Mit dieser Geschichte wünsche ich einen schönen Sonntag aus dem verschneiten Bayern.
Viel Spaß beim Lesen!
Die
Herausforderung
Larissa
ist ein richtiger Wildfang,
und handelt oft unüberlegt, besonders wenn man sie herausfordert.
Dabei
kann sie aber auch anschmiegsam
sein, besonders wenn sie etwas will.
Bei
Oma Inge klappt das besonders gut, sie kann der kleinen
Schmeichelkatze nichts abschlagen und wird von ihrer Tochter deshalb
oft getadelt.
Doch
ihre Mutter lacht nur: „Omas dürfen das, denn für die Erziehung
bist ja nun du zuständig.“
Ihr
Tochter seufzt nur: „Wenn das immer so einfach wäre, manchmal habe
ich richtig Angst, dass ihr etwas schreckliches passiert, sie ist
erschreckend tollkühn und stürzt sich in Abenteuer, ohne lange zu
überlegen.“
Oma
Inge kichert: „Das hat sie wohl von mir, denn wenn ich mich
erinnere war mir auch kein Baum zu hoch, keine Mauer zu gefährlich,
und auch kein See zu tief.“
Liebevoll
umarmt sie ihre Tochter: „Kinder haben einen Schutzengel.“
„Dann
hoffe ich, dass er auch bereit ist für meine Tochter Überstunden zu
machen und nicht vor Erschöpfung einschläft!“
Die
Sportstunde ist vorbei und Larissa schlendert schlecht gelaunt mit
ihren Freundinnen Melanie und Nina über den Schulhof.
Sonst
immer die Beste im Sport, ist sie heute dreimal beim Balancieren über
den Balken abgerutscht und hat nur eine zwei bekommen und die
verhasste Nelly hat als einzige eine Eins bekommen und zu allem
Überfluss ihr noch ein
triumphierendes
Lächeln zugeworfen.
Da
kommt sich auch schon direkt auf sie zu.
Vor
den Freundinnen bleibt Nelly stehen.
„Heute
hat es ich ja herausgestellt, wer von uns beiden die Beste ist.“
Larissa
funkelt sie an. „Ich hatte heute nur einen schlechten Tag!“
„Ach
ja, die Trauben hängen viel zu hoch,“ spottet Nelly.
Larissa
ballt die Fäuste.
„Gut,
dann komm heute Nachmittag um 15 Uhr zur alten Ruine, wollen doch
sehen, wer besser balancieren kann.“
Bei
der alten Ruine handelt sich um eine verfallene Burg.
Das
Betreten des Geländes war verboten, da immer wieder Steine aus dem
baufälligen Gebäudes sich lösten und herunter polterten.
Dies
hielt aber die Kinder nicht ab, denn die alte Ritterburg war ein
beliebter Spielplatz.
Larissa
und ihre Freundinnen schlüpfen neben dem „Vertreten verboten“
Schild durch die Absperrung.
Von
Nelly ist noch nichts zu sehen.
„Die
kneift bestimmt,“ lacht Larissa spöttisch und mustert die Mauer
der Burg.
Da
kommt Nelly aber schon den Hang herauf und schlüpft durch das
Absperrband.
„Hier
bin ich!“
Larissa
dreht sich um, dann weist sie auf eine schmale Mauer, die zwei Türme
verbindet.
„Dort
oben werden wir balancieren!“
Nina
und Melanie keuchen entsetzt auf und auch Nelly wird blass.
Larissa
hebt die Augenbrauen. „Wenn du natürlich Angst hast?“
Nelly
hebt den Kopf: „Wer geht als erster!“
„Ich,
da ich der Herausforderer bin,“ ruft Larissa und verschwindet in
dem Gebäude.
Bald
steht sie oben auf der Mauer und winkt ihnen zu.
Gespannt
sehen die drei Mädchen, wie Larissa über den schmalen Steg
balanciert.
Ein
Stein bröckelt aus der Mauer und fällt poltern nach unten
Larissa
schwankt, hebt die Arme, wankt hin und her und stürzt ab!
Ein
dreifacher Aufschrei ertönt und entsetzt schauen die Mädchen auf
die große Eiche, in der Larissa leblos hängt.
Nina
schlägt die Hände vor Gesicht und heult laut los.
Melanie
steht starr vor Schreck.
Nur
Nelly behält die Nerven, holt ihr Handy aus der Tasche und
verständig die Feuerwehr.
Die
Sonne scheint durch das große Fenster und beleuchtet das weiße
sterile Krankenzimmer.
Larissa
liegt im Bett und betrachtet missmutig ihren gebrochen Fuß, der in
einer Schlinge hängt.
Drei
Wochen musste sie noch hier bleiben, bis sie endlich einen Gehgips
bekam.
Drei
langweilige endlose Wochen und ihre Mutter hatte sich geweigert ihr
Handy zu bringen.
Es
klopft an der Tür und Oma Inge kommt herein.
Larissa
strahlt.
„Du
machst ja schöne Sachen, hast uns ja einen ganz schönen Schrecken
eingejagt.“
Liebevoll
umarmt sie ihre Enkelin.
