(c) Elli M. |
Hermann und Herminchen ziehen um
Langsam
kriecht die Dämmerung herauf.
Hermann
beugt sich über Herminchen und schüttelt sie leicht an der
Schulter.
Unwillig
öffnet diese die Augen, „was willst du mitten in der Nacht.“
Hermann
lacht. „Sieh doch hinaus, es wird Tag!“
„Ja,
aber die Menschen schlafen noch und bis zum Frühstück dauert es
noch.“
„Ach
Frühstück ist unwichtig, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen,
lass uns unsere neue Heimat besuchen.“
Wenig
später verlassen sie den Schuppen, schleichen leise am Haus vorbei,
das noch im Dunkel liegt und
dann laufen sie los.
Es
dauert nicht lange bis sie den Wald, der dem Mann ohne Haare gehört,
erreicht haben.
Andächtig
schreiten sie über das taufrische Moos und wandern von einem Baum
zum anderen.
„Sieh
doch !“ ruft Herminchen, „ dieser Baum wäre wunderbar für
unsere Wohnung. Er ist sehr groß, dick und die Wurzeln reichen
ziemlich tief.“
Nachdenklich
umrundet Hermann den Baum und nickt.
Herminchen
aber ist weiter gelaufen und ruft begeistert.
„Sieh
doch hier diese dichten Büsche. Das sind Himbeeren und Blaubeeren,
und ... “ sie hebt schnuppernd die dicke Knollennase, „ es riecht
nach Pilzen.“
Hermann
tritt neben seine Freundin, legt seinen Arm um ihre Schultern und
glücklich lassen sie ihre Blicke umherschweifen.
„Wer
sind sie, sie waren doch gestern mit den Menschen hier, sehen aber
nicht aus wie Menschen.“
„Wir
sind Trolle!“ gibt Hermann Antwort und sieht sich suchend um.
„Du
kannst uns verstehen?“
Vorsichtig
lugt ein zuckendes Näschen zwischen dem Gebüsch hervor.
„ Komm
nur heraus, wir tun dir nichts.
Wir
sind Trolle und verstehen die Sprache der Tiere.“
Ein
Hase zwängt sich durch das dichte Gebüsch und zwei andere folgen
ihm.
„Hallo,
ich bin Dami, das sind mein Bruder Ela und meine kleine Schwester
Stupsi.“
„Ich
bin Hermann und das ist meine Freundin Herminchen.“
„Wir
haben euch gestern gesehen mit den Menschen hier in unserem Wald.“
„Ja,
das war mein Freund, der Mann ohne Haare und die beiden Langhaare
sind seine Enkelinnen.“
„Ja,
ja, denn Mann haben wir schon mal gesehen, er kommt ab und zu
vorbei,“ ruft Ela.
„Er
musste ab und zu nachsehen, ob alles hier in Ordnung ist, aber nun
hat er den Wald geerbt.“
„Was
ist geerbt?“ fragt Stupsi schüchtern.
Hermann
lächelt sie freundlich an.
„Wenn
jemand stirbt und ihm etwas gehört hat, dann verschenkt er es an
einen anderen. Der Mann hat sich immer um den Wald gekümmert und nun
darf er ihn behalten und da er unser Freund ist, dürfen wir hier
wohnen. Weil in dem anderen Wald unser Baum gefällt wurde und wir
unsere Wohnung verloren haben.“
„Was
ist denn hier los, Ruhe, ich muss schlafen.“
„Oweh,“
flüstert Dami, nun habe wir Frau Eule geweckt und sie sie kann sehr
ungehalten werden.“
Bedauernd
sieht Hermann Herminchen an.
„Dann
können wir hier nicht wohnen.“
Traurig
nickt diese.
„Schade,
der Baum hat mir so gut gefallen.“
„Es
gibt noch mehr schöne und größere Bäume, kommt mit. Ich zeige
euch den richtigen Baum für euch und die Nachbarschaft ist wirklich
nett und vor allem schläft sie nachts.“
Dami
grinst und gefolgt von seinen Geschwistern läuft er durch Wald.
Die
Trolle können kaum folgen mit ihren kurzen drallen Beine und
schließlich bleiben sie schwer atmend stehen.
Stupsi
bemerkt als erste, dass die Beiden weit hinten geblieben sind und die
drei Hasen kehren um.
„Wir
sind wohl zu schnell für euch.“ grinst Dami.
„Ihr
habt ja auch vier Beine, „ brummt Hermann.
