Donnerstag, 29. Mai 2025

Mein Vater - Erinnerungsgeschichte

29.05.2025
 
 
 Ich wünsche allen Vätern heute einen schönen Tag.
 
 Zitat des Tages
  „Mein Vater hat mich gelehrt, dass man zwar verlieren, aber nie aufgeben darf. (Patrick Swayze)“

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/themen/vater/
 
das passt wunderbar, denn auch mein Vater hat mich das gelehrt.
 
 
 
 

Er war 24 Jahre alt und gerade verheiratet, als er 1939 in den Krieg ziehen musste.
Als er dann einmal Urlaub von der Front bekam, fuhr ihm seine junge Frau entgegen und der Bahnhof, an dem sie ihn erwartet wurde durch Bomben zerstört und er war Witwer.
Dieser Krieg hat so viel Unheil und Leid den Menschen gebracht.
Später lernte er dann meine Mutter kennen und diese schrieb ihm jeden Tag einen Brief an die Front.
1944 haben sie dann geheiratet.
Mein Vater wurde dann schwer verwundet und während er in Deutschland im Lazarett lag, wurde seine gesamte Einheit in Russland getötet.
Er wurde dann nach Ingolstadt in die Kaserne versetzt und meine Mutter folgte ihm und er mietete ihr ein kleines Zimmer.
Nach dem Krieg blieben meine Eltern in Bayern und mein Vater ging zur Polizei.
Er wurde in einen kleinen Ort versetzt, in dem in einem ehemaligen Schloss in der großen Halle die Polizeistation war.
Ich verbrachte viele Stunden in der gemütlichen Wachstube.



Als ich klein war brachte mich meine Mutter zu meinem Vater, wenn sie etwas zu erledigen hatte.
Und da ich sehr brav und ruhig war, hatte keiner etwas dagegen und ich wurde so ein bisschen das Maskottchen der Gendarmerie.
Später, als ich größer war, besuchte ich oft meinen Vater, durfte auf den alten Schreibmaschinen herum klappern und spitzte mit Begeisterung für jeden die Bleistifte.
Am Pult war ein Spitzer angeschraubt, in die Rolle vorne steckte man den Stift und durch kurbeln wurde er spitz.
Als ich ungefähr zwei Jahre alt war starb meine Großmutter mütterlicherseits und meine Eltern wollten mich nicht auf die weite Zugreise ins Saarland mitnehmen.
Ein Kollege meines Vaters, der selbst zwei kleine Jungen hatte, erbot sich, mich während dieser Zeit aufzunehmen und da ich ihn kannte fremdelte ich auch nicht.
Zwei Tage später hatte ich meine Eltern vergessen und da der Kollege dieselbe Statur und Uniform wie mein Vater hatte, war er bald für mich mein Vater.
Jeden Abend, wenn er vom Dienst nach Hause kam, wieselte ich in den Flur, hievte seine schweren Pantoffeln hoch und stolperte auf ihn zu, streckte ihm die Puschen mit strahlendem Lächeln und den Worten: „Vati kalte Füß!“, entgegen.
Dieser Satz verfolgte mich dann jahrelang.
Jedes Mal wenn ich dem Kollegen begegnete, egal wo und wenn es mitten im Supermarkt war, dann grinste er von einem Ohr zum anderen und brüllte mit seiner dröhnenden Stimme:
Vati kalte Füß!“
Das konnte manchmal ganz schön peinlich sein, besonders wenn man inzwischen ein Teenager ist.



Wir hatten eine schöne Kindheit.
Es war keine heile Welt, es wurde auch gestritten, gezickt, gezankt und wir bekamen, wenn wir es verdienten auch eine auf den Popo.
Doch die vielen fröhlichen und glücklichen Stunden, sowie die Liebe und Geborgenheit begleiten uns ein Leben lang.
Bei uns wurde viel gesungen, besonders die alten Volkslieder, wenn wir drei Mädels abspülten sangen wir dabei und aus irgendeinem Zimmer fiel meine Mutter mit ein und manchmal brummte auch mein Vater dazwischen.
Mein Lieblingslied ist übrigens bis heute:
Am Brunnen vor dem Tore...“

Mein Vater liebte Friedrich Schiller.
Als Bub musste er das lange Gedicht vom Lied der Glocke auswendig lernen und jedes mal wenn er uns ärgern wollte zitierte er daraus.
Samstags saßen wir gerne mit unserer Mutter länger am Frühstückstisch und erzählten und lachten.
Das mochte er gar nicht, vielleicht fühlte er sich auch als einziger Mann ausgeschlossen.
Jedenfalls, sobald er seine Tasse Kaffee ausgetrunken hatte, erhob er sich, ging in das angrenzende Zimmer und begann demonstrativ aufzuräumen und dabei zitierte er so laut, dass wir es ja auch mitbekamen aus dem Lied der Glocke:

Und drinnen waltet
Die züchtige Hausfrau
Die Mutter der Kinder
Und herrscht weise
Im häuslichen Kreise
Und lehret die Mädchen
Und wehret die Knaben
Und regt ohne Ende
Die fleißigen Hände“

Natürlich hat uns das zu noch größeren Heiterkeitsausbrüchen veranlasst und am Ende musste er selbst mitlachen.
Sind es nicht gerade seine Macken, die einen Menschen besonders liebenswert machen?





