Ob die Kinder in der heutigen Zeit auch noch so zittern, wie wir damals.
Lena öffnete leise die Tür.
„Oma möchtest du sehen, was der Nikolaus mir im
Kindergarten gebracht hat?“
„Aber sicher mein Schatz komm nur herein.“
Lena leert die hübsch bemalte Papiertasche auf der Decke,
die über Omas Beine gebreitet ist, aus.
Ein Apfel, eine Orange, einige Walnüsse und ein dicker
Weihnachtsmann aus Schokolade kullern auf der bunten
Decke herum.
„Da hat euch der Hl. Nikolaus aber viel geschenkt, ihr müsst
ja sehr brav gewesen sein.“
Lena lässt einen tief von Herzen kommenden Seufzer hören.
Auf den fragenden Blick der Oma erklärt sie.
„Du hast mir doch erzählt, dass der Hl. Bischof ein guter
Mann war und den Menschen geholfen hat und deshalb darf
er am sechsten Dezember vom Himmel kommen und den
guten Kindern etwas schenken. Und an Hl. Abend kommt
dann das Christkind und feiert seinen Geburtstag mit uns und
weil es uns so lieb hat beschenkt es uns.“
Oma Karin legt die Gaben auf das Tischchen neben sich und
hebt ihre Enkelin auf ihren Schoß.
„Warum fragst du?“
Lena kuschelt sich an die Oma und deutet auf den
Schokoladenmann.
„Der sieht dem HL. Nikolaus im Kindergarten überhaupt nicht
ähnlich und mein Freund Toby hat gesagt, dass das ein
Weihnachtsmann ist, denn in vielen Ländern kommt gar
nicht das Christkind, sondern der Weihnachtsmann am HL.
Abend.“
Frau Jomsom schließt einen Moment die Augen, dann lächelt
sie.
Ich werde dir erzählen warum, das so ist.
„Warum es einen Weihnachtsmann gibt.
Vor vielen vielen Jahren, als das Christkind noch nicht geboren war, da wurden die Kinder von Frau Holle beschenkt und begleitet wurde diese von Jack Frost. Denn auch damals gab es böse, freche Kinder. Doch wenn Jack Frost mit der Rute drohte, oder gar seinen Stab hob, mit denen er sie zu Eis erstarren lassen konnte, wurden selbst die frechsten Buben ganz kleinlaut.
So vergingen viele hundert Jahre und das Christkind wurde geboren und brachte die Freundlichkeit und Liebe in die Welt.
Als es dann zurück zu seinem Vater in den Himmel kam, da überzeugte es auch diesen, dass nicht alle Menschen so böse sind. Gott Vater war nämlich oft sehr wütend über die Menschen, wenn sie mal wieder Kriege anfingen, Menschen töteten und alles zerstörten was er ihnen doch als Geschenk gegeben hatte.
Jesus aber bat seinen Vater, wenn dieser die Erde für immer zerstören wollte, den Menschen doch eine Chance zu geben.
Und eines Tages schlug er ihm vor, dass er einmal im Jahr an seinem Geburtstag auf die Erde gehen und den Menschen die Herzen für die Liebe öffnen wollte.
Und so beschenkte er die Kinder an seinem Geburtstag und zeigte ihnen die Liebe, die er für sie fühlte.
Doch die Welt wurde immer größer, die Menschen immer mehr und nicht alle glaubten an das Christkind.
Da Jesus aber ein gutes Herz hatte und besonders die Kinder liebte, tat es ihm weh, dass nicht alle Kinder beschenkt wurden.
Also fragte er Frau Holle und diese erzählte ihm, dass sie einst mit Jack Frost die Kinder beschenkt hätte.
Jesus wanderte zum Nordpol und fragte den grimmigen Alten, ob er nicht die Kinder zu denen er nicht kommen konnte, weil sie nicht an ihn glaubten, beschenken wollte.
Dieser sah ihn kopfschüttelnd an und seine dicken Augenbrauen wölbten sich wie Würmer.
„Du bist ein komischer Kauz, warum willst du denn die Kinder beschenken, die nicht an dich glauben.“
Ein leises Lächeln glitt über das Gesicht von Gottes Sohn.
„Weil ich alle Menschen liebe und wenn man jemanden liebt muss man ihm auch die Freiheit lassen anders zu denken und zu sein. Es gibt so viele Religionen auf der Welt und jeder sucht für sich den richtigen Weg. Und ich liebe die Kinder ganz besonders, egal welche Religion oder Hautfarbe sie haben. Darum bitte ich dich als Weihnachtsmann an meiner Stelle diese Kinder zu beschenken. Glaube mir sie werden dich und deine poltrige Art lieben.“
Und so wurde aus Jack Frost der Weihnachtsmann, der jedes Jahr mit seinem Renntierschlitten auf den Dächern landet und durch den Kamin rutscht, um die Päckchen für die Kinder unter den Weihnachtsbaum zu legen.“
Lena ist sehr still, dann sagt sie leise.
„Im Kindergarten ist ein Junge, er heißt Achmed und hat eine andere Religion. Sie feiern bei ihm zu Hause auch nicht Weihnachten. Weißt du was, ich werde ihm am letzten Tag im Kindergarten etwas schenken und ihm sagen, das ist, weil wir den Tag der Liebe feiern.“
Oma Karin gibt ihr einen Kuss.
©
Lore Platz 2.12.20
Eine supertolle Erklärung Lore. Von Jack Frost habe ich noch nie etwas gehört!
AntwortenLöschenDas ist eine richtig schöne Geschichte und die Erklärung für den Weihnachtsmann gefällt mir sehr gut. Ich werde sie mir merken. Als wir vor mehr als zwanzig Jahren von Hessen nach Cottbus gezogen sind, lernte ich hier zum ersten Mal den Weihnachtsmann kennen ;-). Zu uns kam und kommt immer das Christkind, aber es ist gut, dass es für alle, die nicht vom Christkind besucht werden noch den Weihnachtsmann gibt. danke für Deine schöne Geschichte.
AntwortenLöschenLiebe Adventsgrüße
Astrid
Löschendankw liebe Astrid, dieses Thema beschäftigt mich schon lange , auch dir schöne Adventsgrüße, Lore, die immer noch per Mail mitliest (zwinkern)