Lachend
gehen sie nun in gemächlichem Tempo weiter.
Staunend
stehen sie wenig später vor einer riesigen Eiche, deren Stamm sie
nicht mal zu zweit umfangen können und deren dicke knorrigen Wurzel
tief
in der Erde verankert sein.
Strahlend
sehen sich die Trolle an, das war der richtige Baum.
Plötzlich
ertönt ein lautes Geräusch und die Hase
verschwinden
erschrocken im Gebüsch und auch Hermann sieht sich suchend um. Doch
als er Herminchens flammend rotes Gesicht sieht, lacht er herzlich.
„Ihr
Angsthasen könnt wieder heraus kommen, das war nur Herminchens
Bauch, sie hat Hunger.“
Nun
lachen auch die Hasen.
(c) Elli M |
„Wir
werden jetzt zurück gehen und erst mal frühstücken, später kommen
wir wieder und wollen unser Haus bauen.“
Hermann
nimmt Herminchen bei der Hand, verabschiedet sich von den Hasen und
sie laufen los.
Sie
kommen gerade rechtzeitig als Oma Schinkel gerade den Tee einschenkt
und vergnügt erklärt Hermann, dass man sich doch auf Herminchens
Bauch verlassen kann, er hätte rechtzeitig gegrummelt.
Das
Gelächter ist groß und Herminchen wird etwas rot im Gesicht, aber
auch sie lacht vergnügt.
Aufgeregt
berichten nun die beiden Trolle von ihrem neuen Haus und wie dick und
groß der Baum doch ist.
Nach
dem Essen lädt der Mann ohne Haare sein Werkzeug in das Auto.
Die
Mädchen und die Trolle laufen in die Stube und betrachten die Möbel.
Diese
waren wohl zu groß.
Opa
kommt herein und wieder weiß er einen Rat. „Nehmt das Bettzeug und
alle Decken, auch die Vorhänge. Wenn wir die Höhle unter dem Baum,
die wir graben wollen mit trockenem Moos polstern, dann könnt ihr
auf dem Boden schlafen. Und passende kleinere Möbel kann ich euch
zimmern. Bretter habe ich schon im Auto.
„Susi
lauf schnell ins Haus und hole aus der Küchenschublade mein Maßband
und frage die Oma, ob sie mitfahren will.“
Die
Kleine saust los und bringt das Band.
„Oma
will hier bleiben. Wir sollen sie abholen wenn alles fertig ist. Sie
will inzwischen alles für das Richtfest vorbereiten, was immer das
ist.“
Der
Opa lacht.
„Wenn
der Bau so gut wie fertig ist, wird ein Richtfest gefeiert und alle
Arbeiter schmausen und trinken.“
„Ach
ja,“ lacht Susi und reicht Herminchen eine Dose.
„Hier
sind Rettungskekse
drin,
wenn dein Magen zwischendurch mal wieder grummelt.“
Alle
lachen!
Bald
sitzen sie im Auto und die Mädchen singen vergnügt das Lied von den
fleißigen Handwerkern
Der
Opa pfeift mit und Hermann und Herminchen halten sich an den Händen
und sehen sich verklärt an.
Opa
und die Mädchen sind ebenfalls begeistert von dem Baum und nun
schaufelt Opa erst mal ein tiefes Loch als Eingang, dann gibt er
Hermann die Schaufel, der sich nun unter den Baum durcharbeitet.
Den
Sand, den er heraus wirft tragen Herminchen und die Mädchen weg,
während Opa runde Öffnungen um den Baum herum bohrt, die er dann
mit wasserdichter Klarsichtfolie verklebt.
„Das
sind die Fenster, damit ihr nicht ganz im Dunkel hausen müsst,“
meint er vergnügt und die Mädchen staunen über ihren klugen
Großvater.
Als
Hermann fertig ist, laufen die Mädchen und Herminchen los, um
trockenes weiches Moos zu suchen.
Opa
aber reicht Hermann das Maßband und gibt ihm genaue Angaben wie und
was er vermessen muss.
„Aber
keine ungenauen
Maße bitte, sonst bekommen wir Schwierigkeiten beim Einrichten.“
Hermann
schlüpft in die Höhle und Opa Schinkel schreibt die Zahlen, die der
Troll ihm zuruft, gewissenhaft in sein schwarzes Notizbuch.
