Montag, 21. September 2020

Pinselchen ist krank

Wie ihr wisst bringe ich unter dem Motto - Ich lade 

gern mir Gäste ein - Geschichten von Freunden, die 

wunderbar schreiben aber keinen eigenen Blog haben











Pinselchen ist krank


Am Ende des Waldes auf einer Lichtung gab es einen 

kleinen Weiher, an dessen Rand man immer 

wieder  so einen großen grauen Vogel beobachten 

konnte.

Dieser stand vollkommen regungslos und Pinselchen

hatte sich schon einmal so erschrocken, als der 

Fischreiher, so nennen ihn die Zweibeiner, mit

bösem Blick den Schnabel blitzschnell ins Wasser 

tauchte und einen Fisch fing und den dann genüsslich

die Kehle herunter rutschen ließ.

 
Auch eine Biberburg gab es dort. Wieder so ein Tier, 

das die Zweibeiner nicht so gern haben, weil er kleine

Bäume fällen kann.

Er braucht sie für seinen Bau, den Staudamm und 

als Futter.

Ein lustiger Kerl mit komischen Schwanz, so ganz 

nackt und ohne Fell.

Pinselchen gefällt es , wenn rund um die Bäume 

nagt, bis sie umkippen – nicht ungefährlich, aber 

irgendwie lustig.


 
Als er wieder einmal beim Nagen und Bauen zusah, 

lud der ihn Biber in seine Unterwasserburg ein.

Pinselchen zögerte, denn er schwamm nicht so gern 

und fürchtete im Wasser keine Luft zu bekommen.

Doch der Biber zerstreute seine Bedenken und 

erklärte:
 
"Meine Burg liegt auf dem Trockenen und der 

Unterwasserzugang ist nur kurz.“
  
Pinselchen war ja ein neugieriges Kerlchen und so 

tapste er vorsichtig in das nicht zu tiefe Wasser und 

schwamm hinter dem Biber her.

 Und als dieser tauchte, tauchte auch er und kurze 

Zeit später waren sie im trockenem Bau.
 
"Im Wasser und doch trocken,“ staunte der kleine 

Luchs.
 
Das muss so sein, wegen den Feinden, die wir 

haben,“ erklärte sein neuer Freund.

Mutter Biber und ihre drei kleinen Kinder 

betrachteten scheu den ungewöhnlichen Gast.

Aber sie vertrauten ihrem Papa und kuschelten sich 

wieder eng aneinander und schliefen weiter.

Nach einigen sehr interessanten Stunden brachte 

der Biber Pinselchen zurück ans Ufer und wünschte 

ihm einen guten Heimweg.

Inzwischen hatte sich die Sonne hinter dicken 

schwarzen Wolken versteckt und es wehte ein kühler 

Wind.


Es war spät und Pinselchen hatte ein schlechtes Gewissen und so lief er ohne sein nasses Fell zu putzen schnell nach Hause

Endlich zuhause angekommen putzte er notdürftig 

sein Fell und schlüpfte schnell in den Bau.

Seine Geschwister und Eltern schliefen noch und 

hatten gar nicht bemerkt, dass er zu spät kam. 

 



Am nächsten Morgen fühlte ich Pinselchen ganz 

komisch und als seine Geschwister ihn aufforderten 

mit ihnen nach draußen zu laufen, wollte er nicht mit.

Dauernd gab er komische Geräusche von sich und 

man hörte sein lautes ‚Hatschi!‘ aus dem Bau.

Außerdem war ihm so kalt und er vergrub sich tief in 

seinen Schlafplatz aus Moos, Heu und Stroh.

Kurz darauf strampelte er sich wieder frei, weil ihm 

plötzlich so heiß war.

Appetit hatte er auch keinen, nur schrecklichen 

Durst.

Mutter Luchs war sehr besorgt und machte sich auf 

den Weg zu der weisen Eule.




Sie stellte sich vor den Baum und rief immer wieder.

Endlich tauchte der dicke Kopf der Eule aus der 

Baumhöhle auf und ihre runden Augen blickte alles 

andere als freundlich.

Schließlich war sie die ganze Nacht unterwegs 

gewesen und hatte ihren Schlaf verdient.

Doch als Mutter Luchs ihr Leid klagte, war sie sofort 

bereit zu helfen.

Obwohl noch müde folgte sie Frau Luchs und 

trippelte hinter ihr in den Bau. Besorgt blickt sie auf 

Pinselchen, der sich unruhig hin und her warf.

Sie winkte der Mutter Luchs ihr nach draußen zu 

folgen.
 
Eine sehr schwere Erkältung. Du musst 

Lindenblütenblätter sammeln, dann schickst du 

deinen Mann und die Kinder zur heißen Quelle um 

Wasser zu holen. Ein Gefäß findet ihr in der Nähe, 

habe gestern Nacht entdeckt, dass Menschen wieder 

ihren Abfall hier abgeladen haben.

Ruf jetzt die deinen, ich zeige ihnen den Weg.“

Bald sind Vater Luchs und die Kinder mit Frau Eule, 

zur heißen Quelle unterwegs. Während der Vogel 

voran fliegt, schieben die Luchse einen großen 

eisernen Topf vor sich her.




Mutter Luchs aber lief so schnell sie konnte zur 

großen Linde um Blätter zu sammeln, dabei sprang 

sie auf den Stamm und kletterte hinauf bis zu den 

ersten Ästen.

Dann warf sie die Blätter auf den Boden und sprang 

hinterher. Mit dem Maul trug sie die heilenden

Lindenblüten in den Bau.

Dort warteten bereits Vater Luchs und die Eule, die 

Kinder waren bei Gevatter Fuchs, damit sie sich 

nicht ansteckten.

Nachdem Mutter Luchs die Blätter ins heiße Wasser 

abgelegt hatte, erklärte die Eule ihr, dass sobald das 

Wasser etwas abkühlte, müsste Pinselchen davon 

trinken und zwar jede Stunde






Dann flog sie davon.

Pinselchen quengelte und wehrte sich, als die Eltern 

versuchten ihn zum Topf zu führen. 

Kurzentschlossen packte der Vater ihn am Nacken 

und stupste ihn mit der Nase voran in den Topf. 

Unwillkürlich fing Pinselchen zu schlabbern an und 

ließ sich dann wieder erschöpft auf sein Lager fallen.

Nun begann für die Eltern eine schwere Zeit. 

Während der Vater das Wasser von der heißen 

Quelle holt, besorgte die Mutter Lindenblätter.

 Endlich nach einigen Tage, wachte Pinselchen mit 

blitzblanken Äuglein auf und rief laut „Hunger!“.

 War das eine Freude für seine Eltern und auch seine 

Geschwister tollten mit ihrem Bruder draußen 

herum, als sie von Gevatter Fuchs zurück kamen.

© Roswitha










(c) Roswitha Borgfeldt