Obwohl sonnig ist es doch noch sehr kalt.
Zu kalt um meine Elfen schon fliegen zu lassen, aber Trolle sind robuster.
Also erzähle ich euch wie es mit Hermann weiter geht.
Viel Spaß beim Lesen!
Hermann
und Herminchen
Keuchend
läuft die kleine dralle Gestalt den Feldweg entlang, verfolgt von
einer Schar johlender Kinder. Wieder trifft sie ein Stein an der
Schulter und sie zuckt zusammen.
Wenn
sie nur endlich den schützenden Wald erreichen würde.
Plötzlich
ein Rauschen in der Luft, die kleine Gestalt wird von zwei Krallen
gepackt.
Ein
mehrstimmiger Wutschrei ertönt und enttäuscht sehen die
aufgebrachten Kinder der entschwindenden Gestalt nach.
Dem
kleinen Geschöpf aber wird vor
Schreck schwindelig,
als sie jetzt durch den Wald rauscht und schließlich auf einen Ast
plumpst.
Mit
geschlossen Augen liegt es mitten in den Blättern und seine Brust
hebt und senkt sich.
„ He,
du bist in Sicherheit,“ knarrt eine
Stimme
, „ du kannst also
die Augen ruhig wieder aufmachen, Herminchen.“
Diese
richtet sich auf. „Du kennst mich!“
„Ja,
sicher, du bist Herminchen, die einzige Trollfrau, die der
Vernichtung der Trolle durch den Feenkönig entgangen ist.“
Das
Trollmädchen nickt traurig,
„Besser
wäre es gewesen, ich wäre damals auch umgekommen.“
Dicke
Tränen laufen über ihr Gesicht.
„Was
für ein Unsinn, sei froh, dass du lebst!“
Herminchen
wischt mit beiden Händen die salzigen
Tränen ab und hinterlässt eine Schmutzspur auf den Wangen.
„ Warum,
wohin ich komme erschrecken die Menschen oder jagen mich. Sicher
meine Eltern und Brüder waren auch nicht nett zu mir aber wenigstens
hatte ich eine Familie und war nicht so allein.“
Traurig
sieht sie vor sich hin und lächelt auf einmal.
„Der
Einzige der nett zu mir war, ist Hermann gewesen, aber der lebt ja
auch nicht mehr.“
„Wer
sagt denn das, Hermann nicht mehr lebt.“ schmunzelt die Eule.
Mit
großen Augen sieht das Mädchen den Vogel an.
„Weißt du wo er
ist?“
„Ja,
aber nicht jetzt. Ich muss schlafen, denn das Geschrei hat mich
aufgeweckt, zu deinem Glück. Und wenn ich dir raten darf, sollst du
dich auch ausruhen. Du kannst zu mir in meine Höhle kommen.
Wir
werden uns heute Nacht auf den Weg machen.“
Die
Eule schlüpft in ihre Baumhöhle. Herminchen aber bleibt noch eine
Weile sinnend auf dem Ast sitzen, dann klettert auch sie durch das
runde Loch, sucht sich ein gemütliches Plätzchen und ist bald
eingeschlafen.
„Himmeldonnerwetter,
da hat der Amtsschimmel ja
mal wieder laut gewiehert!“,
poltert
Opa Schinkel und fährt sich über seine Glatze.
Renate und Susanne,
die gerade bei ihren Großeltern zu Besuch sind, kichern.
Die
Oma aber, die den Braten aus dem Ofen holt, verdreht nur genervt die
Augen.
„Hört
euch das bloß an, eine EU-Verordnung bestimmt wie stark eine
verkaufsfähige Gurke gekrümmt sein darf. Jetzt wollen die dem
Gemüse schon vorschreiben wie es wachsen soll.“
„Ja,ja
nur reg dich ab, ich habe schon längst aufgehört mich zu wundern
was in den Köpfen der da Oben vorgeht.
Leg die Zeitung weg, die Kinder
wollen den Tisch decken.“
Opa
grummelt noch ein wenig, doch dann
lenkt
ihn das lecker Essen ab.
Während
sie ihren Schokoladenpudding löffelt will Susanne wissen, was ein
Amtsschimmel
ist.
