Samstag, 24. Mai 2025

Der alte Puppenspieler

24.05.2025
 
 
 Jaja, das Alter ist so ein Ding. Meine  Freundin Irmi hat darüber ein Gedicht gemacht und darin schildert sie ihren derzeitigen Alltag.
 
 
 
 (C) Irmgard Brüggemann

 
Bist du reif an Jahren, kann man sich über Arzt Termine nicht beklagen.
Ein Facharzt für alle Körperteile, nein, man hat keine Langeweile.
Erst werden die Organe gecheckt, Herz, Lunge, Leber, Bauch, Probleme im Kopf vielleicht auch.
Bei jedem positiven Befund, ist man noch ein wenig Gesund.
Jetzt sind die anderen Teile im Körper dran, ob man da etwas entdecken kann.
Vom Radiologen, zum Kardiologen, Neurologen, doch, es ist wirklich nicht gelogen.
Die Gelenke, Blut, Kreislauf und Puls, wer ist für das Missbehagen schuld?
Auch die Nervenschmerzen, was soll ich sagen, nein nicht noch zusätzlich klagen.
Auch die Augen offenbar, haben den Grauen Star.  
Gegen die Schmerzen einige Tabletten dreimal am Tag, auch wenn ich sie nicht mag.
Zum Schluss bleibt nur noch der Psychiater, kein Wunder, bei all dem Theater!
Ja, nur die Termine für all diese schlauen Ärzte sind vielleicht gleich und sofort, dengste.
Monate gehen ins Land, das bringt mich um den Verstand.
Vieleicht fange ich mit dem Termin beim Psychiater an, so dass ich vielleicht dann viele andere Termine vergessen kann ❗ 😁
Oh je, habe ich vielleicht ein Körperteil vergessen, die Vergesslichkeit, kann es vielleicht noch nicht ganz ermessen?
 
 (c)Irmgard Brüggemann
 
 
 Viel Spaß beim Lesen !
 
 
eigenes Foto

Der alte Puppenspieler



Langsam senkt sich die Dämmerung über den Marktplatz und es sind nur noch wenige Menschen unterwegs.
Eine leichte Brise wirbelt den Staub auf und der alte Mann senkt den Kopf und schlägt den Kragen seines abgetragenen Mantels hoch.
Traurig bückt er sich zu dem verbeulten Teller und schüttet die paar Kupferstücke in die hohle Hand.
Niemand hat mehr Interesse an seinem Puppenspiel, nicht mal die Kinder. Sie laufen vorbei und spotten noch über seine langweiligen Puppen.
Müde hebt er den schwarzen, abgeschabten Koffer, indem er liebevoll seine 'Kinder', wie er seine Puppen nennt,verstaut hat, auf und schlurft mit gesenktem Kopf die Straße hinab.
Er biegt in den kleinen Weg ein, der zum Häuschen seiner Schwester führt, die ihm ein kleines Kämmerchen zur Verfügung gestellt hat, als er sich nicht mehr als Puppenspieler selbst ernähren konnte.
Seinem Schwager war das gar nicht Recht und er missgönnte ihm jeden Bissen.
Der alte Mann öffnet die Holztür, die leise knarrt, als wollte sie protestieren und tritt in den gefliesten Flur.
Sein Schwager Paul tritt ihm entgegen.
Na, hast du heute gut verdient mit deinem Firlefanz,“ spottet er.
Martin senkt den Kopf und will sich an ihm vorbei drängen, doch dieser hält ihn am Arm fest.
Ich habe es satt, dich unnützen Träumer noch weiter mit durch zu füttern, du wirst in Zukunft auf dem Hof mitarbeiten.“
Hilde tritt aus der Küche und stemmt die Arme in die Hüften.
Lass meinen Bruder in Ruhe, das bisschen was er isst, können wir immer noch verkraften.“
Ins Narrenhaus gehört er, ein alter Mann, der noch mit Puppen spielt!“ brummt ihr Mann und verlässt das Haus.
Hilde aber legt liebevoll ihren Arm um Martins Schulter.
Komm mit in die Küche ich habe eine gute warme Suppe.“
Obwohl Hilde einige Jahre jünger war als ihr Bruder hatte sie ihn schon als Kind bemuttert und in Schutz genommen, wenn der Vater mal wieder grob wurde, weil Martin lieber Puppen schnitzte und träumte, als auf dem Hof zu arbeiten.
Sie hatte für seine Puppen die Kleider genäht und auch ihm das Nähen beigebracht.
Natürlich durfte der Vater das nicht mitbekommen, dann hätte er sich noch mehr erzürnt, wenn er seinen Sohn bei so einer weibischen Tätigkeit erwischt hätte.
Als die Eltern dann gestorben sind, war Hilde in die Stadt in Dienst gegangen und Martin hatte seine Puppen in den Rucksack gepackt und war über Land gezogen.
In Dörfern und Städten hatte er alte Märchen und auch ausgedachte Geschichten vorgeführt.
Reich wurde er nicht, aber für eine warme Mahlzeit hatte es immer gereicht.
Aber sein schönster Lohn war doch das Lachen und die Freude der Kinder.
So ging das viele Jahre, doch auf einmal wollten die Menschen keine Puppenspiele mehr sehen und auch die Kinder fanden andere Spiele interessanter.
Martin war inzwischen alt geworden und auch das Leben auf der Straße wurde immer beschwerlicher und so war er eines Tages vor der Tür seiner Schwester gestanden.
Hilde hatte ihn ohne viel zu Fragen aufgenommen.
Martin löffelt schweigend seine Suppe und auch den
Milchkaffee und das dick mit Butter bestrichene Brot lässt er sich schmecken.

