Donnerstag, 28. Februar 2019

Hermann und Herminchen ziehen um


(c) Elli M.




Hermann und Herminchen ziehen um



Langsam kriecht die Dämmerung herauf.
Hermann beugt sich über Herminchen und schüttelt sie leicht an der Schulter.
Unwillig öffnet diese die Augen, „was willst du mitten in der Nacht.“
Hermann lacht. „Sieh doch hinaus, es wird Tag!“
Ja, aber die Menschen schlafen noch und bis zum Frühstück dauert es noch.“
Ach Frühstück ist unwichtig, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, lass uns unsere neue Heimat besuchen.“
Wenig später verlassen sie den Schuppen, schleichen leise am Haus vorbei, das noch im Dunkel liegt und
dann laufen sie los.
Es dauert nicht lange bis sie den Wald, der dem Mann ohne Haare gehört, erreicht haben.
Andächtig schreiten sie über das taufrische Moos und wandern von einem Baum zum anderen.
Sieh doch !“ ruft Herminchen, „ dieser Baum wäre wunderbar für unsere Wohnung. Er ist sehr groß, dick und die Wurzeln reichen ziemlich tief.“
Nachdenklich umrundet Hermann den Baum und nickt.
Herminchen aber ist weiter gelaufen und ruft begeistert.
Sieh doch hier diese dichten Büsche. Das sind Himbeeren und Blaubeeren, und ... “ sie hebt schnuppernd die dicke Knollennase, „ es riecht nach Pilzen.“
Hermann tritt neben seine Freundin, legt seinen Arm um ihre Schultern und glücklich lassen sie ihre Blicke umherschweifen.
Wer sind sie, sie waren doch gestern mit den Menschen hier, sehen aber nicht aus wie Menschen.“
Wir sind Trolle!“ gibt Hermann Antwort und sieht sich suchend um.
Du kannst uns verstehen?“
Vorsichtig lugt ein zuckendes Näschen zwischen dem Gebüsch hervor.
Komm nur heraus, wir tun dir nichts.
Wir sind Trolle und verstehen die Sprache der Tiere.“
Ein Hase zwängt sich durch das dichte Gebüsch und zwei andere folgen ihm.
Hallo, ich bin Dami, das sind mein Bruder Ela und meine kleine Schwester Stupsi.“
Ich bin Hermann und das ist meine Freundin Herminchen.“
Wir haben euch gestern gesehen mit den Menschen hier in unserem Wald.“
Ja, das war mein Freund, der Mann ohne Haare und die beiden Langhaare sind seine Enkelinnen.“
Ja, ja, denn Mann haben wir schon mal gesehen, er kommt ab und zu vorbei,“ ruft Ela.
Er musste ab und zu nachsehen, ob alles hier in Ordnung ist, aber nun hat er den Wald geerbt.“
Was ist geerbt?“ fragt Stupsi schüchtern.
Hermann lächelt sie freundlich an.
Wenn jemand stirbt und ihm etwas gehört hat, dann verschenkt er es an einen anderen. Der Mann hat sich immer um den Wald gekümmert und nun darf er ihn behalten und da er unser Freund ist, dürfen wir hier wohnen. Weil in dem anderen Wald unser Baum gefällt wurde und wir unsere Wohnung verloren haben.“
Was ist denn hier los, Ruhe, ich muss schlafen.“
Oweh,“ flüstert Dami, nun habe wir Frau Eule geweckt und sie sie kann sehr ungehalten werden.“
Bedauernd sieht Hermann Herminchen an.
Dann können wir hier nicht wohnen.“
Traurig nickt diese.
Schade, der Baum hat mir so gut gefallen.“
Es gibt noch mehr schöne und größere Bäume, kommt mit. Ich zeige euch den richtigen Baum für euch und die Nachbarschaft ist wirklich nett und vor allem schläft sie nachts.“
Dami grinst und gefolgt von seinen Geschwistern läuft er durch Wald.

 
(c) RMzV
Die Trolle können kaum folgen mit ihren kurzen drallen Beine und schließlich bleiben sie schwer atmend stehen.
Stupsi bemerkt als erste, dass die Beiden weit hinten geblieben sind und die drei Hasen kehren um.
Wir sind wohl zu schnell für euch.“ grinst Dami.
Ihr habt ja auch vier Beine, „ brummt Hermann.
Lachend gehen sie nun in gemächlichem Tempo weiter.
Staunend stehen sie wenig später vor einer riesigen Eiche, deren Stamm sie nicht mal zu zweit umfangen können und deren dicke knorrigen Wurzel
tief in der Erde verankert sein.
Strahlend sehen sich die Trolle an, das war der richtige Baum.
Plötzlich ertönt ein lautes Geräusch und die Hase
verschwinden erschrocken im Gebüsch und auch Hermann sieht sich suchend um. Doch als er Herminchens flammend rotes Gesicht sieht, lacht er herzlich.
Ihr Angsthasen könnt wieder heraus kommen, das war nur Herminchens Bauch, sie hat Hunger.“
Nun lachen auch die Hasen.

