Sonntag, 15. September 2019

Der vorwitzige Wichtel

Reizwörter für heute sind:



Paradies, Adlerhorst, Abenteuer, vorwitzig, laufen

Die reizenden Bilder dazu wurden von meiner 

Freundin Regina gemalt.




Ich wünsche euch einen schönen Sonntag und viel 

Spaß beim Lesen!



(c) RMzV




Der vorwitzige Wichtel



Frau Sonne gähnt noch mal herzhaft, streckt ihre goldenen Arme und steigt aus ihrem Bett nach oben.
Lächelnd gleitet ihr Blick über das Wichteldorf.
Wie schön es hier ist, die kleinen schmucken Häuser mit ihren blauen Türen und grünen Fensterläden, die noch geschlossen sind. Ein kleines Paradies voll Harmonie und Frohsinn.
Doch da öffnet sich doch eins und ein Kopf mit einem verschmitztem Grinsen ist zu sehen.
Frau Sonne schmunzelt, natürlich Quirlifix, der neugierigste aller Wichtel. Immer wollte er etwas wissen und wenn zwei zusammen standen, pirschte er sich heran, damit ihm ja kein Wort entging.
Sein größter Wunsch war ein Abenteuer zu erleben und als großer Held gefeiert zu werden.
Inzwischen hat der Kleine einen Fuß über das Fensterbrett geschwungen, doch bevor der zweite folgen kann, öffnete sich die Tür und eine mollige Wichtelfrau baut sich vor dem Fenster auf.





Die Hände in die Hüften gestemmt mustert sie finster ihren Sohn.
Wohin willst du so früh, was oder wen willst du um diese Zeit wieder ausspionieren.“
Sie packt ihn und setzt ihn auf den Boden.
Na, wenn du so früh schon munter und voller Energie bist, habe ich eine wunderbare Aufgabe für dich. Heute ist Waschtag und die Männer haben gestern Abend bereits den großen Waschtrog auf der Wiese aufgebaut. Du kannst schon mal beginnen, Wasser vom Bach zu holen!“
Missmutig und leise vor sich hin maulend macht Quirlifix sich auf den Weg.
Seine Arme schmerzen von den schweren Eimer und der Boden des Wassertrogs war erst bedeckt.
Da kommt seine kleine Schwester Wuschelkopf angerannt.
Quirlifix, du sollst zum Frühstück kommen, die andern werden später weiter machen. Wir dürfen später Opa besuchen und ihm einen Kuchen bringen.“
Prima!“ Der Wichtel wirft die leeren Eimer ins Gras und dann laufen die beiden Geschwister nach Hause und sitzen bald vergnügt am Tisch.
Nach dem gemütlichen Schmaus nehmen sie den Korb, den die Mutter für ihren Vater mit allerlei Leckereien gefüllt hat.
Der Opa lebt dicht am Wald in einem großen Steinpilz. Er hatte als junger Mann das Wichteldorf verlassen, um die Welt dahinter kennen zu lernen.
Bei einer Kräuterhexe war er in die Lehre gegangen und kam zurück als Wichteldoktor.
Da er auch die Tiere des Waldes verarztete, hatte er sich am Waldrand ein Häuschen gebaut, seine Jugendliebe Rotschopf geheiratet, die ihm fleißig zur Seite stand.
Später hatten sie dann eine Tochter bekommen, die dann mit ihrem Mann ins Dorf gezogen ist.
Ihre beiden Enkel Quirlifix und Wuschelkopf machten den Großeltern große Freude.





Doch vor einem Jahr nach einem sehr harten Winter starb Rotkopf.
Seine Familie und das Dorf, ebenso die Tiere des Waldes kümmerten sich rührend um ihren Doktor. Auch half ihm seine Arbeit über den Kummer hinweg.
Doch wenn er abends auf der kleinen Bank vor seinem Haus seine Pfeife rauchte, dann dachte er wehmütig an seine Frau.
Gemeinsam den Korb zwischen sich hüpfen die Geschwister über die Wiese dem Wald zu.






Bleib mal stehen, ich will dem Opa noch ein paar Blumen mitbringen.“
Gutmütig stellt Quirlifix den Korb auf den Boden und während seine Schwester summend die schönsten Blumen pflückt, sieht er sich um.
Schön war seine Heimat.
Mit der Hand die Augen schützend beobachtet er einen Adler, der hoch oben dem Felsen zufliegt, auf dem er seinen Adlerhorst hat.
Ach wenn man doch auch fliegen könnte.
Quirlifix , träume nicht, ich bin fertig, lass uns weiter gehen.“

Der alte Mann begrüßte sie fröhlich.
Ihr kommt gerade recht, ich will mir einen Tee kochen.“
Quirlifix stellt den Korb ab und Wuschelkopf deckt flink den Tisch.
Während sie vergnügt schmausen, erzählt ihnen der Opa von seinen Reisen. Von diesen Geschichten können sie nie genug bekommen, besonders der kleine Wichtel fragt immer wieder, bis der Opa lachend meint.
Junge, jetzt ist genug, du fragst mir ja ein Loch in den Bauch.“
Wuschelkopf verdreht die Augen.
Mein Bruder ist so was von neugierig!“
Neugierde ist ja nicht verkehrt, wer offen für alles ist , kann viel lernen.“
Ja, aber durch Schlüssellöcher gucken und andere ausspionieren ist das vielleicht richtig?“
Nein das ist die verkehrte Art von Neugier,“ lacht der alte Mann.
Quirlifix wird rot und um abzulenken fragt er.
Kommst du Morgen auch zum Sommerfest?“
Ja, ich bin doch Schiedsrichter beim Schnecken Rennen.“

Am nächsten Tag ist schon früh am Morgen ein Gewusel und Gerenne auf der großen Wiese vor dem Wichteldorf.
Das Blüten - karusell wird aufgebaut.
Vier Wichtel heben unter lautem „Hauruck“ dicke Halme auf, die von fliegenden Käfern mit einem Tuch auf dem Start und auf der anderen Seite Ziel beschrieben ist.




