Ich bin gerade am Sortieren meiner mehr als dreihundert Geschichten. (2017)
Und als ich die Geschichten von dem kleinen roten Auto in einem Ordner zusammen fassen wollte fand ich die Geschichte von Herrn Oskar und der Elfenprinzessin nicht mehr.
Weder in meinen Unterlagen noch in meinem Blog, dabei wusste ich doch genau: Ich hatte sie geschrieben.
Auf gut Glück gab ich den Titel im Internet ein und ... ich fand sie!
Ich hatte diese Geschichte auf seniorbook geschrieben.
Hurra, das Internet verliert nichts!
Nun konnte ich sie abspeichern, meinen Unterlagen beifügen und euch vorstellen.
Das kleine Auto und die Elfenprinzessin
„
Onkel Oskar,
Onkel Oskar, sieh nur wie hübsch ich bin!“
Bellinda, das einzige
Mädchen der Drillinge klettert über die Rücklehne und stellt sich
auf dem Beifahrersitz auf die Hinterbeine. Die Pfötchen über dem
Kopf dreht sie sich wie ein kleine Ballerina, dass der weite Rock des
hübschen roten Kleidchen um ihre Beine schwingt. Eine rote Schleife
schmückt das rechte Ohr.
Oskar lächelt
liebevoll, das kleine Mäusemädchen war sein ganz besonderer
Liebling. Und so meint er freundlich: „ Du siehst wirklich
bezaubernd aus, wie ein kleines Fräulein.“
Bellinda hält in ihrem
Tanz inne und strahlt.
„Nicht wahr, mein Kleid ist ja soooo schön!
Mama hat es extra von Madame Spinne anfertigen lassen. Weißt du
meine Kusine Mira heiratet doch heute und ich darf Blumen streuen.“
„ Halt
die Klappe, Bel, das erzählst du Onkel Oskar schon seit einer
Woche,“ brummt ihr Bruder Oskar und kommt auch nach vorn.
Schick
schaut er aus in dem hübschen kleinen Frack. Frau Kathrin klettert
über die Lehne, eine große Tasche in der einen Hand und einen
Koffer in der anderen Hand. Sie sieht etwas genervt aus und setzt
sich prustend nieder.
Herr Max kommt durch das Fenster.
„Die
Schneckenpost wartet.“
Frau Kathrin drückt ihm das Gepäck in die
Hand und Herr Max schlüpft hinaus, um es auf der Kutsche zu
verstauen.
Bellinda trippelt aufgeregt von einem Bein auf das andere.
„Stell dir vor wir dürfen mit der Kutsche fahren, ist das
aufregend.“
Frau
Kathrin sieht sich um. „Wo ist Bruno?“
„Der Herr Professor wird
wieder seine Nase in ein Buch gesteckt haben,“ grinst Oskar.
Frau
Kathrin wirft ihm einen strafenden Blick zu. „Du sollst dich nicht
immer über deinen Bruder lustig machen, ich wäre froh, wenn deine
Zensuren besser wären. Nun geh und hole ihn.“
„Bruuunnnooo!“
brüllte Oskar und seine Mutter zuckt zusammen.
Gleich darauf
erscheint der Mäusejunge.
Auch er trägt einen kleinen Frack und
sieht seinem Bruder sehr ähnlich, nur dass auf seiner Nase eine
kleine Brille sitzt.
„Nun können wir ja gehen, auf Wiedersehen
Herr Oskar, wir werden einige Tage bei unseren Verwandten bleiben.“
"Auf Wiedersehen Onkel Oskar!“ rufen die Kinder.“
Still ist es
jetzt im Auto und Herr Oskar ist ein wenig traurig, aber dann tröstet
er sich, dass seine Untermieter ja bald wieder zurückkommen.
Außerdem
ist er ja nicht allein, immer wieder kommt eines der Waldtiere vorbei
und bleibt auf einen kleinen Plausch stehen.
Dann geht der Tag zu
Ende und die Sonne geht schlafen und der Mond nimmt ihren Platz ein.
Die Vögel kuscheln sich in ihre Nester und die Tiere verschwinden in
ihrem Bau. Stille liegt über dem Wald. Auch Herr Oskar schließt die
Augen und ist bald eingeschlafen.
Etwas
weckt ihn auf. Es ist dunkel draußen und nur das fahle Licht des
Mondes beleuchtet ein wenig den Wald. Alles ist ruhig und Herr Oskar
dachte schon, er hätte sich getäuscht und schließt wieder die
Augen. Doch dann hört er ein leises Weinen.
„Hallo, wer weint
denn da?“ Sofort verstummt das Weinen, man hört nur noch ein
leisen Schniefen.
„ Habt keine Angst, ich tue euch nichts, zeigt
euch doch.“
Er spürt eine leichte Bewegung und durch den Mond der
durch die Scheibe scheint, sieht er nun ein kleines zartes Wesen, das
auf der Ablage sitzt. So etwas zartes und süßes hatte Herr Oskar
noch nie gesehen.