Als wir größer waren lag jedes Jahr unter dem Weihnachtsbaum ein Gesellschaftsspiel und wir saßen dann zusammen und spielten.
Mein Vater mogelte für sein Leben gerne dabei, aber so, dass man es merkte, denn meine Mutter regte sich immer furchtbar darüber auf und das bereitete ihm eine diebische Freude.




Überhaupt verband meine Eltern eine große Liebe zueinander die 44 Jahre hielt.
Leider erkrankte mein Vater die letzten vier Jahre an Alzheimer.
Eine sehr schlimme Krankheit, denn der Mensch den du einst gekannt hast, verschwindet mit der Zeit, lange vor seinem Tod.
Aber ich behalte ihn in Erinnerung wie er war: Ein guter Vater!




(c) Lore Platz     9.11.2013



Mittwoch, 28. Mai 2025

Prinzessin Hinkebein Teil 3

28.05.2025
 
Ihr wisst ja Mittwoch ist der Tag voller Termine nutze eine kurze Pause, um den letzten Teil einzustellen.
Viel Spaß beim Lesen!
 
(c) Irmgard Brüggemann


Der Ball

Cella in einem wunderschönen Kleid, das Frauke ihr genäht hat geht am Arm von Igor, die große Freitreppe. Sie ist etwas ängstlich, doch jedes mal wenn Igor sie zärtlich anschaut, fühlt sie sich wunderschön und sie hebt selbstbewusst den Kopf.
Hinter ihnen schreiten Frauke und der Professor festlich gekleidet, aber mit bangem Herzen.
Als sie den Saal betraten verstummte die Musik und die schön gekleideten Menschen starren sie an.
Prinzessin Sonja aber trat ihnen entgegen mit boshaft funkelnden Augen.
Du hast meine Einladung angenommen?“
Sie drehte sich zu den Gästen.
Darf ich vorstellen meine Schwester Hinkebein, die so hässlich ist, dass mein Vater sie weggeschlossen hat, weil ihr Anblick ihn beleidigte.“
Alle lachten.
Prinz Igor aber trat vor den König.
Er verbeugt sich und spricht mit lauter Stimme:
Majestät, ich bitte euch um die Hand eurer Tochter Cella, denn ich liebe sie.“
Wieder ertönte das schrille Lachen und Sonja rief.
Ihr liebt diese Missgeburt, seid ihr blind.“
Schallendes Lachen erfüllte den Saal.
Igor fühlte wie Cella in seinem Arm zitterte und drückte sie beruhigend.
Prinzessin Sonja, die einzige Missgeburt hier seid ihr. Auf den ersten Blick sieht man es nicht weil ihr eine schöne Larve habt, aber innerlich seid ihr verrottet. Ihr seid boshaft, gemein, herzlos,verschlagen und verzogen.“
Prinz Igor was erlaubt ihr euch!“
Zornig war der König aufgesprungen.
Er hat Recht!“
Die Feenkönigin hatte den Saal betreten und kam nun auf sie zu.
Sie lächelte Cella liebevoll an, betrachtete Sonja mit einem kalten Blick und wandte sich an den König.
Ich habe eurer Tochter Sonja strahlende Schönheit und viele Tugendenden geschenkt.
Doch ihr saht nur ihre Schönheit und vergötterte sie und die Tugenden ließt ihr verkümmern. Durch eure schlechte Erziehung habt ihr aus Sonja ein herzloses, egoistisches boshaftes Geschöpf gemacht.
Ich musste einschreiten, damit ihr diesen Fehler bei eurer zweiten Tochter nicht wiederholen konntet.“
Sie zog Cella zu sich heran und lächelte.
Ich war die Hebamme und du warst ein wunderschönes Baby, doch ich gab dir eine Maske, denn nur so konnten sich auch die Tugenden die ich dir in die Wiege legte entfalten.
Auch brachte ich Frauke zu dir, denn kein Kind sollte ohne Mutterliebe aufwachsen.“
Cella warf Frauke einen liebevollen Blick zu und nickte.
Ich war immer in deiner Nähe, um dich zu bewachen und zu schützen und als Kräuterfrau wies ich dich in die Heilkunst ein. Leider konnte ich dich vor Leid und Spott nicht schützen und deine Schwester war ja immer besonders erfinderisch darin dich zu quälen. Doch bist ein wunderbarer Mensch geworden, nicht verdorben durch die Affenliebe deiner Eltern und Prinz Igor hat erkannt wie schön du unter der Maske bist. Deshalb brauchst du diese nicht mehr.“
Sie fuhr über den Scheitel der Prinzessin und das dünne mausgraue Haar verwandelte sich in dunkelbraune leuchtende Locken, die weit über ihren Rücken sich ergossen.
Dann strich sie über die Nase und statt der dicken Knolle erschien ein lustiges Stupsnäschen.
Ganz zart berührte die Fee das verkürzte Bein und Cella spürte ein Kribbeln und stand auf zwei gleichlangen Beinen.
Prinz Igor beugte sich zu Cella und flüsterte.
Welch ein Glück, dass sie dir die Sommersprossen gelassen hat, denn in die habe ich mich zuerst verliebt.“
Cella lachte fröhlich und die Versammelten lauschten den melodischen Klängen, die von der schrillen Stimme Sonjas unterbrochen wurde.
Vater, du wirst doch dieser Hochzeit nicht zustimmen!“
Schweig!“
Erschrocken flüchtete sich das Mädchen in die Arme ihrer Mutter. In so einem Ton hatte der Vater noch nie mit ihr gesprochen.
Dieser wendetet sich dem jungen Paar zu.
Prinz Igor, ich gebe euch meine Tochter Cella zur Frau, behandelt sie besser als ich es getan habe.“
Der Prinz verneigte sich stumm und Cella sah ihren Vater mit ernsten traurigen Augen an.
Dieser senkte beschämt den Kopf.
Ein gutes Wort, König Stanislaus, ich hoffe ihr werdet in Zukunft euch auch wieder mehr um eure Untertanen kümmern.“
Der König nickte ernst und sein Blick ging zu seiner Frau und Sonja.
Ja, auch um Prinzessin Sonja müsst ihr euch kümmern und versuchen eure Fehler wieder gut zu machen. Ich will euch die Sache erleichtern.“
Die Feenkönigin hob die Hand und auf einmal wuchs Prinzessin Sonja eine dicke Knolle im Gesicht, ihre Ohre zogen sich in die Länge ähnlich einem Esel und ihr schönen Haare fielen in langen mausbraunen Strähnen über ihren Rücken.
Entsetzt wichen die Menschen zurück.
Sonja sah sie erstaunt an, dann fiel ihr Blick in den großen Kristallspiegel gegenüber.
Sie schlug beide Hände vors Gesicht und lief hinaus, die Mutter folgte ihr.
Hört König Stanislaus, ihr habt es in der Hand wenn es euch gelingt eure Erziehungsfehler wieder gut zu machen und aus Sonja ein liebenswertes Mädchen, dem andere wichtiger sind als sich selbst , zu machen, dann wird sie auch wieder ihr altes Aussehen erhalten.
Stöhnend sank der König auf seinen Thron und stützte seinen Kopf in beide Hände.
Am nächsten Morgen fuhren Igor, Cella, Frauke und der Professor nach Minosoto,
Ich brauche euch wohl nicht zur berichten, dass die beiden sehr glücklich und ihren vier Kindern wundervolle Eltern wurden.
Von Prinzessin Sonja habe ich nichts mehr gehört.
Ende