Während
die Trolle nun den Boden im Inneren mit Moos auslegen, das ihnen von
den Mädchen, die vor dem Eingang kauern, gereicht wird, zimmert der
Opa einen kleinen Tisch und zwei Stühle, sowie ein Regal.
Susi
und Renate kichern, als Hermann und Herminchen sich auf den Moosboden
legen und vergnügt mit den Beinen strampeln.
Bald
ist das Häuschen eingerichtet und auch an eine Tür hat der Mann
ohne Haare gedacht.
Er
hat ein Holz in passender Größe mit zwei Lederschlaufen an der
großen Wurzel befestigt und innen an der Tür brachte er auch eine
Schlaufe an.
„Von
außen könnt ihr die Tür anheben und von innen dann mit der
Schlaufe zu ziehen.“
Alle
waren sie glücklich, froh, begeistert und auch zufrieden mit ihrem
Werk.
Susi
und Renate lugen noch einmal in das hübsch eingerichtete Zimmer und
selbst Opa kniet sich hin, doch die Mädchen mussten ihm lachend
wieder aufhelfen.
„Ich
werde jetzt die Oma holen.“
Wenig
später ist er wieder da und begeistert wird die Oma begrüßt, die
einen großen zugedeckten Korb in den Händen trägt.
Opa
bringt zwei Klappstühle für sich und seine Frau und die Mädchen
breiten eine Decke aus. Und nun werden die herrlichen Sachen
ausgepackt und es geht ans schmausen.
Zufrieden
lehnen sich die Mädchen und Trolle zurück und erzählen nun der Oma
begeistert von der tolle
Wohnung.
Diese
ist ein wenig traurig, denn sie hätte gerne auch einen Blick in die
schöne Stube geworfen, doch ihr Gelenke lassen das nicht mehr zu.
Doch
Susi weiß Rat. Schnell springt sie auf, beugt sich hinunter und hält
ihr Handy in die Baumhöhle.
Oma
staunt wie hübsch die neue Wohnung der Trolle ist und Opa brummt.
„Sind
die Dinger doch wenigstens mal zu etwas nutze.“
Doch
dann mahnt die alte Dame zum Aufbruch, da es kühler wird.
Schnell
wird alles zusammengepackt und im Auto verstaut einschließlich Oma.
Diese
reicht den Mädchen einen Korb mit Lebensmittel und meint
augenzwinkernd.
„ Gebt
das mal unseren kleinen Freunden, damit Herminchen nicht in der Nacht
durch ihren grummelnden Bauch geweckt wir.“
Kichernd
greift Renate sich den Korb und läuft zu den Trollen hinüber.
Susi starrt geistesabwesend hinüber in das dichte Gebüsch, dann
beugt sie sich zu Hermann und flüstert.
„Seit
wir hier sind werden wir von drei Hasen beobachtet.“
Hermann
lacht.
„Das
sind unser neuen Freunde, Dami, Ela und Stupsi, sie sind ein bisschen
scheu euch Menschen gegenüber.“
„Glaubst
du sie verstehen
alles was wir reden
und merken, dass wir ihnen nicht böses wollen, vielleicht werden sie
ja unsere Freunde.
Renate
aber grinst beugt sich nun auch zu den Trollen hinunter und flüstert
verschwörerisch.
„Vielleicht
hilft es ja, wenn wir Morgen einige Möhren und Salat aus Omas Garten
mitbringen.“
Alle
vier lachen vergnügt. Es raschelt im Gebüsch und Susi meint
bedauernd.
„Nun
haben wir sie verschreckt und sie sind weg.“
Opa,
der die ganze Zeit im Kofferraum herum gewühlt hat, kommt nun mit
einer altertümlichen viereckigen Lampe wieder.
„Hier,
die habe ich auf dem Speicher gefunden stammt noch von meinem
Großvater, ihr könnt eine Kerze hineinstellen, dann habt ihr auch
abends Licht.“
Und
er reichte Hermann eine dicke Kerze und Zündhölzer.
Dieser
schlüpfte nun schnell in die Baumhöhle, um Korb und Lampe zu
verstauen, dann begleiten die beiden Trolle ihre Freunde zum Auto.
Nachdem
sie versprochen haben am nächsten Morgen zum Frühstück zu kommen,
winken sie so lange bis das Auto nicht mehr zu sehen war.
Glücklich
lächelnd sehen sich an, fassen sich an den Händen, schlüpfen in
ihre neue Wohnung und ziehen die Tür hinter sich zu.
©
Lore Platz 28.02.2019