 
(c) meine Tochter

In seiner Kammer holt er seine Puppen aus dem Koffer und setzt sie nebeneinander auf das alte Sofa.
Er legt sich auf das Bett und verschränkt die Arme unter dem Kopf. Er kann nicht schlafen, denn zu viele Gedanken gehen ihm durch den Kopf.
Die Tür unten knarrt. Sein Schwager kommt wohl aus dem Wirtshaus zurück und wenn er getrunken hat, fühlt er sich besonders stark.
Schon hört man ihn brüllen, „ und dass du es genau weißt, der alte Nichtsnutz kommt aus dem Haus, ich dulde es nicht länger, dass du ihn durch fütterst.“
Martin hebt sich die Ohren zu, um die streitenden Stimmen nicht mehr zu hören.
Endlich werden sie leiser und dann verstummen sie ganz.
Der alte Mann setzt sich im Bett auf und sieht hinüber zu seinen Puppen und flüstert. „Kinder, Morgen werden wir diese Haus verlassen. Ich will nicht, dass meine Schwester ständig Ärger wegen mir bekommt.“
Es dauert lange, bis er eingeschlafen ist, doch dann fallen ihm die Augen zu und leise Schnarchtöne sind zu hören.
Auf dem Sofa wird es auf einmal lebendig. Die Puppen recken und strecken sich.
Habt ihr gehört,“ murmelt Friederich, der meistens die Rolle des Kammerdieners spielen muss, „ Morgen will er ganz allein mit uns weiter reisen.“
Kasperles Oma sieht sehr besorgt aus.
Ja, das wird er nicht überleben, bald kommt der Winter und außerdem will uns doch niemand mehr spielen sehen.
Er wird verhungern.“
Alle Puppen nicken betrübt, selbst der Räuber, die Hexe und das Krokodil, die immer die Rolle der Bösewichte übernehmen müssen, obwohl sie doch gar nicht so böse 
sind.
Hm,“ der Zauberer streicht über seinen langen grauen Bart, „Vielleicht sollten wir die Puppenfee um Hilfe bitten?“
Wer ist die Puppenfee, wo wohnt sie und warum kann sie Meister Martin helfen.“ so rufen die Puppen durcheinander.
Die Puppenfee wohnt in einem wunderschönen Land und ihre Helfer eilen durch die ganze Welt um allen traurigen Puppen, die verlassen oder durch Menschenhand zerstört wurden, zu sich zu holen und ihnen eine neue Heimat zu geben,“ erklärt der Zauberer.
Weißt du denn wo sie wohnt?“


(c) meine Tochter
Nicht so genau, aber vor der Stadt im Wald wohnt Eulalia, die Eule, sie ist sehr weise und kann uns weiter helfen.“
Wir können aber nicht alle gemeinsam losgehen, was wird Meister Martin denken. Er wird einen großen Schreck bekommen. Wenn nur einer von uns die Fee aufsucht, wird es ihm nicht auffallen,“ meint der König, der sehr klug ist.
Ich werde gehen,“ meldet sich das Kasperle und alle sind einverstanden.
Wenig später klettert der kleine Kerl durch das Fenster und lässt sich an der Regenrinne hinab.
Mit schnellen Schritten verlässt er den Hof und saust die Straße entlang, die aus der Stadt führt. Atemlos kommt er im Wald an.
Müde sinkt er ins Gras, lehnt sich an den Stamm eines Baumes und schließt erschöpft die Augen.
Warum rennst du denn so?“
Kasperle öffnet die Augen und sieht einen Igel vor sich, der ihn aus seinen dunklen Knopfaugen neugierig mustert.
Ich muss zu Eulalia.“
Das geht jetzt nicht, die ist vor einiger Zeit zurück gekommen und schläft jetzt sicher und wenn man sie aufweckt wird sie furchtbar böse.“
Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen, ich brauche unbedingt ihre Hilfe.“
Na ich weiß nicht,“ meint der Igel zweifelnd.
Wenn er Eulalies Hilfe benötigt, dann wird sie ihm auch helfen.“
Ein Reh tritt zwischen den Büschen hervor.
Komm, setz' dich auf meinen Rücken, ich werde dich zu Eulalie bringen.“ wendet sie sich an das Kasperle.
Der Igel zuckt nur mit der Nase und verschwindet im Gebüsch.
Kasperle aber klettert auf den Rücken des hilfsbereiten Rehs und nun geht es über Stock und Stein durch den Wald.
Vor einer großen mächtigen Eiche bleibt das Reh stehen und deutet mit dem Kopf nach oben.
Siehst du die große runde Öffnung, dort wohnt Eulalie.“
Kasperle bedankt sich, richtet sich auf und greift nach dem nächsten Ast und schwingt sich flink den Baum hinauf.
Das Reh beobachtet ihn noch eine Weile bis er im Bau der Eule verschwunden ist, dann läuft es weiter.
Kasperle aber steht vor dem Bett der Eule, die mit leicht geöffnetem Mund leise schnarcht. Es tut ihm leid sie zu wecken, denn war sie doch als Nachttier die ganze Nacht unterwegs gewesen, aber dann denkt er an Meister Martin und auch an seine Freunde und rüttelt die Eule leicht an der Schulter.
Unwillig brummt diese und dreht sich auf die andere Seite.
Doch Kasperle lässt ihr keine Ruhe und ruft verzweifelt. „Bitte Frau Eulalie, bitte ich brauche eure Hilfe.“
Die Eule öffnet die Augen und blickt den Störenfried finster an.
Bitte, ich muss wissen wie ich zur Puppenfee komme. Es geht um Meister Martin und seine Puppen. Wir brauchen Hilfe.“
Eulalie setzt zu einer unwirschen Antwort an, doch dann sieht sie den flehenden Blick des kleinen Kerls und ihr gutes Herz siegt.
Wenn du nicht weißt, wo die Puppenfee wohnt, dann ist es dir noch nie schlecht gegangen.“
Nein!“ Kasperle lächelt, „ unser Vater Meister Martin hat uns geschaffen und all die Jahre geliebt und für uns gesorgt. Doch nun ist er alt und niemand will unser Spiel
mehr sehen und der Mann seiner Schwester ist böse und deshalb möchte Meister Martin heute wieder auf Wanderschaft gehen. Aber er ist zu alt für das Leben auf der Straße, deshalb will ich die Puppenfee um Hilfe bitten und man hat mir gesagt, sie wüssten wie ich sie finden kann.“
Eulalie richtet sich seufzend auf.
Das ist ganz einfach, du musst die Puppenfee rufen und wenn du wirklich in Not bist, wird sie dich finden. Aber nun lass mich schlafen.“
Die Holzpuppe bedankt sich und klettert flink den Baum hinab. Einen Moment bleibt sie stehen und überlegt, sollte es wirklich so einfach sein?
Nun er musste es versuchen.
Leise ruft er: „ Liebe Puppenfee, ich brauche deine Hilfe.“
Aufmerksam sieht er sich um, doch nirgends kann er jemanden entdecken. Mutlos mit gesenktem Kopf verlässt er den Wald.
Als er die große Lichtung erreicht, hört er plötzlich leises Lachen und neben ihm geht eine wunderschöne Frau mit rotbraunen wallenden Haaren. Das Kleid, das aus vielen Schleiern besteht ist fast so bunt wie sein Kasperlegewand.
Du hast mich gerufen?“
Kasperle starrt sie mit offenem Mund an. „Du bist die Puppenfee?“
Wieder erklingt das melodische Lachen und schmeichelt sich in sein Herz.


