Karlis erstes Weihnachtsfest
Der
Mäuserich Karli hob schnuppernd die Nase und folgte dann dem
wunderbaren Duft.
Vor
ihm lag ein Stück Speck, so
groß wie er noch nie eines gesehen hatte.
Gerade
wollte er sich in die Köstlichkeit versenken, da ertönte ein
grässliches Grummeln und der Speck löste sich auf wie eine
Seifenblase.
Karli
öffnete die Augen.
Er
lag
in seiner armseligen Wohnung
hinter der Wand einer alten Blockhütte und das seltsame Geräusch
kam
aus seinem
Bauch.
Karli
hatte Hunger!
Seit
man den alten Mann abgeholt hatte fand er kaum mehr etwas zu Fressen.
Aus
lauter Verzweiflung hatte er schon die Tapeten angeknabbert.
Aber
die schmeckten einfach scheußlich.
Ob
er zu seinem Vetter in den Wald wandern sollte?
Aber
draußen lag der Schnee sehr hoch und es war wohl zu gefährlich,
obwohl hier verhungern oder draußen erfrieren, mehr Möglichkeiten
hatte er wohl nicht.
Wenn
doch seine Mutter noch leben würde, die wüsste sicher was zu machen
sei.
Tränen
tropften auf den staubigen Boden.
Die
Tür der Blockhütte flog auf und ein dick vermummter Mann klopfte
seine Füße ab und stellte zwei große Koffer in den Raum.
Hinter
ihm drängte sich eine Frau und ein kleines Mädchen herein.
„Das
sieht aber nicht sehr einladend aus!“ rief die Frau und sah sich
skeptisch um.
„ Ich
weiß nicht Richard, ob das so eine gute Idee
ist, hier Weihnachten zu feiern.“
„Ach
Marlies wo bleibt dein Sinn für Abenteuer.
Ist doch toll, dass Onkel
Rupert uns diese Hütte vermacht hat und du wirst sehen, wenn erst
einmal ein lustiges Feuer im Kamin flackert und wir alles sauber
gemacht haben, dann wird es richtig gemütlich hier.“
„Dein
Wort in Gottes Ohr,“ seufzte seine Ehehälfte, „ dann wollen wir
mal die Lebensmittel in die Küche bringen, hoffentlich funktioniert
der Kühlschrank.“
„Keine
Sorge, der Notar hat mir versichert, dass alles funktioniert und im
Schuppen liegt sogar genügend Brennholz.“
Marlies
rollte nur mit den Augen und ging in die Küche.
Nachdem
sie alles im Kühlschrank verstaut hatte sucht sie nach Putzzeug,
denn erst wollte sie mal wischen.
Stunden
später aber war die Hütte nicht mehr wiederzuerkennen.
Karli
angelockt von leckeren Düften trippelt zu seiner Tür, die in die
Küche führte und spähte hinaus.
Die
Familie saß am Küchentisch, der mit lauter leckeren Sachen bedeckt
war.
Voller
Aufregung steckte der Mäuserich seinen Kopf viel zu weit aus dem
Loch und sah erschrocken, dass das kleine Mädchen direkt zu ihm
hinsah.
Blitzschnell
verschwand er und erst als die Familie die Küche verlassen hatte,
wagte er sich wieder heraus und staunte.
Genau
vor seiner Tür lag ein Stück Käse. Das war von dem kleinen
Mädchen.
War
das ein Festmahl und zum ersten Mal seit vielen Tagen war Karli satt.
Nun
aber begann für ihn ein Leben wie im Schlaraffenland.
Immer
wieder lag etwas vor seinem Loch und er war inzwischen so satt, dass
er gar nichts mehr fressen konnte.
Da
erinnerte er sich daran, was seine Mutter immer gesagt hatte. Wenn
man sich im Winter Vorrat anlegt, dann sollte man ihn immer an der
kältesten Seite lagern.
Die
war schnell gefunden und bald stapelten sich dort die Leckereien.
Diese
Nacht schlief Karli zum ersten Mal satt und zufrieden.
Am
nächsten Morgen weckte ihn eine
wütende Stimme, die
laut fluchte.
Karli
lief zu dem kleinen Loch im Wohnzimmer und spähte hinaus.
Ein
großer Tannenbaum stand etwas schief im Raum und der Mann, der so
gebrüllt hatte, steckte seinen Daumen in den Mund.
Marlies
und auch Merle kamen angelaufen.
„Was
ist denn los?“
„Ich
habe mir den Daumen in dem blöden Christbaumständer eingezwickt!“
Marlies
schüttelte den Kopf und Merle kicherte.
Auch
Karli grinste.
Marlies
aber meinte energisch.
„Halte
den Baum gerade, ich werde den Christbaumständer
richtig anbringen.“
Gleich
darauf stand der Baum stolz und gerade im Raum und staunend sah
Karli zu wie die Drei ihn mit glänzenden Kugel, Kerzen und langen
silbernen Fäden behängten.
Dazu
erklang aus einem kleinen schwarzen Kasten wunderschöne Musik und
dem Mäuserich wurde ganz eigen zumute.
Von
dem späteren Abendessen fiel wieder eine reichliche Portion für ihn
ab, die er eifrig in seine Speisekammer trug und dann folgte er der
kleinen Familie in das behagliche weihnachtliche Zimmer.