© Lore Platz

Dienstag, 27. Mai 2025

Prinzessin Hinkebein Teil 2


27.05.2025
 
 Zitat des heutigen Tages
 
 “Die Liebe schaut nicht mit den Augen, sondern mit der Seele.” 
 
(William Shakespeare)
 
Quelle  Gedankenwelt 


   

 
 
 
 
Viel Spaß beim Lesen
 
(c) Irmgard Brüggemann



Der Prinz

Es war einige Tage nach Cellas 17ten Geburtstag.
Das Mädchen kniete im Garten und zupfte das Unkraut in ihrem Kräuterbeet, da hörte sie ein lautes Wiehern und einen Schrei .
Sie öffnete schnell die Pforte.
Direkt vor dem Parktor lag ein junger Mann mit geschlossenen Augen und stöhnte.
Die Prinzessin kniete sich neben den Verletzten und tastet vorsichtig seinen Kopf ab, am Hinterkopf hatte er eine große Beule.
Der Mann öffnete die Augen und richtete sich auf.
Cella hielt ihm drei Finger vor die Augen.
Wie viel Finger sind das?“
Wollen sie wissen, ob ich bis drei zählen kann?“
Das Mädchen lachte.
Nein ich will nur testen, ob sie eine Gehirnerschütterung haben, scheinbar nicht, können sie aufstehen?“
Ächzend erhob sich der Mann und stöhnte erneut, als er den linken Fuß aufsetzte.
Stützen sie sich auf mich.“
Gemeinsam humpelten sie in den Garten.
Frauke kam aus dem Haus und hinter ihr der Professor.
Was ist denn passiert?“
Da hat ein Pferd wohl seinen Reiter abgeworfen,“ lachte die Prinzessin.
Darf ich mich vorstellen, Prinz Igor von Minosoto,
zur Zeit ohne Pferd und nicht nur der Kopf und der Fuß ist verletzt sondern auch mein Stolz.“
Bald lag der Patient verbunden auf dem Sofa.
Zum Glück war das Bein nicht gebrochen sondern nur verstaucht.
Der Professor hatte das Haus verlassen um nach dem Pferd zu sehen.
Er berichtete, dass man es inzwischen eingefangen und ein Bauer es bei sich untergestellt hatte und versorgen würde, bis der Prinz wieder gesund wäre.
Das ging aber nicht so schnell und der Prinz war nicht böse darüber, denn es gefiel ihm in dem kleinen Häuschen, in dem soviel Harmonie herrschte.
Staunend beobachtete er wie jeden Tag große Töpfe mit Essen gekocht wurde, die dann von einigen Männern aus dem Dorf abgeholt wurde.
Wie Cella jeden Tag zu den Kranken ging und der Professor zu den Kindern im Dorf um sie zu unterrichten.
Frauke aber setzte sich nach der Arbeit zu ihm mit einem Strickzeug und erzählte ihm von Cella ihrer Pflegetochter.
Besonders schön waren die Abende.
Wenn Cella mit ihrer wohlklingenden Stimme vorlas oder der Professor Klavier spielte und das Mädchen dazu sang.
Prinz Igor fühlte sich wohl in dieser kleinen Runde und es wurde ihm warm ums Herz wenn er Cella ansah.

