Ein
kleiner Junge steht am Fenster und sieht traurig den tobenden Kindern
zu, die sich vergnügt mit Schneebällen bewerfen.
Weiter
hinten auf dem zugefrorenen Weiher drehen einige ihre Runden auf
Schlittschuhen.
Er
seufzt leise, wir gerne würde er auch einmal mit Schlittschuhen über
die glatte Fläche gleiten zu den Klängen der Musik, die er im Kopf
hören würde.
Ein
Lächeln spielt um seine Lippen.
Vor
sechs Jahre, im Alter von drei Jahren hatte er Kinderlähmung und
seitdem war sein linkes Bein lahm.
Lange
war er traurig gewesen, obwohl er es seinen Eltern nie gezeigt hatte,
denn er wollte ihnen keinen Kummer machen.
Doch
eines Tages hatte er im Radio die
„Träumerei“
von Robert Schumann gehört und sie wurde von einem bekannten
Violinisten gespielt.
Und
seitdem hatte er den Wunsch mit der Geige zu spielen .
Als
er seinen Wunsch einmal seinen Eltern
anvertraute,
lag unter dem Weihnachtsbaum eine wunderschöne rotbraun glänzende
Geige.
Seitdem
bekam er Unterricht und er lernte schnell dieses Instrument zum
Singen zu bringen.
Bald
stellte sein Lehrer die außerordentliche Begabung des Jungen fest
und legte den Eltern nahe,
diese
zu fördern und schlug ihnen Herrn Bellini vor, einen der besten
Lehrer.
Deshalb
waren sie hierher gezogen.
„Pascal,
du musst zum Unterricht.“
Die
Mutter kommt herein, in der einen Hand seinen Mantel, in der anderen
seinen Geigenkasten.
Vor
der Haustür legt sie ihm noch einen dicken Schal um den Hals, gibt
ihm einen Kuss auf die Stirn und geht zurück ins Haus.
Dies
alles wird von Arne beobachtet und es macht ihn wütend , obwohl er
nicht sagen kann warum.
Aber
eigentlich ist ihm dieser „Krüppel“ vom ersten Augenblick an
zuwider gewesen.
Er
winkt seinen Freunden, Rudi und Andreas und grinsend stellen sich die
drei Pascal in den Weg.
„ Da
kommt ja unser Muttersöhnchen und wie elegant er wieder schreitet.“
Arne
ahmt das Hinken des Jungen nach und seine Freunde kichern.
Pascal
beachtet ihn nicht und geht unbeirrbar weiter.
Doch
plötzlich umkreisen sie ihn und zwingen ihn zum stehenbleiben.
„Ich
habe dich was gefragt, Hinkebein!“ schnauzt Arne ihn an.
Pascal
betrachtet ihn ruhig.
„Da
ich meine Geige dabei habe, sollte es wohl klar sein, wohin ich
gehe.“
„Ach
natürlich unser Wunderknabe, der besser musizieren, als Laufen kann
und außerdem der Liebling der Lehrer ist, geht zu Herrn Bellini!“
spottet Arne und zieht Pascal schnell seine Mütze vom Kopf und wirft
sie Rudi zu.
Nun
spielen sie mit der Mütze und werfen sie sich gegenseitig zu,
während Pascal sich hilflos im Kreis dreht und versucht sie zu
erwischen.
Als
die Mütze zu Boden fällt kicken die frechen Jungen sie wie einen
Fußball durch die Gegend.
Herr
Belline, der alles vom Fenster aus beobachtet hat, kommt nun aus dem
Haus und auf sie zu.
Lachend
laufen die Jungen weg.
Pascal
bückt sich, hebt die klatschnasse Wollmütze vom Boden auf und
schüttelt sie, dann steckt er sie in die Tasche.
Herr
Bellini hat ihn nun erreicht und meint grimmig.
„Ein
übler Bursche dieser Arne, mit dem nimmt es einmal ein schlechtes
Ende. Aber nun komm ins Warme.“
Er
legt seinem Lieblingsschüler den Arm um die Schultern und führt ihn
ins Haus.
Bald
sitzt Herr Bellini in seinem großen Ohrensessel, die Hände über
den Bauch gefaltet, die Augen geschlossen und lauscht entzückt , den
wundervollen Klängen die Pascal seiner Geige entlockt.
Fortsetzung folgt