Ein
tolles Geburtstagsgeschenk
Lena
blickte sich verwirrt um. Hatte sie nicht gerade noch von ihrem
Geburtstag geträumt, von leckerem Kuchen mit klebrigen Zuckerguss?
Aber warum saß sie auf dieser Autorückbank und war gar nicht in
ihrem kuschligen Bett?
Sie
konnte sich gar nicht erinnern und der Fahrer am Steuer kam ihr auch
nicht bekannt vor. Hatte man sie entführt?
„Sie
ist wach!", sagte der fremde Mann und sofort schaute die
Beifahrerin sich zu Lena um. Es war Oma Hilde. Gott sei Dank!
Das
Mädchen richtete sich auf. „Oma? Was ist los, wie komme ich
hierher?"
„Du
hast so fest geschlafen, Kind! Hast du denn gar nichts mitbekommen?"
Oma Hilde sah Lena erstaunt an.
„Dein
Vater hat angerufen. Dein Brüderchen ist geboren und wir sollen
sofort kommen. Da war Herr Schulze, mein Nachbar, so freundlich und
fährt uns."
Lena
strahlte, das Brüderchen, das so lange in Mamis Bauch gewachsen und
von ihr ungeduldig erwartet wurde, war endlich da und sie hatte
geschlafen.
„Wohin
fahren wir, zu Mami ins Krankenhaus?"
„Ja
klar! Aber zuerst mal ...", Oma Hilde fing an zu singen.
„Zum
Geburtstag viel Glück, zum Geburtstag viel Glück, zum Geburtstag,
liebe Lena, zum Geburtstag viel Glück!" Herr Schulze hatte mit
seinem tiefen Brummbass mit eingestimmt. Lena lachte vor Vergnügen.
Daran hatte sie ja noch gar nicht gedacht, heute war ihr Geburtstag
und das Brüderchen war auch heute geboren, so ein Glück!
„Danke
für das schöne Ständchen, wollen wir drei das auch dem Brüderchen
vorsingen? Weißt du Oma, dass mein Brüderchen und ich ja Zwillinge
sind, wir haben schließlich am selben Tag Geburtstag."
„Ja
mit fünf Jahren Unterschied!" lachte die Großmutter. „Aber
schön wird es doch, wenn ihr zusammen am selben Tag feiern könnt,
das ist etwas ganz Besonderes und verbindet euch noch mehr."
„Ja!",
Lena saß ganz still und ihre Augen glänzten, „Ich will es sehr
lieb haben das Brüderchen und es immer beschützen."
Zu
dieser frühen Morgenstunde war noch nicht viel los auf dem
Besucherparkplatz des Krankenhauses. Herr Schulze parkte den Wagen
und ließ Lena und ihre Oma aussteigen.
„Ruft
mich an, wenn ihr nach Hause wollt!", sagte er noch und ließ
den Motor gleich wieder an.
„Danke
schön, vielleicht können wir aber auch mit Lenas Papa zurückfahren.
Schaut, da steht sein Wagen!" Oma deutete auf den dunkelblauen
Kombi, der gleich neben dem Eingang stand.
Am
Empfang fragten sie nach der Entbindungsstation und fuhren mit dem
Aufzug nach oben. Papa kam ihnen schon mit strahlendem Gesicht auf
dem Gang entgegen.
Lena
sprang auf ihn zu. Papa hob sie auf seinen Arm und drückte sie.
„Endlich
ist er da, dein Bruder Leon!", flüsterte er ihr ins Ohr. Leon
hieß er also, was für ein schöner Name. Lena war nun ganz gespannt
darauf, ihn endlich zu sehen.
Wenig
später stand sie staunend vor dem winzigen Baby und war ein wenig
enttäuscht.
„Der
ist ja so klein, mit dem kann ich gar nicht spielen?"
Dabei
war ihr klar, dass er ja nicht fix und fertig auf die Welt kommen
würde. Sie selbst war ja auch mal ein Baby gewesen, Mama hatte ihr
in den letzten Wochen immer wieder davon erzählt.
„Komm
mal her, meine Große!", sagte Mama und Lena schämte sich ein
bisschen, dass sie Mama noch gar nicht beachtet hatte, die dort blass
in ihrem Bett lag.
Langsam
schlenderte das Mädchen hinüber und blieb mit gesenktem Kopf vor
dem Bett stehen. Sie wickelte eine Strähne ihres langen Haares um
den Finger, wie sie das immer machte, wenn sie verlegen war.
„Schau
mich an, Lena."
Diese
hob den Kopf und in ihren Augen funkelten Tränen.
„Schatz,
du musst doch nicht traurig sein!", sagte die Mutter und klopfte
auf die Bettdecke. "Setz dich zu mir!"
Ach,
wie gut das tat, in Mamas weichen Armen zu liegen und sich trösten
zu lassen. Mama roch so gut, alles war vertraut und gleich fühlte
sich das Leben wieder besser an.
Als
Mama dann Papa auftrug, den kleinen Leon aus seinem Bettchen zu
nehmen und Papa den Kleinen in Lenas Arme legte, war Lenas Welt
wieder in Ordnung.
Glücklich
sah sie auf das kleine Bündel.
„Wenn
du nach Hause kommst, kleiner Bruder, dann werde ich dir was
schenken!", sagte sie und streichelt vorsichtig mit einem Finger
die Wange des Säuglings.
Da
öffnete der kleine Mann die Augen und sah sie aus blauen Augen an.
„Er
hat mich verstanden," flüsterte Lena ehrfürchtig. Die
Erwachsenen sahen sich lächelnd an.
„Schau
doch mal in meine Reisetasche, dort im Schrank. Da ist ein Geschenk
für dich drin, Lena!" Mama drückte ihre kleine Tochter an
sich. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und zum Brüderchen!",
sagte sie leise.
Gespannt
packte Lena das große Paket aus. Ein Freudenschrei!
„Oh,
eine Babypuppe! Wie schön sie ist!"
Mama
lachte. „Jetzt haben wir beide ein Baby zu versorgen. Schau mal, es
sind auch Windeln und Fläschchen dabei!"
Ehrfürchtig
betrachtete Lena die Puppe, dann trat sie an das kleine
Kinderbettchen und zeigte ihrem Brüderchen das Puppenbaby.
„Sieh
nur, ich habe auch ein Baby und wenn Mami dich wickelt und füttert,
werde ich auch mein Kind versorgen. Aber keine Angst ich habe euch
beide ganz doll lieb, wie auch Mami uns beide liebhat. Und nächstes
Jahr werden wir alle drei am selben Tag Geburtstag feiern, das wird
ein Fest."
Der
Kleine sah seine Schwester mit seinen schönen großen Augen an und
die Erwachsenen lächelten gerührt.
„Wie
heißt dein Kind?", wollte Papa wissen.
„Es
ist ein Mädchen, sie heißt Leonie!", kam es wie aus der
Pistole geschossen.
©
Regina Meier zu Verl & Lore Platz
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