. " Kommt herein, Wandersmann, ihr kommt gerade Recht zur Vesper." 

Sie führte ihn in die Küche, wo er freundlich von allen empfangen wurde. Konrad aber konnte nun in der Schreinerei arbeiten und der Meister war sehr zufrieden und hatte auch nichts dagegen, als Konrad ihn um die Hand seiner Tochter Rosemarie bat. 

Schon lange hatten die Eltern des Mädchens bemerkt, dass die jungen Leute sich liebten. Konrad aber dachte an seine Eltern und eines Tages erzählte er seiner Verlobten und ihren Eltern wer er wirklich war. Kurzer Zeit später machten sie sich in der Kutsche, die Konrad entworfen hatte. auf den Weg zum Schloss. 

Wie staunten die Eltern, als eines Tages Konrad braungebrannt und strahlend vor ihnen stand und noch mehr staunten sie, als er ohne zu stottern seine Braut und ihre Eltern vorstellte. Weinend fielen sie ihrem Sohn um den Hals.

Ach ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass Konrad an einem Donnerstag nach Hause kam.


(Lore Platz)

 

3 Kommentare:

  1. Weißt du was ich gerade denken musste, liebe Lore? Stell dir nur mal für einen Moment vor, Konrad wäre an einem Mittwoch ins Schloss zurück gekehrt. Dann hättest du ein echtes Problem gehabt. Lach!!!! Danke für diese märchenhafte Geschichte und die bezaubernden Zeichnungen! LG Martina

    AntwortenLöschen
  2. So eine schöne Geschichte, liebe Lore! Und die Bilder von Monika und Irmi sind so passend dazu. Ein Gesamt Kunstwerk!
    Herzliche Grüße
    Regina

    AntwortenLöschen
  3. Wieder eine wunderbare Lore-Geschichte mit gutem Ausgang. Balsam für mein Herz !

    AntwortenLöschen

WIR FREUEN UNS SEHR ÜBER JEDEN KOMMENTAR! MIT DER NUTZUNG DIESES FORMULARS ERKLÄRST DU DICH MIT DER SPEICHERUNG UND VERARBEITUNG DEINER DATEN DURCH DIESE WEBSITE EINVERSTANDEN.