(c) Elli M

Wir werden jetzt zurück gehen und erst mal frühstücken, später kommen wir wieder und wollen unser Haus bauen.“
Hermann nimmt Herminchen bei der Hand, verabschiedet sich von den Hasen und sie laufen los.
Sie kommen gerade rechtzeitig als Oma Schinkel gerade den Tee einschenkt und vergnügt erklärt Hermann, dass man sich doch auf Herminchens Bauch verlassen kann, er hätte rechtzeitig gegrummelt.
Das Gelächter ist groß und Herminchen wird etwas rot im Gesicht, aber auch sie lacht vergnügt.
Aufgeregt berichten nun die beiden Trolle von ihrem neuen Haus und wie dick und groß der Baum doch ist.
Nach dem Essen lädt der Mann ohne Haare sein Werkzeug in das Auto.
Die Mädchen und die Trolle laufen in die Stube und betrachten die Möbel.
Diese waren wohl zu groß.
Opa kommt herein und wieder weiß er einen Rat. „Nehmt das Bettzeug und alle Decken, auch die Vorhänge. Wenn wir die Höhle unter dem Baum, die wir graben wollen mit trockenem Moos polstern, dann könnt ihr auf dem Boden schlafen. Und passende kleinere Möbel kann ich euch zimmern. Bretter habe ich schon im Auto.
Susi lauf schnell ins Haus und hole aus der Küchenschublade mein Maßband und frage die Oma, ob sie mitfahren will.“
Die Kleine saust los und bringt das Band.
Oma will hier bleiben. Wir sollen sie abholen wenn alles fertig ist. Sie will inzwischen alles für das Richtfest vorbereiten, was immer das ist.“
Der Opa lacht.
Wenn der Bau so gut wie fertig ist, wird ein Richtfest gefeiert und alle Arbeiter schmausen und trinken.“
Ach ja,“ lacht Susi und reicht Herminchen eine Dose.
Hier sind Rettungskekse drin, wenn dein Magen zwischendurch mal wieder grummelt.“
Alle lachen!
Bald sitzen sie im Auto und die Mädchen singen vergnügt das Lied von den fleißigen Handwerkern
Der Opa pfeift mit und Hermann und Herminchen halten sich an den Händen und sehen sich verklärt an.
Opa und die Mädchen sind ebenfalls begeistert von dem Baum und nun schaufelt Opa erst mal ein tiefes Loch als Eingang, dann gibt er Hermann die Schaufel, der sich nun unter den Baum durcharbeitet.
Den Sand, den er heraus wirft tragen Herminchen und die Mädchen weg, während Opa runde Öffnungen um den Baum herum bohrt, die er dann mit wasserdichter Klarsichtfolie verklebt.
Das sind die Fenster, damit ihr nicht ganz im Dunkel hausen müsst,“ meint er vergnügt und die Mädchen staunen über ihren klugen Großvater.
Als Hermann fertig ist, laufen die Mädchen und Herminchen los, um trockenes weiches Moos zu suchen.
Opa aber reicht Hermann das Maßband und gibt ihm genaue Angaben wie und was er vermessen muss.
Aber keine ungenauen Maße bitte, sonst bekommen wir Schwierigkeiten beim Einrichten.“
Hermann schlüpft in die Höhle und Opa Schinkel schreibt die Zahlen, die der Troll ihm zuruft, gewissenhaft in sein schwarzes Notizbuch.
Während die Trolle nun den Boden im Inneren mit Moos auslegen, das ihnen von den Mädchen, die vor dem Eingang kauern, gereicht wird, zimmert der Opa einen kleinen Tisch und zwei Stühle, sowie ein Regal.
Susi und Renate kichern, als Hermann und Herminchen sich auf den Moosboden legen und vergnügt mit den Beinen strampeln.
Bald ist das Häuschen eingerichtet und auch an eine Tür hat der Mann ohne Haare gedacht.
Er hat ein Holz in passender Größe mit zwei Lederschlaufen an der großen Wurzel befestigt und innen an der Tür brachte er auch eine Schlaufe an.
Von außen könnt ihr die Tür anheben und von innen dann mit der Schlaufe zu ziehen.“
Alle waren sie glücklich, froh, begeistert und auch zufrieden mit ihrem Werk.
Susi und Renate lugen noch einmal in das hübsch eingerichtete Zimmer und selbst Opa kniet sich hin, doch die Mädchen mussten ihm lachend wieder aufhelfen.
Ich werde jetzt die Oma holen.“
Wenig später ist er wieder da und begeistert wird die Oma begrüßt, die einen großen zugedeckten Korb in den Händen trägt.
Opa bringt zwei Klappstühle für sich und seine Frau und die Mädchen breiten eine Decke aus. Und nun werden die herrlichen Sachen ausgepackt und es geht ans schmausen.
Zufrieden lehnen sich die Mädchen und Trolle zurück und erzählen nun der Oma begeistert von der tolle
Wohnung.
Diese ist ein wenig traurig, denn sie hätte gerne auch einen Blick in die schöne Stube geworfen, doch ihr Gelenke lassen das nicht mehr zu.
Doch Susi weiß Rat. Schnell springt sie auf, beugt sich hinunter und hält ihr Handy in die Baumhöhle.
Oma staunt wie hübsch die neue Wohnung der Trolle ist und Opa brummt.
Sind die Dinger doch wenigstens mal zu etwas nutze.“
Doch dann mahnt die alte Dame zum Aufbruch, da es kühler wird.
Schnell wird alles zusammengepackt und im Auto verstaut einschließlich Oma.
Diese reicht den Mädchen einen Korb mit Lebensmittel und meint augenzwinkernd.
Gebt das mal unseren kleinen Freunden, damit Herminchen nicht in der Nacht durch ihren grummelnden Bauch geweckt wir.“
Kichernd greift Renate sich den Korb und läuft zu den Trollen hinüber.
Susi  starrt geistesabwesend hinüber in das dichte Gebüsch, dann beugt sie sich zu Hermann und flüstert.
Seit wir hier sind werden wir von drei Hasen beobachtet.“
Hermann lacht.
Das sind unser neuen Freunde, Dami, Ela und Stupsi, sie sind ein bisschen scheu euch Menschen gegenüber.“
Glaubst du sie verstehen alles was wir reden und merken, dass wir ihnen nicht böses wollen, vielleicht werden sie ja unsere Freunde.
Renate aber grinst beugt sich nun auch zu den Trollen hinunter und flüstert verschwörerisch.
Vielleicht hilft es ja, wenn wir Morgen einige Möhren und Salat aus Omas Garten mitbringen.“
Alle vier lachen vergnügt. Es raschelt im Gebüsch und Susi meint bedauernd.
Nun haben wir sie verschreckt und sie sind weg.“
Opa, der die ganze Zeit im Kofferraum herum gewühlt hat, kommt nun mit einer altertümlichen viereckigen Lampe wieder.
Hier, die habe ich auf dem Speicher gefunden stammt noch von meinem Großvater, ihr könnt eine Kerze hineinstellen, dann habt ihr auch abends Licht.“
Und er reichte Hermann eine dicke Kerze und Zündhölzer.
Dieser schlüpfte nun schnell in die Baumhöhle, um Korb und Lampe zu verstauen, dann begleiten die beiden Trolle ihre Freunde zum Auto.
Nachdem sie versprochen haben am nächsten Morgen zum Frühstück zu kommen, winken sie so lange bis das Auto nicht mehr zu sehen war.
Glücklich lächelnd sehen sich an, fassen sich an den Händen, schlüpfen in ihre neue Wohnung und ziehen die Tür hinter sich zu.