Ja, ich bin die Puppenfee und ich kenne deinen Kummer, denn schon viele Jahre beobachte ich deinen Meister Martin und seine Liebe zu meinen Geschöpfen. Längst habe ich beschlossen ihm helfen, also sorge dich nicht.“
Sie lächelt und Kasperle fühlt, wie all sein Kummer von ihm abfällt und er ist sicher, dass alles gut wird.
Aber nun lauf, bald wird Meister Martin aufstehen und dann solltest du wieder bei den anderen sein.“
Die Puppenfee verschwindet, als hätte sie sich in Luft aufgelöst.
Nun aber saust das Kasperle los, kommt über die Regenrinne ungesehen ins Zimmer und ist gerade mit seinem Bericht fertig, als Meister Martin sich in seinem Bett bewegt.
Etwas schwerfällig erhebt er sich und schlurft ins angrenzende Bad.
Als er zurück kommt nimmt er den Koffer und legt ganz liebevoll eine Puppe nach der anderen hinein. Seine wenigen Habseligkeiten packt er in den alten Rucksack, den er im Schrank verstaut hat, dann wirft er noch einen Abschied nehmenden Blick ins Zimmer und geht langsam die Treppe hinunter.
Er hört Hilde in der Küche hantieren und deponiert Koffer und Rucksack im Flur, dann tritt er zu seiner Schwester.
Diese schenkt ihm ein liebevolles Lächeln.
Guten Morgen, Martin, setz' dich. Willst du wirklich wieder durch die Gegend streifen. Es ist Sturm und Regen angesagt, da wird wohl niemand stehen bleiben.“
Ach vielleicht kann ich ja in einer Gaststube spielen.“
Hilde nickt nur, sie weiß dass niemand seine Puppen mehr sehen will, aber sie schweigt. Sie weiß wie wichtig ihrem Bruder das Gefühl ist noch etwas unternehmen zu können.
Aber wenn nicht, dann komm bitte nach Hause, aber nun trink deinen Kaffee und iss deine Stulle.“
Nach dem Frühstück bleibt der alte Mann unschlüssig stehen, dann umarmt er seine Schwester.
Nanu, was ist denn heute mit dir los?“
Ach Hilde, ich will dir einfach nur mal danken, warst immer eine gute Schwester.“
Sie gibt ihm eine kleinen Klaps und brummt, um ihre Rührung zu verbergen.
Dafür sind Geschwister doch da, aber nun nimm deine Brotzeit und bring Freude mit deinen Puppen unter die Menschen.“
Martin verlässt die Küche, dreht sich noch einmal um und wirft Hilde einen langen Blick zu, unter dem es dieser ganz eigentümlich zu Mute wird.
Langsam mit müden Schritten wandert er aus dem Dorf und das Herz ist ihm schwer.
Nach endlos scheinender Zeit hat er die nächste Ortschaft erreicht und stellt sich auf den Marktplatz und holt seine 'Kinder' heraus.
Doch die Menschen hasten vorbei und niemand hat Interesse für seine schön geschnitzten Puppen.
Große Tropfen fallen vom Himmel und schnell verstaut er die Marionetten im Koffer. Er schlägt den Kragen hoch und eilt, um einen schützenden Platz vor dem Regen zu finden.
In einer alte Scheune lässt er sich aufatmend ins Heu sinken. Mit einem großen karierten Taschentuch fährt er sich über das nasse Gesicht. Ihm ist kalt und seine Zähne klappern, er fühlt sich so elend und müde und dann fallen ihm die Augen zu.
Ein überirdisch schönes Licht erhellt den alten Schuppen und vor ihm steht eine junge Frau in einem kunterbunten Kleid und lächelt ihn an.
Martin, komm mit!“
Und sie hält ihm ihre feingliedrige Hand entgegen und wie in einem Traum nimmt der Puppenspieler diese und folgt ihr. Sie erreichen einen herrlichen großen Garten voller Sonnenschein in dem viele Puppen fröhlich herum springen.
Wo bin ich hier?“
In meinem Puppenreich, in dem vergessene und verletzte Puppen eine neue Heimat finden, möchtest
du mir helfen diese armen Geschöpfe wieder glücklich und gesund zu machen?“
Ach bin doch so alt und müde.“
Die Puppenfee lächelt und schnippt mit den Fingern und Martin spürt wie seine Kraft zurück kehrt. Er dehnt und streckt sich.
Dann sind auf einmal alle seine 'Kinder' hier und umringen ihn.
Vater, du bist ja auf einmal wieder jung!“ staunen sie.
Und Martin bewegt seine durch Arthritis geschwächten Finger.
Sie sind beweglich und ohne Schmerzen, da stößt er einen Jodler aus und ruft fröhlich.
Ich will all den verletzten Geschöpfen helfen, hast du ein Schnitzmesser für mich?“
Die Puppenfee lächelt und führt ihn zu einem hübschen kleinen Häuschen.
Hier kannst du mit deinen Kindern wohnen und nebenan ist eine Werkstatt. Also willst du bei mir bleiben?“
Ja!“ ruft Martin mit strahlenden Augen.

