Das Wetter ist trüb, kalt und nass, darum lasst euch mit meiner Geschichte ein wenig das Herz erwärmen.
Viel Spaß beim Lesen!
Die
Liebe kam mit dem Regen
Draußen
ist es noch dunkel als Nicole das Bett verlässt und ins Bad schlurft
Heute
hatte sie Frühschicht und das würde wieder stressig werden.
Bereits
um viertel vor acht standen die Kunden schon lange vor dem Supermarkt
in dem sie als Kassiererin
arbeitete.
Und
wenn dann um acht die Tür aufgesperrt wurde, dann stürmten sie
herein, wie eine Herde wild gewordener Affen.
Nicole
seufzte und betrachtete
ihr Spiegelbild. Zweiunddreißig wurde sie bald und ihre biologische
Uhr tickte und ihre ganze Sehnsucht galt einer eigenen kleinen
Familie.
Aber
die letzten zwei Jahre hatte sie neben dem Job auch noch ihre kranke
Mutter gepflegt und da blieb für Männer wenig Zeit, obwohl sie gar
nicht so schlecht aussah. Außerdem hatte die schlechte Erfahrung mit
Richie sie misstrauisch gegenüber Männern werden lassen.
Seufzend
wandte sie sich vom Spiegel ab.
Als
sie wenig später aus der Haustür trat, prasselte der Regen in
Sturzbächen vom Himmel.
Auch
das noch!
Sie
stülpte sich die Kapuze ihres Mantels über den Kopf und hastete zur
U-Bahn.
Auch
der Regen hielt die Leute nicht ab vom Einkaufen, nur ihre Stimmung
spiegelt das schlechte Wetter wider.
(c) Helge L. |
Nicole
fiel es schwer ihr freundliches
Lächeln beizubehalten, als sie in ihrem adretten Kittel mit dem
Namensschild an der Kasse saß.
Immer
wieder wurde sie von eiligen, schlecht gelaunten Kunden
angekeift.
Und
sie war froh, als der Blick auf die Uhr ihr zeigte, dass die Schicht
bald zu Ende war.
Müde
zog sie ihre verspannten Schultern hoch, da sah
sie eine
schmutzige kleine Hand, die
20 Cent
und eine Packung
mit Keksen
auf das Laufband legte.
Bedauernd
erklärte
sie dem
kleinen
etwa sechsjährigen Mädchen:
„Tut
mir leid, Kleine, die Packung kostet einen Euro dreißig.“
Das
Mädchen sah sie mit einem Blick an, der ihr fast das Herz zerriss,
sammelte das Geld auf und lief hinaus.
Aufatmend
verließ die junge Frau den Supermarkt.
Feierabend!
Es hatte zu regnen aufgehört und so beschloss sie zu Fuß zu gehen.
Als
sie in die nächste Querstraße einbog, sah sie das kleine Mädchen
stehen.
Es
wirkte irgendwie verloren und hustete heftig.
Spontan
ging Nicole zu ihr hin.
„Musst
du denn nicht nach Hause?“
Das
Mädchen erschrak und wollte weg laufen, da erkannte sie die
freundliche Frau aus dem Supermarkt.
„Wie
heißt du denn?“
„Christiane,“
murmelte die Kleine und scharrte verlegen mit den Füßen.
Nicole
überlegte.
Sie
konnte das Kind doch nicht einfach hier stehen lassen, außerdem war
es viel zu leicht bekleidet bei dieser Kälte.
„Da
vorne ist ein Mac Donald, hast du Lust auf einen Burger?“
Christiane
nickte heftig und strahlte, wobei eine Zahnlücke sichtbar wurde.
Da
ihr die Kleine außer ihrem Namen nichts verraten wollte, nahm die
junge Frau das Kind schließlich mit nach Hause.
Nach
einem ausgiebigem Bad zog sie ihr einen Pullover über und steckte
sie ins Bett, das im Zimmer ihrer Mutter stand.
Nachdem
sie ihr noch eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt hatte, gab sie ihr
einen Kuss auf die Stirn.
Das
Mädchen schlang beide Arme um ihren Hals und flüsterte:
„Ich
möchte bei dir bleiben.“
Nicole
verließ leise das Zimmer, ließ aber die Tür etwas offen stehen,
damit das Kind sich nicht fürchtete in der ungewohnten Umgebung.
Lange
saß die junge Frau nun da und überlegte was sie machen sollte. Die
Polizei anrufen oder das Jugendamt verständigen?
Nein!
Das hatte Zeit !
Vermissen
würde die Kleine sicher keiner, so verwahrlost wie sie aussah.
Morgen
hatte sie Spätschicht, dann würde sie vormittags erst Mal für das
Kind anständige warme Kleidung kaufen.