© Lore Platz 28.02.2019




Mittwoch, 27. Februar 2019

Hermann und Herminchen finden eine neue Heimat







Hermann und Herminchen finden eine neue Heimat



Zwei Mädchen radeln fröhlich singend den breiten Feldweg entlang am Ufer des breiten Flusses, auf dem ein alter Krabbenkutter langsam tuckert.
Der Kapitän ruft ihnen einen Gruß hinüber und die Mädchen winken lachend.
Sie benutzten den letzten schönen Septembertag, um mit dem Rad von der Stadt zu ihren Großeltern zu fahren.
Vorbei an einer Wiese, auf der in verschwenderischer Pracht sich lila Herbstzeitlosen ausbreiten, biegen sie nun in die Dorfstraße ein.
Ein Stück führt sie der Weg noch durch den Wald und dann haben sie das freundliche kleine Haus von Oma und Opa erreicht.
Oma Schinkel tritt vor die Tür und begrüßt sie überrascht.
Oma wir durften mit dem Rad zu euch fahren und Papa holt uns nach den Herbstferien ab. Wir müssen nur Mama anrufen und ihr sagen, dass wir gut angekommen sind. Du weißt ja sie sorgt sich immer.“ ruft Susanne.
Na , dann bringt mal die Räder in den Schuppen, ihr könnt auch Hermann und Herminchen gleich
begrüßen. Ich will mal eurer Mutter Bescheid sagen.“
Die Mädchen schieben die Räder in den Schuppen, dann klopfen sie an die Tür der Trolle.





Hermann öffnet und strahlt, als er die beiden Langhaare erkennt.
Er bittet sie herein und die Mädchen erzählen, dass sie eine ganze Woche hier bleiben würden und dann viel mit den Trollen unternehmen wollen.
Renate fällt auf, dass Herminchen sich kaum am Gespräch beteiligt und nur traurig aus dem Fenster schaut.




Was ist denn mit Herminchen los,“ fragt sie leise Hermann. Dieser runzelt ärgerlich die Stirn.
Sie will ausziehen!“
Ja, seht euch doch um, seit mein Bett hier ist, hat man kaum noch Platz und ich will nicht, dass Hermann sich wegen mir so einschränken muss. Ich suche mir im Wald einen Baum.“
Die Mädchen sehen sich um, es ist tatsächlich ziemlich eng, beide Betten füllen fast das ganze Zimmer.
Wisst ihr was, wir werden mit Opa darüber sprechen.“
Hermann strahlt, der Mann ohne Haare würde bestimmt einen Ausweg finden.
Die Mädchen laufen ins Haus, wo Oma schon mit Kakao und Zwetschgenkuchen wartet.
Doch immer wieder sehen sie ungeduldig zur Tür.
Wann kommt denn Opa endlich.“ wollen sie wissen.
Das weiß ich nicht, er hat einen Brief vom Amtsgericht bekommen und musste in die Stadt.“