Am nächsten Morgen fand man den alten Puppenspieler tot in der Scheune.


© Lore Platz 25.01.2019






Freitag, 23. Mai 2025

Menschen brauchen Freundlichkeit

 23.05.25

 

Eigentlich sollte ich ein verbitterter nörgeliger Menschenhasser sein.

Schon als Kind habe ich die Menschen beobachtet und habe mich entschlossen, die Menschen nicht zu hassen, sondern versuchen sie zu verstehen. 

Naja, nicht immer leicht, besonders gestern musste ich wieder jemand trösten, einen sehr klugen sensiblen Menschen, der mit verweinten Augen zu mir kam.

Ein Glück, dass ich nicht Gott bin, bei meinem Temperament hätte ich die menschliche Rasse schon längst ausgerottet. (zwinkern)

Nun viel Spaß beim Lesen!


 Der 1. Mai!

So begrüßen wir den Monat Mai, der April ist nun vorbei!
Er wird der Wonnemonat genannt, glauben wir einfach daran.

Die Natur wird mit jedem Tag schöner, uns erwartet überall ein Blüten Meer, auch die Tiere freuen sich darüber sehr.
Auf den Bäumen und Sträuchern, zwitschern die Vögel ganz laut, überall haben sie schon ihre Nester gebaut.

Auch das Eichhörnchen sucht nach einer Nuss,
und verspeist sie mit ihren Kindern, mit Genuss!

So genießen auch wir den Frühling, mit all seiner Schönheit und Kraft,
er die Menschen vielleicht etwas glücklicher macht!

 
@ I. Brüggemann








Menschen brauchen Freundlichkeit

 

Die Frau lehnt sich in dem bequemen Lehnstuhl zurück und legt die Brille auf das aufgeschlagene Buch in ihrem Schoß.
Wie so oft schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit.
Seit dem Tod ihres Mannes lebte sie bei ihrem Sohn und seiner Familie.

Jeden Morgen dankte sie Gott, dass sie von soviel Liebe umgeben war. In den siebzig Jahren die sie nun auf Erden weilte, hatte das Schicksal ihr oft viele Steine in den Weg geworfen, aber an einem hat es ihr nie gefehlt, an Liebe.
Die Tür öffnet sich und Cornelia guckt herein.
„Störe ich Oma?“
„Komm nur herein, ist es denn schon so spät?“
„Nein, die letzte Stunde ist ausgefallen, Lehrerkonferenz.“
Die Achtjährige tritt näher, holt sich den Fußschemel, setzt sich und legt ihren Kopf an die Knie der Oma.
Sie reicht das mit Glitzersteinen verzierte Poesiealbum, das sie zum Geburtstag geschenkt bekommen hat, der alten Frau.
„Sieh mal, was meine Klassenlehrerin hinein geschrieben hat.“
Die Oma öffnet das Buch, setzt die Brille auf und liest lauf vor:


„Willst du glücklich sein im Leben,
Trage bei zu andrer Glück,
Denn die Freude, die wir geben,
Kehrt ins eigne Herz zurück.

Versonnen lächelnd schließt sie das Album.
„Als ich so alt war wie du hatte ich auch ein Poesiealbum, es war hellblau, denn blau ist meine Lieblingsfarbe. Meine Freundin hat mir denselben Spruch in ihrer saubersten Schönschrift reingeschrieben.“
„Soooo alt ist der Spruch schon!“
„Oh, noch viel älter. Marie Calm eine Schriftstellerin hat ihn geschrieben und die lebte von 1832 bis 1887. Kannst du rechnen wie alt sie geworden ist?“
"Wie macht man das?“
„Du musst nur von 87 die 32 abziehen.“
„Darf ich die Finger nehmen? Frau Streit erlaubt es nicht.“
Die Oma nickt.
Mit gerunzelter Stirn spielt die Kleine mit ihren Fingern und ruft dann strahlend. „55!“
„Stimmt!“
„Das ist aber nicht alt.“
Zu der Zeit gab es wenig Ärzte und auch Krankenhäuser und vor allen keine so gute Medizin wie heute.
Cornelia ist still und wieder ist ihre Stirn gerunzelt.
„Du Oma, ich verstehe das Gedicht nicht so richtig.“
Lächelnd streichelt ihr diese über den Kopf.
„ Das bedeutet, wenn du jemanden glücklich machst und wenn es nur durch ein freundliches Lächeln ist. Dann freust du dich und bist auch selber glücklich.
Als ich noch ein junges Mädchen war arbeitete ich als Sekretärin bei einem Anwalt, dessen Praxis in einem großen Gebäude war.
Wenn man dieses betrat musste man bei einem Pförtner seinen Namen und die Uhrzeit eintragen.
Dieser war ein alter unfreundlicher Mann und erwiderte meinen freundliche Gruß nie. Da wurde ich trotzig, und dachte dann grüße ich dich eben nicht mehr.
Eines Tages war ich spät dran und als ich das Haus betrat sah ich den Mann in seiner Kabine stehen und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht über das Bein streichen.
Ich hatte gehört, dass er eine Kriegsverletzung hatte und schämte mich. Sicher war er nur so missmutig,weil er Schmerzen hatte. Und von diesem Tag an grüßte ich ihn und wechselte ein paar freundliche Worte mit ihm. Und er wurde anders , freute sich wenn ich kam und war nie mehr so mürrisch.
Eines hat mich dies gelehrt, man darf nie vorschnell urteilen und dass die Menschen oft nur ein freundliches Wort brauchen.“
„Meinst du, dass Frau Olsen deshalb immer so böse zu uns ist, weil sie auch Schmerzen hat?“
Frau Olsen war eine Nachbarin, die immer wenn die Kinder im Hof spielten, sich laut schimpfend aus dem Fenster lehnte.
„Ich weiß es nicht, sie hat zu niemand hier Kontakt, ich denke sie ist sehr einsam und deshalb finde ich es sehr traurig, dass ihr immer alte Hexe schreit.“
Cornelia wird rot und senkt den Blick.
„Mir gefällt es auch nicht, aber...“ flüstert sie.
„Du hast Angst die anderen würden dich verspotten wenn du nicht mitmachst?“
Das Mädchen nickt.

