Viel Spaß beim Lesen!
Das
Fenster zu Annegrets Zimmer ist weit offen.
Das
kleine Mädchen ist bereits vom Kindergarten zurück und
spielt nun mit ihren Puppen und dem Teddy, Teeparty.
Primelchen
bleibt lächelnd auf der Fensterbank sitzen und beobachtet lächelnd,
wie Annegret den Teddy fragt:
„Nun
Herr Brummpelz , möchten sie noch ein wenig von diesem köstlichen
Tee?“
Dann
drückt sie den Kopf des Bären bejahend nach unten und spricht mit
verstellter tiefer Stimme:
„Aber
natürlich, gnädige Frau und bitte Sahne und viel Zucker. Vielleicht
könnte ich auch noch von diesen leckeren Honigplätzchen haben.“
Ein
leises Lachen lässt Annegret aufblicken.
„Primelchen!“
ruft sie erfreut.
Die
Elfe fliegt ins Zimmer und lässt sich auf dem Kopfkissen nieder.
Annegret
stellt das kleine Puppenkännchen auf den Tisch und setzt sich auf
das Bett.
„Kann
ich auch etwas Tee haben?“ fragt die Elfe verschmitzt.
Das
Mädchen lacht: „Die Kanne ist doch leer, ich tu doch nur so!“
Primelchen
kichert: „Das habe ich doch gesehen.“
Annegret
aber sieht ihre Freundin traurig an.
„Morgen
wollen sie auf der Wiese baggern.“
„Was
ist baggern?“
„Sie
buddeln mit einer großen Maschine, die vorne eine Schaufel hat, ein
großes Loch in die Wiese und machen alles kaputt.“
„ Ja,
die Menschen sind schon seltsam und zerstören alles was schön ist,“
seufzt die kleine Elfe.
Annegret
rutscht vom Bett und läuft zu einer großen Spielzeugkiste , kramt
darin und kommt mit einem großen Malbuch wieder zurück.
Sie
blättert darin bis sie einen gelb ausgemalten Bagger findet und
zeigt ihn Primelchen.
Diese
studiert ihn gründlich und nickt.
„Ein
schreckliches Ungetüm, aber es macht mir keine Angst!“
Sie
lässt ihr glockenhelles Lachen ertönen und meint fröhlich:
„Sollen
sie ruhig kommen, morgen fliegen wir in unsere neue Heimat.“
Und
sie erzählt dem aufmerksam lauschendem Kind von Mohnblüte und der
neuen Heimat.
(c) RMzV |
Später beim Abendessen fragt Annegret dann ihren Vater.
„Papa,
darf ich morgen früh mit dir zur Elfenwiese gehen und zuschauen?“
Herr
Fröhlich sieht sie nachdenklich an.
„Kind,
das ist bestimmt keine schöne Sache, wenn sie die Wiese zerstören
und du wirst traurig sein.“
„Nein,
Papa, das kann man eben nicht ändern, was der olle Bürgermeister
macht. Aber ich muss unbedingt dort hin und Hoppelchen retten.
Außerdem muss ich den Elfen winken, denn sie fliegen morgen in ihre
neue Heimat.“
Die
Eltern sehen sich an und lächeln über die Fantasie ihrer Tochter.
„Aber,
wer ist denn Hoppelchen, den du unbedingt retten musst?“ erkundigt
sich der Vater schmunzelnd.
„Aber
Papi, das ist doch der kleine Zwerghase, der auf der Wiese wohnt! Du
hast ihn doch schon gesehen, wenn wir Herrn Robin besucht haben.“
„Natürlich,
da ist tatsächlich so ein kleiner Hase durch das Gras geflitzt.
Selbstverständlich müssen wir ihn retten, wenn er sich retten
lässt,“ schmunzelt der Vater.
„Keine
Bange, Papa, Primelchen, die Elfenkönigin, hat ihm schon gesagt,
dass er jetzt bei mir wohnen wird, denn er kann
mit den Elfen nicht mitfliegen, wenn sie in ihre neue Heimat reisen.“
Wieder
sehen sich die Eltern lächelnd an.
Doch
Herr Fröhlich meint ernst.
„Wenn
das so ist, Kind, müssen wir deinem Freund natürlich helfen. Wir
gehen morgen alle zusammen zur Wiese von Herrn Robin.“
Jubelnd
springt Annegret auf und umarmt stürmisch ihren Papa.
Dieser
lacht und gibt ihr einen Kuss, dann hebt er das Mädchen auf seinen
Schoß und sieht seine Frau vergnügt an.
„Was
würdet ihr dazu sagen, wenn wir uns auch eine neue Heimat suchen und
vielleicht habe ich sie schon gefunden.“
Auf
den erstaunten Blick seiner beiden Mädels, erklärt er.
