Das ist von meiner Freundin R.MzV |
Heute
war der erste Schultag nach den großen Ferien und sie würden eine
neue Lehrerin bekommen. Die Tochter vom Apotheker Naumann, der
letztes Jahr gestorben war.
Deshalb
hatte seine Tochter die Lehrerstelle hier in ihrem Heimatdorf
angenommen, um bei
ihrer Mutter zu sein.
Wie
sie wohl war die neue Lehrerin.
Ingelore
war froh, dass Fräulein Hartleitner in Pension gegangen war,denn
diese hatte sie immer härter behandelt als die anderen Kinder und
war oft ungerecht zu ihr gewesen und mehr als einmal hatte sie
Ingelore vor der ganzen Klasse lächerlich gemacht.
Zum
ersten Mal fühlt Ingelore sich nicht vom Unterricht ausgeschlossen,
auch war der Unterricht nicht so langweilig wie bei Fräulein
Hartleitner und Ingelore macht es richtig Spaß.
Fräulein
Naumann duldet auch nicht, dass die anderen Kinder sie verspotten
oder ärgern.
Und
als der dicke Karl, der Sohn des Bürgermeisters einmal den langen
Zopf von Ingelore in das Tintenfass steckt und ihre Kleider danach
voller Tinte sind, wird Fräulein Naumann sehr böse.
Karl
muss nachsitzen, bekommt eine saftige Strafarbeit und einen Brief
nach Hause.
Der
Bürgermeister hat sich persönlich bei Ingelore und ihrer Oma
entschuldigt und sein Sohn muss die Reinigung von seinem Taschengeld
bezahlen.
Seitdem
wagt keiner mehr Ingelore zu ärgern und diese verehrt ihre Lehrerin
seit diesem Tag.
Zum
ersten Mal in ihrem Leben ist jemand für sie eingetreten.
Der
Sohn des Bürgermeisters war ja immer der erklärte Liebling von
Fräulein Hartleitner gewesen und wenn er Ingelore etwas antat, dann
wurde immer diese bestraft und nicht der Übeltäter.
Das
Mädchen merkt, wie gern sie plötzlich in die Schule geht und wie
viel Spaß das Lernen macht. Und ihre Noten verbessern sich rapide.
Am
Erntedankfest darf sie beim Binden der Garben helfen und Fräulein
Nauman bemerkt, was für geschickte Hände das Mädchen zum Basteln
hat und wie kreativ sie doch war.
Auch
den anderen Mädchen fällt es auf und wenn sie nicht weiter wissen,
dann kommen sie zu Ingelore und diese hilft ihnen gerne.
Und
so wird das Mädchen stillschweigend in die Klassengemeinschaft
aufgenommen.
Mittlerweile
ist es schon November und Andrea Naumann sitzt mit ihrer Mutter im
Salon bei einer Tasse Tee.
„Weißt
du Mama, diese Ingelore ist schon ein besonderes Mädchen, klug, sehr
begabt, kreativ, aber auch sehr verschlossen.“
Frau
Naumann sieht sie aus ihren gütigen Augen an.
„Sie
hat es nicht leicht die Kleine.
Ihre
Mutter hat sie bei der Oma abgeliefert wie ein Paket und die alte
Benzen, nun sie ist nicht gerade ein fröhlicher Mensch.“
Andrea
nickt.
„Weißt
du, was mir Fräulein Hartleitner erzählt hat?
Letztes
Jahr ließ sie die Kinder einen Aufsatz schreiben, über ihre
Erlebnisse an Weihnachten.
Und
Ingelore hat ein weißes Blatt abgeliefert.
Sie
bekam eine Sechs!“
Ihre
Mutter nimmt einen vorsichtigen Schluck von dem heißen Tee und sieht
versonnen aus dem Fenster.
„Ich
bin mit Marga,der Großmutter von Ingelore in die Schule gegangen.
Sie
hatte keine schöne Kindheit.
Ihr
Vater war ein strenger verschlossener Mann und ihre Mutter eine
verhärmte verschüchterte Frau.
Sie
haben nie Weihnachten gefeiert.
Ich
kann mir vorstellen, dass Marga auch heute noch kein Weihnachten
feiert.
Wie
soll das Kind also über etwas schreiben, das sie gar nicht kennt.
Letztes
Jahr hat man sie gesehen, wie sie am heiligen Abend durch das Dorf
stromerte und in die hell erleuchteten Fenster sah.
Manche
haben sich erschreckt, als sie plötzlich ein Gesicht auftauchen
sahen, doch als sie vor die Tür gingen, war sie wie der Blitz
verschwunden.“
Andrea
schüttelt traurig den Kopf, doch dann erhellt sich ihr Gesicht.
„Mama,
wie wäre es, wenn wir ihr dieses Jahr ein unvergessliches
Weihnachten bereiten würden?“
„ Gute
Idee! Aber nun möchte ich mich etwas hinlegen, meine Knochen
schmerzen heute besonders arg“
Frau
Naumann blickt aus dem Fenster.
„Morgen
wird es schneien, ich spür`s in den Knochen!“ lacht sie.
Andrea
hilft ihr aus dem Sessel und umarmt sie.
„Kleiner
Wetterprophet!“
Dann
flüstert sie.
„Danke,
dass du und Papa mir so eine schöne Kindheit gegeben und mir so viel
Liebe geschenkt habt.“
Die
beiden Frauen sehen sich lächelnd an.
Morgen geht es weiter
Sehr schön Lore.
AntwortenLöschenWunderbar liebe Lore !
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