 

 


 

Einige Tage hat es geregnet und die Kinder konnten nicht nach draußen, doch dann scheint endlich die Sonne und die Kinder können sich wieder austoben.
Und natürlich sind sie dabei nicht leise und sofort geht das Fenster im Erdgeschoss auf und die keifende Stimme der alten Frau Olsen ist zu hören.
Als hätten die Kinder nur darauf gewartet stürzen sie über den Hof, bauen sich vor dem Fenster auf und brüllen: „Alte Hexe, alte Hexe, alte Hexe!“
Klirrend schlägt das Fenster zu.
Nur Cornelia beteiligt sich nicht, leise mit gesenkten Kopf schlüpft sie durch die Haustür, läuft die Stufen in den ersten Stock hinauf und klingelt an der Tür.
Die Oma öffnet lächelnd: „keine Lust mehr zum spielen?“
Cornelia schüttelt heftig den Kopf und Tränen purzeln aus ihren Augen.
Die Oma schiebt sie in die Küche.
"Setz dich, ich denke du brauchst jetzt einen leckeren warmen Kakao.“
Frau Baumgartner war nämlich der Meinung mit einer guten Tasse Kakao kann man leichter Probleme lösen.
Cornelia erzählt ihr nun, dass Frau Olsen sich wieder laut beschwert hat und alle Kinder vor ihrem Fenster laut alte Hexe geschrien hätten.
Sie aber konnte nicht mitmachen, denn sie hatte an ihr Gespräch von gestern gedacht.
Liebevoll streicht die Oma ihrer Enkelin übers Haar.
„Weißt du was, Frau Olsen wohnt ja noch nicht lange hier, wir holen jetzt Blumen aus dem Garten und und machen ihr einen nachbarlichen Besuch. Weißt du mein Vater sagte immer ; mit Reden kommen die Leute zusammen.“
 

 

 (c) Irmgard Brüggemann

Wenig später stehen sie mit einem fröhlich bunten Blumenstrauß vor der Tür von Frau Olsen.
Es dauert einige Zeit bis geöffnet wird und Frau Olsen schwer auf einen Stock gestützt sie mit finsteren Blick mustert.
„Guten Tag Frau Olsen ich bin Frau Baumgartner und das ist meine Enkelin Cornelia, wir möchten sie herzlich als neue Nachbarin willkommen heißen. Dürfen wir herein kommen.“
Nach kurzem Zögern tritt die alte Frau zur Seite und sie folgen ihr in die Küche.
Frau Olsen hält sich zitternd am Küchentisch fest und Frau Baumgartner eilt an ihre Seite und hilft ihr auf den Stuhl.
„Arthritis?“ fragt sie mitfühlend.
„Ja, zur Zeit ist es wieder besonders schlimm.“
„Wir haben ihnen Blumen mitgebracht, wenn sie mir sagen, wo eine Vase ist, kann ich sie ins Wasser stellen.“
Frau Olsen betrachtet Cornelia, die noch immer stumm und mit roten Backen am Tisch steht.
„Dich kenne ich doch, du gehörst auch zu der Bande, die mich als alte Hexe beschimpft.“
„Wir machen nichts böses, wir wollen nur auf dem Spielplatz spielen und natürlich ärgern wir uns wenn sie uns immer schimpfen. Aber es ist nicht richtig, dass wir sie alte Hexe nennen und dafür möchte ich mich entschuldigen.“
Die alte Frau sieht sie lange an, dann lächelt sie.
„Es ist sehr mutig von dir dich zu entschuldigen. Ich habe oft so große Schmerzen, dass mich oft die Fliege an der Wand verrückt macht. Aber deshalb habe ich nicht das Recht es an euch auszulassen. Ich habe wohl vergessen wie es ist ein Kind zu sein und ich habe die alte Hexe wohl verdient. Ich möchte mich auch bei dir entschuldigen.“
Sie reicht Cornelia die Hand.
Die Oma, die an der Spüle die Blumen in die Vase richtet, schmunzelt vor sich hin.

An diesem Abend schläft Cornelia mit einem glücklichen Lächeln an ihren Teddy geschmiegt.
Und von diesem Tag an bleibt das Fenster von Frau Olsen geschlossen, wenn die Kinder draußen spielen.