„Ich
habe mich für das nächste Schuljahr bei einer kleinen Dorfschule
beworben und heute eine Zusage bekommen.
Wir
ziehen aufs Land.“
Der
Jubel ist groß!
Lehrer
Fröhlich sieht seine Frau an und meint dann etwas zögernd:
„Das
Gehalt ist aber kleiner als jetzt?“
Diese
winkt lächelnd ab und meint glücklich.
„Wir
kommen zurecht.“
Ihr
Mann nickt und meint:
„Das
denke ich auch, denn neben der Schule steht ein kleines Haus mit
Garten und dies würde uns die Gemeinde mietfrei zur Verfügung
stellen.“
„Das
ist doch wunderbar und ich werde Gemüse pflanzen und Blumen...“
Mit
einem Blick auf ihre Tochter meint sie grinsend, „...vorausgesetzt
der kleine Hase knabbert nicht alles an.“
Annegret
winkt ab, „ ich werde ihm schon sagen, dass er das nicht darf.“
Die
Eltern lachen und nun wird noch lange über die neue Heimat
gesprochen und drei glückliche Menschen freuen sich auf die Zukunft.
(c) meine Tochter |
Primelchen
aber ist zur Wiese zurück geflogen.
Vorher
hat sie noch an der großen Kastanie Anton und seine Familie besucht,
die sich freuten, als sie von der neuen Heimat der Elfen erfuhren.
Auf
der Wiese angekommen erzählt sie den Anderen , was sie
mit Annegret ausgemacht hat und dass Hoppelchen nun auch eine neue
und sehr schöne Heimat haben wird.
Der
Hase ist erleichtert und die Elfen freuen sich für ihn, obwohl ihnen
allen die Trennung weh tu.
Doch
bald schwirren sie alle wieder vergnügt über die Wiese, denn wie
schon erwähnt, Elfen belasten sich nicht lange mit trüben Gedanken.
Gegen
Abend aber ist plötzlich ein schreckliches Geräusch zu hören.
Eine
große mächtige Maschine fährt mit Ächzen und Stöhnen die Straße
herauf.
Dicker
Qualm steigt auf und das Rattern schmerzt die empfindlichen Ohren der
Elfen.
Erschrocken
flüchten sie unter die Sträucher.
Das
riesige Ding hält genau vor dem Zaun und ein Mann springt heraus.
Er
wirft einen Blick über den Zaun und meint zu dem anderen Mann, der
ihm mit einem PKW gefolgt war, um ihn wieder mit in die Stadt zu
nehmen.
„Morgen
früh, geht es dann los!“
Dann
steigt er in das Auto, der Motor heult auf und sie fahren weg.
Nun
aber wird es lebendig auf der Wiese.
Elfen
sind ja entsetzlich neugierig und so fliegen sie über den Zaun,
setzen sich auf das Ungetüm und klettern durch den Spalt der nicht
ganz geschlossenen Scheibe.
Und
nun wird das seltsame Ding untersucht und die Luft schwirrt von ihrem
fröhlichen Schwatzen.
Primelchen
aber steht neben Hoppelchen und betrachtet besorgt den großen
Bagger.
„Hoffentlich
kommt Mohnblüte rechtzeitig,“ murmelt sie.
Dann
aber ruft sie die Elfen und bald liegen alle in ihren Blüten und
lassen sich zum letzten Mal vom Abendwind in den Schlaf wiegen.
Der
kleine Hase aber schlüpft durch den Zaun und besieht sich den großen
furchterregenden Drachen und sein kleines Näschen zuckt aufgeregt.
Am
anderen Morgen werden sie von lauten Stimmen, groben Schlägen und
berstendem Holz geweckt.
Vorsichtig
spähen sie aus ihren Blüten und sehen zwei Männer, die mit großen
Äxten auf den Zaun einschlagen.
Erschreckt
ziehen sie sich wieder zurück.
Primelchen
fliegt von Blüte zu Blüte und flüstert:
„Nehmt
eure Koffer und kommt zu mir unter die Sträucher.“
Bald
sind sie unter dem Himbeerstrauch dicht gedrängt an den zitternden
Hoppelchen.
Nach
einiger Zeit ist der schützende Zaun gefallen und die Männer
stappeln die Holzplatten an der Wand der Hütte.
Dann
stapfen sie über die Wiese, denn gegenüber steht ihr Auto.
Einer
der Männer bleibt plötzlich stehen und ruft:
„Sieh
doch Ernst, ein Himbeerstrauch!“
Gleich
darauf tauchen unter dem Strauch grobe braune Schuhe auf.
Die
Elfen weichen zurück.
Eine
große Hand greift in den Strauch und pflückt ein paar Beeren.
Die
Zweige zittern und einige Himbeeren prasseln zur Erde.
