Ich wünsche euch einen schönen Mittwoch und viel Spaß beim Lesen.
Kurz
vor dem 4. Adventssonntag und auch am letzten ihrer Basteltage, sitzt
Frau Naumann wieder in ihrem gemütlichen Sessel mit der Brille auf
der Nase und dem Buch auf dem Schoß.
„Der
Stern von Bethlehem
Seit
Tagen schon herrscht Aufregung im Himmel, die Engel schwirren umher,
der Erzengel Gabriel ist noch strenger und alles war irgendwie anders
als sonst.
Mauritzius
ein kleiner Engel kauert auf einer Wolke, den Kopf in die Hand
gestützt und grübelt darüber nach, was er gehört hat.
Gottes
Sohn sollte als Seele in einen kleinen Jungen schlüpfen, den eine
Maria einem Josef gebar.
Es
hieß, er wolle die Menschen retten.
Mauritzius
schüttelt sich bei dem Gedanken, dass der liebenswürdige und nette
Sohn Gottes mitten unter diesen Menschen in Zukunft leben sollte.
Und
warum müssen diese dummen Geschöpfe überhaupt gerettet werden.
Er,
Mauritzius beobachtet sie öfter durch ein Loch in der Wolke und was
er sah gefiel ihm gar nicht. Sie stritten, schlugen sich, betrogen
sich und waren alles andere als nett zueinander. Dann führten sie
wieder Kriege, um anderen ihr Land zu nehmen.
Man
musste wohl so gut wie Gott sein, um sie trotzdem zu lieben.
Er,
Maurtzius mochte die Menschen überhaupt nicht und bedauerte den
lieben Sohn Gottes.
Gisbert
sein Freund setzt sich neben ihn.
„Weißt
du, dass seit Tagen ein Stern im großen Zimmer eingeschlossen ist.
Er
soll den Weisen aus dem Morgenland den Weg zeigen und damit er nicht
zu früh los fliegt, hat Gabriel ihn eingesperrt.“
Mauritzius
zuckt die Schultern, er hat davon gehört und auch beobachtet wie die
Engel sich um das Schlüsselloch scharrten, um einen Blick auf den
wunderschönen Stern zu erhaschen.
Ihn
interessiert dies nicht, denn er war viel zu traurig über die ganze
Sache.
Gisbert
zupfte ihn an der Schulter.
„Komm
Gabriel hat den Schlüssel stecken lassen, wir wollen uns den Stern
betrachten.
Lustlos
folgt Maurtzius seinem Freund.
Es
steckt tatsächlich der Schlüssel in der Tür.
„Pass
auf, dass niemand kommt,“ flüstert Gisbert, dann dreht er den
Schlüssel herum und öffnet vorsichtig die Tür.
Etwas
stemmt sich dagegen, der Engel purzelt auf den Boden und der Stern
schwebt an ihnen vorbei.
Mit
offenem Mund starren die zwei Engel dem Stern hinterher.
„Hast
du gesehen, wie schön er ist,“ flüstert Gisbert ehrfürchtig.
Mauritzius
sieht ihn finster an. „ Ja und hast du bemerkt, dass er entwischt
ist und viel zu früh auf der Erde ankommt?“
„Auweia!“
„Ja,
auweia, steh auf, wir müssen ihn suchen, bevor er den Himmel
verlässt.“
Sie
laufen nun durch den Himmel dem Stern nach, dessen langen Schweif sie
in der Ferne sehen können. Doch dann ist er auf einmal verschwunden.
Atemlos
erreichen sie ein Loch in den Wolken und legen sich bäuchlings hin
und sehen hinunter.
Weit
unter ihnen schwebt der Stern der Erde entgegen.
„Wir
müssen ihm nach und ihn suchen.“ meint Mauritzius entschlossen.
Gisbert
wird blass, doch unter dem grimmigen Blick seines Freundes nickt er
wenig begeistert.
Sie
gehen zusammen zum Sandmännchen.
Natürlich
liegt es im Bett und schläft tief und fest.
Schließlich
ist es ja die ganze Nacht unterwegs.
Mauritzius
rüttelt es sanft.
Das
Sandmännchen dreht sich murmelnd um und schläft weiter.
„Bitte,
Sandmännchen du musst uns helfen!“
Dieses
öffnet die Augen und sieht die beiden Engel nicht gerade freundlich
an.
„Wisst
ihr Bengel denn nicht, dass ich die ganz Nacht unterwegs war?“
„Doch,
aber der Stern von Gottes Sohn ist uns entwischt.“
Nun
ist das Sandmännchen hellwach. Es grummelt in seinen Bart und sein
Blick ist alles andere als freundlich.
„Ich
vermute, ihr habt was damit zu tun?“
Die
beiden Engel nicken schuldbewusst.
„Was
wollt ihr dann von mir?“
„Kannst
du uns helfen auf die Erde zu kommen.“
Seufzend
verlässt das Sandmännchen sein warmes Bett, nimmt seinen Sack und
folgt den Beiden zu der Wolke.