Endlich öffnet sich die Tür und der Opa betritt mit vergnügtem Gesicht die Küche.
Jubelnd hängen sich die Mädchen an seinen Hals.
Opa, Opa wir müssen etwas ganz wichtiges mit dir besprechen.“
Nur langsam Deerns, bringt mich nicht um, ich habe auch etwas tolles zu berichten, aber nun lasst mich erst mal einen Kaffee trinken und Omas leckeren Zwetschgenkuchen versuchen.“
Etwas ungeduldig warten die Mädchen, doch kaum hat Opa die Kuchengabel abgelegt, sprudeln sie schon mit ihrer Neuigkeit heraus.
Soso die Trolle haben es ein bisschen eng, habe ich mir schon gedacht und mir so meine Gedanken gemacht und bevor wir nun Probleme wälzen, lasst mich erst mal erzählen, warum ich im Amtsgericht war.“
Vergnügt sieht er in die erwartungsvollen Gesichter.
Ich habe geerbt!“
Was, du verkohlst uns!“ rufen die Mädchen.
Doch Opa macht nun ein ganz ernsthaftes Gesicht und sieht hinüber zu Oma, die etwas blass aussieht.
Lasst euch berichten. Ein Vetter von mir ist nach dem Krieg nach Amerika ausgewandert. Er hatte hier in der Nähe einen kleinen Bauernhof. Das Gebäude war zerstört, die Felder verwüstet und die Tiere gestohlen. Also verkaufte er das Land und buchte sich damit eine Reise nach Übersee, um dort sein Glück zu versuchen. Das einzige was er behielt waren ein paar Hektar Wald und er bat mich ab und zu danach zu sehen. Wir blieben noch eine Zeitlang in Verbindung, dann hörte ich nichts mehr von ihm.“
Juchhuu und jetzt ist er Millionär und hat dir alles vermacht!“ jubelt Susanne, mit der mal wieder die Fantasie durchgeht.
Nein, meine Kleine,“ lächelt der Großvater, „ Franz blieb sein Leben lang ein armer Mann. Er arbeitete auf einer Ranch bis zu seinem Tod.“
Susanne zieht eine enttäuschte Schnute.
Was hat er dir dann vermacht. Seinen Sattel und Cowboyhut?“
Renate und die Oma tauschen einen strahlenden Blick, sie wissen, was jetzt kommt.
Und schon sagt Opa Schinkel.
Er hat mir das Stück Wald vermacht, das wir jetzt gerade gut gebrauchen können.“
Susanne starrt ihn mit offenen Mund an.“Warum?“
Oma und Renate lachen und auch der Opa schmunzelt.
Mei Deern, errätst du es nicht. Weil Hermann und Herminchen eine neue Heimat haben, aus der sie niemand vertreiben kann.“
Au verflixt, das stimmt. Wollen wir gleich in den Wald gehen?“
Nein, dazu ist es zu spät, es wird bald dunkel und auch den Trollen werden wir nichts davon sagen. Morgen nach dem Frühstück werden wir alle gemeinsam gehen,“ bestimmt der Opa.
Am nächsten Morgen machen sich die Fünf auf den Weg, nur die Oma bleibt zu Hause, weil ihr der Weg zu beschwerlich ist. Aber Opa verspricht ihr, sie mit dem Auto einmal hinzufahren.
Die beiden Trolle sind vollkommen ahnungslos und Susanne presst fest die Lippen zusammen um sich
nicht zu verraten.
Staunend sehen sie sich im Wald um, schön ist es hier, die Büsche sind ein wenig dicht zusammen gewachsen, aber das ist doch gut.
Wie staunen Hermann und Herminchen, als ihnen der Mann ohne Haare erklärt, dass dies ihre neue Heimat ist und da der Wald ihm gehört, sie niemand daraus vertreiben kann und auch keine Bäume gefällt werden. Sie können sich nun jeden Baum aussuchen, der ihnen gefällt und unter dem sie wohnen wollen.
Bewegungslos stehen die Trolle da, doch dann lachen sie plötzlich los, fassen sich an den Händen und laufen durch den Wald.
Lächelnd sehen sich der Opa und die Mädchen an.
Bald kann der Umzug beginnen.

(Lore Platz)





Dienstag, 26. Februar 2019

Erinnerungsgeschichte Die Wunderpflanze





Erinnerungsgeschichte


Die Wunderpflanze


Mein damals 15jähriger Neffe Rainer war ein rechtes Schlitzohr und Lausbub.