Ein
Christkind war inzwischen da gewesen und hatte viele bunte Päckchen
da gelassen.
Wie
sich die Menschen darüber freuten und bald war der Boden mit bunten
Papier bedeckt und jeder hielt etwas in den Händen und dann fielen
sie sich gegenseitig in die Arme.
Einige
Tage später wurde der Baum wieder abgebaut und Karli war ein wenig
traurig, denn wenn nachts alle schliefen hatte er seine Wohnung
verlassen und unter dem Baum geschlafen, denn es roch hier so
herrlich nach Wald.
Nun
musste er wieder in seiner Wohnung nächtigen.
Dann
wurde er eines Tages mitten in der Nacht durch einen schrecklichen
Lärm geweckt.
Es klang, als würden viele Leute aufeinander schießen.
Erschrocken
eilte er von Loch zu Loch, doch nirgends fand er seine „kleine
Familie“.
Als
er schließlich durch die Öffnung blickte, die ins Freie führt,
da staunte er.
Im
Schnee stand die Familie und auch die Leute aus der Nachbarschaft und
sahen zum Himmel, wo gerade die Sterne explodierten und in bunten
Strahlen auseinander fielen.
Und
dann riefen sie sich durch den Lärm zu:
„Ein
gutes neues Jahr!“
Staunend
betrachtet Karli dieses Naturwunder.
Wunderschön war es!
(c) Elli M. |
Am
nächsten Tag dann sah er traurig zu wie seine Freunde die Koffer zum
Auto trugen.
Sie
mussten wieder abreisen.
Das
kleine Mädchen klopfte an seine Tür und als Karli seine Nase heraus
streckte, lächelte es ihm zu.
Es sprang auf und ging in die Ecke der Küche und hob eine
Serviette
auf.
Darunter
kamen viele Leckereien zum Vorschein.
Dann
winkte es ihm zu und lief hinaus zu ihren Eltern.
Als
das Auto abgefahren war, begann Karli die feinen Leckerbissen in
seine Vorratskammer zu tragen.
Er
musste ziemlich oft laufen und öfter mal ausruhen, doch als er dann
glücklich seine Schätze betrachtete, wurde er richtig fröhlich.
Wenn
er sich alles gut einteilte, dann konnte er damit bis zur
Schneeschmelze auskommen.
Dann
würde er sich auf den Weg zu seinem Vetter machen.
Auch
für Karli würde es ein glückliches neues Jahr werden!
©
Lore Platz
Nee, wat schön! Mit deiner Geschichte zauberst du bei mir ein wenig Weihnachtsstimmung hervor, die bei mir noch nicht so richtig angekommen war - jetzt aber, danke schön, liebe Lore!
AntwortenLöschenHerzliche Grüße
Regina
Schöne Geschichte, Lore! Das Häuschen seh ich richtig vor mir, samt dem Mäuslein :)
AntwortenLöschenAlles Liebe
Eva :)
Guten Morgen, Lore!
AntwortenLöschenAuch bei Dir möchte ich mich bedanken - nicht nur für das herzliche "Willkommen", sondern vor allem für Deine "Gastfreundschaft", der ich es zu verdanken habe, dass ich nun auch hier sein darf.
Man könnte meinen, Du kennst unser Wochenend-Grundstück - Deine wunderschöne Geschichte könnte sich direkt dort ereignet haben! Wie viele niedliche Mäuschen mir dort schon vor die Füße gelaufen sind!.
Nur mit Speck gefüttert habe ich sie nie...
Liebe Grüße
Christine
Liebe Lore
AntwortenLöschenAch wie rührend diese Geschichte und dass es ein gutes Ende nahm und nicht halb verhungert sein musste über dne harten Winter.. das Familienfest in dieser Weihnachtszeit und Sylvester war wunderschön danke dir!
Lieben Gruss Elke
Eine wirklich sehr schöne Geschichte Lore, mit explodierenden Sternen und sooooo vielen Leckereien und natürlich mit einem guten Ende!!!! Sie ist ganz zauberhaft und hat mir sehr gut gefallen!
AntwortenLöschenLG Martina
Eine sehr schöne Gschcihte, liebe Lore.
AntwortenLöschenIch wünsche Dir noch einen schönen und gemütlichen Nachmittag!
♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥
Wieder eine sehr schöne, weihnachtliche Geschichte. Vielen Dank und LG
AntwortenLöschenLiebe Lore, aber echt, so eine süße Mäuse-und Weihnachtsgeschichte, dafür Danke. Sonst sagt man mit Speck fängt man Mäuse - aber das kleine Mädchen hat dafür gesorgt - dass Karli bis zur Schneeschmelze Vorrat gebunkert hatte. Liebste Grüße Gerda R.
AntwortenLöschenEine wunderbare Geschichte liebe Lore. Passend zum Fest! Vielen Dank!
AntwortenLöschenLiebe Lore, schöne Geschichte und so mag ich Mäuschen auch... lach!! Liebe Grüße Roswitha
AntwortenLöschenAch wie niedlich, Weihnachten aus der Mausperspektive. Ganz zauberhaft geschrieben, danke und ganz liebe Grüße zu Dir. Monika
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