Mit der heutigen Geschichte wünsche ich euch ein schönes gemütliches Wochenende.
Viel Spaß beim Lesen!
Das
Gespenst im Turm
Etwas
abseits vom E. war ein altes halb verfallenes Kloster. Im Krieg
flohen die Mönche oder wurden ermordet.
Seitdem
stand es leer und die Gebäude sind zerfallen und die Mauer bröckelte
immer mehr ab.
Nur
der Turm ragte noch fest und aufrecht in die Gegend und beherbergte
eine Glocke, die man nicht mehr läuten konnte, da der Strang
beseitigt worden war.
Der
Bürgermeister wollte diesen Schandfleck schon längst entfernen,
aber das Grundstück gehörte der Kirche.
Nun
sollte es dort auf einmal spuken.
In
der Nacht tönte ganz leise die eherne Glocke und der alte Xaver
behauptete steif und fest, das Gespenster mit riesigen Flügeln ihn
gejagt und an seinen Haaren gezerrt hätten.
Die
Meisten scherzten darüber und spotteten, der Alte habe mal
wieder zu tief ins Glas geschaut und sah nun Gespenster, doch einige
glaubten daran und schlugen ein Kreuz, wenn sie an dem Kloster vorbei
mussten.
Auch
auf dem Schulhof wurde heftig darüber diskutiert.
Alexander,
Bertram und Rudi, steckten die Köpfe zusammen und diskutierten über
das Gespenst.
„Das
wäre doch ein Aufgabe für den Sherlock Club,“ meinte Bertram
begeistert.
Er
war ein großer Fan von Sherlock Holmes und hatte ihren Club nach
dessen Namen benannt.
Bertrams
Vater hatten ihnen sein altes Gartenhaus als Clubhaus gespendet und
dort trafen sie sich nachmittags immer,
hingen herum, spielten Play Station, hörten Musik oder träumten von
großer Detektivarbeit, besonders Bertram.
Doch
leider war das Einzige was hier mal passiert war, dass der Dackel
Lumpi vermisst wurde und die Kinder ihn aus einem Dachsbau befreien
mussten.
„Mensch
das wäre doch super, wenn wir das Gespenst entdecken und vergraulen
würden, ereiferte sich Bertram und steckte seine Freunde mit
seiner Begeisterung an.
Herr
Erdenreich stand plötzlich hinter ihnen.
„Was
heckt ihr denn wieder für einen Unfug aus, habt ihr nicht die
Glocke gehört. Die Pause ist um!“
Am
Nachmittag trafen sich Bertram und Rudi im Clubhaus, nur Alexander
fehlte, denn er hatte Geigenunterricht.
Ein
Zeitlang spielten sie mit dem alten Kickerkasten, den Rudis Vater
noch auf dem Speicher gefunden hatte und der nun in ihrem Clubhaus
stand.
Dann
aber fläzten sie sich auf das alte Sofa.
„Glaubst
du es gibt Gespenster?“ fragte Bertram.
Rudi
zuckte die Schultern. „Weiß nicht, aber was sollte denn sonst den
alten Xaver verfolgt haben.“
„Naja,“
zweifelte Bertram, „ der alte Xaver trinkt doch recht gern und wer
weiß was er sich eingebildet hat.
„Weißt
du was, wir gehen heute Nacht zum Turm!“
(c) meine Tochter |
Bertram
und Rudi trafen sich kurz vor Mitternacht, bewaffnet mit zwei
Taschenlampen am Ortsende.
Der
fahle Mond tauchte das Kloster in ein gespenstisches Licht und es
wurde ihnen schon etwas unheimlich zumute, als sie über die
moosbewachsenen Steine zum Turm gingen.
Die
alte Holztreppe knarrte und mehr als einmal zuckten sie zusammen, als
erwarteten sie, dass jeden Augenblick ein Gespenst auftauchen würde.
Sie
ließen den Schein ihrer Taschenlampen durch den
Raum
kreisen. Überall hingen Spinnweben und eine dicke fette Spinne
krabbelte eilig aus dem Lichtschein.
Plötzlich
ertönte aus dem Inneren der Glocke ein leiser Ton und die Buben
zuckten zusammen.
Rudi
schrie entsetzt auf: „ Mich hat etwas gestreift!“
Und
schon wandte er sich der Treppe zu, die Taschenlampe entfiel seinen
Händen und polterte vor ihm die Treppe hinunter.
Bertram
folgte seinem Freund und sie rasten über den Klosterhof und hielten
erst an, als sie das Dorf erreicht.
Atemlos
stützten sie sich auf den Knien ab und verschnauften erst mal.
Beide
waren sie kreidebleich und ziemlich kleinlaut gingen sie nach Hause.
Sie
beschlossen niemand von ihrem nächtlichen Abenteuer zu erzählen,
denn die Mädchen hätten bloß wieder was zum kichern gehabt.
Daher
waren sie auch nicht sehr begeistert, als Alexander nach der Schule
vorschlug am Nachmittag zum Turm zu gehen, um näheres über den Spuk
herauszufinden.
Aber
sie wollten ja nicht als Feigling dastehen und als sie dann vor dem
Kloster standen, da konnten sie ihre Angst von gestern Nacht gar
nicht verstehen.
Am
Tag sah alles doch ganz anders aus.
Inzwischen
hatten sie den Turm erreicht und selbst die Spinnweben sahen nicht so
gespenstisch aus, wie in der Nacht im Schein der Lampe.
Alexander
ging durch den Raum, die Augen auf den Boden geheftet und seine
Freunde beobachteten ihn.
Wenn
einer das Gespenst finden konnte, dann war es ihr Freund, der in der
Schule den Spitznamen „Professor“ hatte, weil er ein wandelndes
Lexikon war und außerdem noch Klassenbester.
Nun
bückte er sich, hob etwas vom Boden auf und betrachtete es durch die
Lupe.
„Igitt!“
rief Bertram, der neugierig näher getreten war, „ das sind ja
Mäuseköttel!“
„Nein,
die sehen nur so ähnlich aus,“ murmelte der Professor und richtete
sich wieder auf.
Er
ließ den Blick an den Wänden empor schweifen, dann aber ging er zur
Glocke, bückte sich und schaute in das Gehäuse.
Schnell
winkte er seine beiden Freunde herbei, deutete aber zugleich an, dass
sie leise sein sollten.
Rudi
und Bertram kauerten sich neben Alexander und dann grinsten sie.
„Fledermäuse!“
Am
Klöppel der Glocke hingen mehre Fledermäuse und schliefen.
„Miniopterus
schreibersi, die Langflügelfledermaus, sie gehört zu den
Zwergfledermäusen, aber nun kommt wir wollen sie nicht stören.“
Auf
dem Weg zum Clubhaus erklärt ihnen Alexander, dass die Fledermäuse
nachtaktive Tiere sind und wenn sie sich vom Klöppel lösten, dann
würde es zu diesem leisen gespenstischen Tönen der Glocke kommen.
Und
die Erscheinung die Xaver hatte könnte vielleicht durch den Schatten
im Mondlicht erzeugt worden sein und Fledermäuse streifen auch
manchmal die Haare der Wanderer.
Bertram
und Rudi sahen sich an und wurden rot.
Am
nächsten Tag erzählten sie von ihrer Entdeckung in der Schule und
auch im Dorf sprach es sich bald herum, wer das Gespenst im Turm war.
©
Lore Platz
Wieder eine wunderbare Lore-Geschichte. Habe mich sehr gut amüsiert beim Lesen !
AntwortenLöschenDu kommst ja auf Ideen,schoen liebe Lore.
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