Eines Tages bekam er von seinem Freund eine kleine Pflanze geschenkt, die dieser angeblich aus Vogelfutter gezüchtet hatte.
Die beiden Schlingel wussten garantiert, um was für eine Pflanze es sich handelte.
Rainer aber stellte das kleine Blumentöpfchen auf die Fensterbank in seinem Zimmer und vergaß es.
Als wenige Tage später seine Tante Anneliese in sein Zimmer kam und das halb verdorrte Gewächs erblickt, quoll ihr Herz über vor Mitleid.
Sie war Gärtnerin aus Leidenschaft mit zwei grünen Daumen und liebevoll pflanzte sie das vernachlässigte Gewächs in eine Ecke des Gartens und begann es nun zu hegen und zu pflegen.
Und die Pflanze dankte es ihr und wurde groß und immer größer.
Vielleicht kennt ihr ja das Märchen von Jack und der Bohnenstange?
Diese unbekannte Pflanze wuchs zwar nicht in den Himmel, aber sie wurde doch recht stattlich.
Eines Morgens aber stand im Garten nur noch ein Skelett!
Die arme Pflanze reckte ihre Äste gen Himmel, all ihrer Blätter beraubt.
Wenig später klingelte die Polizei an der Tür.
Was war geschehen?
Ein polizeilich bekannter Jugendlicher war auf einen seiner Streifzüge an dem Garten vorbeigekommen und hatte die Pflanze sofort als das erkannt was sie war.
In der Nacht kam er dann wieder und hielt reiche Ernte, wurde aber kurze Zeit später mit dem „Gras“ in der Tasche von der Polizei aufgegriffen.
Und nun begannen die Mühlen des Gesetzes zu mahlen.
Fazit: Mein minderjähriger Neffe wurde vor den Kadi zitiert, begleitet von seinem Vater und der Tante.
Und nun begann eine Verhandlung, die sehr an das königlich bayrische Amtsgericht erinnert, nur ins schwäbische verlegt.
Der Richter und er Staatsanwalt konnten sich kaum das Lachen verkneifen, als die Anklageschrift verlesen wurde.
Die kämpferische Tante Anneliese rief immer wieder von der Zuschauerbank dazwischen.
Der Buabe is unschuldig, des Plänzle han ich gosse!“
Und mein Schwager amüsierte sich königlich.
Der Einzige, der geknickt und ziemlich weiß um die Nase auf dem Armesündbänkchen saß, war mein sonst so übermütiger Neffe.
Die Verhandlung endete mit Freispruch und einer Ermahnung.
Vor einigen Tagen rief ich die inzwischen über achtzig Jahre alte Anneliese an, um mir die Geschichte noch einmal schildern zu lassen.
Selbst nach zwanzig Jahren klang ihr Stimme noch kämpferisch, als sie meinte:
Aneui , i muast do mit go, um dem Bieble zu helfe!

© Lore Platz 26.02.2019

Donnerstag, 21. Februar 2019

Keine Geschichte, nur etwas plaudern



(c) eigenes Foto




Keine Geschichte, nur etwas plaudern

Ich bin eine Leseratte!
Ich weiß ja nicht ob ich als Baby schon das Verlangen hatte zu lesen, aber mein Vater hat uns immer, besonders in der Winterzeit, Märchen vorgelesen.
Noch heute spüre ich die Wärme des Ofen und höre das knacken und knistern des Holzes.
Meine Schwester und ich kuschelten auf dem Sofa in der Küche, mein Vater saß auf seinem Stuhl und las uns mit verstellten Stimmen aus einem dicken Buch vor, dass er sich aus der Pfarrbücherei geliehen hatte.
Meine Mutter kochte oder backte und die herrlichen Düfte schmeichelten sich in unsere Nasen.
Keine Zentralheizung kann diese Gemütlichkeit erzeugen.
Ich entwickelte mich jedenfalls zu einer Leseratte, die alles las, was sie in die Finger bekam.
Viele Kinderbücher gab es ja noch nicht damals und geschenkt bekamen wir zum Geburtstag und Weihnachten meistens nützliche Dinge.
Aber zum Glück hatte ich ja eine Schwester, die mehrere Jahre älter war, und die ich sehr liebte.
Karin las zwar nicht so gerne, aber sie war eine Sportskanone.
Einmal erreichte sie bei dem jährlichen Sportfest den ersten Platz und bekam als Preis einen Tennisschläger und ein Buch, das sie sofort an mich weiter reichte.
Es war ' Gritlis Kinder' von Johanna Spyri.
Außerdem gab es da noch die Reclam Hefte, die sie im Unterricht lesen musste.
So lernte ich in sehr frühen Jahren 'Pole Poppenspäler' und den Dichter Theodor Storm (1817 – 1888)
kennen und lieben.
Eine Liebe, die bis heute gehalten hat.
Leider aber traf ich auch ' Die schwarze Spinne', eine Novelle von Jeremias Gotthelf (1797 – 1854).
Eine schauerliche Geschichte, die mir Albträume und eine lebenslange Angst vor Spinnen bescherte.
Nicht jede Lektüre ist für kleine naseweise Mädchen geeignet.
Als mir, da war ich ungefähr zehn Jahre, das Christkind dann mein erstes eigenes Buch brachte, war ich selig.
Es war wunderschön, hatte einen goldenen Einband und hieß : ' Das goldene Märchenbuch'.
Darin befanden sich Märchen, die ich noch nie gehört hatte, Märchen aus aller Welt, und es war mein größter Schatz.
Diese Buch besitze ich heute noch.
Der Einband ist inzwischen verschwunden und es sieht auch ziemlich ramponiert aus vom vielen Lesen.
Leider ist meine Kamera kaputt sonst hätte ich euch ein Bild gezeigt.
Aber schließlich ist dieses Buch 55 Jahre alt und wurde sehr sehr oft in die Hand genommen.
Ich weiß nicht, ob es am Mangel von Lesestoff lag, aber ich begann schon sehr früh mir Geschichten auszudenken, die ich meinen kleinen Freunden dann erzählt, die nie genug davon bekamen.
Als ich besser schreiben konnte, schrieb ich sie auf und las sie im Familienkreis vor.
Eine dieser Geschichten handelte von einem wilden schwarzen Hengst.
Ihr ahnt sicher wer mich dazu inspiriert hat, die Fernsehserie 'Fury'.
Dieses 'nonstop' Fernsehen wie heute gab es ja zu unserer
Zeit noch nicht und wir freuten uns regelrecht darauf, wenn etwas für uns Kinder kam.
Samstag Nachmittag gab es eine Sendung für die ganz Familie, die dann mit den Schlümpfen endete.
Was habe ich diese kleinen blauen Zwerge geliebt.
Und sonntags wurde abwechselnd 'Fury' und 'Rin Tin Tin' gesendet.
Bei einem Abenteuer dieses deutschen Schäferhundes im wilden Westen, wäre mir einmal beinahe das Trommelfell geplatzt.
Meine Firmpatin kam an einem Sonntag mit ihrer Familie zu Besuch und während die Großen sich unterhielten, saßen wir Kinder auf dem Boden vor dem Fernseher und sahen uns 'Rin Tin Tin' an.
Als der Hund in eine besonders gefährliche Situation kam, sprang der Sohn meiner Patin auf, riss seine Trillerpfeife aus der Hosentasche und ließ einen ohrenbetäubenden Pfiff ertönen.
Das nennt man wohl mitten im Geschehen sein.


