Samstag, 29. August 2020

Erinnerung an einen ganz besonderen Menschen

 
 Heute sind es sieben Jahre. seit mein Mann in das andere Reich gewechselt ist.

Als wir uns kennenlernten waren wir zwei einsame Menschen, in deren Leben es wenig Menschen gab, denen wir etwas bedeuteten oder die uns liebten.
Dabei hatten wir beide ein übervolles Herz voller Liebe und damit haben wir uns beide beschenkt.




Die Krönung dieser Liebe war unsere Tochter Claudia.



Doch nun da er nicht mehr bei mir ist fühle ich mich wie ein Blatt im Wind, das von seinem starken Ast getrennt wurde, der es 35 Jahre getragen hat.
Und es vergeht kein Tag, an dem ich ihn nicht vermisse.


Ich vermisse:
Wenn du mit grummeligen Gesicht in die Küche kommst und erst nach der ersten Tasse Kaffee mir ein Lächeln schenkst.
Ich vermisse:
Dein aufmunterndes Lachen, wenn ich mal den Kopf hängen lasse.
Ich vermisse:
Deinen spitzbübischen Humor und dein herzliches Lachen
Ich vermisse:
Deine liebevolle Fürsorge und deinen Schutz
Ich vermisse:
Deine liebenswerte Tolpatschigkeit, besonders wenn du mir eine Freude machen willst.
Ich vermisse:
Dein Meckern und Schimpfen über die Politik
Ich vermisse:
Unsere hitzigen Meinungsverschiedenheiten
Ich vermisse:
Das befreiende gemeinsame Lachen, wenn sich unsere Gemüter wieder beruhigt haben.
Ich vermisse:
Deine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft deinen Mitmenschen gegenüber.
Ich vermisse:
Deine Vernarrtheit in dein Auto, die einzige Geliebte, die ich jemals fürchten musste.
Ich vermisse:
Deinen Mut, deine Geradlinigkeit und deine Ehrlichkeit
Ich vermisse:
Einfach nur D I C H

Doch ich bewahre, jede gute und jede schlechte Stunde unserer gemeinsamen 35 Jahren tief in meinem Herzen wie einen Schatz, den mir niemand nehmen kann.

Ich habe meinem Mann versprochen nach seinem Tod nicht zu verzweifeln und meisten gelingt es mir auch, mit Hilfe meiner Lust zu Schreiben und einigen sehr guten Freundinnen.




Eine Geschichte hat mich damals besonders berührt und auch geholfen.
" Ein Buschwindröschen" von meiner Freundin Regina Meier zu Verl
Mit ihrer Erlaubnis, darf ich sie euch vorstellen.

 

                                                                



 

 

Mein Buschwindröschen – Erinnerungen

Weißt du, Oma und ich, wir haben uns an einem schönen Tag im März kennen gelernt. Es war die Begegnung mit einem Engel“, erzählt mein Großvater und sein Blick fliegt ins Leere, während er sich erinnert.
„Oma war das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe!“
Er muss sie sehr geliebt haben, meine Oma, und niemand versteht das so gut wie ich. Auch ich habe sie geliebt und bewundert.
„Erzähl noch ein bisschen, Opa“, bitte ich.
„Ach Kind, du weißt das doch schon alles!“
„Das macht nichts, Opa. Bald ist ihr Geburtstag und was können wir ihr Schöneres schenken, als uns gemeinsam an sie zu erinnern?“
Opa nickt.
„Sollen wir heute zum Friedhof gehen?“, fragt er und ich stimme sofort zu.
Unser Weg führt durch ein kleines Waldstück. Alles ist uns hier vertraut, denn unzählige Male sind wir in den vergangenen Jahren hier entlang gelaufen.
Als wir zu der Lichtung kommen, die in jedem Jahr mit unzähligen weißen Sternchen besiedelt ist, bleiben wir stehen.
„Ist das nicht wunderschön?“, fragt Opa.
Ich kann kaum sprechen vor Ergriffenheit, denn ich weiß, was er als nächstes sagen wird.
„Ich habe sie immer „Mein Buschwindröschen“ genannt. Sie war so zart und so verletzlich. Wenn sie traurig war, dann schlossen sich ihre Blütenblätter und sie ließ niemanden an sich heran.“
Ich lasse die Tränen laufen und weine ungeniert.
„Nicht weinen, Schatz, alles ist gut!“
Nun muss er mich auch noch trösten, dabei wird er sie noch viel mehr vermissen als ich. Ich reiße mich zusammen, trockne die Tränen und umarme meinen Großvater.
„Eines Tages muss ich auch gehen“, flüstert er mir ins Ohr. „und du weißt dann, dass ich wieder mit ihr vereint bin und wir werden uns von dort, wo wir sind, die Buschwindröschenwiese anschauen und dir fröhlich zuwinken.“
Ich schlucke den Kloß herunter, der im Hals steckt, nehme meinen Opa an die Hand und nach ein paar Minuten erreichen wir den Friedhof.
Still stehen wir Arm in Arm vor dem Grab und gehen unseren Gedanken nach, als ich plötzlich etwas hinter dem Stein hervorblitzen sehe. Ich trete näher heran und erkenne: ein Buschwindröschen.
„Schau, Opa!“
„Ein Wunder!“, sagt er und strahlt. „Ein Wunder!“

© Regina Meier zu Verl