Meine
Freundin Regina (Klatschmohnrot) und ich haben vor einiger Zeit ein
Experiment gestartet.
Wir schreiben gemeinsam eine Geschichte. Die eine schreibt ein paar Sätze und die andere fährt fort und das immer abwechselnd.
Gemeinsam haben wir nun auch eine Weihnachtsgeschichte geschrieben, die ich euch in meinem Blog hier vorstellen möchte.
Hanna und die Weihnachtsgeschenke
Wir schreiben gemeinsam eine Geschichte. Die eine schreibt ein paar Sätze und die andere fährt fort und das immer abwechselnd.
Gemeinsam haben wir nun auch eine Weihnachtsgeschichte geschrieben, die ich euch in meinem Blog hier vorstellen möchte.
Hanna und die Weihnachtsgeschenke
Hanna hatte ihr Sparschwein geschlachtet. Mitsamt dem stattlichen Inhalt fuhr sie mit dem Bus in die Stadt, um Weihnachtsgeschenke für ihre Eltern zu kaufen.
Mit
strahlenden Augen ging sie durch die festlich geschmückten Straßen,
blieb an den Schaufenstern stehen, in denen Sterne glitzerten,
geschmückte Tannenzweige und Girlanden die Waren ins weihnachtliche
Licht rückten.
Es
war kalt geworden, Hanna zog ihre Mütze tief ins Gesicht und steckte
die Hände in die Taschen. Als es ihr gar zu kalt wurde, steuerte sie
eine Buchhandlung an. Für ihren Vater, der gern las, wollte sie ein
Buch kaufen. Es sollte eines sein, aus dem er ihr vorlesen konnte,
denn die Zeit am Abend, wenn Vater vorlas, war die schönste des
ganzen Tages.
Sie
war schon öfter hier gewesen, denn sie liebte diese kleine
Buchhandlung in der man stundenlang stöbern konnte, ohne von
lästigen Verkäufern gestört zu werden.
Sie liebte die Geschichten die von Engeln, Weihnachtsmännern und dem Zauber der schönsten Zeit im Jahr handelten.
An
einem Buch blieb ihr Blick hängen.
Es hieß: Als der kleine Engel
Jonathan einmal niesen musste.
Hanna nahm das Buch ehrfürchtig in die Hand, setzte sich auf einen einladenden Sessel in der Leseecke und betrachtete lange den Einband.
Hanna nahm das Buch ehrfürchtig in die Hand, setzte sich auf einen einladenden Sessel in der Leseecke und betrachtete lange den Einband.
Auf einer weißen Wolke saß ein kleiner Engel, dessen blonden Locken nach allen Seiten abstanden. In seinen Augen funkelte es voller Übermut und seine Nase war gekräuselt, als müsste er jeden Moment niesen.
Hanna
schmunzelte. Dieses Buch wollte sie unbedingt haben und sie hatte das
Gefühl, dass diese Geschichte ihr gefällt.
Das
war ihr nämlich schon öfter passiert, dass sie ein Buch in die Hand
nahm und instinktiv wusste, dass es ihr gefallen würde.
Plötzlich
meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Sie wollte doch ein Buch für
Vater kaufen. Konnte sie denn einfach eines nehmen, was sie selbst
gern haben wollte? War es denn dann noch ein richtiges Geschenk?
Aber
eigentlich sollte er ihr daraus vorlesen? Hanna überlegte, doch dann
lachte sie. Papa liebte doch auch Weihnachtsgeschichten und dieser
spitzbübische Engel würde ihm gewiss gefallen. Sie klemmte sich das
Buch unter den Arm und marschierte zur Kasse.
„Na
du!", sagte die freundliche Verkäuferin. „Hast du dir ein
schönes Buch ausgesucht?"
„Es
ist ein Weihnachtsgeschenk für meinen Papa!", verkündete Hanna
stolz, von schlechtem Gewissen keine Spur mehr. Papa würde sich
freuen und sie auch, das war
das Wichtigste.
Die
Verkäuferin betrachtete schmunzelnd das Buch.
„Soll
ich es als Geschenk verpacken?"
Das
Mädchen schüttelte heftig den Kopf.
„Nein,
das möchte ich selbst machen, danke!"
Nachdem
sie bezahlt und die kleine Papiertasche mit dem Buch entgegengenommen
hatte, verließ Hanna vergnügt den Laden.
Für
Mama musste sie noch ein Geschenk suchen. Mama strickte so gern, ein
Knäuel Wolle wäre doch toll, dachte Hanna. Das kleine
Handarbeitsgeschäft, in dem sie schon so oft mit Mama gewesen war,
war gleich um die Ecke. Frau Meier begrüßte sie freundlich, als
Hanna das Geschäft betrat und sich suchend umschaute.
Frau
Meier kam lächelnd auf sie zu. „Kann ich dir helfen?"
Hanna
krauste die Stirn. „Ich möchte für Mama Wolle kaufen ein
Weihnachtsgeschenk."
„Oh
da habe ich etwas ganz Besonderes, das würde sie freuen, komm mit."
Das
Mädchen folgte der Frau zu einem Tisch, auf dem riesige Wollknäuel
in allen Farben lagen.
Frau
Meier holte ein buntes Knäuel hervor.
„Das
ergibt ein schönes Muster beim Stricken und es reicht entweder für
einen langen Schal, oder ein Paar Handschuhe oder für ein Paar
Socken."
Hanna
besah sich das wirklich große Knäuel und fragte vorsichtig:
„Wieviel
kostet es?"
„10
€ 5o!"
