Keine
Geschichte, nur etwas plaudern
Ich
bin eine Leseratte!
Ich
weiß ja nicht ob ich als Baby schon das Verlangen hatte zu lesen,
aber mein Vater hat uns immer, besonders in der Winterzeit, Märchen
vorgelesen.
Noch
heute spüre ich die Wärme des Ofen und höre das knacken und
knistern des Holzes.
Meine
Schwester und ich kuschelten auf dem Sofa in der Küche, mein Vater
saß auf seinem Stuhl und
las uns mit verstellten Stimmen aus einem dicken Buch
vor, dass er sich
aus der Pfarrbücherei
geliehen
hatte.
Meine
Mutter kochte oder backte und die herrlichen Düfte schmeichelten
sich in unsere Nasen.
Keine
Zentralheizung kann diese Gemütlichkeit erzeugen.
Ich
entwickelte mich jedenfalls zu einer Leseratte, die alles
las, was sie in die Finger bekam.
Viele
Kinderbücher gab es ja noch nicht damals und geschenkt bekamen wir
zum Geburtstag und Weihnachten meistens nützliche Dinge.
Aber
zum Glück hatte ich ja eine Schwester, die mehrere Jahre älter war,
und die ich sehr liebte.
Karin
las zwar nicht so gerne, aber sie war eine Sportskanone.
Einmal
erreichte sie bei dem jährlichen Sportfest den ersten Platz und
bekam als Preis einen Tennisschläger und ein Buch, das sie sofort an
mich weiter reichte.
Es
war ' Gritlis Kinder' von Johanna Spyri.
Außerdem
gab es da noch die Reclam Hefte, die sie im Unterricht lesen musste.
So
lernte ich in sehr frühen Jahren 'Pole Poppenspäler' und den
Dichter Theodor Storm (1817 – 1888)
kennen
und lieben.
Eine
Liebe, die bis heute gehalten hat.
Leider
aber traf ich auch ' Die schwarze Spinne', eine Novelle von
Jeremias Gotthelf (1797 – 1854).
Eine
schauerliche Geschichte, die mir Albträume und eine lebenslange
Angst vor Spinnen bescherte.
Nicht
jede Lektüre ist für kleine naseweise Mädchen geeignet.
Als
mir, da war ich ungefähr zehn Jahre, das Christkind dann mein erstes
eigenes Buch brachte, war ich selig.
Es
war wunderschön, hatte einen goldenen Einband und hieß : ' Das
goldene Märchenbuch'.
Darin
befanden sich Märchen, die ich noch nie gehört hatte, Märchen aus
aller Welt, und es war mein größter Schatz.
Diese
Buch besitze ich heute noch.
Der
Einband ist inzwischen verschwunden und es sieht auch ziemlich
ramponiert aus vom vielen Lesen.
Leider
ist meine Kamera kaputt sonst hätte ich euch ein Bild gezeigt.
Aber
schließlich ist dieses Buch 55 Jahre alt und wurde sehr sehr oft in
die Hand genommen.
Ich
weiß nicht, ob es am Mangel von Lesestoff lag, aber ich begann
schon sehr früh mir Geschichten auszudenken, die ich meinen kleinen
Freunden dann erzählt, die nie genug davon bekamen.
Als
ich besser schreiben konnte, schrieb ich sie auf und las sie im
Familienkreis vor.
Eine
dieser Geschichten handelte von einem wilden schwarzen Hengst.
Ihr
ahnt sicher wer mich dazu inspiriert hat, die Fernsehserie 'Fury'.
Dieses
'nonstop' Fernsehen wie heute gab es ja zu unserer
Zeit
noch nicht und wir freuten uns regelrecht darauf, wenn etwas für uns
Kinder kam.
Samstag
Nachmittag gab es eine Sendung für die ganz Familie, die dann mit
den Schlümpfen endete.
Was
habe ich diese kleinen blauen Zwerge geliebt.
Und
sonntags wurde abwechselnd 'Fury' und 'Rin Tin Tin' gesendet.
Bei
einem Abenteuer dieses deutschen Schäferhundes im wilden Westen,
wäre mir einmal beinahe das Trommelfell geplatzt.
Meine
Firmpatin kam an einem Sonntag mit ihrer Familie zu Besuch und
während die Großen sich unterhielten, saßen wir Kinder auf dem
Boden vor dem Fernseher und sahen uns 'Rin Tin Tin' an.
Als
der Hund in eine besonders gefährliche Situation kam, sprang der
Sohn meiner Patin auf, riss seine Trillerpfeife aus der Hosentasche
und ließ einen ohrenbetäubenden Pfiff ertönen.
Das
nennt man wohl mitten im Geschehen sein.
©
Lore Platz 21.02.2019
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