Samstag, 2. März 2024

Eine glückliche Familie

 Gerade in Zeiten, wenn es mal nicht so gut läuft, ist die Familie das Wichtigste.

 


 

"Das hört doch überhaupt nicht mehr auf. Schnee nichts als Schnee," brummte die Oma und guckte über ihre Brille hinaus in den Garten, während die Stricknadeln in ihren Händen eifrig klapperten. Der Opa hob den Blick von  der Zeitung. "Wurde auch langsam Zeit, schon lange gab es keinen richtigen Winter mehr. Was glaubst du wie die Kinder sich freuen, wenn sie am Wochenende kommen."

"Sicher, aber bis dahin muss ich noch ein paar Stunden im Akkord stricken, sonst haben sie keine warmen Socken und kalte Füße sind das schlimmste überhaupt!", meinte Oma und strickte gleich noch ein wenig schneller.

Opa betrachtete sie schmunzelnd und wandte sich wieder seiner Zeitung zu. Er freute sich auch auf das Wochenende und seine Enkel Tom und Birgit. Seit sie ausgezogen waren, vermisste er sie sehr und viel zu ruhig war es jetzt im Haus. Aber sein Schwiegersohn hatte eine besser bezahlte Stellung in der Stadt gefunden und seine Familie nur am Wochenende zu sehen, hatte er abgelehnt.

"Steht der Schlitten der Kinder eigentlich noch im Schuppen, oder haben sie den mitgenommen?", fragte Opa und stand gleich aus seinem Sessel auf, um nachzusehen. "Ich gehe mal gucken!", sagte er und schon war er draußen.

"Typisch Heinz, Stellt eine Frage und wartet die Antwort nicht einmal ab!", schimpfte Oma, grinste aber in sich hinein, denn sie wusste genau, wo der Schlitten war.

Am Samstag Vormittag war der Tisch liebevoll gedeckt, ein großer Gugelhupf thronte auf dem Tisch und Oma hatte ihr bestes Kaffeegeschirr aus dem Schrank geholt. Opa war mit der Schneeschippe draußen, obwohl er doch heute Morgen die Straße schon frei gemacht hatte. Elisabeth schmunzelte, sie wusste er konnte die Ankunft der Kinder gar nicht erwarten. Auch sie freute sich sehr, aber man musste die Jugend ziehen lassen und es war doch schön, dass sie jedes Wochenende zu Besuch kamen.

"Irgendwo hatte ich doch noch Süßigkeiten versteckt für die Kinder", murmelte Oma und zog eine Schranktür nach der anderen auf. Wo waren die denn nur. Sie musste alles verstecken, sonst aß Opa Heinz bis zum nächsten Enkelbesuch alles auf. Er war nämlich ein ganz Süßer, ihr Heinz. Während sie die Süßigkeiten suchte, fiel ihr auch der Schlitten wieder ein. Ob Heinz den gefunden hatte? Sie hatte ihn gar nicht danach gefragt.

Ein Hupen ertönte und schnell eilte die alte Frau zur Tür. Die Kinder hingen schon an Opas Hals und grinsend standen ihre Tochter Marion und ihr Schwiegersohn Thomas daneben. Als Marion ihre Mutter entdeckte lief sie zur ihr und nahm sie in die Arme. "Mama, wie schön wieder bei euch zu sein, in der Stadt kann ich einfach nicht heimisch werden."

"Das kann ich gut verstehen, mir würde das auch nicht gefallen und außerdem vermisse ich euch hier sehr!", sagte Elisabeth, die sich nichts sehnlicher wünschte, als ihre Kinder wieder in ihrer Nähe zu haben. Aber sie verstand auch, dass Thomas nicht jeden Tag den weiten Weg auf sich nehmen konnte. Sie seufzte: "Aber nun seid ihr ja erstmal da, das wollen wir genießen!"

Vergnügt saßen sie später am Kaffeetisch und die Kinder kringelten sich vor Lachen über Opas lustige Späße zu denen er immer alberne Grimassen schnitt. Später gingen die Männer mit den Kindern zum Schlittenfahren, während Mutter und  Tochter sich zu einem gemütlichen Plausch ins Wohnzimmer setzten.

Oma holte ihr Strickzeug und schmunzelte. "Eigentlich wollte ich die Socken für die Kinder fertig haben bis ihr kommt, Aber an Tobias Socke fehlt noch die Ferse." Marion schmunzelte und  fragte dann spitzbübisch: " Mama kannst du auch Babyschühchen stricken?" "Das weißt du doch, schließlich habe ich für Tom und Birgit die ganze Babyausstattung gestrickt."  Dann fiel bei Oma der Groschen! Bekommst du , bis du..." stammelte sie. Lachend fiel Marion ihrer Mutter um den Hals." Im September wirst du wieder Oma!"

Als die Kinder wieder gefahren waren, saßen die beiden Alten gemütlich in ihrem Wohnzimmer. Eigentlich war es auch ganz schön wieder allein zu sein. Wenn man älter wird konnte man den Trubel doch nicht mehr so vertragen. Und dass sie sich jedes Wochenende  hier in ihrem Elternhaus trafen war zu einem schönen Ritual geworden. Bald würde sich die Familie vergrößern und sie freuten sich schon darauf.

Heinz und Elsabeth sahen sich an und dachten: Wir sind eine große glückliche Familie.

© Lore Platz

 

6 Kommentare:

  1. Ja Lore, man muß sehr dankbar sein, wenn man eine liebevolle Familie hat.

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  2. eine große glückliche Familie ist unbezahlbar und will gepflegt werden, damit sie bestehen bleibt - geben und nehmen - schön geschrieben, liebe Lore

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  3. Eine sehr schöne Geschichte, liebe Lore!

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  4. Ein wunderbar geschriebener Familieneinblick.
    Der Zusammenhalt ist schön und wichtig, er darf aber auch nicht zur Pflicht werden. Die junge Familie soll ja auch mal Zeit für sich haben.
    Liebe Grüße

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  5. Ja Lore, glücklich - wer eine intakte Familie hat! Soll es heute ja eher selten geben!

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  6. Mit einander, für einander,das geht immer mehr verloren,Lore.Schön geschrieben,altes Mädchen

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