Margrittli
mag ihren Namen nicht
Lustlos
mit gesenktem Kopf trottet Magrittli nach Hause.
Heute
haben sie wieder gelacht in der Schule, als die Lehrerin sie
aufgerufen hat. „Margrittli, komm an die Tafel!“
Und
Elke und Renate haben sofort gekichert und leise 'Margriiiiitliiiii'
nachgeahmt und alle ringsum fingen zu lachen an.
Mit
hochrotem Kopf war Magrittli zur Tafel gestampft, am liebsten hätte
sie das Klassenzimmer verlassen.
Niemand
in der ganzen Schule hieß Magrittli, nur sie, oh wie sie diesen
Namen hasste.
Beim
Mittagessen fragt sie ihre Mutter, ob sie nicht einen anderen Namen
haben könnte.
Die
Mutter lacht: „Aber dein Name ist doch wunderschön, du heißt nach
deiner Patin, die du doch so gerne magst.“
Die
Achtjährige seufzt, sicher mochte sie Mamas Freundin, die in der
Schweiz lebt und ihre Patin ist, aber …
Nachdem
Margrittli die Hausaufgaben gemacht hat, läuft sie hinaus in den
Garten.
Sie
setzt sich unter den großen Kirschbaum und lehnt den Kopf an den
Stamm und beobachtet ein Schnecke, die mühsam ihr Schneckenhaus
durch das Gras schleppt.
Das
Mädchen blinzelt kann aber nur zwei Amseln erkennen.
„Wieso
musst du schon wieder weg, du kannst ruhig auch mal auf die Kinder
aufpassen.“
„Aber
liebste Isolde, ich muss doch Nachbar Fridolin helfen, er hat
Schwierigkeiten sein Nest zu bauen und will doch bald seine Liebste
heimführen.“
„Ach,
dann geh doch, aber komme nicht zu spät nach Hause!“
Herr
Amsel in seinem schönen schwarzen Anzug fliegt davon.
Seine
Frau schimpft noch eine Weile vor sich hin, dann begibt sie sich zu
ihren Kindern, die sich liebevoll an sie kuscheln.
Margrittli
kichert.
„Schön,
dass du wieder lachen kannst, deine gerunzelte Stirn sah ja gar nicht
gut aus.
Weißt du nicht, dass man vom Ärger Falten bekommt?“
Eine
wunderschöne Fee lässt sich neben dem Mädchen ins Gras sinken.
„Was
bedrückt dich?“
„Mein
Name, ich heiße Margrittli und alle lachen darüber.“
„Aber
das ist doch ein wunderschöner Name und es ist einer der vielen
Namen meiner Lieblingsblume.“
„Was
ist denn deine Lieblingsblume?“
„Ich glaube hier nennt man sie Gänseblümchen!“
„Pah,
ich heiße also wie ein Unkraut!“
„Das
Gänseblümchen ist keineswegs ein Unkraut! Auch wenn sie klein und
bescheiden ist, so ist sie doch eine
sehr wichtige Pflanze, die
viele Krankheiten heilen kann.“
Die
Fee schnippt mit dem Finger und in ihrem Schoß liegen plötzlich
viele der weißen kleinen
Sternchen.
Liebevoll
streicht das schöne Wesen über die Blüten und reicht dem Mädchen
ein Blümchen.
„Weißt
du die lateinische Übersetzung heißt 'ewig schön', denn das
Gänseblümchen blüht fast das ganz Jahre und wenn die Menschen es
auch noch so oft zerstören, es ist stark und unermüdlich, lässt
sich niemals unterkriegen.
Du
siehst also, du wurdest nach einer ganz besonderen Blume benannt.
Weißt
du wie viele Namen die Menschen
noch
für das bescheidene Blümchen haben, oh es gibt viele,
Augenblümchen, Himmelsblume, Marienblümchen,
Maßliebchen,
Mondscheinblume, Regenblume und Tausendschön und natürlich
Magrittli.
Kennst
du noch eine Blume, die so viele Namen hat.“
Das
Mädchen schüttelt den Kopf.
„Darum
solltest du stolz auf deinen Namen sein.