Er
nimmt seinen Sternstaub und lässt ihn durch die Wolken rieseln. Eine
breite glitzernde Straße ist zu sehen und die beiden Engel rutschen
jubelnd hinunter.
Das
Sandmännchen sieht ihnen einen Moment nach, dann dreht es sich um
und schlurft zurück in seine Kammer.
Es
bemerkt nicht den Erzengel Gabriel der mit verschränkten Armen und
einem Lächeln das ganze beobachtet hat.
Mauritzius
und Gisbert kommen unten an und landen mitten im Wüstensand.
In
der Nähe stehen einige Kamele und glotzen sie dumm an.
Die
Beiden rappeln sich auf und klopfen den Sand aus ihren
Engelskleidchen.
Ein
großes Zelt steht nicht weit vor ihnen und sie gehen vorsichtig
darauf zu.
Einer
alter Mann sitzt davor,um den Kopf ein weißes Tuch geschlungen und
neben sich eine Wasserpfeife.
Er
winkt sie heran.
„Ihr
gehört wohl auch zu den Fremden, die zur Volkszählung nach
Bethlehem wollen.“
„Nein,
wir sind E...!“
Mauritzius
gibt Gisbert einen Rempler.
„Ist
es denn noch weit bis dorthin?“
„Zu
Fuß drei Tage, ein beschwerlicher Weg, besonders barfuß.“
Er
blickt auf die Füße der Engel.
„Habt
wohl kein Geld!“
Er
winkt einer jungen Frau und einem Jungen, die Wasserkrüge auf dem
Kopf balancieren.
„Großvater
, was willst du, wir wollen die Krüge zu Großmutter bringen,“
fragt das junge Mädchen.
Der
Alte zeigt auf die Engel.
„Nehmt
sie mit, die Großmutter soll ihnen zu Essen geben und Sandalen. Auch
soll sie ihnen von der Kleidung von Sali etwas heraus suchen.“
Er
wendet sich an die Engel.
„So
könnt ihr nicht nach Bethlehem.
Diese
kurzen Röckchen sind vielleicht dort geeignet, wo ihr herkommt. Aber
hier bei uns brennt die Sonne unbarmherzig vom Himmel, da braucht ihr
schon die richtige Kleidung.“
Das
Mädchen und der Junge nehmen die beiden Engel mit und während der
Junge Sandalen und Kleidung für sie zusammen sucht, setzt ihnen die
alte Frau Fladen und Fisch vor.
Sie
schöpft mit einer Kelle Wasser aus einem Krug und lässt sie davon
trinken.
Nachdem
sie sich dann angezogen haben, reicht ihnen die Frau einen großen
Wasserschlauch.
„Gute
Reise!“ wünscht sie.
Die
beiden bedanken sich und als sie am Zelt vorbeikommen, winkt der Alte
sie zu sich.
„Hier
diesen Esel schenke ich euch. Er ist kräftig genug, euch beide zu
tragen.“
Jetzt
sehen sie Sali, der grinsend einen Esel hinter sich herzieht.
Die
Engel steigen auf und der Alte, seine Frau und
ihre
Enkelkinder winken ihnen nach und rufen:
„Gute
Reise.“
Als
sie eine Weile auf dem Esel geritten sind, meinte Gisbert:
„Diese
Menschen waren sehr nett.“
Mauritzius
schweigt.
Der
Weg führte sie durch die endlose Wüste und sengende Hitze. Nur kurz
halten sie an, trinken aus dem Wasserschlauch, gießen etwas in die
hohlen Hände und geben dem Esel auch zu trinken.
Als
die Sonne wie ein blutroter Ball untergeht, finden sie eine Höhle in
der sie schlafen können.
Am
nächsten Tag kommen sie in einen Ort.
Am
Eingang steht eine kleine Lehmhütte und eine alte Frau tritt gerade
heraus.
Sie
beschattet die Augen mit der Hand und grüßt.
„Salem,
seid ihr auch unterwegs nach Bethlehem zur Volkszählung?“
Die
beiden Engel bejahen.
Mitleidig
sieht sie ihre verstaubte Kleidung.
„Ihr
werdet sicher Hunger und Durst haben. Dort hinten am Brunnen könnt
ihr euch waschen.“
Mauritzius
und Gisbert waschen sich und betreten dann die Hütte.
Ein
Mann, eine junge Frau und zwei Kinder sitzen auf dem Boden und essen
aus einer Schüssel.
Die
alte Frau, die sie draußen begrüßt hatte, kommt aus dem
Hintergrund der Hütte, in der Hand trägt sie einige Fladen. Sie
reicht sie der jungen Frau die sie verteilt.
Die
alte Frau aber bricht den Fladen, den sie in der Hand hält und gibt
jedem der Engel einen Teil.
„Setzt
euch und nehmt von dem Hirsebrei.“
Die
anderen rückten ein wenig zusammen und still speisen sie, bis die
große Schüssel geleert ist.