Eines Tages hörte er kichern und rufen vor dem Haus und trat ans Fenster.
Vor dem Haus standen einige hübsche Mädchen und eines der Mädchen fiel ihm besonders auf.
Frauke trat neben ihn und seufzte.
Sind sie schon wieder da, ein Glück, dass Cella nicht zu Hause ist.“
Wer sind diese Mädchen?“
Prinzessin Sonja und ihre Gespielinnen, ab und zu kommen sie vorbei um Cella zu verhöhnen und verspotten.“
Schon rief Sonja.
He Prinzessin Hinkebein, wo bist du denn, komm heraus ich möchte dir etwas sagen!“
Was willst du?“
Cella war durch die Pforte gekommen und stand nun hinter ihrer Schwester.
Aaah, da bist du ja , ich habe doch am Samstag Geburtstag und da wird natürlich ein großer Ball gefeiert, willst du nicht auch kommen und mit uns feiern?
Ach nein, ich vergaß, du kannst ja gar nicht tanzen und außerdem würden sich meine Gäste gruseln, bei deinem Anblick. Vergiss es, war eine dumme Idee von mir.“
Cella sah sie ernst und traurig an.
Sonja, du bist so wunderschön, wirst von unseren Eltern geliebt und alle deine Wünsche werden erfüllt und trotzdem bist du so unzufrieden.
Du tust mir leid!“
Sonja kreischte: 
„Habt ihr das gehört, dieser hässliche Hinkefuß hat Mitleid mit mit, mir, die ich schöner bin als die Sonne.“
Sie lachte, ein hässliches schrilles Lachen und ihre Gespielinnen lachten mit.
Mit schnellen Schritten eilte Cella an ihrer Schwester vorbei und schloss die Tür hinter sich.
Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich dagegen und Tränen liefen über ihr Gesicht.
Frauke will auf sie zu eilen, doch Prinz Igor hält sie zurück.
Er tritt zu Cella und nimmt ihr Gesicht in beide Hände.
Sieh mich an,“ flüstert er zärtlich.
Das Mädchen öffnete die Augen in denen immer noch Tränen schimmern.
Ich habe deine Schwester beobachtet, auf den ersten Blick wirkt sie schön, doch als sie begann dich zu verspotten, da funkelten ihre Augen vor Gehässigkeit und Bosheit, ihr Gesicht verwandelte sich in eine hässliche Fratze und ihre kreischende Stimme und ihre schrilles Lachen geht durch Mark und Bein.
Sie ist vielleicht von außen schön, aber ihr Inneres ist total verrottet.
Du aber bist schön, deine Güte und deine Herzlichkeit strahlen von Innen. Dein herzliches Lachen macht deine Umgebung glücklich.
Viele Menschen lieben und dich nennen den Engel vom Schloss.
Doch am meisten liebe ich dich und bitte dich meine Frau zu werden.“
Cella nickte und Frauke, die die Schürze vor die Augen gedrückt hatte, schluchzte laut. 


 






Montag, 26. Mai 2025

Prinzessin Hinkebein 1.Teil

 
 26.05. 2025
 
 Dann beginnen wir den Start in die neue Woche. 
Maikäfer werden immer seltener, dabei sind auch sie wichtig für das Gleichgewicht in der Natur. Bis sie vom Engerling zum Maikäfer reifen dauert es ungefähr 2-5 Jahre, um dann nur etwa sieben Wochen zu leben, um sich fortzupflanzen. Das Weibchen stirbt nach der Eiablage, das Männchen kurz nach der Begattung.
 
 „Nehmen Sie das Tempo der Natur an: Ihr Geheimnis ist Geduld.“ 
Ralph Waldo Emerson (1803–1882) US-amerikanischer Philosoph und Schriftsteller

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/themen/natur/
 
 

 
 Viel Spaß beim Lesen!
 
 7.12.2017
 
Vor einigen Tagen unterhielten sich meine Freundin und ich über die Erziehung unserer Kinder und stellten fest, dass man oft Fehler macht.
Beide wollten wir die Fehler unser Eltern nicht wiederholen und machten andere.
Aber zum Glück keine gravierend, denn auf unsere Kinder können wir beide stolz sein. (schmunzeln)

Meine heute dreiteilige Geschichte handelt von falscher Erziehung verblendeter Eltern.
Viel Spaß beim Lesen!


 