© Lore Platz  21.02.2019





Dienstag, 19. Februar 2019

Hermann und Herminchen

Obwohl sonnig ist es doch noch sehr kalt. 
Zu kalt um meine Elfen schon fliegen zu lassen, aber Trolle sind robuster.
Also erzähle ich euch wie es mit Hermann weiter geht.
Viel Spaß beim Lesen!







Hermann und Herminchen


Keuchend läuft die kleine dralle Gestalt den Feldweg entlang, verfolgt von einer Schar johlender Kinder. Wieder trifft sie ein Stein an der Schulter und sie zuckt zusammen.
Wenn sie nur endlich den schützenden Wald erreichen würde.
Plötzlich ein Rauschen in der Luft, die kleine Gestalt wird von zwei Krallen gepackt.
Ein mehrstimmiger Wutschrei ertönt und enttäuscht sehen die aufgebrachten Kinder der entschwindenden Gestalt nach.
Dem kleinen Geschöpf aber wird vor Schreck schwindelig, als sie jetzt durch den Wald rauscht und schließlich auf einen Ast plumpst.
Mit geschlossen Augen liegt es mitten in den Blättern und seine Brust hebt und senkt sich.
He, du bist in Sicherheit,“ knarrt eine
Stimme , „ du kannst also die Augen ruhig wieder aufmachen, Herminchen.“
Diese richtet sich auf. „Du kennst mich!“
Ja, sicher, du bist Herminchen, die einzige Trollfrau, die der Vernichtung der Trolle durch den Feenkönig entgangen ist.“
Das Trollmädchen nickt traurig,
Besser wäre es gewesen, ich wäre damals auch umgekommen.“
Dicke Tränen laufen über ihr Gesicht.
Was für ein Unsinn, sei froh, dass du lebst!“
Herminchen wischt mit beiden Händen die salzigen Tränen ab und hinterlässt eine Schmutzspur auf den Wangen.
Warum, wohin ich komme erschrecken die Menschen oder jagen mich. Sicher meine Eltern und Brüder waren auch nicht nett zu mir aber wenigstens hatte ich eine Familie und war nicht so allein.“
Traurig sieht sie vor sich hin und lächelt auf einmal.
Der Einzige der nett zu mir war, ist Hermann gewesen, aber der lebt ja auch nicht mehr.“
Wer sagt denn das, Hermann nicht mehr lebt.“ schmunzelt die Eule.
Mit großen Augen sieht das Mädchen den Vogel an.
„Weißt du wo er ist?“
Ja, aber nicht jetzt. Ich muss schlafen, denn das Geschrei hat mich aufgeweckt, zu deinem Glück. Und wenn ich dir raten darf, sollst du dich auch ausruhen. Du kannst zu mir in meine Höhle kommen. 
Wir werden uns heute Nacht auf den Weg machen.“
Die Eule schlüpft in ihre Baumhöhle. Herminchen aber bleibt noch eine Weile sinnend auf dem Ast sitzen, dann klettert auch sie durch das runde Loch, sucht sich ein gemütliches Plätzchen und ist bald eingeschlafen.