„Bleibst
du länger?“
„Solange,
bis du deinen Gehgips bekommst und wieder nach Hause darfst. Kann mir
vorstellen, dass es hier recht langweilig für dich ist.“
„Und
ob, besonders da Mama sich weigert, mir mein Handy zu bringen, dabei
könnte ich damit Spiele spielen und Filme anschauen.“
„Da
muss ich deiner Mama aber recht geben, und das nicht nur, weil ich
diese neumodischen Dinger
nicht leiden kann.
Du
hattest eine schwere Gehirnerschütterung und sollst deine Augen noch
nicht anstrengen.“
„Aber
mir ist
doch soooo langweilig!“
„Deshalb
habe ich mich ja auch sofort in den Zug gesetzt, damit ich dich jeden
Vormittag besuchen kann und ich habe auch schon einige Bücher dabei,
aus denen ich dir vorlesen werden.
Und
einige Spiele habe ich auch eingepackt und...“
Sie
zieht aus ihrer großen umfangreichen Tasche eine Tupperdose heraus
und reicht sie dem Mädchen.
Larissa
löst den Deckel und jubelt:
„Milchreis!“
Oma
Inge grinst. „ Ja, mein berühmter Milchreis, den du so gerne
magst, mit einem extra Schuss Sahne. Ach ja und hier ...“.
Sie
kramt wieder in der Tasche und holt ein Einmachglas heraus.
„ Hier
habe ich noch mein selbst gemachtes Pflaumenmus mitgebracht, nun lass
es dir gut schmecken.“
Während
Larissa begeistert die Leckereien löffelt, denn an einen Löffel
hatte Oma natürlich auch gedacht, liest ihr diese eine Geschichte von
den „Fünf Freunden“ vor.
Obwohl
diese Geschichte aus der Zeit stammt, als Oma noch jung war, gefällt
sie Larissa sehr gut.
Später
spielen sie dann noch „Mau Mau“ und wie im Flug vergeht die Zeit.
Oma
verabschiedet sich und verspricht morgen früh wieder zu kommen, denn
am Nachmittag kommt die Mutter mit Tommy ihrem Bruder.
Larissa
umarmt die Oma und flüstert, „ ich habe dich lieb“.
Der
kleine Tommy freut sich seine Schwester zu sehen, aber bald wird er
quengelig und darum wird der Besuch der beiden nur kurz.
Larissa
lehnt sich im Bett zurück und sieht aus dem Fenster, da klopft es
wieder an der Tür und Nina und
Melanie
betreten das Zimmer.
Larissa
strahlt.
„ Wir
durften erst heute kommen, da du ja eine schwere Gehirnerschütterung
hattest.“ meint Melanie und drückt Larissa ein Geschenk in die
Hand.
Nina
legt auch einige in Buntpapier verpackte Päckchen auf das Bett.
„Das
in Goldpapier ist von mir und das andere von Frau Roth und der ganzen
Klasse.“
Während
Larissa die Geschenke auspackt erzählen die Mädchen von der Schule.
Melanie
verstummt plötzlich und räuspert sich.
„Draußen
im Flur ist noch jemand und möchte dich besuchen.“
„Es
ist, es ist Nelly!“ ruft Nina.
Larissa
bleibt eine Weile stumm und ihre Freundinnen schauen sie verlegen an.
Larissa
lächelt.
„Warum
kommt sie nicht herein? Hat sie Angst vor mir?“
„Nein
sie hat ein schlechtes Gewissen, sie fühlt sich schuldig an deinem
Unfall.“
„Holt
sie herein!“
Nina
läuft los und bald steht eine sehr verlegene Nelly am Krankenbett
und reicht ihr ein Päckchen.
Larissa
grinst sie an.
„Weißt
du, an meinem Unfall bin nur ich und mein Dickkopf schuld, sonst
niemand.“
„Na,
ja, aber wenn ich dich nicht herausgefordert hätte …?“
„Vergessen
wir es, wollen wir Freundinnen werden.“
Nelly
strahlt.
Die
Mädels quatschen nun und berichten auch was sie in der Schule neues
gelernt haben.
Das
macht Larissa keine Sorge, das würde sie schnell wieder aufholen nur
in Mathe, nicht ihr bestes Fach.
„Was
habe ihr denn in Mathe neues gelernt?“
„Wurzel
ziehen!“
„ Iiiiihhhhhh,
das klingt ja wie beim Zahnarzt!“
Die
Mädchen kichern.
„Ich
könnte es dir beibringen,“ meint Nelly, die in Mathe eine Eins
hat.
„Wie
wäre es, wenn wir alle drei jeden Nachmittag hier her kommen und
gemeinsam die Hausaufgaben machen!“
schlägt
Melanie vor.
Alle
sind einverstanden.
Larissa
betrachtet lächelnd ihre Freundinnen.
„Wir
sind wie die vier Musketiere“
Die
Mädchen jubeln und klatschen ihre Hände aufeinander.
„Einer
für Alle, Alle für Einen!“
©
Lore Platz 3.02.2019
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