Aber
mit ihren zerrissenen verschmutzten viel zu dünnen Kleidchen konnte
sie das Mädchen nicht mitnehmen.
Ihre
Mutter hatte doch immer so viele Stoffe gesammelt!
Kurzentschlossen
setzte sie sich an die Nähmaschine und nähte eine Latzhose und dazu
ein Jacke.
Außerdem
fand sie noch einen Wollstoff den sie zu einem warmen Pullover
verarbeitete.
Die
Sachen sahen zwar nicht modern aus, aber waren wenigstens warm.
Nicole
spürte einen warmen kleinen Körper neben sich und öffnete die
Augen.
Ihr
kleiner Schützling lag eng an sie gekuschelt und schlief.
Sie
hatte gar nicht bemerkt, dass das Kind in der Nacht in ihr Bett
gekommen war.
Lächelnd
betrachtete sie das vom Schlaf gerötete Gesicht und verließ leise
das Zimmer.
Als
sie gerade den Tisch deckte kam die Kleine in die Küche.
„Hier
riecht es aber gut.“
„Guten
Morgen Spatz, das sind die Pfannkuchen, gehe ins Bad wasche dich und
ziehe dich an, nach dem Frühstück gehen wir einkaufen. Ich habe dir
gestern noch schnell etwas genäht, hoffentlich gefällt es dir.“
Die
Hose und auch der Pullover passten wie angegossen, die Unterwäsche
der Kleinen hatte sie gestern Abend noch gewaschen und über die
Heizung gelegt.
Christiane
lief zu der jungen Frau und schmiegte sich an sie. „ Danke!“
Später
dann bummelten die Beiden durch die Geschäfte und kamen mit vielen
Taschen beladen wieder nach Hause. Den warmen Mantel und die warmen
Schuhe durfte das Mädchen gleich anbehalten.
Nachdem
sie die Pizza verspeist hatten sah Nicole Christiane ernst an:
„Ich
muss bald in die Arbeit und kann dich nicht alleine hier lassen,
willst du mir immer noch nicht sagen wo du wohnst?“
Das
Mädchen schüttelte heftig den Kopf und klammerte sich schluchzend
an die junge Frau:
„Ich
möchte bei dir bleiben, kannst du mich denn nicht in die Arbeit
mitnehmen?“
Liebevoll
strich ihr Nicole über den Kopf, „das geht nicht mein Schatz.“
„Aber
ich will auch ganz brav und still sein.“
Verzweifelt
überlegte Nicole, ob sie frei nehmen sollte, doch so kurzfristig
ging das nicht.
Dann
fiel ihr Frau Jansen von gegenüber ein.
Und
das sagte sie Christiane.
Die
alte Frau erklärte sich gleich bereit.
Beim
Abschied klammerte sich Christiane verzweifelt an Nicole.
„Du
kommst doch auch bestimmt wieder!“
Die
alte Frau nickte Nicole beruhigend zu und so löste sich diese sanft
aus der Umklammerung und verließ schnell die Wohnung.
Noch
im Treppenhaus hörte sie das verzweifelt Weinen und es schnitt ihr
ins Herz.
Bei
der Arbeit heute war sie unkonzentriert und vertippte sich öfters
und so war sie froh, als die Schicht zu Ende war.
Schnell
hängte sie die Schürze in den Spind, da hörte sie auf dem Gang
Stimmen.
Peter,
der Biobauer, der jeden Abend den Markt belieferte.
Er
hatte eine kleine Landwirtschaft und baute Biogemüse an, auch die
Bioeier bezogen sie von ihm.
Außerdem
hatte er ein Auge auf sie geworfen, was ihre Kolleginnen immer zum
kichern brachte.
Er
war ihr sympathisch aber mehr hatte sie noch nicht über ihn
nachgedacht.
Dann
fiel ihr ein, dass er einmal erwähnt hatte, dass er aus einer
kinderreichen Familie stammte und ganz vernarrt in seine Neffen und
Nichten wäre.
Außerdem
arbeitete eine seiner Schwestern beim Jugendamt.
Sie
stürzte auf den Gang, wo ihre Chefin und Peter standen. Die alte
Frau grinste wissend und ging ihn ihr Büro.
Nicole
kümmerte es nicht, was ihre Chefin vielleicht denken könnte.
Sie
packte Peter am Ärmel und rief beschwörend:
„Du
bist genau der Mann den ich brauche!“
Einen
Moment sah dieser sie verdutzt an, dann zog ein Grinsen über sein
Gesicht.
„Meine
Rede!“
Da
erst wurde Nicole bewusst, was sie gesagt hatte und wurde rot.