Der
Opa erklärt nun den aufmerksam lauschenden Kindern, dass früher die
Bekanntmachungen durch berittene Amtsboten
überbracht
wurden.
Natürlich waren das nicht nur Schimmel.
Dieses Wort stammt
vielmehr von der „Simile“ einem Standard-Vordruck aus der
österreichischen Monarchie, mit der sich ähnlich lautende Anliegen
schneller erledigen ließen.
So hat sich wohl das spöttische Wort
Amtsschimmel entwickelt.
Die
Oma steht auf und der Opa verzieht sich in sein Arbeitszimmer um
gemütlich seine Pfeife zu rauchen.
Die
Kinder aber laufen hinaus in den Garten, um zu spielen. Schnell sehen
sie noch bei Hermann vorbei, doch der ist nicht da.
Dieser
spaziert vergnügt in den nahegelegenen Wald um ein Schwätzchen mit
seiner Freundin der Blaumeise zu halten.
Leider
ist sie nicht zu Hause und so lehnt sich der Troll an den Stamm eines
Baumes und genießt die Stille des Waldes. Er liebte den Wald, den
Duft nach Tannen, das Rascheln der kleinen Tiere und das Zwitschern
der Vögel.
So
schön es bei dem Mann ohne Haare ist, so einsam fühlte er sich auch
und während er so
überlegt
fällt ihm seine Jugendgespielin Herminchen, die Einzige die
im Trollland nett zu ihm war, ein.
Aber
sie war ja tot wie alle Trolle, die es ja verdient hatten, nur
Herminchen, die war gut und hatte ihm auch geholfen, die
Feenprinzessin zu retten.
Er
seufzt und wünscht sich, sie würde noch leben.
Als
hätte sein Wunsch sie herbeigezaubert, teilt sich das Gebüsch zu
seiner Linken und ein Trollmädchen tritt heraus.
Hermann
fährt sich über die Augen, es kann sich doch nur um ein Trugbild
handeln.
Doch
die kleine dralle Person kommt immer näher und flüstert schüchtern.
„Hermann?“
„Herminchen,
jubelt dieser und sie fassen sich an den Händen und betrachten sich
fassungslos. Beide hatten sich nicht vergessen.
Wenig
später sitzen sie unter dem Baum und erzählen sich was sie erlebt
haben.
Als
Herminchen von den bösen Menschen berichtet, tröstet Hermann das
Mädchen und erzählt, dass er bei ganz lieben Menschen wohnt und
nicht alle dieser Gattung böse seien.
Er
nimmt sie mit in den Schuppen und zeigt ihr stolz seine gemütliche
Wohnung.
„Du
kannst bei mir bleiben und in meinem Bett schlafen, ich schlafe dann
auf dem Boden, aber nun komm mit, ich stelle dich dem Mann ohne Haare,
der Frau mit dem Namen Oma und den beiden Langhaaren vor.“
Wie
staunen diese, als die beiden Trolle in die Küche kamen, in der die
Familie gerade beim Nachmittagstee sitzt.
Oma
holt gleich zwei Tassen und besonders Herminchen lässt sich den
Kuchen schmecken, hat sie doch außer Beeren unterwegs nichts
gegessen.
Staunend
hören sie Herminchens Geschichte und als Hermann sagte, dass sie
jetzt bei ihm bleiben wird und in seinem Bett schlafen kann, während
er auf dem Boden nächtigt, da meint Opa.
„Kommt
gar nicht infrage, ich gehe gleich in die Werkstatt und zimmere ein
neues Bett, Bretter genug habe ich ja.“
Und schon eilt er hinaus.
Die
Oma aber verspricht, sich sofort an die Nähmaschine zu setzten und
Bettwäschen zu nähen.
Die
Mädchen aber bleiben in der Küche und immer wieder wollen sie von
Herminchen wissen, wie es ihr ergangen ist.
Und
Herminchen hat sich seit ihrer Flucht noch nie so wohl gefühlt.
Sie
spürt, dass ihre Irrfahrt zu Ende ist.
Sie
ist angekommen.
©
Lore Platz 19.02.2019
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