Der
Brief aus New York
Inzwischen
sind zwei Jahre vergangen.
Uschi
schipperte durch die Welt und ich lebte glücklich und zufrieden mein
Leben.
Ich
liebte meinen Beruf, hatte meine Familie und vier entzückende
Neffen.
Während
der Woche ging ich mit einer Arbeitskollegin, die auch alleinstehend
war (heute nennt man das ja wohl Single) ins Theater, ab und zu ins
Kino oder chinesisch Essen.
Am
Wochenende genoss ich die Kochkunst meiner Mutter, oder ich besuchte
abwechselnd meine Schwestern und verwöhnte meine Neffen.
Langeweile
kannte ich nicht und war glücklich.
Ans
Heiraten dachte ich nicht, da für mich ja nur die große Liebe
infrage kam.
Ich
konnte nämlich das hautnah bei meinen Eltern
erleben,
die 1944 geheiratet hatten und die sich immer noch liebten.
Dann
kam ein Brief aus New York!
Uschi
schrieb:
„Lore,
ich habe einen Matrosen kennen gelernt, der ist so lieb und nett wie
du und ihr würdet so gut zusammen passen.
Er
bekommt nur Post aus Straßburg von seiner Mutter.
Du
schreibst doch so gerne.
Schreib
ihm doch.
Ich
habe ihm von dir erzählt.
Überleg`s
dir!“
Sofort
tat der arme Mann mir leid und mit der nächsten Post an Uschi legte
ich auch einen Brief für ihn dazu.
Und
nun entspann sich ein reger Briefwechsel, erst zögernd, dann immer
mehr, zwischen uns beiden.
Einige
Monate später bekam ich einen Anruf aus Straßburg:
„Hallo,
Lore, ich bin bei meiner Mutter auf Urlaub, darf ich dich besuchen.“
Am
nächsten Tag schon holte ich ihn vom Bahnhof ab und er drückte mir
einen Koalabär in den Arm, den ich heute noch habe.
Er
hatte ihn mir aus Australien mitgebracht.
Und
was soll ich sagen, Amor muss in der Nähe gewesen sein, denn mich
durchfuhr es wie der Blitz.
Ein
Jahr später waren wir verheiratet.
Die ersten beiden Jahre fuhr mein Mann noch zur See, nahm aber ein Schiff, das alle zwei Monate, nach Europa kam.
Dank meines wunderbaren Chefs, konnte ich alle zwei Monate eine Woche Urlaub nehmen und entweder nach Hamburg oder Rotterdam fahren wo das Schiff auf Reede lag.
Als der Wunsch nach einem Kind immer größer wurde, gab er die Seefahrt auf und so machte bald unser Wunschkind Claudia unser Glück perfekt.
Und
auch wenn unser Lebensschiff manche Klippen
umsegeln
und manchem Sturm trotzen musste, unsere Liebe hat gehalten und ist
mit der Zeit noch inniger geworden.
Leider ist Kurt vor einigen Jahren von uns gegangen, aber wir werden ihn in Erinnerung behalten, als das was er war.
Ein
lieber, herzensguter Ehemann und Vater.
Als
meine Tochter ungefähr vier Jahre alt war, da sagte sie:
„Wenn
die Mama nicht so einen lieben Mann geheiratet hätte, dann hätte
ich nicht so einen lieben Papa!“
Kindermund
tut Wahrheit kund.
(c) Lore Platz 12.09. 2019
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