„Wer bist denn du?“
„Ich bin Sonilinde,
die Tochter der Elfenkönigin Sonnenblume und ich wurde von dem bösen
Kobold Alberich gejagt. Beinahe hat er mich erwischt, aber ich konnte
mich losreißen, dabei sind meine Flügel verletzt worden und ich
kann nicht mehr fliegen.
Zum Glück kam mir der Wind zu Hilfe, er
schickte mir ein Blatt, an das ich mich hängen konnte und blies mich
hier in den Wald. Und ich bin zu ihnen herein gekrochen, weil ich
hoffe der Kobold findet mich hier nicht.“
Wieder
fängt sie zu weinen an.
„Aber, aber,“ tröstet Herr Oskar, „der
Wind wird sicher eurer Mutter Bescheid sagen und sie holt euch ab.“
Doch Sonilinde schüttelt den Kopf. „Er musste gleich weiter!“
„
Nun schlaft kleine Elfe, morgen sieht alles viel besser aus.“
Das
zarte Wesen klettert wieder auf den Sitz, doch dann meint es
schüchtern.
„Können sie die Fenster nicht schließen? Nicht, dass
der Kobold mich hier findet.“
„Leider geht das nicht, ich sitze
hier fest und kann mich nicht rühren.“
„Vielleicht könnte ich?“
Herr Oskar schmunzelt: „Sehen sie die Kurbel da an der Tür, das ist
viel zu schwer für sie.“
Die Elfe lacht und es klingt wie das
Läuten eines silbernen Glöckchen. „ Ich hab doch meinen
Zauberstab!“
Sie hält den Sternenstab gegen die Kurbel, die
sich wie von selber dreht und das Fenster ist geschlossen. Dasselbe
macht sie auf der anderen Seite.
„ Nun bin ich sicher.“
Mit einem
zufriedenem Seufzer kuschelt sie sich zusammen und bald zeigen zarte
kleine Töne, dass sie eingeschlafen ist.
Herr Oskar aber kann
noch nicht schlafen. Schmunzelnd denkt er über dieses neue Abenteuer
nach. Seit er hier im Wald gestrandet ist, war sein Leben nie mehr
langweilig. Bald aber schläft auch er.
Es ist spät, als er am
nächsten Morgen erwacht und auch sein kleiner Gast schläft noch.
Im
Wald ist es auffallend still und es ist auch niemand zu sehen. Sonst
um diese Zeit herrschte hier um ihn herum schon reger Betrieb.
Da
sieht er Fritz, den Igel, der mit schnüffelnder Nase auf den Boden
ihm entgegenläuft.
„Fritz!“
Der Igel reagiert nicht. Richtig er konnte ihn ja nicht
hören, die Fenster waren zu.
Herr Oskar räuspert sich.
„Fräulein
Sonilinde!“
Die kleine Elfe regt sich, hebt gähnend beide Arme und
streckt sich.
„Guten Morgen, Herr Oskar!“
„ Guten Morgen
mein Fräulein, würdet ihr bitte die Fenster wieder öffnen, ich
möchte gerne meinen Freund etwas fragen.“
Wie ein Blitz gehen
die Fenster runter und als nun Herr Oskar ruft, hebt der Igel den
Kopf und trippelt näher ans Auto heran.
„Guten Morgen Oskar.“
„Guten Morgen Fritz. Weißt du, warum der Wald heute wie
ausgestorben ist.“
„Sie machen sich alle fein, denn heute hat
die Elfenkönigin Sonnenblume Geburtstag
und alle sind zum Fest eingeladen.“
Sonilinde seufzt leise. „
Weißt du ob sich der Kobold Alberich im Wald herum treibt?“
Fritz
zieht seine Schnauze ein und ist nur eine stachelige Kugel.
„So
ein Hasenfuß, da werden wir wohl keine Antwort die nächste Zeit
erhalten. Aber bald wir bestimmt jemand vorbei kommen und uns
helfen.“
Verzagt klettert die kleine Elfe auf den Beifahrersitz
und da Herr Oskar befürchtet, dass sie gleich wieder los weinen
wird, erzählt er ihr lustige Streiche von den Drillingen und bringt
Sonilinde zum Lachen.
Doch die Zeit vergeht und immer noch lässt
sich jemand blicken und auch Fritz liegt immer noch zur Kugel gerollt
vor dem Auto. Herr Oskar ist etwas besorgt, doch er will die kleine
Elfe nicht beunruhigen.
Dann hat er eine Idee.