Der
Mann erhebt sich und verlässt die Hütte.
„Mein
Schwiegersohn muss aufs Feld.“ erklärt die Frau.
Die
Kinder sehen ihre Mutter an.
„Dürfen
wir spielen?“
Lächelnd
nickt diese, dann wendet sie sich an ihre Gäste.
„Ich
werde euren Wasserschlauch füllen und etwas Proviant richten, für
eure Weiterreise.“
Und
auch sie verlässt die Lehmhütte.
Die
alte Frau aber wendet sich mit freundlichem Lächeln an die beiden
Engel.
„Bis
Sonnenuntergang werdet ihr den nächsten Ort erreicht haben.
Am
Eingang steht eine ähnliche Hütte wie unsere, dort wohnt meine
Schwester Sarah.
Sagt
ihr, dass ihre Schwester Judith euch schickt und sie wird euch
aufnehmen.“
Als
sie eine Weile auf dem Esel geritten sind, meinte Gisbert begeistert.
„Die
Menschen sind aber nett!“
Wieder
schweigt Mauritzius.
Auch
bei Sarah werden sie freundlich empfangen, bekommen zu Essen und ein
Nachtlager.
Am
nächsten Tag reiten sie weiter.
Am
Nachmittag kommen sie zu einer großen Schafherde.
Die
Hirten winken sie herbei und laden sie ein an ihrem Lagerfeuer Platz
zu nehmen.
Großzügig
werden sie mit Milch, Käse und Fladen bewirtet.
Auf
einmal wird es hell und ein Engel erscheint.
Er
verkündet den Hirten, dass der Retter geboren sei und als Kind in
Windeln in einem Stall in Bethlehem liegt.
Die
Hirten sind erst ganz benommen, doch dann stehen sie auf, nehmen zwei
Schafe und Proviant und Milch für das Kind und wandern ins nahe
gelegene Bethlehem.
Maurtzius
und Gisbert folgen mit dem Esel.
In
Bethlehmen herrscht großes Gedränge, denn viele Fremde sind in der
Stadt und die Hirten stehen etwas ratlos und wissen nicht, in welchem
Stall das Kind, das der Messias sein sollte, wohl war.
Mauritzius
und Gisbert aber sehen den gesuchten Stern, der über einer
Steingrotte schwebt und sie führen die Hirten dorthin.
Staunend
scharren sich die rauen einfachen Männer um die Krippe und
andächtig sinken sie auf die Knie, denn ein großen Leuchten umgab
das kleine Kind.
Der
Esel aber stößt ein freudiges „Iaaah“ aus und stellt sich neben
die Krippe, auf deren anderen Seite bereits ein Ochse ist.
Plötzlich
ist der Erzengel Gabriel da und legt jedem der beiden Engel die Hand
auf die Schulter.
Beide
werden blass und sehen schuldbewusst zu dem gestrengen Erzengel
empor.
Dieser
aber lächelt freundlich und erklärt.
„Der
Stern von Bethlehem ist keineswegs zu früh auf die Erde gekommen.
Gott wollte, dass ihr ihm folgt, damit du Mauritzius die Menschen
kennen lernst. Denn es sind nicht alle böse und schlecht.
Es
gibt viele gute Menschen und diese zu retten, ist das Opfer das Gott
und sein Sohn bringen wohl wert.
Zweifle
nie mehr an Gottes Weisheit, lieber Mauritzius.“
Dieser
nickt errötend.
„Was
wird aus dem Esel?“ fragt Gisbert, der das Tier lieb gewonnen hat.
Gabriel
lächelt.
„Das
ist der Esel, der die Heilige Familie nach Ägypten bringen wird, um
sie vor König Herodes in Sicherheit zu bringen. Nun kommt.“
Und
an jeder Hand einen Engel fliegt er in den Himmel.
Und
wenn in Zukunft Mauritzius die Menschen durch ein Wolkenloch
beobachtet, dann sieht er nicht mehr nur die Bösen, sondern er hält
Ausschau nach den Guten.“
„Nun,
das ist wohl die letzte Geschichte. Morgen ist der vierte Advent und
ihr werdet eure Basteleien auf dem Weihnachtsbasar verkaufen.“
Ingelore
ist etwas enttäuscht. War jetzt die schöne in der Villa Naumann
vorbei?
Als
hätte Andrea ihre Gedanken erahnt, meint sie lächelnd.
„Kannst
du morgen früh um sieben Uhr zu uns kommen, dann frühstücken wir
gemeinsam und anschließend bauen wir vor der Kirche unsere
Basteleien auf.
Der
Verkauf beginnt nach der zehn Uhr Messe, so ungefähr um elf .“
„Ach
ja, und bring die Oma mit, die kann mir dann Gesellschaft leisten.“
lacht Frau Naumann.
Eine
sehr glückliche Ingelore geht heute nach Haus.
Morgen geht es weiter
Morgen geht es weiter
Einfach nur schön liebe Lore !
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