Mittwoch, 23. Januar 2019

Schäfflertanz - Erinnerungsgeschichte

 Heute fand ich in meinem Postfach eine Einladung von einem ortsansässigem Betrieb. Am Sonntag wird vor diesem Betrieb ein Schäfflertanz vorgeführt.
Leider bin ich ja gehbehindert, denn dieser Tanz ist ein  besonders schönes Ereigniss. 
Einer Legende nach gibt es den Schäfflertanz seit dem Jahr 1517. Damals herrschte in ganz Europa die Pest. Da sich die Menschen kaum noch auf die Straße trauten, ging ein Schäffler hinaus und führte einen Tanz auf, um so die Leute wieder ins Freie zu locken.
Ein Schäffler war ein Fassmacher, deshalb sind die Tänzer mit einer schwarzen Kniebundhose, einer roten Jacke, einem Lederschurz und einer grünen Kappe bekleidet. 

 

 
Hilfe bringt die Feuerwehr


Als ich unlängst in meiner Fotokiste kramte, fiel mir ein Bild von einer Gruppe Schäffler aus dem
Jahre 1949, übrigens meinem Geburtsjahr, in die Hände.
Ob mein Vater deshalb diese Gruppe aufgenommen hat?
Der Legende nach wurde der erste Tanz der Schäffler in München im Jahre 1517 während einer Pestepidemie aufgeführt, als sich die Menschen nicht mehr auf die Straße wagten.
Doch erstmals nachgewiesen ist der Schäfflertanz im Jahre 1702.
Die Legende dürfte im 19. Jahrhundert entstanden sein.
Denn ob 1517 in München wirklich eine Pestepidemie war, kann nicht nachgewiesen werden.
In den Sterberegistern dieser Zeit standen keine auffälligen Todesraten.
Die Tanzfiguren der Schäffler bestehen neben den Tänzern, aus dem Vortänzer, dem Fass -Schlager
( Sie schlagen mit dem Hammer auf die Fässer)
und den Reifenschwinger, die einen Holzreifen in dem auf einer kleiner Vertiefung ein volles Weinglas (oder Schnapsglas) steht schwingen, ohne einen Tropfen zu verschütten.
Vergessen darf man auch natürlich den Kasperl nicht, der mit Gstanzl (gesungene Reime) die Leute derblekkt (verspottet)
Einmal war sogar meine große Schwester Karin Ziel ihres gutmütigen Spottes.
Meine Schwester arbeitete im Sommer nebenbei in einem Biergarten als Kellnerin.
Eines nachts, nachdem sie noch abgerechnet hatte setzte sie sich ins Auto und fuhr die etwa
15 Kilometer nach Hause.
Ich kann mich noch erinnern, es war eine hellblauer Opel mit weißem Dach und gehörte meinem Vater.
Zu Hause angekommen stellte meine Schwester fest, dass sie die Schlüssel liegen gelassen hatte.
Wie nun ins Haus kommen, ohne alle rebellisch zu machen.
Sie sammelte einige Kieselsteine und bombardierte mein Fenster.
Aber ich schlief natürlich so tief wie ein Bär im Winter und hörte nichts.
Es war zwar Sommer, aber im Auto schlafen wollte meine Schwester nun doch nicht, auch zurückfahren hatte keinen Sinn.
Denn auch in dem Gasthof würden alle jetzt friedlich schlafen.
Sie schaute sich um, als ein herzhaftes Lachen hinter ihr ertönte.
Über den Dorfplatz kamen zwei Floriansjünger geschlendert, die ihre Bemühungen schon eine
Zeitlang feixend beobachtet hatten.
Karin schilderte kurz ihre blöde Situation.
Dann wollte sie wissen, was die beiden zu so später Stunde noch hier machten.
Die beiden jungen Männer deuteten hinüber zum Sparkassenplatz wo ein wunderschöner Altar aufgebaut worden war und drei weiter Floriansjünger eifrig winkten.
Morgen war nämlich Primiz und die jungen Burschen mussten den Altar bewachen.
Karin schlenderte mit ihnen hinüber und mit großem Hallo wurden sie begrüßt.
Für die Feuerwehrmänner war dies eine willkommene Abwechslung in der langweiligen Nachtwache.
Karin wurde eine Leberkässemmel in die Hand gedrückt und auch aus der kreisenden Bierflasche durfte sie einen Schluck nehmen.
Als die Kirchturmuhr aber dreimal schlug, bekam meine Schwester doch einen Schrecken.
Nun wurde beratschlagt, wie man dem Mädchen helfen konnte und dann kam einer auf die glorreiche Idee das Feuerwehrauto zu holen und Karin sollte dann über die ausgefahrene Leiter in das offen stehende Wohnzimmerfenster im ersten Stock klettern.
Vergnügt machten sich alle auf den Weg zum Spritzenhaus.
Für die Jungs war das eine Riesengaudi.
Unter viel Gelächter wird das große rote
Feuerwehrauto geholt und vor unserer Wohnung dann die Leiter ausgefahren.
Unter den leisen anfeuernden Rufen der jungen Männer kletterte Karin hinauf.
Bevor sie im Zimmer verschwand warf sie ihren freundlichen Kavalieren noch ein Kusshand zu.
Beim nächsten Schäfflertanz wurde diese Geschichte dann als Gstanzl gesungen.
Und erst da haben meine Eltern alles erfahren.
Übrigens sind die Schäffler auch auf dem Rathaus von München zu sehen.
Zu der Melodie „aber heit is koalt, aber heit is koalt, drehen sich die Figuren im Kreis und im Sommer ist der Platz vor dem Rathaus von Touristen besetzt die alle nach oben sehen und die Kameras zücken.


© Lore Platz