Und Frau Baumgartner hat sich vorgenommen sich ein wenig um die kranke Nachbarin zu kümmern, denn ein wenig Freundlichkeit bringt Wärme in das Leben eines jeden Menschen.


© Lore Platz  (2022)

Mittwoch, 21. Mai 2025

Plauderecke Glück

 

21.05.2025
                         

In jeder meiner Geschichten steckt ein wahrer Kern, entweder habe ich etwas gelesen, oder da ich ein guter Zuhörer bin vertrauen mir viele Menschen ihr Schicksal an. Ich spinne den Faden weiter und versuche das erlebte zu einem guten Ende zu führen, um aufzuzeigen, dass man egal wieviel Kummer das Leben uns bereitete, man doch mit Mut, Liebe und Vertrauen alles bezwingen kann.

Dieser Geschichte liegt ein Artikel über die griechische Sängerin Maria Callas und dem griechischen Millionär Aristoteles Onassis zugrunde.


 

 


 2014

 

Mein Freund, die Nachtigall, hat mir wieder eines seiner schönen Gedichte geschickt.
Es handelt von dem kleinen Glück.
Ich habe mir darüber einmal so meine Gedanken gemacht.
 

Pearl S. Buck eine Frau, die ich sehr bewunderte und deren Bücher ich gerne las, sagte einmal:

"Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das Große vergebens warten"

Und wenn ich so zurück denke und an die vielen Menschen, denen ich so im Laufe meines Lebens begegnet bin, dann waren etliche dabei die am Glück vorbei lebten.
Die meisten ihrer Sätze begannen: " wenn doch ... dann wäre alle besser.
In dem Forum bei dem ich dabei bin. höre ich oft von Kinderarmut, Rentnerarmut und wie schlecht es uns Deutschen doch geht.
Wo aber beginnt Armut?
Ich kann alles haben und doch arm sein, wenn ich die innere Zufriedenheit nicht habe.
Vielleicht errinnert ihr euch an die Geschichte über meine Patentante, eine wirklich arme Frau aber so bescheiden, liebevoll, fröhlich und vor allem zufrieden.
In der Erzählung nur "Nur ein Päckchen Kaffee" habe ich ihr ein Denkmal gesetzt.   

 

 


Es ist so leicht glücklich zu sein und auch andere glücklich zu machen.

Ich versuche  mit meinen Geschichten ein wenig Glück in euren Alltag zu bringen und hoffe, dass es mir gelingt.





 
 
 
Glück im Alltag

Ein Sonnenstrahl am Morgen,
oder ein Licht in dunkler Nacht,
vertreibt alle Sorgen,
und das Leben schöner macht.

Ein Kind das herzlich lacht,
und lachen steckt uns an,
ob am Tag oder in der Nacht,
wie glücklich sind wir dann.

Nachts ein sternenklarer Himmel,
ein Farbklecks an der Wand,
ein liebes Glockengebimmel,
ein Blümchen am Straßenrand.

In der Nacht ganz ruhig schlafen,
und ein schöner Traum,
lieblich im Ehehafen,
ein blühender Fliederbaum.

Kein Geld kann es ersetzen,
ist der Reichtum noch so groß,
wenn in der Ehe fliegen Fetzen,
dann ist alles Glückslos.

Gesund und glücklich leben,
ist doch oberstes Gebot,
von Zufriedenheit umgeben,
lindert alles, auch die Not.

Des Glückes holdes Wesen,
kein Gold bringt es zurück,
wie wichtig ist doch im Leben,
des Alltags kleines Glück.

Die Nachtigall

 

Die Perlen des Herzogs



Der Zirkus Bellandini gastierte in H.

In einem der bunt bemalten Wohnwägen saß eine alte Dame vor dem Schminktisch und sah traurig in den Spiegel.

Das Leben hatte viele Falten in das einst schöne Gesicht gegraben.

Carmelita di Pavlio, unter diesem Künstlernamen sang sie auf den größten Bühnen der Welt. Von den Kritikern hochgejubelt, vom Publikum geliebt und von den Männern begehrt.

Doch ihr Herz gehörte nur einem, Archibald! 

Mit seinem jungenhaften Charme hatte sich der englische Adelige in ihr Herz gestohlen und es im Sturm erobert.

Es machte ihm nicht aus, dass sie fünf Jahre älter war. Auf all ihren Reisen begleitet er sie, war immer für sie da und der ruhende Pol in ihrem hektischen Leben.

Einen Moment schloss die alte Dame träumend die Augen und ließ noch einmal die unbeschwerte glückliche Zeit Revue passieren.

Doch Fortuna ist neidisch und kein Glück dauert ewig.

Der Vater von Archibald starb und er musste zurück nach England und die Frau heiraten, die ihm seine Familie ausgesucht hatte. 

Es war undenkbar, dass er als Herzog eine Künstlerin heiratete.

Es war hier in H., als sie für immer Abschied genommen hatten. Archie hatte ihr ein rotes Etui mit einer wunderschönen Perlenkette überreicht, damit sie ihn niemals vergaß.

Als ob das nötig gewesen wäre.

Vor einigen Jahren war er gestorben.

Die alte Dame öffnete eine Schublade an ihrem Tischen und zog ein rotes Etui heraus.

Zärtlich fuhr sie mit den Fingern die Perlen entlang.

Perlen bedeuten Tränen. Für jede einzelne dieser Perlen hatte sie hundert Tränen vergossen.

Sie stürzte sich in die Arbeit und die Kritiker überschlugen sich vor Begeisterung, denn ihr Gesang war noch besser, noch gefühlvoller geworden und niemand ahnte den großen Schmerz, der hinter all diesen Tönen lag.

Doch eines Tages brach ihre Stimme und sie musste die Bühne verlassen.