 
(c) Irmgard Brüggemann



Prinzessin Hinkebein

Der Engel vom Schloss


Es war einmal ein Königspaar, das bekam ein Töchterlein.
Die Feenkönigin, die bei allen Prinzessinnen Patin war, legte der Neugeborenen strahlende Schönheit und noch viele andere Tugenden in die Wiege.
Es war das erste Kind des jungen Paares und außerdem waren sie geblendet von dessen Schönheit, dass sie die kleine Sonja maßlos verwöhnten.
Und so wuchs das Kind zu einem richtigen Tyrannen heran, das tobte, wenn es nicht gleich bekam, was es wollte. Doch die vernarrten Eltern kümmerte dies nicht, sie sahen nur die Schönheit ihre Kindes und ihre Unarten bemerkten sie kaum.
So kam es, dass alle Tugenden, die die Feenkönigin mit in die Wiege gelegt hatte, total verkümmerten.
Diese war sehr verärgert und als einige Jahre später die Königin wieder guter Hoffnung handelte die Fee.
Als die Hebamme das Kind in die Arme der jungen Mutter legte, fing diese an zu schreien.
Das ist nicht mein Kind, das ist ein Wechselbalg, so etwas hässliches habe ich niemals geboren.“
Der König eilte herbei und auch er sah voller Entsetzen auf das Kind. Es war wirklich hässlich. Die Nase sah aus wie eine Knolle und war voller Sommersprossen und die Hebamme machte ihn
leise darauf aufmerksam, dass ein Beinchen kürzer war und das Kind wohl später hinken würde.
Trotzdem tröstet der König seine Frau und meinte
das würde sich sicher verwachsen und dann würde doch auch die Feenkönigin als Patin kommen und sicher gute Gaben in die Wiege legen. Doch diese ließ sich nicht sehen.
Die Königin aber weigerte sich ihr Kind zu sehen und so wurde die kleine Cella mit ihrer Amme in ein kleines weit entferntes Zimmer verbannt.
Die junge Frau, die ihr eigenes Baby verloren hatte, schenkte all ihre Liebe nun dem armen kleinen verschmähtem Wurm.
Oft sah sie besorgt auf das kleine Mädchen, denn es wurde immer hässlicher. Das Haar war stumpf und mausgrau, die Knollennase entstellte das Gesicht und wenn es lief, hinkte es.
Trotzdem war Cella ein fröhliches Kind, das gerne sang und ein weiches Herz hatte, liebevoll mit der Katze umging, die Frauke ihr geschenkt hatte und auch die Vögel kamen oft ans Fenster und sangen ihr Lied.
Doch sie wagte sich kaum aus dem Zimmer, denn die Menschen die ihr begegneten sahen sie böse an und eine Magd verscheuchte sie sogar mit einem Besen, als wäre sie ein wildes Tier.
Am schlimmsten aber war ihre Schwester Sonja.
Sie lauerte ihr auf und verspottete und quälte das arme Kind, sodass sich Cella kaum noch wagte im Schloss herum zu laufen.
Frauke war sehr besorgt und ging eines Tages zum König. Sie bat ihn das Schloss mit Cella verlassen
zu dürfen, denn sonst würde das Kind verwelken wie eine Blume die niemals die Sonne sieht.
Der König, der ein schlechtes Gewissen gegenüber seiner kleinen Tochter hatte, dachte lange nach, dann hatte er eine Idee.
Am Ende des Schlossparks stand ein kleines Häuschen, dort könnten die beiden ungestört leben. Alles was sie zum Leben brauchten würden sie vom Schloss bekommen.
Und so zog Frauke mit Cella in das hübsche kleine Häuschen. Und das kleine Mädchen lebte auf. Es saß auf der Bank ließ sich von der Sonne bescheinen, wagte sogar in dem kleinen eingezäunten Garten herum zu wandern, denn niemand kam, um sie wegen ihres eigenartigen Ganges zu verspotten.
Die Tiere liebten sie und kamen zutraulich näher, wenn sie das Haus verließ und durch die kleine Pforte in den Wald lief, der von den Menschen gemieden wurde, da er als verwunschen galt.
Als Cella acht Jahre alt war, ging Frauke wieder zum König, denn sie hatte das Mädchen bisher unterrichtet. Doch nun konnte sie ihr nichts mehr beibringen. Und wieder wollte der König sein schlechtes Gewissen beruhigen und schickte den Hauslehrer aus dem Schloss zu dem kleinen Gartenhaus.
Dieser ging erst unmutig zu seiner neuen Schülerin, doch dann war er begeistert. Cella war klug, fleißig und verstand schnell was er wollte. Obwohl sie einige Jahre jünger war als ihre Schwester, konnte sie schon besser schreiben, lesen und rechnen.
Prinzessin Sonja war faul, frech und machte ihrem
Lehrer oft das Leben schwer.
Doch mit Cella zu arbeiten, das war ein Vergnügen für den alten Herrn.
Er brachte ihr Bücher mit und formte behutsam die Gedanken des Mädchens.
Und die Prinzessin, die bisher nur Frauke vertraute fasst auch zu dem Lehrer eine große Zuneigung, denn sie spürte, dass ihr Aussehen ihn überhaupt nicht störte.
Sie verlor ihre Scheu und wurde immer fröhlicher und glücklicher und als sie zum ersten Mal so richtig herzhaft lachte, da sahen der Professor und Frauke sich an und in Fraukes Augen standen Tränen.
So lachte nur ein Mensch, der wirklich glücklich war.
Eines Tages durchstreifte sie wieder den verwunschenen Wald. Da sah sie eine alte Frau, die Kräuter pflückte. Sie wollte fliehen doch die alte Frau hielt sie auf.
Warum willst du weg laufen, mich stört es nicht wie du aussiehst. Ich weiß, dass du ein liebevolles Herz hast und gütig und mitleidig bist. Was ist dagegen schon ein schönes Gesicht.“
Ihr kennt mich?“
Ja Prinzessin Cella, ich weiß alles von dir auch, dass du dich kranker Tiere annimmst. Denkst du, dass du mir vertrauen kannst?“
