Mittwoch, 16. September 2020

Plauderecke- Nostalgie

                                Mein Vater und ich und im Hintergrund seht ihren einen Hopfengarten


 
 
 Nostalgie
 
 
Vor einigen Tag las ich  in einem Forum von einem alten Cafe in dem es noch emailierte weiße Blechtassen gab. Als ich das Foto betrachtete und den blauen Rand der Tasse sah, kam mir wie ein Blitz eine Erinnerung aus der Kindheit.
Ich lebe ja im Herzen der Hallertau und hier bestimmen die langen Hopfenstangen nicht nur die Landschaft sondern sie sorgen auch für die Existenz unserer Bauern.
Früher gab es noch keine Maschinen und die Hopfenzupfer, wie man sie nannte, kamen aus allen Teilen Deutschland um hier in ihrem Urlaub Geld zu verdienen.
Sie wurden in großen Schuppen untergebracht und in der Früh auf Pritschenwagen auf die Hopfenfelder gefahren, wo sie dann in große Körbe (Metzen) die Dolden von der langen Hopfenstaude zupften.
Am Mittag kam dann ein Pritschenwagen mit dem Mittagessen, in große Behältern gefüllt, und in Thermoskannen der Kaffee. Und dann wurden weiße emailierte halbhohe Schüsseln mit blauem Rand verteilt und ebensolche Tassen zusammen mit dem Besteck. Die Hopfenzupfer traten nun einer nach dem anderen an den Wagen und bekamen ihr Geschirr gefüllt und und setzen sich an den Rand um zu essen. Es war eine tolle Stimmung.
 
Warum mir das Geschirr in Erinnerung blieb.
Als vierjährige durfte ich einmal die ganze Hopfensaison auf einem Bauernhof verbringen.

Da mein Vater als Polizeibeamter nicht viel verdiente, suchte meine Mutter immer noch nebenbei etwas mitzuverdienen.
Sie nähte gut und nutzte dies und sie konnte wunderbar kochen.
So kochte sie während der Saison auf einem Bauernhof für die vielen Menschen und so gut, dass sogar der Bauer sie lobte, er hätte noch nie so gut gegessen.
Leider war die Bäuerin eine geizige Frau und verbot meiner Mutter, dass sie mich mitnehmen durfte, da ich nur ein unnützer Esser wäre.
Meine große zehnjährige Schwester konnte meine Mutter zuhause lassen, da sie ja abends nach Hause kam, aber die Verantwortung für mich wollte sie ihr nicht aufbürden.
Da bot ihr eine befreundete Bäuerin, die auch in dieser Zeit viel Arbeit hatte, trotzdem an, mich aufzunehmen, denn ihr gleichaltriger Sohn und ich spielten öfter zusammen. Ich könnte bei ihrer älteren Tochter schlafen und ein Kind kann immer mitlaufen. Hier war ich also kein unnützer Esser!
Was das eine schöne Zeit. 
Mit meinem kleinen Freund lief ich über den Hof, der ein großer Spielplatz war, durfte helfen die Kühe füttern und auch die Hühner. Und mittags fuhren wir auf dem Pritschenwagen mit, halfen das Geschirr zu verteilen und bekamen auch zu essen und anschließend gings dann wieder auf den Bauerhof zurück.
War eine schöne Zeit und ich hatte es vollkommen vergessen.

Aber ist unser Hirn nicht ein bewundernswertes Organ? Durch ein Foto kam eine mehr als sechzig Jahre alte Erinnerung, die wohl verschüttet war, wieder zum Vorschein.

© Lore Platz




3 Kommentare:

  1. Liebe Lore,
    ich finde es auch immer wieder faszinierend wie unser Gehirn durch einen winzigen Reiz plötzlich lang gehütete Erinnerungen ausgräbt. Es war eine Freude, dass Du Deine Erinnerung mit uns geteilt hast. Ich muss lächeln bei dem Gedanken, dass ein kleines blondes Lockenköpfchen kreuz und quer über den Bauernhof hüpft und sich seines Lebens erfreut.
    Ich wünsche dir einen schönen Mittwoch und schicke Dir herzliche Grüße
    Astrid

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Lore,
    das kenne ich nur zu gut! Ein Geruch, eine Melodie, ein Gegenstand versetzen mich oft in Situationen zurück, die ich eigentlich längst vergessen habe. Ob das wohl Alterserscheinungen sind?
    Man sagt doch immer, ältere Herrschaften können sich an ihre früheste Jugend erinnern - aber nicht daran, was sie gestern zu Mittag gegessen haben ...
    Oje - ich glaube, jetzt gehe ich schleunigst in Deckung! :-)
    Liebe Grüße
    Christine

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Lore, wie du diese blaue Tasse beschrieben hast, kam mir auch wie ein Blitz so eine Tasse in den Kopf.Eine weiße Tasse mit blauen Rand aus Emaille. Meine Tasse ist unangenehm und eklig. Meine Schwiegermutter bewahrte Nachts in so einer Tasse ihr Gebiss auf. Aber so geht es, was unser Gehirn so alles speichert. Liebe Grüße Eva

    AntwortenLöschen

WIR FREUEN UNS SEHR ÜBER JEDEN KOMMENTAR! MIT DER NUTZUNG DIESES FORMULARS ERKLÄRST DU DICH MIT DER SPEICHERUNG UND VERARBEITUNG DEINER DATEN DURCH DIESE WEBSITE EINVERSTANDEN.