Das ist für das Schnecken - Rennen, die eine Runde drehen müssen.
Wichtelmänner holen Tische und die Frauen bringen leckeren Kuchen und Gebäck, Honigmet und Brombeerlikör, während die Kinder Stühle anschleppen.
Die Grillen stimmen ihre Geigen.
Es herrsche ein geschäftiges fröhliches Treiben.
Die Vögel proben ihre Lieder und die Wichtelmädchen, unter denen auch Wuschelkopf ist üben ihren Tanz ein.
Aus dem Wald kommen die Tiere, die auch eingeladen sind, allen voran Eduardo mit stolz erhobenen Kopf, auf dem sein mächtiges Geweih thront.
Seine Damen schreiten graziös neben ihm.
Nachdem der Bürgermeister eine Rede gehalten und die Gäste begrüßt hat, kann das Fest beginnen.
Jubelnd stürzen die Kleinsten zum Karussell, die Männer feuern die Schnecken an und jeder hofft dass die Schnecke auf die er gewettet hat, gewinnt.
Die Frauen betrachten kichernd ihre Männer, die sich heute aufführen wir kleine Kinder und genießen dabei den sehr köstlichen Brombeerlikör.
Später tanzen die Wichtelmädchen ihren Reigen und die Vogel singen fröhlich ihre Lieder.
Nach Honigmet und Kuchen spielen die Grillen zum Tanz und die Wichtelmännchen holen sich ihr Wichtelfrauchen und schwofen über die Wiese.
Alle sind sich einig es ist ein wunderbares Fest.
Bedauernd zieht Frau Sonne sich zurück, sie wäre noch so gern geblieben.
Der Mond der ihre Stelle einnimmt, strahlt über das ganze Vollmondgesicht.
Quirlifix lehnt an einem Busch, die Augen halb geschlossen.
Ein Geräusch schreckt ihn auf und er bemerkt wie einige Wichteljungen verstohlen die Köpfe zusammen stecken und flüstern.
Sofort ist er wach und seine Neugier ist geweckt.
Vorsichtig schleicht er sich an und spitzt die Ohren, doch er kann nichts verstehen, also rückt er noch etwas näher.
Er zuckte zusammen, als Bertl laut sagt:
Wir treffen und uns also in einer Viertelstunde bei der alten Hütte im Wald.“
Die Jungen laufen davon.
Quirlifix kennt die alte Hütte, ein alter weiser Mann lebte vor vielen Jahren darin , doch inzwischen ist er im Wichtelhimmel.
So schnell er kann läuft er in den Wald, denn er will noch vor den anderen dort sein.
Wenn er sich in der Hütte versteckt kann er am besten lauschen und erfahren was seine Freunde für ein Geheimnis haben.
Die Tür knarrt leise, als er in die Hütte schlüpft.
Es ist dunkel, denn die Fenster sind mit Brettern vernagelt und der kleine Naseweis tastet sich vorwärts.
Er unterdrückt einen Schmerzensschrei, als er gegen einen Stuhl rempelt.
In der Ecke hinter dem Ofen versteckt er sich und wartet.
Ein Kichern draußen ist zu hören und Quirlifix drückt sich tiefer in die Ecke.
Die Tür schlägt zu und der Riegel schiebt sich vor.
Erschrocken springt der Junge auf.
Man hat ihn eingesperrt.
Er rüttelt an der Tür und am Fenster.
Eine hohle Stimme erklingt und er kann durch die Ritzen eine weiße hell leuchtende Gestalt erkennen.






Quirlifix, Quirlifix weißt du wer ich bin?“
Und wieder erklingt das lang gezogene hohle Heulen.
Ich bin der Sammler und fange unartige Kinder, besonders die neugierigen, die mag ich am liebsten, huhuuuuhuuuuuhuuuuuuu.“
Quirlifix sinkt auf den Boden, er zittert am ganzen Körper und Tränen laufen über sein Gesicht.
Quirlifix, wo bist du?“ ertönt ein Ruf und fünf kleine Schlingel mit einem weißen Tuch und einer Lampe laufen schnell davon.
Im Dorf ist das Verschwinden von dem kleinen Wichtel aufgefallen und der Opa und die Männer machen sich auf die Suche.
Wieder rufen sie und Quirlifix hebt den Kopf, das ist doch Opas Stimme.
Er springt auf und rüttelt am Fenster.
Hier bin ich Opa!“
Die Tür wird geöffnet und der kleine Wichtel springt seinem Opa in die Arme, dass diese stolpert.
Bitte Opa bring mich nach Hause.“





In der Nacht öffnet sich die Tür zu Wuschelkopfs Zimmer und Quirlifix schlüpft herein.
Darf ich bei dir schlafen, ich fürchte mich so.“

Glücklich kuschelt er sich an seine große Schwester und dann erzählt er ihr alles.
Wuschelkopf lächelt, denn sie ahnt wer der Geist war.
Glaubst du der Sammler wird mich holen?“
Nein,wenn du dich besserst und nicht mehr so neugierig bist.“
Ob ich das schaffe?“
Du musst es versuchen.“
Ja,“ seufzt Quirlifix, schließt die Augen schläft ein.

© Lore Platz