Donnerstag, 2. März 2023

Robins Wiese Ende

 Viel Spaß beim Lesen!
 
(c) RMzV


Das Fenster zu Annegrets Zimmer ist weit offen.
Das kleine Mädchen ist bereits vom Kindergarten zurück und spielt nun mit ihren Puppen und dem Teddy, Teeparty.
Primelchen bleibt lächelnd auf der Fensterbank sitzen und beobachtet lächelnd, wie Annegret den Teddy fragt:
Nun Herr Brummpelz , möchten sie noch ein wenig von diesem köstlichen Tee?“
Dann drückt sie den Kopf des Bären bejahend nach unten und spricht mit verstellter tiefer Stimme:
Aber natürlich, gnädige Frau und bitte Sahne und viel Zucker. Vielleicht könnte ich auch noch von diesen leckeren Honigplätzchen haben.“
Ein leises Lachen lässt Annegret aufblicken.
Primelchen!“ ruft sie erfreut.
Die Elfe fliegt ins Zimmer und lässt sich auf dem Kopfkissen nieder.
Annegret stellt das kleine Puppenkännchen auf den Tisch und setzt sich auf das Bett.
Kann ich auch etwas Tee haben?“ fragt die Elfe verschmitzt.
Das Mädchen lacht: „Die Kanne ist doch leer, ich tu doch nur so!“
Primelchen kichert: „Das habe ich doch gesehen.“
Annegret aber sieht ihre Freundin traurig an.
Morgen wollen sie auf der Wiese baggern.“
Was ist baggern?“
Sie buddeln mit einer großen Maschine, die vorne eine Schaufel hat, ein großes Loch in die Wiese und machen alles kaputt.“
Ja, die Menschen sind schon seltsam und zerstören alles was schön ist,“ seufzt die kleine Elfe.
Annegret rutscht vom Bett und läuft zu einer großen Spielzeugkiste , kramt darin und kommt mit einem großen Malbuch wieder zurück.
Sie blättert darin bis sie einen gelb ausgemalten Bagger findet und zeigt ihn Primelchen.
Diese studiert ihn gründlich und nickt.
Ein schreckliches Ungetüm, aber es macht mir keine Angst!“
Sie lässt ihr glockenhelles Lachen ertönen und meint fröhlich:
Sollen sie ruhig kommen, morgen fliegen wir in unsere neue Heimat.“
Und sie erzählt dem aufmerksam lauschendem Kind von Mohnblüte und der neuen Heimat.


(c) RMzV




Später beim Abendessen fragt Annegret dann ihren Vater.
Papa, darf ich morgen früh mit dir zur Elfenwiese gehen und zuschauen?“
Herr Fröhlich sieht sie nachdenklich an.
Kind, das ist bestimmt keine schöne Sache, wenn sie die Wiese zerstören und du wirst traurig sein.“
Nein, Papa, das kann man eben nicht ändern, was der olle Bürgermeister macht. Aber ich muss unbedingt dort hin und Hoppelchen retten. 
Außerdem muss ich den Elfen winken, denn sie fliegen morgen in ihre neue Heimat.“
Die Eltern sehen sich an und lächeln über die Fantasie ihrer Tochter.
Aber, wer ist denn Hoppelchen, den du unbedingt retten musst?“ erkundigt sich der Vater schmunzelnd.
Aber Papi, das ist doch der kleine Zwerghase, der auf der Wiese wohnt! Du hast ihn doch schon gesehen, wenn wir Herrn Robin besucht haben.“
Natürlich, da ist tatsächlich so ein kleiner Hase durch das Gras geflitzt. Selbstverständlich müssen wir ihn retten, wenn er sich retten lässt,“ schmunzelt der Vater.
Keine Bange, Papa, Primelchen, die Elfenkönigin, hat ihm schon gesagt, dass er jetzt bei mir wohnen wird, denn er kann mit den Elfen nicht mitfliegen, wenn sie in ihre neue Heimat reisen.“
Wieder sehen sich die Eltern lächelnd an.
Doch Herr Fröhlich meint ernst.
Wenn das so ist, Kind, müssen wir deinem Freund natürlich helfen. Wir gehen morgen alle zusammen zur Wiese von Herrn Robin.“
Jubelnd springt Annegret auf und umarmt stürmisch ihren Papa.
Dieser lacht und gibt ihr einen Kuss, dann hebt er das Mädchen auf seinen Schoß und sieht seine Frau vergnügt an.
Was würdet ihr dazu sagen, wenn wir uns auch eine neue Heimat suchen und vielleicht habe ich sie schon gefunden.“
Auf den erstaunten Blick seiner beiden Mädels, erklärt er.
Ich habe mich für das nächste Schuljahr bei einer kleinen Dorfschule beworben und heute eine Zusage bekommen.
Wir ziehen aufs Land.“
Der Jubel ist groß!
Lehrer Fröhlich sieht seine Frau an und meint dann etwas zögernd:
Das Gehalt ist aber kleiner als jetzt?“
Diese winkt lächelnd ab und meint glücklich.
Wir kommen zurecht.“
Ihr Mann nickt und meint:
Das denke ich auch, denn neben der Schule steht ein kleines Haus mit Garten und dies würde uns die Gemeinde mietfrei zur Verfügung stellen.“
Das ist doch wunderbar und ich werde Gemüse pflanzen und Blumen...“
Mit einem Blick auf ihre Tochter meint sie grinsend, „...vorausgesetzt der kleine Hase knabbert nicht alles an.“
Annegret winkt ab, „ ich werde ihm schon sagen, dass er das nicht darf.“
Die Eltern lachen und nun wird noch lange über die neue Heimat gesprochen und drei glückliche Menschen freuen sich auf die Zukunft.