Das Mädchen sah in das runzelige Gesicht der alten Frau und spürte, dass sie ihr vertrauen konnte.
So nickte sie nur.
Ein Lächeln erhellte das Altfrauengesicht und machte es richtig schön.
Das ist gut. Ich habe dich weinen sehen, als du den  kleinen Hasen nicht retten konntest und er in
deinen Armen verstarb. 
Ich befasse mich mit Heilkunde. Möchtest du bei mir in die Lehre gehen?
Ich will dir die zeigen wie man aus Kräutern Salben und Tränke herstellen kann, die Mensch und Tier helfen.“
Cella nickte strahlend. „Zu gerne würde ich das lernen.“
Gut, dann komm Morgen um dieselbe Zeit hierher.“
Die Prinzessin knickste und humpelte davon.
Die Kräuterfrau sah ihr traurig nach.
Armes Kind, du wirst noch einige Zeit warten müssen, bist du erlöst wirst, aber ich will dir zeigen, dass es viele Menschen gibt, die dich schätzen auch wenn du keine Schönheit bist.“
Nun begann für Cella eine schöne Zeit, jeden Tag lernte sie bei der Kräuterfrau die Kunst des Heilens.
Auch durfte sie die alte Frau zu den Kranken begleiten. Anfangs war ihr bange, denn sie hatte schon soviel Ablehnung wegen ihres Aussehens erlebt.
Doch niemand störte sich an ihrem Gesicht oder hinken. Die Menschen sahen sie nur dankbar an, wenn sie ihnen das Bett frisch bezog, ihre Wunden verband und das Haus aufräumte und sich um die Kinder kümmerte.
Eines Tages nannte eine alte Frau sie, den Engel aus dem Schloss und dieser Name war bald im ganzen Land bekannt.
Cella war dies etwas peinlich, doch die alte Kräuterfrau lächelte und meinte.
Du siehst nicht ein schönes Gesicht kann Menschen glücklich machen, sondern Mitgefühl und Liebe.“
 Cella fragte nun, was sie schon lange beschäftigte:
Warum sind so viele Menschen im Reich so arm, obwohl meine Vater doch so reich ist??“
Die Augen der Kräuterfee sahen sie traurig an.
Weil dein Vater so vernarrt in deine Schwester ist, dass er seine Untertanen vergessen hat und nicht bemerkt, dass seine Räte den Menschen immer mehr Steuern abpressen, um damit ihre eigenen Taschen zu füllen.“
Wie kann ich nur helfen?“
Hör auf dein Herz, es wird dir Antwort geben“
Als die Prinzessin durch die kleine Pforte in den Park trat, sah sie ihre Schwester und deren Gespielinnen, die wie immer kamen, um sie zu verspotten und zu verhöhnen.
Aber Cella schmerzte das schon lange nicht mehr,
warf ihr nur einen traurigen Blick zu und schlüpfte ins Haus.
Frauke und der Professor sahen ihr besorgt entgegen, doch sie lächelte ihnen beruhigend zu.
Sie kann mich nicht mehr verletzen, macht euch keine Gedanke. Kann ich auch eine Tasse Tee haben?“
Während sie ein Stück Kuchen aß, dachte sie, wie gut es ihr doch ging, denn sie musste nie hungern.
Und dann hatte sie eine Idee.
Ihr habt doch sicher auch schon bemerkt, dass viele Menschen im Reich hungern müssen, weil mein Vater ein schlechter Regent ist?“
Frauke und der Professor nickten ernst.
Cella lächelte.
Ich weiß jetzt wie wir den Menschen ein wenig helfen können. Wir bekommen doch unbegrenzt Lebensmittel aus dem Schloss. 
Wenn wir nun unserer Bestellung erhöhen, kümmert das doch keinen. Und wir könnten kochen und den Hungernden das Essen bringen. Was meint ihr?“
Die beiden Menschen, die für sie wie Vater und Mutter waren, nickten begeistert.
Doch dann meinte Frauke: 
„Aber wo bekommen wir so große Töpfe und wie liefern wir das Essen ins Dorf?“
Ich könnte einen Wagen und ein Pferd besorgen, wir fahren damit vor die Parkmauer, durch die Pforte können wir den Wagen beladen. Ich finde bestimmt einige meiner ehemaligen Schüler, die uns helfen. Nur Töpfe?“ erklärte der Professor.
In dem Moment klopfte es an der Tür und als Frauke öffnete stand ein großer bärtiger Mann vor ihr, der verlegen seinen Hut in der Hand drehte.
Entschuldigung , ich bin ein fahrender Händler wollte wissen, ob ihr etwas braucht.“
Frauke schüttelt den Kopf, doch Cella rief:
Habt ihr große Pötte?“
Ja Fräulein sehr große sogar und im Angebot, denn
niemand hat sie mir bisher abgekauft.“
Frauke und Cella begleiteten den Mann zu seinem Wagen und bald wurden sie handelseinig.
Wie das Mädchen voraus gesehen hatte, kümmerte es niemanden, dass sie mehr Lebensmittel verlangten.
Nun brieten, backten und kochten sie und beluden den Wagen mit Hilfe einiger junger Burschen die der Professor mitgebracht hatte.
Als sie am Wald vorbei fuhren, stand die Kräuterfrau da und hob die Hand.
Sie hielten an und die alte Frau winkte und zwei kräftige Männer kamen mit einem großen Korb voll Obst und hievten diesen auf den Wagen.
Das ist aus meinem Garten.“
Cella bedankte sich und sie fuhren weiter.
Die Menschen wagten sich nicht aus den Häusern, doch als sie die Prinzessin erblickten kamen sie heraus und staunten.
Nun wurde das Essen verteilt und der Topf schien nicht leer zu werden, ebenso die Milchkanne und der Obstkorb.
Erst als sie im letzten Dorf, dem letzten Hungrigen etwas geben hatten, verschwand auch der letzte Rest des Essens.
Cella war glücklich und ging voll in ihrer Aufgabe auf.
Inzwischen hatten sie zwei Mädchen aus dem Dorf eingestellt, die Frauke beim Kochen halfen und so konnte sich Cella wieder um die Kranken kümmern.
Der Professor aber hatte die Kinder um sich versammelt und brachte ihnen lesen und schreiben bei und natürlich rechnen.