Himmeldonnerwetter, da hat der Amtsschimmel ja mal wieder laut gewiehert!“,
poltert Opa Schinkel und fährt sich über seine Glatze. 
Renate und Susanne, die gerade bei ihren Großeltern zu Besuch sind, kichern.
Die Oma aber, die den Braten aus dem Ofen holt, verdreht nur genervt die Augen.
Hört euch das bloß an, eine EU-Verordnung bestimmt wie stark eine verkaufsfähige Gurke gekrümmt sein darf. Jetzt wollen die dem Gemüse schon vorschreiben wie es wachsen soll.“
Ja,ja nur reg dich ab, ich habe schon längst aufgehört mich zu wundern was in den Köpfen der da Oben vorgeht. 
Leg die Zeitung weg, die Kinder wollen den Tisch decken.“
Opa grummelt noch ein wenig, doch dann
lenkt ihn das lecker Essen ab.
Während sie ihren Schokoladenpudding löffelt will Susanne wissen, was ein Amtsschimmel
ist.
Der Opa erklärt nun den aufmerksam lauschenden Kindern, dass früher die Bekanntmachungen durch berittene Amtsboten
überbracht wurden. 
Natürlich waren das nicht nur Schimmel. 
Dieses Wort stammt vielmehr von der „Simile“ einem Standard-Vordruck aus der österreichischen Monarchie, mit der sich ähnlich lautende Anliegen schneller erledigen ließen. 
So hat sich wohl das spöttische Wort Amtsschimmel entwickelt.
Die Oma steht auf und der Opa verzieht sich in sein Arbeitszimmer um gemütlich seine Pfeife zu rauchen.
Die Kinder aber laufen hinaus in den Garten, um zu spielen. Schnell sehen sie noch bei Hermann vorbei, doch der ist nicht da.




Dieser spaziert vergnügt in den nahegelegenen Wald um ein Schwätzchen mit seiner Freundin der Blaumeise zu halten.
Leider ist sie nicht zu Hause und so lehnt sich der Troll an den Stamm eines Baumes und genießt die Stille des Waldes. Er liebte den Wald, den Duft nach Tannen, das Rascheln der kleinen Tiere und das Zwitschern der Vögel.
So schön es bei dem Mann ohne Haare ist, so einsam fühlte er sich auch und während er so
überlegt fällt ihm seine Jugendgespielin Herminchen, die Einzige die im Trollland nett zu ihm war, ein.
Aber sie war ja tot wie alle Trolle, die es ja verdient hatten, nur Herminchen, die war gut und hatte ihm auch geholfen, die Feenprinzessin zu retten.
Er seufzt und wünscht sich, sie würde noch leben.
Als hätte sein Wunsch sie herbeigezaubert, teilt sich das Gebüsch zu seiner Linken und ein Trollmädchen tritt heraus.
Hermann fährt sich über die Augen, es kann sich doch nur um ein Trugbild handeln.
Doch die kleine dralle Person kommt immer näher und flüstert schüchtern. „Hermann?“
Herminchen, jubelt dieser und sie fassen sich an den Händen und betrachten sich fassungslos. Beide hatten sich nicht vergessen.
Wenig später sitzen sie unter dem Baum und erzählen sich was sie erlebt haben.
Als Herminchen von den bösen Menschen berichtet, tröstet Hermann das Mädchen und erzählt, dass er bei ganz lieben Menschen wohnt und nicht alle dieser Gattung böse seien.
Er nimmt sie mit in den Schuppen und zeigt ihr stolz seine gemütliche Wohnung.
Du kannst bei mir bleiben und in meinem Bett schlafen, ich schlafe dann auf dem Boden, aber nun komm mit, ich stelle dich dem Mann ohne Haare, der Frau mit dem Namen Oma und den beiden Langhaaren vor.“
Wie staunen diese, als die beiden Trolle in die Küche kamen, in der die Familie gerade beim Nachmittagstee sitzt.
Oma holt gleich zwei Tassen und besonders Herminchen lässt sich den Kuchen schmecken, hat sie doch außer Beeren unterwegs nichts gegessen.
Staunend hören sie Herminchens Geschichte und als Hermann sagte, dass sie jetzt bei ihm bleiben wird und in seinem Bett schlafen kann, während er auf dem Boden nächtigt, da meint Opa.
Kommt gar nicht infrage, ich gehe gleich in die Werkstatt und zimmere ein neues Bett, Bretter genug habe ich ja.“ 
Und schon eilt er hinaus.
Die Oma aber verspricht, sich sofort an die Nähmaschine zu setzten und Bettwäschen zu nähen.
Die Mädchen aber bleiben in der Küche und immer wieder wollen sie von Herminchen wissen, wie es ihr ergangen ist.
Und Herminchen hat sich seit ihrer Flucht noch nie so wohl gefühlt.
Sie spürt, dass ihre Irrfahrt zu Ende ist.

Sie ist angekommen.

© Lore Platz 19.02.2019

Montag, 18. Februar 2019

Friederike und das schreckliche Ding

Ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenende. Das Wetter war ja herrlich, kalt aber sonnig.
Geht es euch auch so, wenn die Sonne scheint, bekommt man sofort gute Laune.
Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen.