„So
viel kann ich nicht ausgeben, denn ich muss ja auch noch für Oma und
Opa ein Geschenk kaufen," meinte das Mädchen kläglich.
„Wieviel Geld hast du
denn?"
„Sieben
Euro!"
„Abgemacht,
deine Mutter ist eine gute Kundin von mir, da kann ich gerne einen
Weihnachtsbonus geben."
Glücklich
verließ Hanna mit ihrem Päckchen das Geschäft.
Sie
kaufte noch ein Stück von Omas geliebter Gewürzseife, die sie
selbst auch so gern zum Hände waschen benutzte und für Opa erstand
sie ein Rätselheft.
Daran hätte er sicher einige Tage seine Freude. Opa rätselte für sein Leben gern und er hatte sie bereits damit angesteckt. Längst kannte sie die geläufigsten Fragen aus den Kreuzworträtseln und leichtere Zahlenrätsel gelangen ihr ebenfalls schon.
Daran hätte er sicher einige Tage seine Freude. Opa rätselte für sein Leben gern und er hatte sie bereits damit angesteckt. Längst kannte sie die geläufigsten Fragen aus den Kreuzworträtseln und leichtere Zahlenrätsel gelangen ihr ebenfalls schon.
Zuhause versteckte sie ihre Schätze in ihrem Zimmer.
Je
näher das Weihnachtsfest kam, desto öfter zweifelte Hanna an der
Wahl ihrer Geschenke. Hatte sie nicht zu sehr an sich selbst gedacht
und das gekauft, was sie selbst gern hätte?
Das Geschichtenbuch für Papa und die Wolle, die sie sich selbst als Mütze und Schal wünschte für Mama. War das nicht egoistisch?
Das Geschichtenbuch für Papa und die Wolle, die sie sich selbst als Mütze und Schal wünschte für Mama. War das nicht egoistisch?
Mama
merkte, dass Hanna von Tag zu Tag trauriger wurde und sie fragte
sich, was mit dem Kind los war.
„Hanna,
geht es dir nicht gut?", fragte sie eines Abends, als sie die
Tochter zu Bett gebracht hatte.
Das
Mädchen schmiegte sich an ihre Mutter.
Erzählen wollte sie ihr aber nicht, dass ein schlechtes Gewissen Bauchschmerzen machte, denn dann hätte sie ja verraten, was sie schenken wollte
Erzählen wollte sie ihr aber nicht, dass ein schlechtes Gewissen Bauchschmerzen machte, denn dann hätte sie ja verraten, was sie schenken wollte
„Es
ist nichts, Mama. Alles ist gut!", sagte
sie
und schluckte. Jetzt hatte sie auch noch gelogen. Kein gutes Gefühl.
Der
Heiligabend war gekommen, Hanna hatte ihre Geschenke verpackt und
liebevoll kleine Karten an jedes gehängt, auf die sie die Namen und
einen Gruß geschrieben hatte.
Sie
konnte es kaum erwarten bis es Abend war. Wie immer gab es Würstel
mit Kartoffelsalat und dann musste sie noch die Küche zusammen mit
Oma saubermachen.
Während die Mama mit
Opa und Papa im
Weihnachtszimmerverschwand.
Endlich
war es soweit!
Aus
dem Wohnzimmer erklang Musik. Mama spielte auf dem Klavier "Ihr
Kinderlein kommet". Das war das Zeichen, dass Hanna auch endlich
eintreten durfte.
Da
stand er, der Christbaum. Er war wunderschön geschmückt und die
Kerzen strahlten hell. Andächtig sang Hanna zuerst alle drei
Strophen von "Ihr Kinderlein kommet", dann noch das Lied
von der Stillen und Heiligen Nacht.
„Frohe
Weihnachten", wünschten sich alle und nahmen erwartungsvoll
Platz.
Wie
jedes Jahr durfte Hanna die Geschenke verteilen. Natürlich wählte
sie als erstes ihre Gaben an ihre Lieben.
Oma
hob immer wieder die Gewürzseife an die Nase und schnupperte daran.
Opa wollte am liebsten gleich mit den Kreuzworträtseln anfangen.
Mama
schmunzelte, als sie die Wolle auspackte und Papa fing schallend zu
Lachen an, als er das Buch in der Hand hielt.
Als er sich wieder beruhigt hatte, packte sie das Päckchen aus, das
Mama ihr reichte.
Sie betastete es zunächst von außen. Ein Wollknäuel war nicht drin, dafür war es zu flach.
Sie löste vorsichtig die Klebestreifen vom Papier und beförderte ein Paar Socken, eine Mütze und ein Paar Handschuhe zutage, handgestrickt von Mama, mit haargenau der gleichen Wolle, die Hanna ihrer Mutter geschenkt hatte.
Sie betastete es zunächst von außen. Ein Wollknäuel war nicht drin, dafür war es zu flach.
Sie löste vorsichtig die Klebestreifen vom Papier und beförderte ein Paar Socken, eine Mütze und ein Paar Handschuhe zutage, handgestrickt von Mama, mit haargenau der gleichen Wolle, die Hanna ihrer Mutter geschenkt hatte.
„Wir
haben doch beide einen guten Geschmack!", sagte Mama und Hanna
kicherte. „Ja, das stimmt!", sagte sie.
Dann
lachten alle, denn Oma und Opa hatten nun auch gesehen, was passiert
war.
Später
saß Hanna still auf dem Boden und schaute verträumt in den
leuchtenden Tannenbaum. Hinter sich hörte sie die leisen Stimmen
ihren Lieben. Ihr Herz war so leicht, denn nun hatte sie kein
schlechtes Gewissen mehr.
©
Regina Meier zu Verl & Lore Platz
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