Zuerst musste sie ihre wunderschöne Villa verkaufen, dann ihren Schmuck.

Doch von der Perlenkette konnte sie sich nicht trennen.

Schließlich landete sie in einer kleinen schäbigen Pension und fürchtete sich jeden Tag davor, dass ihre Ersparnisse zur Neige gingen.

Und dann war sie dem Zirkusdirektor Martinsen begegnet. Er hatte sie sofort erkannt und ihr eine Stelle an der Kasse angeboten.

Viele Jahre reiste sie nun schon mit dem Zirkus durchs Land und sie waren wie eine kleine Familie.

Doch Direktor Martinsen starb vor einigen Monaten und sein arroganter Sohn übernahm die Leitung und heute hatte er sie in den Bürowagen bestellt und erklärt, dass ab sofort seine Freundin an der Kasse sitzen würde.

Außerdem wäre er nicht so dumm wie sein Vater und würde nutzlose alte Leute mit durchfüttern.

Sie solle sich eine andere Bleibe suchen, denn wenn der Zirkus weiterzöge, würde sie nicht mitkommen.

Die alte Dame seufzte, dann steckte sie das Etui in ihre Handtasche und stand auf.

Gerade als sie ihren Mantel anzog, öffnete sich die Tür und die alte Lissy, die beiden Clowns Pippo und Peppo und der alte Sam, der seit einem Unfall auf dem Trapez hinkte, drängten sich herein.

Als die alte Dame Lissys verweintes Gesicht sah, fragte sie nur:

Ihr auch?“

Schweigend nickten die Vier.

Dann polterte Pippo wütend: „Unsere Späße seien veraltet, niemand könne darüber noch lachen. Und er will den Zirkus verjüngen und wir Alten sollen verschwinden.

Lissy schluchzte laut auf. „Ich habe doch niemanden, wohin soll ich?“

Die alte Dame nahm sie liebevoll in die Arme. „Wir sind deine Familie.“

Fragend sah sie die drei Männer an und diese nickten und bestätigten.

Wir bleiben zusammen!“

Siehst du, du kleiner Angsthase, nun hast du eine Schwester und drei Brüder. Wir werden uns eine Wohnung suchen und unsere kleinen Renten zusammen schmeißen. Dann können wir wunderbar leben. 

Aber nun muss ich noch etwas erledigen. Wartet doch hier auf mich, ich bin bald zurück.“

Kurze Zeit später stand sie vor dem Juweliergeschäft, in dem Archie damals die Perlen für sie gekauft hatte.

Wenig später kam sie mit einem Scheck in der Tasche aus dem Geschäft, dessen Höhe sie noch immer erbleichen ließ.

Diesmal leistete sie sich ein Taxi zurück in den Zirkus.

Wie staunten und strahlten ihre Freunde, als sie ihnen den Scheck zeigte und ihnen erklärte, dass sie für sich und ihre kleine Familie ein Haus kaufen wollte und gleich darauf machten sie sich auf den Weg zu einem Makler.

Es dauerte auch nicht lange bis sie ein passendes kleines Häuschen mit fünf Zimmern und einer großen Wohnküche und einem schönen Garten gefunden hatten.

Sie bekamen es sogar ziemlich günstig, da es schon lange leer stand und die Renovierungsarbeiten wollten sie selber machen.

So blieb noch eine schöne Summe über als Notgroschen.


Ein Jahr war vergangen.

Es war eine laue Sommernacht.

Auf der Terrasse saß Lissy deren Stricknadeln lustig klapperten. Zu ihren Füßen lag der Kater Merlin.

Pippo, Peppo und Sam spielten Karten und die alte Dame trat eben aus der Tür und ging die kleinen Stufen hinunter in den Garten.

Auf der Bank unter der Ulme setzte sie sich und sah hinauf in den Sternenhimmel.

Nun hast du wieder einmal für mich gesorgt Archibald. Dein großzügiges Geschenk hat uns allen einen ruhigen Lebensabend beschert.

Einige Jahre muss ich noch hier bleiben, denn meine Freunde brauchen mich, doch dann komme ich zu dir und keine Macht der Welt wird uns wieder trennen können!“

Sie schüttelte den Kopf und blinzelte verwirrt.

Es war ihr, als hätte einer der Sterne geblinkt, doch als sie wieder nach oben sah, zogen die Sterne gleichmäßig ihre Bahn.

Lächelnd stand sie auf. Das war wohl eine Sinnestäuschung.

Wer weiß!



© Lore Platz 2014


 














Dienstag, 20. Mai 2025

Die Sonne und ihre Wirkung auf uns

20.05.2025

Bisher hat uns der Wonnemonat Mai nocht nicht mit viel Sonne verwöhnt. 

 

 Zitat des Tages

Was die Sonne für die Blumen ist, ist das Lächeln für die Menschheit. Das sind zwar nur Kleinigkeiten, aber über den Lebensweg verstreut, ist das Gute, das sie bewirken, unvorstellbar.
Joseph Addison


 


Mai 2017






Ist es nicht wunderschön, endlich ist der Himmel so weißblau wie er in Bayern sein soll. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht aber wenn die Sonne scheint, dann fühle ich mich beschwingt und erwische mich dabei, wie ich  fröhlich  mit den Vögeln um die Wette trällere.
Doch woher kommt es, dass die Sonne uns so beflügelt? 
Schuld daran ist ein kleines Organ im Gehirn, die Zirbeldrüse.
Sie steuert die Hormonproduktion, die über unsere Stimmung entscheidet.
Ist es grau in grau, dann überwiegt das Hormon Melatonin, das zu dem berühmten Winterblues führen kann.
Doch Sonnenschein entzündet einen wahren Freudentaumel und  das Gute Laune Hormon Serotonin gewinnt die Oberhand.
Kein Wunder, dass die Südländer immer so gut gelaunt sind. (zwinkern) 
Nun genießt die Sonne solange sie scheint.