(c) meine Tochter

Primelchen aber ist zur Wiese zurück geflogen.
Vorher hat sie noch an der großen Kastanie Anton und seine Familie besucht, die sich freuten, als sie von der neuen Heimat der Elfen erfuhren.
Auf der Wiese angekommen erzählt sie den Anderen , was sie mit Annegret ausgemacht hat und dass Hoppelchen nun auch eine neue und sehr schöne Heimat haben wird.
Der Hase ist erleichtert und die Elfen freuen sich für ihn, obwohl ihnen allen die Trennung weh tu.
Doch bald schwirren sie alle wieder vergnügt über die Wiese, denn wie schon erwähnt, Elfen belasten sich nicht lange mit trüben Gedanken.
Gegen Abend aber ist plötzlich ein schreckliches Geräusch zu hören.
Eine große mächtige Maschine fährt mit Ächzen und Stöhnen die Straße herauf.
Dicker Qualm steigt auf und das Rattern schmerzt die empfindlichen Ohren der Elfen.
Erschrocken flüchten sie unter die Sträucher.
Das riesige Ding hält genau vor dem Zaun und ein Mann springt heraus.
Er wirft einen Blick über den Zaun und meint zu dem anderen Mann, der ihm mit einem PKW gefolgt war, um ihn wieder mit in die Stadt zu nehmen.
Morgen früh, geht es dann los!“
Dann steigt er in das Auto, der Motor heult auf und sie fahren weg.
Nun aber wird es lebendig auf der Wiese.
Elfen sind ja entsetzlich neugierig und so fliegen sie über den Zaun, setzen sich auf das Ungetüm und klettern durch den Spalt der nicht ganz geschlossenen Scheibe.
Und nun wird das seltsame Ding untersucht und die Luft schwirrt von ihrem fröhlichen Schwatzen.
Primelchen aber steht neben Hoppelchen und betrachtet besorgt den großen Bagger.
Hoffentlich kommt Mohnblüte rechtzeitig,“ murmelt sie.
Dann aber ruft sie die Elfen und bald liegen alle in ihren Blüten und lassen sich zum letzten Mal vom Abendwind in den Schlaf wiegen.
Der kleine Hase aber schlüpft durch den Zaun und besieht sich den großen furchterregenden Drachen und sein kleines Näschen zuckt aufgeregt.

Am anderen Morgen werden sie von lauten Stimmen, groben Schlägen und berstendem Holz geweckt.



Vorsichtig spähen sie aus ihren Blüten und sehen zwei Männer, die mit großen Äxten auf den Zaun einschlagen.
Erschreckt ziehen sie sich wieder zurück.
Primelchen fliegt von Blüte zu Blüte und flüstert:
Nehmt eure Koffer und kommt zu mir unter die Sträucher.“
Bald sind sie unter dem Himbeerstrauch dicht gedrängt an den zitternden Hoppelchen.
Nach einiger Zeit ist der schützende Zaun gefallen und die Männer stappeln die Holzplatten an der Wand der Hütte.
Dann stapfen sie über die Wiese, denn gegenüber steht ihr Auto.
Einer der Männer bleibt plötzlich stehen und ruft:
Sieh doch Ernst, ein Himbeerstrauch!“
Gleich darauf tauchen unter dem Strauch grobe braune Schuhe auf.
Die Elfen weichen zurück.
Eine große Hand greift in den Strauch und pflückt ein paar Beeren.
Die Zweige zittern und einige Himbeeren prasseln zur Erde.
Die kleinen Wesen müssen schnell zur Seite springen, damit sie nicht getroffen werden.
Nun komm schon, Bruno, der Chef mag es nicht, wenn wir trödeln.“
Brummend folgt dieser seinem Kollegen.
Ein Motor brummt auf und das Auto fährt weg.
Die Elfen atmen auf und wagen sich langsam wieder aus ihrem Versteck.
Besorgt blickt Primelchen zum Himmel.
Hoffentlich kommt Mohnblüte bald.
Sie fordert nun die Elfen auf, noch einmal die Blumen zu versorgen.
Diesmal singen und plaudern die kleinen Geschöpfe nicht bei der Arbeit.
Eine große Traurigkeit liegt über der Wiese.