© Lore Platz  7.12.2017


Sonntag, 25. Mai 2025

Schönheit liegt im Auge des Betrachters

25.05.2025
 
Gestern besuchte mich eine Freundin und irgendwie kamen wir auf die Ungerechtigkeit über das Aussehen von Mann und Frau.
Wenn ein Mann Falten und graue Haare hat gilt er als interessant, selbst wenn er einen riesigen Bierbauch vor sich herschiebt gilt er als stattlich.
Eine Frau wenn sich die ersten Röllchen auf der Hüfte zeigen ist sie fett, die ersten Falten machen sie alt und die grauen Haare muss sie sich färben.
Liebe Frauen nehmen wir die Dinge mit Humor, tragen wir die Lachfältchen, die das Leben in unser Gesicht gegraben haben voller stolz, die Speckröllchen um Bauch und Hüfte, die wir bekommen haben, weil wir neues Leben geschenkt haben und die grauen Haare, die kann man überdecken. 
 
Zitat des Tages

Der Humor ist der Regenschirm der Weisen.
 
Erich Kästner
 
 Ich wünsche euch einen schönen Sonntag
 
 Viel Spaß beim Lesen!





Schönheit liegt im Auge des Betrachters


Die alte Frau sitzt in ihrem bequemen Ohrensessel und sieht gedankenverloren aus dem Fenster.
Tiefe Nebelschwaden hüllen den Garten in trübes Grau und nicht ein Sonnenstrahl findet seinen Weg durch die dichten Schleier.
Trübe Gedanken sind es auch, die ihr durch den Kopf gehen. Zwanzig Monate sind es nun schon, seit ihr geliebter Heinrich die Augen für immer geschlossen, nicht bevor er ihr noch mit einem Zwinkern zu geflüstert hatte:
Ich warte dort oben auf dich und werde schon mal ein schönes Plätzchen für uns beide suchen.“
Fünfzig Jahre waren sie verheiratet und nun hatte er sie allein gelassen.
Die Tür öffnet sich leise und Emilia, kurz Milli, genannt huscht ins Zimmer.
Oma, störe ich?“
Diese lächelt und schüttelt den Kopf.
Morgen haben wir eine Halloween Party im Kindergarten und Mama fährt nachher mit mir in die Stadt und dann bekomme ich ein Kostüm.“
Als was möchtest du dich denn verkleiden?“
Ganz ganz gruselig, vielleicht werde ich ein böser Drache!“
Milli schneidet eine fürchterliche Grimasse.
Die Oma lacht.
Warum feiern wir eigentlich Halloween?“


Die Kleine war jetzt im 'warum' Alter und wollte immer alles genau wissen.
Früher war es ein Erntedankfest und da auch die dunkle Jahreszeit beginnt dachte man an die Toten und in verschiedenen Ländern glaubte man sogar, dass sie am 31.Oktober auf die Erde zurückkehrten, um zu spuken.
Und deshalb verkleidet man sich an diesem Tag und feiert und die Kinder gehen von Haus zu Haus und sammeln Süßigkeiten.“
Millie nickt eifrig. „Anne geht morgen Abend mit mir auch Süßigkeiten sammeln. Ich freue mich schon darauf!“
Anne war ihre große Schwester.
Frau Pelzer lächelt und denkt glücklich wie reich gesegnet sie doch ist mit ihren fünf prächtigen Kindern und 14 Enkelkindern, von denen Milli das jüngste war.
Nach dem Tode ihres Mannes hatte ihre Tochter Astrid sie zu sich genommen, damit sie nicht so allein war.
Mille zupft sie am Ärmel.
Omilein erzählst du mir eine Geschichte?“
Sie klettert auf den Sessel und schmiegt sich in die Arme der alten Frau.
Diese überlegt kurz, dann beginnt sie zu erzählen.

Es war einmal eine junge Frau, die wollte gar nicht mehr unter die Menschen gehen, denn durch einen schweren Verkehrsunfall an dem sie nicht schuld war, hatte sie schlimme Narben auf ihrer rechten Wange.
Obwohl ihre Freunde sie immer wieder bedrängten doch mit ihnen zu kommen, so wollte Erika das Haus nicht verlassen.
Zu sehr fürchtete sie die teils mitleidigen, entsetzten, oder auch unverschämten Blicke, die ihrem verunstaltetem Gesicht galten.“

Milli rekelt sich in ihrem Arm und sieht die Oma ernst an, dann fährt sie liebevoll mit der Hand über die Wange der alten Frau.

Diese lächelt liebevoll und erzählt weiter.