Bleibe nicht am Boden heften,

Johann Wolfgang von Goethe
 

(1749 - 1832),



15.Jan. 2021

Trennung, Gemurmel, spürbar, überflüssig, wahrnehmen



Reichtum:  Fluch oder Segen ?


Diese Geschichte kann in jedem Land spielen, in dem die Schere zwischen arm und reich sehr groß ist.
Leise betrat die Dame die Kirche setzte sich ganz vorne in die erste Bank. Sie war nicht mehr ganz jung, denn durch ihr volles kastanienbraunes Haar zogen sich schon einige graue Strähnen.
Obwohl sie den Zenit ihres Lebens bereits überschritten hatte war ihr Gesicht faltenlos. Die elegante Kleidung und die kostbaren Ringe an ihren gepflegten Hände ließen auf Reichtum schließen.
Doch ihre Augen, die durch die Kirche wanderten, waren traurig.
Ein alter weißhaariger Mann kam aus der Sakristei und  direkt auf sie zu.
“Darf ich mich zu ihnen setzen?“
Die Dame sah in die gütigen blauen Augen und nickte.
Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander. „Wollen sie mir nicht anvertrauen, was sie bedrückt? Manchmal tut es gut, wenn man sich seinen Kummer von der Seele redet.“
Ludwina, die schon lange das Vertrauen zu den Menschen verloren hatte, schüttete diesem freundlichen alten Mann ihr Herz aus. Erzählte ihm von ihrer einsamen Kindheit reicher Eltern, die ihr zwar alles schenkten was sie wollte, Dinge die oft überflüssig waren. Doch niemals hatten  sie Zeit für sie. Als sie schulpflichtig wurde schickten ihre Eltern sie in ein teures Internat und nach dem Abitur wurde sie in die Gesellschaft eingeführt. Ausgehungert nach Liebe wie sie war, fiel sie auf den ersten Heiratsschwindler herein. Nach der Trennung begann sie zu reisen und stürzte sich in das oberflächliche Gesellschaftsleben.Und nun saß sie hier und dachte über ihr leeres verpfuschtes Leben nach. Und sie hatte festgestellt, dass Reichtum ein Fluch ist.
Der alte Mann schüttelte lächelnd den Kopf. „Niemand kann bestimmen in welche Verhältnisse er hineingeboren wird.
Aber wir alle können bestimmen welchen Weg wir gehen. Reichtum kann auch ein Segen sein. Kommt mit!“
Er nahm sie an der Hand und führte sie aus der Kirche, vorbei an den wunderschönen Hotels und Anlagen, die für die Touristen gebaut sind. Je weiter sie gingen umso grauer wurden die Häuser bis sie eine Gasse betraten und Ludwina unwillkürlich stehen blieb. Was sie sah kam ihr vor wie der Vorhof zur Hölle. „Wo sind wir hier?“ flüsterte sie.
„Das ist das Elendsviertel, gut versteckt vor den Touristen. Ein Schandfleck des Ortes. Wie viel Segen könnten sie hier mit ein wenig Geld schon bringen.“
Erschüttert sah die Dame sich um. Not und Elend waren hier spürbar und der entsetzliche Geruch, den sie wahrnahm, raubte ihr fast den Atem
Nun hatten die Kinder die schöne reiche Dame entdeckt. Mit ausgestreckten Händen kamen sie bittend auf sie zu. Das Gemurmel wurde immer lauter und Ludwinda stieß einen Schrei aus.
Eine Hand rüttelte an ihrer Schulter. „Entschuldigen sie, ich wollte sie nicht erschrecken, aber sie sind eingeschlafen und gleich beginnt die Messe.“
Verwirrt sah die Dame den jungen Priester, der vor ihr stand, an. “Wo ist der alte weißhaarige Priester?“
„Ich bin der einzige Priester hier, mein Vorgänger hatte weiße Haare, aber er ist letztes Jahr verstorben.“
„Dann habe ich wohl geträumt,“ murmelte Ludwina.
„Oft schickt uns Gott Träume, um uns den Weg zu weisen.“
„Da haben sie wohl Recht!“ Die Augen der Dame blitzten, die Traurigkeit ist verschwunden. 
Sie öffnete ihre Tasche und holte das Scheckbuch heraus. Mit einem fröhlichem Lächeln füllte sie einen Scheck aus und drückte ihn dem jungen Mann in die Hand. „Kümmern sie sich um das Elendsviertel!“ Dann verließt  sie mit beschwingten Schritten die Kirche.


Zwei Kinder gingen mit langsamen müden Schritten den mit Bäumen gesäumten Weg entlang.
Das etwa vierjährige Mädchen jammerte.
 „Konrad , ist es noch weit, ich bin soooo müde und meine Füße tun mir weh.“
„Nein Veverl, siehst du da vorne ist schon das Haus zu sehen“
tröstete sie ihr zehnjähriger Bruder.
Die letzten Schritte mehr stolpernd als gehend erreichten sie die schöne weiße Villa.
Der Junge klingelt. Eine Frau mit kastanienbraunen Haaren, die von einigen grauen Strähnen durchzogen sind, öffnete die Tür, im Hintergrund war das fröhliche Lachen von Kindern zu hören. „Guten Tag, ist das hier das Haus Sonnenschein?“ fragte Konrad. Die Dame lächelte sie liebevoll an.
„Ja kommt herein, hier seid ihr richtig.“

Haus Sonnenschein, ist das erste Gebäude eines großen Projekts, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Not in der Welt, besonders die der Kinder, zu lindern.

© Lore Platz