Selbst
Könige habe diese wunderbare Blume geliebt und verehrt und ihre
Gräber enthielten oft einen
goldenen Kopfschmuck, der mit Gänseblümchen verziert war. Und der
französische König Ludwig IX. (1214 -1270) hat das Tausendschönchen
mit der Lilie in sein Wappen aufnehmen und dazu einen Ring mit einem
geflochtenem Blumenkranz anfertigen lassen.“
Sinnend
betrachtet das Mädchen, wie die Fee mit flinken Fingern aus den
Blüten einen Kranz flechtet.
Magrittli
schmunzelt und auf einmal ist
sie richtig stolz auf ihren Namen, es war doch nebensächlich
ob Renate und Elke sich lustig
drüber machen und feige will
sie bestimmt nicht sein, nein, wie will genau so stark und tapfer
sein, wie die Blume, der sie ihren Namen verdankt.
Die
Fee lächelt sie liebevoll an, als hätte sie ihre Gedanken erraten
und setzt ihr den Blütenkranz auf.
Dann
ist sie auf einmal verschwunden.
Verwirrt
blickt Magrittli um sich, sie ist wohl eingeschlafen, neben ihr liegt
ein Blütenkranz aus Gänseblümchen und dann hat das Mädchen eine
Idee.
Schnell
läuft es ins Haus, holt ihr Heft aus der Schultasche, kramt ihren
Stift aus dem Federmäppchen und beginnt zu schreiben.
Und
so kommt es, dass Magrittli einen Vortrag über das Gänseblümchen,
von dem sie ihren Namen hat, halten darf.
Und
seitdem macht sich niemand mehr über ihren Vornamen Magrittli lustig.
(Lore
Platz)
Guten Morgen, liebe Lore,
AntwortenLöschendie Geschichte ist wunder-wunderschön!
Herzliche Grüße
Regina
Liebe Lore, wie lieb! Gerade die Gänseblümchen haben es schwer in unserer Welt. Kaum strecken sie die Köpfe aus der Erde, schwupps kommt der Rasenmäher und rasiert sie ab. Danke für die schöne Geschichte. Liebe Grüße Eva
AntwortenLöschenHallo Lore, schön, das Du wieder Ideen für neue Geschichten hast... und dann auch noch eine Geschichte, die aufmerksam macht, auch die kleinen, schönen Dinge zu sehen. Liebe Grüße von Elli
AntwortenLöschenHallo, liebe Lore! Da bist du ja endlich wieder und beschenkst uns gleich mit einer so wundervollen Geschichte. Sooooo viel hab ich gelernt heute über das Gänseblümchen. Bisher wusste ich nur, dass sie sich zwei Tage nach dem Rasenmähen wieder zeigt :-)!! LG Martina
AntwortenLöschenLiebe Lore,
AntwortenLöschenwie schön, dass Du wieder da bist - und gleich mit so einer schönen Geschichte! Die vielen Namen des Gänseblümchens kannte ich bisher noch nicht - nur das "Tausendschönchen" habe ich schon gehört. Man lernt doch nie aus!
Im Übrigen - ich liebe Gänseblümchen sehr. Angeblich kann man sie auch essen - aber dazu wären sie mir viel zu schade! Ich schaue sie mir lieber auf der Wiese an...
Liebe Grüße
Christine
Liebe Lore,
AntwortenLöschenauch ich freue mich, dass Du wieder da bist. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.
Deine Geschichte ist wunderschön.
Es gibt leider viele Kinder, die wegen ihres Namens gehänselt werden. Das ist dann sehr belastend für den Betreffenden. Wahrscheinlich ist es in diesem Fall die Verniedlichung, die mit diesem Namen einhergeht. Ohne das "li" hätte niemand das Mädchen gehänselt.
Ich wusste ebenfalls nicht, dass Magrittli einer der Namen des schönen Gänseblümchens ist. Wieder etwas gelernt,- man lernt doch nie aus :-)
Über das Gänseblümchen ärgere ich mich eigentlich nicht, eher über den Klee im Rasen. Als Kinder haben wir auch kleine Sträuße und Blumenkränze aus Gänseblümchen gemacht.
Danke für die schöne Geschichte.
LG
Astrid
Liebe Lore,
AntwortenLöschenschön, dass du wieder an Bord bist. Und das mit einer so
wunderschönen Geschichte, die sehr zu Herzen geht.
Einen gemütlichen Mittwochabend wünscht dir
Irmi