Dann kam Halloween und Rena konnte ihre Freundin überreden auf eine Party mit zu kommen, denn unter all den Masken würde sie nicht auffallen und es wurde an der Zeit, dass sie endlich ihr Krähennest verließ und wieder unter Leute ging.
Unter viel Gekicher verkleideten sich die beiden.
Aus Erika wurde eine freche Hexe, den spitzen Hut hatte sie selbst gebastelt.
Rena verkleidete sich als Skelett, dazu trug sie Stöckelschuhe und eine Kette aus Knochen die bei jedem Schritt klapperten.
Mit dem Taxi fuhren sie zu dem Haus in dem die Party statt fand. Erika war anfangs noch ängstlich, doch unter all den grotesken und gruseligen Masken fiel sie gar nicht auf. Niemand machte eine dumme Bemerkung über ihre Narben, dachten sie doch es gehörte zur Maskierung.
Rena war sofort mitten im Trubel verschwunden, während Erika etwas schüchtern in der Ecke stehen blieb und dem vergnügten Treiben zusah. 
Ein Werwolf kam auf sie zu mit einem Glas Sekt in der Hand. Er hielt es ihr hin und dankbar nahm sie einen Schluck, der kribbeltet in der Nase und sie musste niesen.
Er lachte und die blauen Augen aus der Wolfsmaske funkelten vergnügt.
Ich beobachte dich schon eine Weile, alle amüsieren sich und du stehst hier schüchtern herum.
Komm!“
Er fasste sie an der Hand und bald tanzte sie genauso ausgelassen wie die anderen. Der Werwolf blieb den ganzen Abend an ihrer Seite und Erika fühlte sich immer wohler in seiner Gegenwart, als würde sie ihn schon ein Leben lang kennen.
Und als er sie küsste, da fühlte sie sich wie im siebten Himmel, doch dann fielen ihr plötzlich ihre Narben wiederein und in einem unbeobachtetem Moment verschwand sie und lief durch die kalten dunklen Straßen nach Hause.
Heinrich, der Werwolf aber stand da und murmelte:
Aschenputtel hat wenigstens einen Pantoffel da gelassen“
Der Abend machte ihm keinen Spaß mehr, denn er hatte sich verliebt.
Er erkundigte sich bei dem Gastgeber, der konnte ihm aber nur sagen, dass die kleine Hexe mit Rena, er deutete dabei auf das Skelett, gekommen sei.
Heinrich ging zu Rena und fragte sie nach ihrer Freundin.
Diese erschrak. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass Erika verschwunden war, hatte nur beobachtet wie sich diese mit dem Werwolf amüsierte und hatte sich gefreut, als sie ihr Lachen hörte, das so klang wie früher.
Sie zog Heinrich in eine stille Ecke und erzählte ihm von dem Unfall und den Narben und dass ihre Freundin sich nicht mehr unter Menschen wagte. Nur mit Mühe sei es ihr heute gelungen Erika mitzunehmen und das nur unter dem Schutz der Verkleidung.
Eine Weile war es still, dann fragte Heinrich, ob sie ihm die Adresse von Erika geben könnte.
Rena überlegte lange, sie kannte ihn nur flüchtig, wusste aber von ihrem Freund Klaus, dass er ein feiner Mensch war, humorvoll, ehrlich und vielleicht wäre es gut für Erika.
Ernst sah sie den jungen Mann an.
Ich werde dich morgen Nachmittag mitnehmen, aber wehe du brichst ihr das Herz.“
Erika hatte die ganze Nacht geweint und war dann endlich eingeschlafen. 
Es war schon weit nach Mittag, als sie sich lustlos aus dem Bett schob, fast kalt duschte und trödelte beim Anziehen.
Gerade verließ sie das Bad, als es klingelte.
Das war bestimmt Rena. Erika öffnete die Tür und erschrak, als sie neben ihrer Freundin Heinrich erblickte.
Erschrocken senkte sie den Kopf, drehte sich um und lief ins Wohnzimmer.
Rena gab Heinrich einen Stoß, flüsterte 'Viel Glück' und schloss die Tür hinter ihm.
Erika stand mit hängenden Armen und tief gesenktem Kopf mitten im Zimmer, die Haare wie einen Schleier vor dem Gesicht.
Heinrich legte ihr die Hände auf die Schultern und sagte mit leiser zärtlicher Stimme.
Willst du mich nicht ansehen?“
Langsam hob das Mädchen den Kopf, wagte aber nicht in seine Augen zu schauen, denn sie fürchtete den entsetzten Blick.
Heinrich aber führte sie vor den großen Spiegel ihm Flur.
Liebling sieh in den Spiegel,“ flüsterte er zärtlich an ihrem Ohr.
Erika sah hinein und erblickte die große gutaussehende Gestalt des Mannes hinter sich und dann fiel ihr Gesicht auf ihre Narben und sie wollte sich aus seinem Griff befreien.
Doch er hielt sie fest.
Weißt du was ich sehe?
Ich sehe ein wunderschönes Mädchen aus deren Augen Liebe, Güte und Herzenswärme strahlen. Eine bezaubernde kleine Nase, die etwas keck nach oben zeigt und die beweist wie fröhlich und humorvoll dieses Mädchen sein kann. Und einen Mund der so schön lächeln und Lachen kann und den ich gerne küssen möchte.
Dann beugte er sich vor und küsste sie sanft und zärtlich.
Erika aber liefen die Tränen über das Gesicht.
Mit dem Daumen wischte der junge Mann diese weg und drückte ihren Kopf an seine Brust.
Hörst du wie mein Herz schlägt, es wird für dich schlagen so lange ich lebe.“
Und das Mädchen hörte das Klopfen des Herzen, das in ihrem Ohren vibrierte und fühlte sich geborgen.“




Eine Weile ist es still, dann dreht Mille sich in den Armen der alten Frau und kniet sich auf deren Schoß.
Mit beiden Händen umfasst sie ihr Gesicht.
Oma Erika, Opa Heinrich hat Recht, du bist die liebste Oma der Welt und wunderschön!“
Und die alte Frau blickt in die Augen des kleinen Mädchens, die ihrem Mann so ähnlich sind und lächelt unter Tränen.


© Lore Platz  (2023)