 
(c) Bonmomo




Friederike und das schreckliche Ding


Friederike sitzt in der Ecke des Sofas, den Mund verkniffen und in den Augen blitzt es ärgerlich.
Stirn runzelnd beobachtet sie die drei Mädchen, die auf dem Teppich knien und auf das komische längliche Ding starren und kichern.
Wie sie dieses Ding hasste, denn seit Lena es von ihrer Patentante bekommen hatte, war sie, Friederike Luft für sie.
Ein tiefer Seufzer entfährt ihr, unhörbar für die Mädchen, denn Friederike ist eine Puppe.
Bis vor kurzem war sie noch der Mittelpunkt im Leben von Lena und ihren Freundinnen.
Traurig denkt sie an die Teepartys zu denen Lena sie immer besonders schön angezogen und immer wieder eine neue Frisur ausprobiert hatte.
Und wie elegant auch ihre Freundinnen gekleidet waren und wenn sie dann an dem zierlichen hübsch gedeckten Tisch saßen fühlten sie sich wie große Damen und erzählten sich, was sie erlebt hatten seit ihrem letzten Treffen.
Natürlich konnten ihre Puppenmütter sie nicht hören, aber es war einfach schön.
Und heute haben Tina und Merle nicht einmal ihre Puppen mitgebracht, dabei hätte Friederike ihnen so gerne ihr Leid geklagt.
Sicher sitzen auch sie vergessen in einer Ecke und das alles nur wegen dem komischen Ding, das ab und zu piepte.
Pah, was für ein jämmerlicher Ton überhaupt, dabei konnte sie doch laut und deutlich 'Mama' sagen, wenn man sie drückte.
Lucky, der Dackel gibt der angelehnten Tür einen Stups und kommt auf seinen krummen Beinen ins Zimmer gewackelt.
Fröhlich bellend umkreist er die Mädchen, doch Lena wehrt ihn ab.
Verschwinde wir können dich nicht brauchen!“

 
(c)  Martina P.


Der Hund schaut sein Frauchen traurig an und läuft mit hängenden Ohren zum Sofa, wo er nach einigen Anläufen neben der Puppe landet.
Er rollt sich zusammen und legt die Schnauze auf die Pfote.
Dich können sie wohl auch nicht nicht brauchen und das alles wegen dem Ding,“ seufzt Friederike.
Ja, seit Lena das Handy von ihrer Tante zum Geburtstag bekam, hat sie für nichts anderes mehr Interesse, selbst ihre Mutter schimpft schon,“ murmelt Lucky.
Sie nimmt es sogar mit ins Bett,“ meldet sich Teddy und fügt traurig hinzu, „seitdem darf ich nicht mehr bei ihr kuscheln.“
Ja wir sind für sie unwichtig geworden, wie ich dieses dämliche Ding hasse!“ ruft Friederike.
Der Dackel nickt zustimmend und schließt die Augen. Friederike und Teddy unterhalten sich leise.
Lenas Mutter steht auf einmal an der Tür und schimpft. „Lena habe ich nicht gesagt, du sollst nicht immer mit dem Handy spielen.“
Ach Mama, die Spiele sind doch so cool.“
Kommt zum Essen, aber das Handy bleibt hier!“
Mit einem bedauernden Blick legt das Mädchen das Handy auf den Schreibtisch und folgt ihren Freundinnen in die Küche.
Friederike fixiert nachdenklich das schreckliche Ding.
Lucky!“
Verschlafen öffnet der Dackel die Augen.
Ich habe eine Idee! Wir müssen dieses fürchterliche Ding verschwinden lassen!“


Aber wie denn?“ fragt Teddy ratlos.
Lucky muss uns helfen!“
Und wie stellst du dir das vor!“ fragend sieht der Hund die Puppe an.
Du kannst als einziger von uns das Haus verlassen, trage es einfach nach draußen.“
Der Dackel bellt vergnügt. „Ich werde es im Garten vergraben!“
Er springt vom Sofa auf den Stuhl und stemmt sich mit beiden Pfoten an der Schreibtischkante ab. Mit der Schnauze versucht er das verhasste Spielzeug herunter zu stoßen.
Friederike und Teddy jubeln, als es ihm nach einigen vergeblichen Versuchen endlich gelingt.
Lucky grinst, schnappt sich das Gerät und verlässt das Zimmer. 
Vorsichtig schleicht er an der Küche vorbei und zwängt sich durch die Hundeklappe hinaus in den Garten.
Mit fliegenden Ohren saust er in die hinterste Ecke, lässt seine Beute ins Gras fallen und beginnt zu graben.
Bald ist das Handy gut versteckt in der Erde und voller Stolz marschiert der kleine Held zurück.
Die Mädchen sitzen immer noch in der Küche.
Der Dackel aber marschiert stolz zurück ins Kinderzimmer, legt sich aufs Sofa, als wäre nichts gewesen.
Die drei freuen sich und erwarten kichernd die Rückkehr der Mädchen.
Ist das eine Aufregung, als die Mädchen zurück kommen und das Handy nicht mehr zu finden ist.
Sie stellen das ganze Kinderzimmer auf den Kopf, doch es bleibt verschwunden.
Teddy darf heute Abend wieder mit ins Bett und freut sich wie ein Schneekönig, auch wenn sein Fell ganz nass wird von Lenas Tränen.
Gleich als das Mädchen aufsteht beginnt es wieder mit ihrer hektischen Suche und Friederike bekommt schon ein schlechtes Gewissen.
Doch als am Nachmittag Merle und Tina mit ihren Puppen kommen und sie wieder Teeparty spielen, da weiß sie, dass sie richtig gehandelt hat und heute hat sie ihren Freundinnen sehr viel zu erzählen.

© Lore Platz  18.02. 2019