Sie
fing zu stottern an: „nein, nein, so, so , ach welch ein Unsinn,
ich brauche deinen Rat und deine Hilfe!“
Sofort
wurde das Gesicht des Mannes ernst.
„Komm!“
Er nahm ihre Hand und führte sie zu seinem Lieferwagen.
Dort
erzählte Nicole nun dem aufmerksam zuhörenden Mann von der kleinen
Christiane.
Peter
ließ den Motor an. „Als ersten sollten wir die Kleine bei Frau
Jansen abholen. Sagst du mir bitte deine Adresse.“
Nicole
nannte sie und lehnte sich entspannt zurück. Sie betrachtete das
energische und doch so sensible Gesicht des Mannes neben ihr.
Eine
Schönheit im eigentlichen Sinn war er nicht, aber sie spürte die
Kraft und Stärke, die er ausstrahlte und seine Verlässlichkeit.
All
die Jahre lastete soviel auf ihren Schultern und ihr Verlobter war
ihr keine Hilfe gewesen. Im Gegenteil er hatte nur immer gejammert
und war beleidigt, wenn sie wieder mal keine Zeit für ihn hatte,
weil es ihrer Mutter so schlecht ging.
Als
sie bei Frau Jansen klingelten, öffnete Christiane die Tür und
stürzte sich mit einem Freudenschrei in Nicoles Arme.
Dann
erst bemerkte sie den Mann, der gerade Frau Jansen begrüßte.
Schüchtern
drückte sie sich an Nicole.
Peter
aber ging vor dem Kind in die Hocke.
„Hallo,
ich bin Peter und der Freund von Nicole, außerdem habe ich viele
Nichten und Neffen, die sind genauso groß wie du.
Auch
habe ich einen Bauernhof, mit kleinen Küken, zwei Katzen, einem Hund
und sogar einem Pony.
Du
kannst mich gerne mal mit Nicole besuchen. Willst du das“
Er
gab ihr einen Nasenstüber.
Christiane
nickte schüchtern lächelnd.
„Ich
habe einen Gemüseeintopf gemacht, viel zu viel, möchten sie etwas
mitnehmen!“ fragte Frau Jansen.
Nicole
bedankte sich bei der alten Frau.
Während
sie dann die Suppe aufwärmte und den Tisch deckte hörte sie
fröhliches Lachen aus dem Wohnzimmer.
Peter
tappte brummend wie ein Bär auf allen Vieren herum und Christiane
kringelte sich vor Lachen.
Später
kam dann Jutta, Peters Schwester und gemeinsam gelang es ihnen von
dem kleinen Mädchen die Adresse ihrer Mutter zu erfahren.
Aber
Christiane erzählte ihnen auch, dass ihre Mutter bereits seit
einigen Tagen nicht mehr nach Hause gekommen sei und als dann im
Kühlschrank nichts mehr zu Essen gewesen war, habe sie das Geld
genommen.
Dass
es zu wenig war, hatte sie nicht gewusst.
Die
drei Erwachsenen waren erschüttert.
Als
Christiane dann im Bett lag, überlegten sie was weiter geschehen
sollte.
„Ich
könnte dafür sorgen, dass du die Kurzzeitpflege bekommst bis man
die Mutter gefunden hat.“ schlug Jutta vor.
Nicole
nickte. „Kann ich das Kind nicht adoptieren?“
„Dazu
müsstest du verheiratet sein.“
„Dem
kann abgeholfen werden!“ rief Peter forsch.
Nicole
sah ihn Stirn runzelnd an.
„Soll
das ein Heiratsantrag sein, wir hatten noch nicht einmal ein Date,“
rief sie empört.
Jutta
gluckste und stand auf.
„Das
macht mal unter euch aus.“
Die
beiden bemerkten nicht einmal, dass sie gegangen war.
Peter
nahm Nicoles Gesicht in beide Hände und gab ihr einen zärtlichen
Kuss.
Dann
strich er zart eine Strähne ihres Haars aus dem Gesicht und meinte
leise.
„Ich
liebe dich schon lange und weiß, dass du die Richtige bist, aber wir
werden es langsam angehen.“
Christianes
Mutter wurde in einer billigen Absteige mehr tot als lebend gefunden.
Hier hatte sie ihre Freier empfangen, um ihre Drogensucht zu
finanzieren.
Peter
und Nicole heirateten und bekamen die Pflegschaft für Christiane und
das Mädchen blühte auf.
Als
ihre Mutter nach langem Siechtum dann starb wurde sie von ihren
Pflegeeltern adoptiert und wurde ihren kleinen Geschwistern eine
liebevolle große Schwester.
©
Lore Platz 29.01.2019
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