Wieder knallen Autotüren und einige Männer kommen den Gehweg entlang und bleiben neben dem Bagger stehen.
Es sind der Bürgermeister, der Stadtrat und der Chef des Konzerns.
An diesen wendet sich der Bürgermeister und bei dem Gedanken an den dicken Scheck in seiner Tasche ist sein Lächeln fast ehrlich.
Bald wird hier ein großes Warenhaus stehen, Herr Meinert. Sie werden sehen, sie werden es nicht bereuen.“
Ungeduldig winkt dieser ab und knurrt:
Anfangen!“
Der Bürgermeister gibt dem Baumeister ein Zeichen und dieser nickt dem Baggerfahrer zu, der in den Wagen klettert.
Er dreht den Schlüssel um, ein Rattern, dann Stille.
Noch einmal versucht er es, nichts!
Schnell klettert Toni aus dem Führerhaus und öffnet die Motorhaube.
Oje! Die Schläuche sind alle hin!“
Sofort richtet der Bürgermeister seinen finsteren Blick auf Lehrer Fröhlich, der inzwischen mit seiner Familie gekommen war.
Abwehrend hebt dieser beide Hände.
Ich habe nichts damit zu tun!“
Nö, Chef,“ brummt Toni, das war kein Mensch, sondern ein Tier, wahrscheinlich ein Marder.“
Der Hase kichert in seinem Versteck.
Primelchen streicht liebevoll über sein Fell.
Gut gemacht, Hoppelchen, aber nun geh zu Annegret, sie wartet auf dich.“
Die Elfen umringen den Hasen, küssen und streicheln ihn. Alle haben Tränen in den Augen.
Nun geh!“ flüstert Primelchen und Hoppelchen jagt blind vor Tränen im Zickzack über die Wiese und springt direkt in Annegrets ausgebreitete Arme.
Auch ihre Eltern streicheln den neuen Hausgenossen und sein Nase zuckt aufgeregt.
Laute Stimmen lenken sie ab.
Der Millionär hat wütend an seiner Zigarre gezogen, dass sie dampft wie eine Lokomotive und nun grollt er ärgerlich:
Gute Arbeit sieht anders aus!“
Er fixiert Baumeister Spachtel mit einem finsteren Blick.
Noch so ein Patzer und sie sind gefeuert!“
Er dreht sich um und stapft zu seinem Wagen.
Der Bürgermeister und sein Freund beginnen zu streiten.
Annegret kümmert sich nicht um die Streithähne.
Sie beobachtet den Himmel, dann lächelt sie, beugt sich zu Hoppelchen und flüstert.
Mohnblüte kommt.“
Aufmerksam verfolgen sie nun, wie die Schwalbe sich einem Strauch nähert, umdreht und zurück fliegt.
Aus dem Beerenstrauch aber steigt eine Wolke auf, formiert sich und folgt dem Vogel.
Die Menschen am Rande der Wiese starren staunend auf das Schauspiel.
Was war denn das?“ stammelt der Bürgermeister.
Annegret dreht sich um, den Hasen liebevoll an sich gedrückt und meint gelassen:
Das waren die Elfen. Sie fliegen in ihre neue Heimat, wo keine bösen Menschen die Natur zerstören.“
Hoheitsvoll dreht sich das kleine Persönchen um und schreitet davon.
Die Eltern folgen ihr lächelnd.
Frau Fröhlich beugt sich zu ihrem Mann.
Was glaubst du, waren das wirklich Elfen?“
Dieser lacht herzlich.
Unsinn! Das waren wohl Schmetterlinge!“
Annegret aber, die ihre Eltern gehört hat, lächelt wissend.

© Lore Platz





2 Kommentare:

  1. AAAch, wieder eine sooo schöne Geschichte liebe Lore!

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  2. Wunderbare Geschichte, mir geht es bei solchen Märchen immer so das ich es kaum erwarten kann das der Gute gewinnt! Lg Eva

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