Es liegt in der Natur des Menschen, dass alles was er nicht versteht ihm Angst macht.
Und Angst ist kein guter Ratgeber, denn es bringt die schlechtesten Eigenschaften im Menschen hervor.
Ich wünsche euch einen schönen Wochenanfang und viel Spaß beim Lesen!
Hexenkind
Vergnügt
pfeifend schulterte der Holzfäller Andreas seine Axt und marschierte
mit weit ausholenden Schritten durch den dämmrigen Wald.
Seine
Kollegen waren schon längst nach Hause gegangen zu ihren Familien.
Aber
auf ihn wartete niemand in der kleinen Hütte am Waldrand und so
hatte er es nicht so eilig.
Es
fing zu regnen an, aber das minderte seine gute Laune nicht.
Als
er zu der großen Lichtung kam, blieb er abrupt stehen.
Ein
wunderschönes graziles Mädchen tanzte selbstvergessen im warmen
Sommerregen.
Als
sie ihn erblickte lächelte sie heiter und winkte ihn heran.
„Komm
Andreas tanz' mit mir!“
Der
junge Mann ließ die Axt fallen und ging wie im Traum auf die schöne
Lichtgestalt zu und dann tanzten sie verliebt die ganze Nacht.
Einige
Monate später.
Andreas
konnte die schöne Fee nicht vergessen, aber so oft er auch zu der
Lichtung lief, er traf sie nie wieder.
Heute
war Sonntag und Andreas trat vor die Tür.
Er
band die Ziege an den Pfahl, um sie zu melken und dann fütterte er
die Hühner.
Als
er zurück über den Hof ging nahm er eine Bewegung am Waldrand wahr.
„Melisande,
du bist es!“ jubelte er.
Die
Fee lächelte traurig und trat einen Schritt zurück, als er sie
umarmen wollte.
Sie
hob ihm das Bündel, das sie in den Armen hielt entgegen und Andreas
erblickte ein reizendes Baby, das ihn mit veilchenblauen Augen
anstrahlte.
„Das
ist unsere Tochter Melody, ich vertraue sie dir an. Gib gut auf sie
acht und schütze sie vor den Menschen.“
„Warum
bleibst du nicht bei mir und wir beschützen sie beide!“
Die
Fee sah ihn mit einem traurigen Lächeln an.
„Ich
passe nicht in deine Welt, die Menschen würden mich zerstören.
Außerdem hat mein Vater mich verbannt, denn es ist verboten, dass
eine Fee sich mit einem Menschen vereint. Er hat mir nur erlaubt, dir
unsere Tochter zu bringen. Lebe wohl!“
Mit
Tränen in den Augen wandte sie sich ab und war verschwunden.
Das
Baby gluckste und Andreas sah hinunter auf das bezaubernde Kind in
seinen Armen.
Liebe
zu dem kleinen Geschöpf zog in sein Herz und er flüsterte: „Meine
Tochter, ich werde auf dich aufpassen!“
Es
war nicht einfach für ihn, aber bald konnte er wunderbar mit dem
Baby umgehen.
Er
nahm es mit in den Wald, legte es auf eine Decke und bald sammelten
sich die Tiere des Waldes um das kleine Mädchen, als wollten sie es
beschützen.
Melody
entwickelte sich prächtig und wuchs zu einem hübschen heiterem Kind
heran, das gerne sang und lachte.
Wenn
sie eine Pflanze berührte, dann wuchs diese besonders schön und
prächtig und bald schon erkannte sie, dass sie die Sprache der Tiere
verstand.
Die
Leute im Dorf betrachteten die Kleine, die so anders als ihre Kinder
war, mit scheelen Augen.
Und
da Andreas ihnen nie die Frage nach der Mutter des Kindes
beantwortete, stellten sie die abenteuerlichsten Vermutungen an.
Eines
Tages, als sie wieder einmal auf dem Dorfplatz zusammen standen,
meinte einer der Dörfler:
„Vielleicht
hat er sich ja im Wald mit einer Hexe eingelassen und nun hat er ein
Hexenkind!“
Und
der Name Hexenkind ward geboren.
Sie
sprachen es leise und hinter vorgehaltener Hand, denn sie fürchteten
den starken kräftigen Riesen Andreas.
Aber
wenn sie Melody allein antrafen, dann riefen sie ihr schon Hexenkind
und Ausgeburt der Hölle nach.
Am
schlimmsten aber trieben es die Kinder, die ja von den Erwachsenen
nichts anderes hörten.
Sie
liefen sogar bis zum Häuschen am Waldrand und brüllten „Hexenkind!
Hexenkind!“
Bis
der große schwarze zottige Hund mit gefletschten Zähnen am Zaun
hoch sprang und wütend bellte.
Dann
liefen sie lachend und schreiend davon.
Der
Hund Wolf kam zu ihnen als Melody ungefähr zwei Jahre alt war.
Andreas hatte den Welpen im Wald gefunden und in relativ kurzer Zeit
war er zu einem riesigen großen Wolf herangewachsen, der dem Mädchen
nicht mehr von der Seite wich.
So
konnte Andreas beruhigt in die Arbeit gehen, denn er wusste sein Kind
hatte einen guten Beschützer.
So
führten Vater und Tochter ein schönes beschauliches Leben.
Melody
machte das Heim gemütlich und Andreas freute sich jetzt immer wenn
er nach Hause kam.
Das
Mädchen fühlte sich auch tagsüber nicht einsam, denn sie konnte
sich mit Wolf unterhalten und auch die Tiere des Waldes besuchten sie
täglich.
Die
Dörfler aber mied sie.
Morgen geht es weiter
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
WIR FREUEN UNS SEHR ÜBER JEDEN KOMMENTAR! MIT DER NUTZUNG DIESES FORMULARS ERKLÄRST DU DICH MIT DER SPEICHERUNG UND VERARBEITUNG DEINER DATEN DURCH DIESE WEBSITE EINVERSTANDEN.