Die
kleinen Wesen müssen schnell zur Seite springen, damit sie nicht
getroffen werden.
„Nun
komm schon, Bruno, der Chef mag es nicht, wenn wir trödeln.“
Brummend
folgt dieser seinem Kollegen.
Ein
Motor brummt auf und das Auto fährt weg.
Die
Elfen atmen auf und wagen sich langsam wieder aus ihrem Versteck.
Besorgt
blickt Primelchen zum Himmel.
Hoffentlich
kommt Mohnblüte bald.
Sie
fordert nun die Elfen auf, noch einmal die Blumen zu versorgen.
Diesmal
singen und plaudern die kleinen Geschöpfe nicht bei der Arbeit.
Eine
große Traurigkeit liegt über der Wiese.
Wieder
knallen Autotüren und einige Männer kommen den Gehweg entlang und
bleiben neben dem Bagger stehen.
Es
sind der Bürgermeister, der Stadtrat und der Chef des Konzerns.
An
diesen wendet sich der Bürgermeister und bei dem Gedanken an den
dicken Scheck in seiner Tasche ist sein Lächeln
fast ehrlich.
„Bald
wird hier ein großes Warenhaus stehen, Herr Meinert. Sie
werden sehen, sie werden es nicht bereuen.“
Ungeduldig
winkt dieser ab und knurrt:
„Anfangen!“
Der
Bürgermeister gibt dem Baumeister ein Zeichen und dieser nickt dem
Baggerfahrer zu, der in den Wagen klettert.
Er
dreht den Schlüssel um, ein Rattern, dann Stille.
Noch
einmal versucht er es, nichts!
Schnell
klettert Toni aus dem Führerhaus und öffnet die Motorhaube.
„Oje!
Die Schläuche sind alle hin!“
Sofort
richtet der Bürgermeister seinen finsteren Blick auf Lehrer
Fröhlich, der inzwischen mit seiner Familie gekommen war.
Abwehrend
hebt dieser beide Hände.
„Ich
habe nichts damit zu tun!“
„Nö,
Chef,“ brummt Toni, das war kein Mensch, sondern ein Tier,
wahrscheinlich ein Marder.“
Der
Hase kichert in seinem Versteck.
Primelchen
streicht liebevoll über sein Fell.
„Gut
gemacht, Hoppelchen, aber nun geh zu Annegret, sie wartet auf dich.“
Die
Elfen umringen den Hasen, küssen und streicheln ihn. Alle haben
Tränen in den Augen.
„Nun
geh!“ flüstert Primelchen und Hoppelchen jagt blind vor Tränen im
Zickzack über die Wiese und springt direkt in Annegrets
ausgebreitete Arme.
Auch
ihre Eltern streicheln den neuen Hausgenossen und sein Nase zuckt
aufgeregt.
Laute
Stimmen lenken sie ab.
Der
Millionär hat wütend an seiner Zigarre gezogen, dass sie dampft wie
eine Lokomotive und nun grollt er ärgerlich:
„Gute
Arbeit sieht anders aus!“
Er
fixiert Baumeister Spachtel mit einem finsteren Blick.
„Noch
so ein Patzer und sie sind gefeuert!“
Er
dreht sich um und stapft zu seinem Wagen.
Der
Bürgermeister und sein Freund beginnen zu streiten.
Annegret
kümmert sich nicht um die Streithähne.
Sie
beobachtet den Himmel, dann lächelt sie, beugt sich zu Hoppelchen
und flüstert.
„Mohnblüte
kommt.“
Aufmerksam
verfolgen sie nun, wie die Schwalbe sich einem Strauch nähert,
umdreht und zurück fliegt.
Aus
dem Beerenstrauch aber steigt eine Wolke auf, formiert sich und folgt
dem Vogel.
Die
Menschen am Rande der Wiese starren staunend auf das Schauspiel.
„Was
war denn das?“ stammelt der Bürgermeister.
Annegret
dreht sich um, den Hasen liebevoll an sich gedrückt und meint
gelassen:
„Das
waren die Elfen. Sie fliegen in ihre neue Heimat, wo keine bösen
Menschen die Natur zerstören.“
Hoheitsvoll
dreht sich das kleine Persönchen um und schreitet davon.
Die
Eltern folgen ihr lächelnd.
Frau
Fröhlich beugt sich zu ihrem Mann.
„Was
glaubst du, waren das wirklich Elfen?“
Dieser
lacht herzlich.
„Unsinn!
Das waren wohl Schmetterlinge!“
Annegret
aber, die ihre Eltern gehört hat, lächelt wissend.
©
Lore Platz
AAAch, wieder eine sooo schöne Geschichte liebe Lore!
AntwortenLöschenWunderbare Geschichte, mir geht es bei solchen Märchen immer so das ich es kaum erwarten kann das der Gute gewinnt! Lg Eva
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