Am Ende findet Ingelore Weihnachten.
Nicht alles in dieser Geschichte ist erfunden, einiges beruht auf den Kindheitserinnerungen einer sehr guten Freundin, die mir erlaubt hat daraus eine Geschichte zu schreiben.
Pünktlich
um sieben Uhr stehen Marga und ihre Enkelin vor der Villa Naumann.
Beide hatten sich fein gemacht.
Ingelore
staunt über ihre Oma, die so anders auf einmal ist. Sie lacht und
scherzt mit Frau Naumann. Verschwunden ist der strenge mürrische
Blick und sie sieht auf einmal jünger und schöner aus.
Der
Basar wird ein voller Erfolg. Die Leute scharren sich um ihren Tisch
und viele bewundernde Laute ertönen, als sie die hübschen kleinen
Krippen und die herrlichen Sterne sehen. Es sind viele Menschen auch
aus den Nachbardörfern da und der Stand ist schon halb leer, als
Ingelore ihre Oma und Frau Naumann, die Arm in Arm über den Platz
schlendern, bemerkt.
Staunend
betrachtet Marga die kleinen Krippen. Sie hebt eines der zarten
Gebilde hoch und ruft überrascht, „aber da ist ja unsere Minka!“
Ingelore
lächelt und freut sich, dass die Oma dies gleich erkannt hat.
Marga
stellt die Krippe vorsichtig auf den Tisch und sieht ihre Enkelin
stolz und voller Bewunderung an.
„Das
hast du wunderschön gemacht. Du bist eine richtige Künstlerin.“
Ingelore
läuft um den Tisch herum und fällt ihrer Oma um den Hals. Nach
kurzem Zögern drückt diese sie fest an sich.
„Hallo,
wird man hier nicht bedient!“ ruft ein älterer Mann etwas
ungeduldig.
„Sofort!“
Marga
und Christiane sehen noch eine Weile amüsiert zu, wie Ingelore mit
dem Mann um den Preis feilscht, dann schlendern sie weiter, um auch
die andern Tische zu betrachten.
Ingelore
aber legt die Krippe, auf der Minka zu sehen ist, beiseite. Die
sollte die Oma zu Weihnachten bekommen.
Andrea
hatte ein längeres Gespräch mit Pfarrer Gietl und kommt nun wieder
aus der Kirche.
Um
ein Uhr war der Tisch leer. Alles war verkauft
und
sie hatten beträchtliche Einnahmen, die für einen guten Zweck
bestimmt waren.
Andrea
zählte das Geld und liefert es dem Pfarrer ab, dieser kommt heraus
und reicht Ingelore die Hand.
„Das
hast du wirklich gut gemacht. Ich danke dir.“
Das
Mädchen errötet vor Freude und macht einen Knicks.
Fräulein
Naumann hatte recht, der neue Pfarrer war nicht wie Pfarrer
Broderick.
In
der Villa Naumann führt Andrea das Mädchen ins Arbeitszimmer.
„ Hier,
ich habe noch weihnachtliches Geschenkpapier, damit kannst du die
Krippe für deine Oma einpacken.“
Sie
hilft ihr dabei und mit den Sternen, die Ingelore auch zurückbehalten
hat, wird das Päckchen geschmückt.
Wie
zwei Verschwörer betrachten sie ihr Werk.
„Du
kannst es ja gleich hier lassen, da ihr sowieso den Heiligen Abend
bei uns verbringt.“
Dann
gehen sie ins Esszimmer, wo Gretchen bereits aufträgt.
Die
vier feiern einen wunderschönen Advent zusammen und als Ingelore
glücklich in ihrem Bett liegt, erzählt sie Minka, die geduldig mit
geschlossenen Augen zuhört, von ihrem Glück.
Am
Mittwoch war Hl. Abend.
Wie
staunte Ingelore als sie im Wohnzimmer den großen bis zur Decke
reichenden Christbaum sah.
Andrea
setzt sich ans Klavier und sie singen Weihnachtlieder und in
Ingelores Magen kribbelt es ganz komisch vor Freude und Glück.
Nun
darf das Mädchen als erstes ihre Geschenke auspacken und die drei
Erwachsenen beobachten sie gespannt.
Jubelnd
hält Ingelore den roten Wintermantel an sich und jubelt weiter,als
sie die dazu passende Mütze, Schal, Handschuhe und noch einen
hübschen kleinen Muff auspackt.
Nun
liegt noch ein schweres dickes Paket auf dem Tischchen und als sie
das schöne bunte Papier entfernt, kommt das Geschichtenbuch zum
Vorschein.
„Damit
du auch die anderen Geschichten noch lesen kannst.“ meint Frau
Naumann lächelnd.
Das
glückliche Mädchen fällt den Dreien abwechselnd um den Hals.
Nun
ist Marga dran. Mutter und Tochter Naumann habe sich gegenseitig
nichts geschenkt und auch ihre Gäste gebeten, es nicht zu tun.
Zuerst
öffnet sie das Geschenk von Ingelore und ist gerührt, als sie die
Krippe sieht, die ihr so besonders gut gefallen hat.
Sie
nimmt das Mädchen am Kopf und gibt ihr einen liebevollen Kuss.
In
dem anderen Paket befindet sich ein Wintermantel und die dazu
passende Pelzmütze.
Sie
ist ganz stumm vor Freude und hält sich die Mütze an ihre Wange.
Tränen
schimmern in ihren Augen und rinnen die Wangen runter, als sie dann
den großen Umschlag aufmacht,auf dem ihr Name seht und die beiden
Schreiben liest.
Sie
umarmt ihre Freundin Christiane.
Das
eine war eine Urkunde über eine Grabstätte hier im Ort und das
andere eine Bestätigung,
dass
am 8. Januar um 10.15 Uhr die Urne der
Dorle
Benken von der Kreisstadt P in den Ort S überführt wird.
Marga
muss sich setzen und Ingelore sitzt neben ihr und legt ihren Kopf an
ihre Schulter.
Die
Damen Naumann betrachten die Beiden gerührt.
Vergnügt
wird später gefeiert bei, Ingelore zuliebe, Kinderpunsch und
Plätzchen.
In
der Christmette sitzt Ingelore dann zwischen ihrer Oma und den Damen
Naumann.
Nun
weiß sie,was das Fest Weihnachten bedeutet.
Es
hat mit Liebe zu tun, mit viel Liebe, die man geschenkt bekommt und
weiter verschenkt.
Ihr
Blick streift Andrea, die sie heute gefragt hat, ob sie sich im
Januar taufen lassen will.
Und
Andrea wird ihre Taufpatin.
Ingelore
lächelt.
Eine
Taufpatin war ja auch so etwas ähnliches wie eine Mutter.
Und
als sie alle aufstanden und das herrliche Lied:
Stille
Nacht, Heilige Nacht... sangen, da sieht Ingelore nach vorne zu dem
Jesuskind in der Krippe und ihr Lippen formen: „Danke!“
(c) Lore Platz
Ein schönes, versöhnliches Ende liebe Lore !
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