„Fräulein
Sonilinde können sie mit ihrem Zauberstab auch die Hupe zum Tönen
bringen?“
„Was ist eine Hupe?“
„Damit kann ich mich
bemerkbar machen, es ist ein lang anhaltender Ton. Sehen sie vorne
das runde Rad, das ist das Steuerrad und dieser kleine Hebel daran
ist die Hupe.“
Die Elfe zückt den Zauberstab und der Hebel bewegt
sich und ein lautes „Tuuuuuuut“ ertönt.
Vor Schreck fällt
Sonilind auf den Rücken, doch dann beginnt sie zu kichern und lässt
die Hupe nochmal ertönen.
Fritz streckt erschrocken seine Nase
heraus, um dann sofort wieder in der Kugel zu verschwinden.
Doch
ringsum wird es lebendig. Die Tiere kommen von allen Seiten
angelaufen und scharren sich um das Auto. Der König des Waldes
schreitet aus einem Gebüsch und die Tiere bilden eine Gasse, um ihn
zu Herrn Oskar zu lassen.
„Haben sie diesen seltsamen Laut
ausgestoßen, Herr Oskar.“
„ Ja, mein kleiner Gast hier, braucht
eure Hilfe!“
Die Elfenprinzessin klettert durch das Fenster auf
das Dach und erzählt nun ihr Abenteuer. Als sie berichtet, dass ihre
Flügel beschädigt sind und sie nicht mehr fliegen kann, geht ein
mitleidiges Aufseufzen durch die Versammlung.
Der Hirsch aber beugt
sein Geweih und bittet. „Prinzessin wir werden sie zu ihrer Mutter
bringen, klettert bitte auf mein Geweih.“
Dann setzt sich der lange
Zug der Tiere in Bewegung, um zur Sonnenblumenwiese zu marschieren.
„Auf Wiedersehen, Herr Oskar und danke!“ ruft die kleine Elfe und
winkt ihm zu.
Dieser ist ein wenig traurig, doch dann schmunzelt
er. Eigentlich hatte er doch gar keine Lust an diesem Fest
teilzunehmen, dazu war er doch schon zu alt und behäbig.
Er ließ
seine Gedanken schweifen, da spürt er auf einmal eine Bewegung und
eine Elfe mit schwirrenden Flügeln lässt sich auf dem Beifahrersitz
nieder.
„Guten Tag Herr Oskar, ich bin Sonnenblume und möchte
mich bei ihnen herzlich bedanken, dass sie meiner Tochter geholfen
haben.“
„ Guten Tag, das ist doch nicht der Rede wert, aber haben
sie nicht heute Geburtstag, herzlichen Glückwunsch.“
„Danke
schön, aber ich würde ihnen gern eine Freude machen.“
Herr Oskar
lacht: „ Aber ich habe doch nicht Geburtstag!“
Auch die
Elfenkönigin lacht. „ Meine Tochter hat mir erzählt, dass sie
sich nicht bewegen können. Meine Zauberkraft reicht zwar nicht, dass
sie wieder fahren können, aber alles anders könnten sie bewegen,
wenn sie den Wunsch dazu haben. Möchten sie?“
Herr Oskar
strahlt.
"Das wäre prima. Wissen sie, ich habe mir schon etwas Sorgen
gemacht, wenn es kalt wird, ob meine Mäusefamilie dann nicht
erfriert, aber wenn ich die Fenster schließen kann.“
„ Und
die Heizung betätigen!“
Die Elfe hebt den Zauberstab und
murmelt einige Worte. Dann meint sie lächelnd.
„Nun Herr Oskar
wollen sie es ausprobieren, sie brauchen nur zu wünschen.“
Und
Oskar lässt die Fenster auf und zu gleiten, die Kühlerhaube und
Motorhaube hinaufschnellen und wieder runter, die Scheinwerfer auf
strahlen und die Hupe lang ertönen.
Frau Sonnenblume lacht und als
Oskar sich wieder beruhigt hat, meint sie bedauernd.
„Nun muss ich
wieder zu meinen Gästen. Ach, meine Tochter lässt fragen, ob sie
sie besuchen darf?“ „Gerne, ich habe die Kleine ins Herz
geschlossen, sie ist ja wirklich entzückend. Aber ist es nicht zu
gefährlich, der Kobold Alberich?“
„Den habe ich in die Unterwelt
verbannt, der kann keinen Schaden mehr anrichten. Nun aber auf
Wiedersehen!“
Sie fliegt davon und Oskar lässt nun sein Auto
tanzen, hebt Kühlerhaube auf und zu, lässt die Hupe erschallen und
Fenster sich bewegen, bis Frau Eule aus ihrem Bau fährt und laut
„Ruhe“ brüllt.
Oskar kichert und überlässt sich seinen
vergnügten Gedanken.
© Lore Platz 2017
Liebe Lore, das war nett zu lesen. Bitte, setze noch mehr alte Geschichten wieder ein, die du für besonders lesenswert hältst. Ich würde sie gerne lesen.Liebe Grüße Eva
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